BRATI: LJUBITI

Ko te prebiram, plavam. Kot medo s šapami me
potiskaš v blaženost. Ležiš na meni, ki si me
razdejal. Na smrt sem te vzljubil, prvi med
rojenimi. V enem samem hipu sem postal tvoj kres.

Varen sem, kot nisem bil nikoli. Si dokončni
občutek zadoščenja: vedeti od kod je hrepenenje.
V tebi sem kot v mehkem grobu. Režeš in prežarjaš
vse plasti. Čas se vname in izgine, himne slišim,

ko te gledam. Strog si in zahteven, stvaren. In ne
morem govoriti. Vem, da hrepenim po tebi, trdo sivo
jeklo. Za en tvoj dotik dam vse. Glej, pozno sonce

buta ob stene dvorišča v Urbinu. Umrl sem zate.
Čutim te in te rabim. Mučiš. Ruješ me in izžigaš,
vedno. In v prostore, ki si jih uničil, teče raj.

© Tomaž Šalamun
From: Mera časa
Ljubljana : Cankarjeva založba,
Audio production: Študentska založba

LESEN: LIEBEN

Wenn ich dich lese, schwebe ich. Wie ein Teddy schubst du mich

mit deinen Pfoten in Verzückung. Liegst auf mir, den du verwüstet

hast. Zum Sterben habe ich dich lieb gewonnen, erster unter den Geborenen.

In einem einzigen Augenblick wurde ich dein Leuchtfeuer. Geborgen bin ich


wie noch nie. Du bist das endgültige Gefühl von Erfüllung: das Wissen

um den Ursprung der Sehnsucht. In dir bin ich wie in einem weichen

Grab. Du schneidest und durchglühst alle Schichten. Die Zeit entflammt

und verschwindet, ich höre Hymnen, wenn ich dich ansehe. Streng


bist du und anspruchsvoll, sachlich. Und ich kann nicht sprechen.

Ich weiß, ich sehne mich nach dir, harter, grauer Stahl. Für eine

Berührung von dir gebe ich alles. Schau, die späte Sonne brandet


gegen die Mauern des Hofes in Urbino. Gestorben bin ich für dich.

Ich spüre dich und brauche dich. Du quälst. Rodest und sengst mich,

immer. Und in die Räume, die du vernichtet hast, flutet das Paradies.


Aus dem Slowenischen übersetzt von Fabjan Hafner
aus: Tomaž Šalamun, Lesen: Lieben. Gedichte aus vier Jahrzehnten. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 200