Traveler

Every evening
the bells of the temple close by
rest their easy weight on the bones;
it’s time again to wonder
what I’ll do with what I learn.
A warm vapor rises
from the darkening earth like a hope.
Somewhere, inside a room,
a girl is dying in her mother’s arms.
Elsewhere, someone
revenges himself for his broken life.
I look at people. At my little misery.
Beyond, at a jasmine’s sad sweet smile.
Movement here has purpose:
It is not cold and tired.
The deer chasing the new growth of grass.
The drum thumping against the sky.
The woman with her knees drawn to her chest.
And the wind that deceives itself
it has tellingly carried the scream of the girl
who is dying in her mother’s arms.
My knowledge and my time
fail to quiet to night
unlike the flutter of birds.
I try to wear this weight lightly.
But the weight of the unknown buries me.

© Jayanta Mahapatra
From: Random Descent
Orissa: Third Eye Communications, 2005
Audio production: 2006, Literaturwerkstatt Berlin

Reisender

Jeden Abend
legen die Glocken des nahen Tempels
ihr leichtes Gewicht auf die Knochen;
wieder ist Zeit zu überdenken,
was ich mit dem Gelernten anfange.
Ein warmer Nebel erhebt sich
wie Hoffnung von der dunkelnden Erde.
Irgendwo, in einem Zimmer,
stirbt ein Mädchen in den Armen seiner Mutter.
Anderswo nimmt jemand
Rache für sein heilloses Leben.
Ich betrachte die Menschen. Mein kleines Elend.
Und weiter, das traurig-süße Lächeln von Jasmin.
Hier ist Bewegung Zweck:
Sie ist nicht kalt und müde.
Der Hirsch jagt frisch gewachsenes Gras.
Die Trommel echot dumpf am Himmel.
Die Frau mit an die Brust gezogenen Knien.
Und der Wind, der sich vorgaukelt,
er trage wirkungsvoll den Schrei des Mädchens,
das in den Armen seiner Mutter stirbt.
Mein Wissen, meine Zeit
beruhigen nicht die Nacht,
wohl aber das Geflatter der Vögel.
Ich will dies leicht nehmen.
Doch mich begräbt die Last des Ungewissen.

Aus dem Englischen von Olaf Schenk