Alone and Not Alone

Out of the water
came the one
who reached back
into the water
and pulled out the zero.

The time is now.

The time is now 8:15 p.m.
Eastern Standard Time.

In Beijing Lan Lan
is getting up
tomorrow.
I see her pretty, smiling face
as she curls back the covers.
Tonight I
will get under the covers
and think of her face
not because I
am in love with her
but because I
like her face
though I
do not want it
on my head.

Out of the water
came my head,
head first, whoosh!

A person’s head
does not belong
underwater.

Look at fish!
Who wants to be one?

I would
for a moment
or two. Then
back to me.

It would be terrible
to alternate
being fish
and person
every few seconds.

We inhale
then exhale
every few seconds.

Lan Lan’s
two daughters
are inhaling and exhaling,
still asleep –
it is Sunday
in Beijing.

Lan Lan’s husband
is sitting at a table
in the kitchen
thinking
about the poetry
of Alexander Blok.

Alexander Blok
is pouring hot water
into the teapot.
Out of the water
came the tea
and out of the tea
came the scent of jasmine.

And then Alexander Blok
was not there.
He had to go away
and die again.

He exhaled and then
exhaled, and then
was like a dead fish,
wrapped in a newspaper
whose headline says
BLOK DEAD.
He reached back
and pulled himself
out of life
and into those two words.

Lan Lan’s husband
looks up confused –
his mind is in Russian
but everything else
is in Chinese
when she comes in
and the jasmine is deeper
and more of you now.

It is 8:33.
What happened?

You were not alone
in thinking you were alone.

© Ron Padgett and Coffee House Press
From: The Collected Poems of Ron Padgett
Minneapolis: Coffee House Press, 2013
Audio production: Live im Haus für Poesie / 2018

Allein und nicht allein

Aus dem Wasser
kam derjenige,
welcher noch einmal
in das Wasser langte
und die Null rauszog.

Die Zeit ist jetzt.

Die Zeit ist jetzt 20:15.
Eastern Standard Time.

Lan Lan steht
in Peking
morgen auf.
Ich seh ihr hübsches, lächelndes Gesicht,
als sie die Decke aufschlägt.
Heute Nacht
unter der Decke
denk ich an ihr Gesicht,
nicht weil ich
in sie verliebt bin,
sondern weil ich
ihr Gesicht mag,
doch ich
möcht’ es nicht
auf meinem Kopf.

Aus dem Wasser
kam mein Kopf,
Kopf voran, brrhh!

Eines Menschen Kopf
gehört nicht
eingetaucht.

Sieh die Fische!
Wer möcht’ einer sein?

Ich vielleicht
für einen Augenblick
oder zwei. Dann
zu mir zurück.

Furchtbar wär’s
alle paar Sekunden
zwischen Fisch
und Mensch
wechseln müssen.

Wir atmen ein
und atmen aus
alle paar Sekunden.

Lan Lans
zwei Töchter
atmen ein und aus,
noch schlafend –
es ist Sonntag
in Peking.

Lan Lans Mann
sitzt am Küchentisch
und
denkt
an die Gedichte
Alexander Bloks.

Alexander Blok
gießt heißes Wasser
in die Kanne.
Aus dem Wasser
kam der Tee
und aus dem Tee
kam eine Duftwolke Jasmin.

Alexander Blok war plötzlich
nicht mehr da.
Er musste fortgehn
und noch einmal sterben.

Er atmete aus und
nochmal aus und war
schließlich wie ein toter Fisch,
in Zeitung eingeschlagen,
deren Schlagzeile heißt
BLOK GESTORBEN.
Er langte zurück
und zog sich selbst
aus dem Leben
und in diese Schrift.

Lan Lans Mann
guckt verdutzt –
sein Kopf in Russisch
abgetaucht, doch alles
andere Chinesisch,
als sie hereinkommt
und der Jasmin ist tiefer
und noch mehr von dir jetzt.

Es ist 20:33.
Was war los?

Du warst nicht allein
als du dachtest, du seist allein.

Aus dem amerikanischen Englisch übertragen von Jan Volker Röhnert
Aus: Ron Padgett: Die schönsten Streichhölzer der Welt. Gedichte. Englisch – Deutsch. Mainz: Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung, 2017