Fabjan Hafner
german
BRATI: LJUBITI
Ko te prebiram, plavam. Kot medo s šapami me
potiskaš v blaženost. Ležiš na meni, ki si me
razdejal. Na smrt sem te vzljubil, prvi med
rojenimi. V enem samem hipu sem postal tvoj kres.
Varen sem, kot nisem bil nikoli. Si dokončni
občutek zadoščenja: vedeti od kod je hrepenenje.
V tebi sem kot v mehkem grobu. Režeš in prežarjaš
vse plasti. Čas se vname in izgine, himne slišim,
ko te gledam. Strog si in zahteven, stvaren. In ne
morem govoriti. Vem, da hrepenim po tebi, trdo sivo
jeklo. Za en tvoj dotik dam vse. Glej, pozno sonce
buta ob stene dvorišča v Urbinu. Umrl sem zate.
Čutim te in te rabim. Mučiš. Ruješ me in izžigaš,
vedno. In v prostore, ki si jih uničil, teče raj.
From: Mera časa
Ljubljana : Cankarjeva založba,
Audio production: Študentska založba
LESEN: LIEBEN
Wenn ich dich lese, schwebe ich. Wie ein Teddy schubst du mich
mit deinen Pfoten in Verzückung. Liegst auf mir, den du verwüstet
hast. Zum Sterben habe ich dich lieb gewonnen, erster unter den Geborenen.
In einem einzigen Augenblick wurde ich dein Leuchtfeuer. Geborgen bin ich
wie noch nie. Du bist das endgültige Gefühl von Erfüllung: das Wissen
um den Ursprung der Sehnsucht. In dir bin ich wie in einem weichen
Grab. Du schneidest und durchglühst alle Schichten. Die Zeit entflammt
und verschwindet, ich höre Hymnen, wenn ich dich ansehe. Streng
bist du und anspruchsvoll, sachlich. Und ich kann nicht sprechen.
Ich weiß, ich sehne mich nach dir, harter, grauer Stahl. Für eine
Berührung von dir gebe ich alles. Schau, die späte Sonne brandet
gegen die Mauern des Hofes in Urbino. Gestorben bin ich für dich.
Ich spüre dich und brauche dich. Du quälst. Rodest und sengst mich,
immer. Und in die Räume, die du vernichtet hast, flutet das Paradies.
aus: Tomaž Šalamun, Lesen: Lieben. Gedichte aus vier Jahrzehnten. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 200