Metin Celâl

deine rolle in unserem leben wolltest du verstehen,
deinen augen las man den wunsch ab, irgendwem zu vertrauen,
schlicht und einfach, schmucklos, ein bisschen selbstsicher,
hast du, verschlagen wie die nachbarskinder, fragen gestellt,
bluten alle wunden, wenn einer augenzeuge ist?

worte, müde vom übermäßigen gebrauch, gingen zwischen uns hin und her,
wir lebten im modus der zukunft, vergaßen, was war, und das heute.
du wusstest, außer mir hört keiner dir zu,
nie könntest du dich aus familienbanden lösen.

doch in der verwandtschaftlichen nähe
gab es vieles, das zerbrochen und zerrissen war,
ein blumentopf, vor dem fenster vergessen,
die namen der verwandten,
die auf der zungenspitze warteten, genannt zu werden …
wie jedermann gelang es dir, zu glauben, hast du dich beruhigt,
– in der familie gibt es keine schuld, die unverzeihlich wäre.

4. April 1999

you were obsessed to understand your role in our lives
how much you wanted to trust someone,
I could tell from your eyes, austere and self-confident
you kept asking like the neighbor’s wicked kid
if all the wounds bleed in the first degree witnessing

over-used & exhausted words were hovering around us
we were living in future tense, forgetting the present and past
you knew it, no one else but me always listened to you
and you’ll never get rid of your family bonds

yet kinships were full of broken things
a flower pot forgotten before the window
the name of a relative waiting to be called out
on the tip of your tongue…
you found peace only when you made yourself believe
that there is no crime not to be forgiven in families.