Kendalê Birînê

Her berêvar,
sirûda nifşê xewna şîn,
wek karwanekî berê yê riya hevrîşimê,
tevî bîna darçîn û qerenfîlê,
di nava me re,
bi bîranînên çavbelek re dibuhure,
dengê bilurekê bi ser me dikeve...

Nixurya qewmekî ji demê re degel,
helbesteke çiyayî ne em,
ku birînên me dizelilin,
şev li me digerin,
tavsork di destên me de dibirijin,
li mizgîniya perperîkan diqesidin,
pey xeydên zeviyê giri dikevin,
agirdanka çavan ji ken diteyisînin,
û li ber şêmuka Nêrgizan ji qerem dikevin,
bi kuştina zarok û tivîlkan,
pel bi pel ji giyana jînê diweşin,
gulleya çardexwerê 
li bejna me ya narincî naşikîne
wilo ne dûr,
di sînga me de baskên xwe dişikîne...

Ma ne mirin ne lavlavk e,
rihe wê ne ji axê tê,
şewkekî desthilatdara ye
xwe ji şewqa çavên me digire
û em di ti çaxan de,
fêr nebûn xwe bidin ber siyê...

Em xwîniyên yek xeyalê ne dilo,
banga me ya Newrozîn 
li hêtên zaferanî dişikin,
ne gunehê duriyê ye,
em gulecêwîkê welatê bê berbejnin,
li kendalê birînê jî,
bi taya eşqê dilerizin..

© Fatma Savci
Audio production: Haus für Poesie / 2017

Landschaften aus Wunden

Wenn sich die Tage neigen
wie Karawanen auf der alten Seidenstraße
ihrer Wege ziehen
singt unser Traum das Lied einer ganzen Generation,
verströmt den Geruch aus Zimt und Nelken,
geheimnisvoll wie das Schwarz der Augen
und das Spiel einer Flöte.

Das Lied derer aus mutiger Zeit.
Ein Gedicht, das aus den Bergen kommt,
unsere Wunden reinigt,
und uns Nächte schenkt,
die sich aus der Dämmerung schälen.
Dann folgen wir den Schmetterlingen,
verlassen die öden Felder der Trauer
und unsere Augen erstrahlen vor Freude,
bis sie an der Schwelle zu den Narzissen
erneut ermatten
weil unsere Kinder fallen
wie tote Blätter
unterm Feuerlauf ihrer Gewehre.
Doch stark sind wir und zärtlich
und unsere Flügel noch nicht gebrochen.

Der Tod ist keine Kletterpflanze,
die aus der Erde wuchert.
Er ist der Dorn der Macht
und sticht ins Funkeln unserer Augen,
oft – bevor wir Zuflucht finden.
Wir werden uns nicht daran gewöhnen.

Wir sind aus Blutrache Vertriebene, mein Herz,
doch im farbenfrohen Neujahrsruf, Newroz,
reißen wir das Safrangelb der Mauern ein.
Wir sind Zwillingsblumen ohne Amulett
in Landschaften aus Wunden
und erzittern nur im Fieber der Liebe.

Aus dem Kurdischen nachgedichtet von José F.A. Oliver
VERSschmuggel, Kurdisch-Deutsch, Poesiefestival Berlin, 2017