Yesterday we ran

Yesterday we ran
Thoughts flew about like shrapnel
Tables overturning, shattering flower vases screaming
Our determination to remain in this land
7,000 miles away from the desperation that drove us here
The desperation that stalks us still, in this, illusion
Yesterday we ran
As they kicked down the door screaming:
"Black motherfuckers,
Scumbag African monkeys, today you return to your jungle"
We ran
I bolted through the backdoor, flung myself down the flight stairs
And leaped under the stars
My feet etching my resolve into the concrete:
'I am not going back to Africa!'
Not today.
Not until I bag a foreign passport that bears my name,
Knit my soul to a wrinkled skin if I have to.
You won't catch me today
You won't crack my skull against your prison bars,
You won’t empty my blood on the pavement
Like you did them students,
My journey does not end in your detention camp
You won't catch me today.
Yesterday we ran
I dashed past the flower shop, the devil on my heels
Into the jewellery store, hell in my lungs
And there she stood, a frail brown-skinned woman
Frightened, puzzled, knowing.

As my mind scrambled to unravel the mystery
her eyes held, empathy or trouble? She screamed
"Here! He's in here, the African is in here!"
I ran;
Crashed into her show glass and ruptured my tendon

When will the running stop?
I had no time to weigh living on the run
Against the knowledge that I do have a home
Where my legality isn’t in question
But I ran from it, ran into this place that demands I keep running
Running, down a black alley, into the sewer.
They won't find me here.
36 hours later, at peace with the surrounding darkness,
I listen to the rats and my protesting stomach,
Drinking in the stench around me
Yesterday we ran
And Chuma jumped through the window
Four-storey down
What do I tell his wife back home?

© Efe Paul Azino
From: For Broken Men Who Cross Often
Farafina Books, 2015
Audio production: Haus für Poesie, 2016

Gestern rannten wir

Gestern rannten wir,
Gedanken flogen wie Schrapnells
Und Tische kippten, Vasen brachen, Schreie,
Unser Entschluss, in diesem Land zu sein,
7000 Meilen weit von der Verzweiflung, die uns hierhin trieb,
Die Verzweiflung, die uns noch immer stalkt – in dieser Fantasie,
Gestern rannten wir,
Als sie die Tür eintraten, schreiend:
»Schwarze Motherfucker,
Scheiß Afroaffen, heute geht’s zurück in euren Dschungel«
Rannten wir,
Ich hetzte durch die Hintertür, spurtete die Außentreppe runter
Und machte einen Satz unter die Sterne,
Meine Füße kratzten meinen Entschluss in den Asphalt:
›Ich gehe nicht zurück nach Afrika!‹
Nicht heute.
Nicht bis ich einen Pass erbeute, der meinen Namen trägt,
Schmiege mich zur Not an weiße Rentnerinnenhaut.
Ihr werdet mich heute nicht erwischen,
Ihr werdet meinen Kopf nicht gegen Gitterstäbe kicken,
Ihr werdet mein Blut nicht wie irr vergießen
Wie unter den Studenten,
Meine Reise endet nicht in eurem Internierungslager,
Ihr werdet mich heute nicht erwischen.
Gestern rannten wir,
Den Teufel dicht im Nacken flitzte ich vorbei am Blumenladen
Zum Juwelier, meine Lunge reine Hölle,
Und plötzlich stand sie vor mir, zierlich, braune Haut,
Erstaunt, erschrocken, wissend.

Während ich zu dechiffrieren suchte, was ihre Blicke hießen –
Anteilnahme oder Angst – begann sie schon zu schreien:
»Hier! Er ist hier drin, der Afrikaner ist hier drin!«
Ich rannte;
Zerbrach dabei ihre Vitrine und zerschnitt mir eine Sehne.

Wann wird Schluss sein mit dem Rennen?
Mir blieb null Zeit, mein Leben auf der Flucht
Gegen das Wissen abzuwägen, dass ich ein Zuhause habe,
Wo meine Legalität nicht angezweifelt wird.
Aber ich rannte davor weg, rannte hierher, wo ich weiter rennen muss,
In eine dunkle Gasse rennen, in die Kanalisation.
Hier wird man mich nicht finden.
36 Stunden später, im Einklang mit der Dunkelheit ringsum,
Höre ich die Ratten und meinen knurrenden Magen,
Trinke den Gestank, der mich umgibt,
Noch gestern rannten wir
Und Chuma sprang direkt durch die Scheibe
Vier Etagen,
Was sag ich seiner Frau zu Hause?

Ins Deutsche übersetzt von Ron Winkler