Frau am Fenster

Sie wollte sich dem Sichtbaren verschreiben,
den Blick gehisst wie ein Segel für die Reise,
gespannt wie die Sehne des Bogens,
innehaltend voller Unschuld am Pfeil.
Hinausgelehnt, diesseits doch nicht da,
sah sie alle Sanftmut in der Brise vergehen.


Nun zieht sie sich zurück in das geschliffene Glas,
von dem nur eine Facette der Welt zugewandt ist,
wie die Seele im Königsblau einer Fensterrose,
der glühende Wein in der Tiefe eines Kelchs:
in das Zimmer, wo sie ihr Lebensetui verwahrt,
mit dem Schatten des Tages auf den Dielen.


Eingeschnürt von dem eisigen Fenstergurt,
zu dem hin sie langsam ihr Antlitz neigt,
würde sie den Arm ausstrecken, wäre das Sein
aller Dinge zu berühren ihr vergönnt: die Welt,
von der sie mehr verkörperte als nur ein Relief,
für immer gebannt in den Rahmen des Fensters.

Aus dem Portugiesischen von Sarita Brandt