letter to butcher from abroad

for Balthazar

 
the prisoner says
 
now I'm not sure
whether the sweet Lord roared
but a first fly is dancing
droning against the panes
a blossom tossed against the sky
the walls glisten with blood
one's heart hangs still
for fear this ecstasy might ebb
one gathers the minute bewilderments
as food for the journey of the ungainly gray human
squatting incarcerated in the body
 
the prisoner states
 
Li Changyin warned against holes for the rain
Never let your heart unfold with the flowers of spring
One inch of love is an inch of ashes
I hope you will pick out my gray bones
in the blown fires of the earth
 
as for me, I'll set out on a trip
I'll lie inside my body on the upper deck
to feel the tremors of the boat in my flesh
the ropes dozing all prepared in cool places
the mast will swing for direction against the blue
the sea will stir the sea will smell
the sea will be alive with dolphins
gulls will come to swarm above the heart

and then it will all be silenced to light
as sun with the sounds of a language
rapes each fiber grain and cell—
but I, I will go on a voyage
 
the prisoner confesses
 
when your dreams are finally crushed
and you await night's darkening far from your people
like the pine tree painfully yearning for a blaze of sails
its lament shuddering a white wind in the forest
to crouch on Monday mornings crippled like a crow
at the lips of the ocean
then one is ready
to tremble in the soil
and feed the insects
with confessed declarations
 
I can testify
I can describe the colors >from within
the walls are black the snot is gold
blood and pus are ice cream and berry juice
outside against the bulwarks the bird pecks and pecks
 
I stand on bricks before my fellow man
I am the statue of liberation
with electrodes tied to my balls
I try to scream light into this obscurity
while writing slogans in crimson urine
across my skin over the floor
 
throttled by the ropes of my guts
I slip on a bar of soap and break my neck
kill myself with the evening paper
tumble >from the tenth floor of heaven
to redemption on a street among people
 
and you, butcher
 
burdened with the security of the state
what are your thoughts when night begins to show her
skeleton
and the first burbling scream is forced
from the inmate
as if of birth
flooded by the fluids of parturition?
 
are you then humbled by this blood-smeared thing
with its humanoid shuddering shocks
and its broken breath of dying
in your hands?
 
does the heart also tighten in your throat
when you paw its slippery limbs
with the very hands that will caress the secrets of your wife?
 
tell me, butcher
so that the obstetrics you're made to perform
in the name of my survival
may be revealed to me
in my own tongue
 
the prisoner says
 
I don't want to die here
I want to be hanged outside in the desert
with my heart turned toward dawn's cold
where the mountains are flies gorging themselves on the
horizon
where sand burns with one million silver tongues
and the moon as rotten as a shipwreck
sinks through blue smoke
 
now tell me, butcher
before that thing becomes a curse
and you may plead only by mouths
of graves
before the risen prisoners of Africa

© Breyten Breytenbach
Audio production: 2007, Literaturwerkstatt Berlin

Brief an Schlächter aus dem Ausland

für Balthazar


der Gefangene spricht

jetzt bin ich mir nicht sicher
ob der süße Herr gebrüllt hat
eine erste Fliege aber tanzt
summend gegen die Scheibe
eine Blüte, gegen den Himmel geklatscht
die Wände glänzen von Blut
das Herz hängt reglos
als könnte dieses Rasen bald vergehn
und sammelt die Verwirrung der Minuten
als Proviant für jenen grauen, tauben Menschen
der eingekerkert dort im Körper hockt

der Gefangene erklärt

Li Shangyin warnte uns vor Löchern, in die Regen rinnt
Lass nie dein Herz aufgehen mit den Frühlingsblumen
Ein Zentimeter Liebe ist ein Zentimeter Asche
Ich hoffe du klaubst meine grauen Knochen
aus den verwehten Feuern dieser Erde

was mich betrifft, ich gehe jetzt auf Reisen
ich liege in meinem Körper auf dem Oberdeck
um jedes Zittern dieses Schiffs im Fleisch zu spüren
die Leinen dösen stets bereit in kühlen Nischen
der Mast wird seinen Kurs ins Blaue schaukeln
das Meer wird wogen, das Meer wird riechen
das Meer wird von Delphinen überschäumen
Möwen werden kommen, überm Herzen kreisen

und dann wird alles bis ins Licht verstummt
wie Sonne mit den Lauten einer Sprache
alles, Faser Korn und Zelle schändet –
doch ich, ich geh auf Reisen

der Gefangene gesteht

wenn deine Träume schließlich zerschlagen sind
und du ein Dunkel fern von deinem Volk erwartest
wie eine Pinie, schmerzlich Segelglanz ersehnend
mit ihrer Klage einen weißen Wind im Wald ergreift
um Montag morgens, verkrüppelt wie eine Krähe
an die Lippen des Meeres zu kriechen
dann ist man bereit
in der Erde zu zittern
und Insekten zu füttern
mit Aussage und Geständnis

ich kanns bezeugen
ich kann die Farben von innen beschreiben
die Wände schwarz der Schnodder golden
und Blut und Eiter Eiskrem Beerensaft
der Vogel an der Schiffswand außen hackt und hackt

ich stehe auf Steinen vor meinem Volk
ich bin die Statue der Befreiung
an meinen Eiern hängen Elektroden
ich versuche, durch dieses Dunkel Licht zu schreien
und schreibe Slogans mit rotem Urin
auf meine Haut, auf den Boden

von meinen Eingeweiden erdrosselt
rutsche ich auf Seife aus, breche mir
den Hals, ermorde mich mit einer Abendzeitung
stolpere vom zehnten Stock des Himmels
zur Erlösung auf die Straße unter Menschen

und du, Schlächter

schwer beladen mit der Sicherheit des Staates
was denkst du wenn die Nacht sich anschickt
ihr Skelett
zu zeigen und der erste schrille Schrei
aus dem Gefangenen gezwungen wird
als wärs eine Geburt
überflutend mit Fruchtwasser?

berührt dich dieses blutverschmierte Ding
sein menschliches, flatterndes Zucken
und der gebrochene Atem des Sterbens
in deinen Händen?

schnürt das Herz dir auch die Kehle zu
wenn du den glitschigen Körper anpackst
und dieselben Hände streicheln das Geheimnis deiner Frau?

sags mir, Schlächter
damit die Geburten, die du im Namen
meines Überlebens durchführen musst
mir in meiner eigenen Zunge
offenbart werden

der Gefangene sagt

ich will hier nicht sterben
ich will in der Wüste gehängt werden, draußen
wo mein Herz der kalten Dämmerung zuwinkt
wo Berge Fliegen sind, die sich mit Horizont vollstopfen
wo Sand mit abertausend Silberzungen brennt
und der Mond wie ein verfaultes Schiffswrack
durch den blauen Rauch sinkt

jetzt sag mir, Schlächter
bevor dies hier ein Fluch wird
dein Flehen aber sprich
durch die Münder der Gräber
vor den auferstandenen Gefangenen Afrikas

Aus dem Englischen von Uljana Wolf