Wells II

The last Sinhala word I lost
was vatura.
The word for water.
Forest water. The water in a kiss. The tears
I gave to my ayah Rosalin on leaving
the first home of my life.

More water for her than any other
that fled my eyes again
this year, remembering her,
a lost almost-mother in those years
of thirsty love.

No photograph of her, no meeting
since the age of eleven,
not even knowledge of her grave.

Who abandoned who, I wonder now.

© Michael Ondaatje
Published with permission of the author
From: Handwriting
Toronto: McClelland and Stewart, 1998
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Brunnen II

Das letzte singhalesische Wort, das mir entfiel,
war vatura.
Das Wort für Wasser.
Waldwasser. Das Wasser in einem Kuß. Die Tränen,
die ich um meine Ayah Rosalin vergoß, als ich
das erste Zuhause meines Lebens verließ.

Mehr Wasser für sie als jede andere,
das wieder aus meinen Augen trat
dies Jahr bei der Erinnerung an sie,
eine verlorene Beinahemutter in jenen Jahren
dürstender Liebe.

Kein Photo von ihr, kein Wiedersehen
seit dem Alter von Elf,
nicht einmal Kenntnis von ihrem Grab.

Wer verließ wen, frag ich mich jetzt.

Aus dem Englischen von Simon Werle
Aus: Handschrift, Gedichte © Hanser Verlag, München 2001