A

Bevor du B sagst, verweile doch,
horch, bedenk,
was du gesagt hast. Ein Vokal,
der wenig bedeutet,
viel in Bewegung setzt.
Einmal den Mund aufgemacht,
und du treibst deine sterbliche Hülle
zu Leistungen an
von kosmischer Komplexität:
ganze Kaskaden von Reizen,
Berechnungen, Turbulenzen,
hinter dem Rücken dessen,
der Ich ist – vom Gehirn,
das nicht redet
und jeder Wissenschaft spottet,
zu schweigen.

© Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main 1995
From: Kiosk. Neue Gedichte
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1995
ISBN: 3-518-40680-9
Audio production: Suhrkamp Verlag Frankfurt 1995

Liebe geht

Wozu war’s gut, dich so lange zu lieben
– sag mir, wozu? die Liebe war ein Licht,
das wärmte; halten können wir es nicht,
das Gelb und Rot, das uns nicht gut geblieben,

nur fortwährender Schaden uns noch ist
– Groll und Trauer – und das alte Bündel
aus Fleisch und Blutgefäßen uns entzündet,
das Herz; es wusste nichts von Hinterlist.

Was wurde aus der Zeit des Glücks? Nichts, das
nicht widerlich nun wäre, und uns bleiben
Verzierungen der Schwermut und sonst nichts.

Wund das Gemüt, zwangsläufig, also was
hat die Liebe genutzt? Muss ich jetzt schreiben:
Das Werk von Jahren – an einem Tag zerbricht’s?

Übersetzung: Michael Ebmeyer