Oswald Egger
Herde der Rede IV
Ich habe eine stille Liebe im Wald, kenne einen Ort,
den ich immer wieder suche, man findet ihn – in
Worten – nicht oft. Entwegt vom Weiß sind überdies
nur Schneitel-Zweige, Dickzisseln und Eisvögel,
Imbern und Streben die geeisten Äste. Ich falle einem
Trugbold zu, glaube schon, die Schnee-Hauffe gehöre
zur Baumkontur, festgepfropft aufs Einmal, ja, die
Lukger mitten in der weißen Webe (das eigenlichte
Gezweig), das müßten Adern sein, Schilfwiegen.
Die stockblauen Dochte, vielleicht die Saat der Reich-
weizen, Durstwiesen und Dürrkraut-tauber Haber,
Waghals, so wütet Gierde brennend durch den Jagwald.
Ganz irre geh ich dieser Schwindt-Versuchung, und
plötzlich überstürzen sich die Felder Wiesenwest. Am
Weiher kann ich nur auf Vorsicht gleiten, ich lege
meine Ohren dort aufs Eis. Kann Kälte hörbar werden?
Zu Schuhen schieben sich die grünen Blattröhrchen aus
dem Moderlaub; längliche wie Milchtropfen prusten
über die Blütwiesen Glockenbecher.
Die wie Seggen-Gräser, das Stern-Moos, Blaubeergespinst
und Heidekraut, jede Rispe ist mit rauchgrauen Spelzen
glatt-Glanz übersponnen, als habe ein Silberschmied
beflissen Mi-Parti die nickenden Kniee aus Filigran
gemacht. Nur die Nadeln (Galpen) an der Erde sind
wirksaum zugedeckt, vernäht mit Spenat und gelappt
zur Schellenkappe gezaddelt, die bunte Weiße.