Monika Rinck
KANINCHEN
KANINCHEN
Hört ihr das, so höhnen Honigprotokolle, mit raumfüllenden Stimmen,
ohne dass ich den Raum, den sie füllten, sähe. Ich bin im Hypnosezelt.
Ein leichter Luftzug, bebende, flackernde Bahnen, die gleich wieder
still von oben nach unten fallen wie undurchsichtige Farben, Orange,
durch die eine Stimme geht, die die Parzellen miteinander verbindet.
Sie sagt mir, was ich bin: ich bin entspannt. So liege ich allein im Schall
und lausche, bin ich viele Kaninchen, die aufgehört haben, zu flitzen.
Eingriff in die Dynamik der Seele geht so: Was assocciert ist, hemmen,
und das, was neuerlich dissociiert ist, re-associieren, Umkleidekabine.
Doch was streife ich klammheimlich ab, was lockert sich oder hakt?
Da die Bilder nicht heil wie die Stimme durch die Poren der Dinge
zu dringen vermögen, bin ich blinde Kaninchen, wir sind entspannt,
Indes geht der Hypnotiseur in durchbrochener Strumpfhose unsichtbar
und gedämpft auf dem dicken Teppich zwischen den Kabinen umher.
Schwarz befindete Schenkel, als kröche orchestriert etwas darüber,
wie ein stimmhaftes S, summend, gemustert. Ich denke: Kaninchen.
Ich bin entspannt, ich habe versagt. Kaninchen, immer: Kaninchen,