New York, September 12, 2001

"Then it went dark. Real dark. Like snow."
—words of a survivor
 

will the hand endure moving over this paper
will any poem have enough weight
to leave a line of flight above the desolate landscape
ever enough face to lift against death's dark silence
who will tell today
 
the huge anthill of people remains quiet
somber and bright but obscure
as if the brown effluvium of sputtering towers
sweeps still the skyline with a filthy flag
who will weep today
 
today images wail for voice behind the eyes
planes as bombs stuffed with shrapnel of soft bodies
then the fire inferno flame-flowers from skyscrapers
human flares like falling angels from the highest floor
down, down all along shimmering buildings of glass and steel
fluted in abandoned beauty and fluttering
weightless and willowy and flame-winged to streamline
fleeting reflections in the fugitive language of forgetting
the hellhound of destruction has a red tongue of laughter
 
who will tell and who will count
gouged eyes do not understand the blue of sky
through a dismal and chilly nuclear winter
people stumble people shuffle
stumble-people shuffle-people worm-white-people

where lie the faces
old before their end or their wedding
grayed in ashes from head to toe
as if clothed in coats of the snowing knowing of ages
 
beneath rummage and debris rosy corpses move and mumble
and in East River confidential files and folders float
with shreds and feathers lacerated human meat
scorched confetti for the dog's feast
who will tell tomorrow tomorrow
 
where are the faces
will the tongue still think
still pulse its dark lair
with flamed memory of bliss
will words still drink oblivion
will any poem some day ever carry sufficient weight
to leave the script of scraps recalling fall and forgetting
 
will death remain quivering in the paper

© Breyten Breytenbach
Audio production: 2007, Literaturwerkstatt Berlin

New York, 12. September 2001

„Dann wurde es dunkel. Vollkommen dunkel. Wie Schnee.“
        – Worte eines Überlebenden


wird es die Hand ertragen, über dies Papier zu fahren
wird je ein einziges Gedicht genug Gewicht haben
eine bleibende Linie über die trostlose Landschaft zu ziehen
je genug, dem Todesschweigen sein Gesicht zu zeigen
wer wird heute sprechen

der große Ameisenhügel aus Menschen hält still
düster und leuchtend aber unverständlich
als ob der braune Auswurf der spuckenden Türme
die Skylinie noch immer mit dreckiger Fahne verwischt
wer wird heute weinen

heute rufen klagend Bilder nach einer Stimme hinter den Augen
Flugzeuge wie Bomben vollgestopft mit der Munition weicher Körper
dann das Inferno Feuer Flammenfalter aus Wolkenkratzern
menschliche Fackeln fallende Engel aus dem obersten Stock
hinab, hinab, entlang glitzernder Gebäude, Glas und Stahl
wie Wellen fast und in verlassener Schönheit flatternd
schwerelos, schlank, die Stromlinie gefiedert mit Flammen
flüchtige Betrachtung in der Flüchtlingssprache des Vergessens
der Höllenhund der Zerstörung lacht mit roter Zunge

wer wird sprechen, wer wird zählen
zerstochene Augen fassen nicht das Himmelsblau
durch einen trostlos kalten nuklearen Winter
stolpern Menschen schlurfen Menschen
Stolper-Menschen Schlurf-Menschen Wurm-weiße-Menschen

wo liegen die Gesichter
die alt geworden sind vor ihrer Hochzeit, ihrem Tod
die aschegrau geworden sind vom Scheitel bis zur Sohle
als ob sie Mäntel trügen aus dem Schnee, der alle Zeiten kennt

unter Trümmern und Tand regen sich raunend rosige Körper
im East River treiben vertrauliche Akten und Mappen
Menschenfleisch, zerfleddert, Fetzen und Federn
angekokeltes Konfetti für das Fest der Hunde
wer wird sprechen morgen morgen

wo sind die Gesichter
wird die Zunge noch denken
und ihr dunkles Versteck durchpulsen
mit der glühenden Erinnerung ans Glück
werden die Worte noch Vergessen trinken

wird je ein einziges Gedicht genug Gewicht haben
die bleibende Schrift zu kitzeln, die an Fallen und Vergessen mahnt

wird der Tod bleiben zitternd im Papier

Aus dem Englischen von Uljana Wolf