[The jet bores like a silverfish . . .]

The jet bores like a silverfish through volumes of cloud –
clouds that will keep no record of where we have passed,
nor the sea’s mirror, nor the coral busy with its own
culture; they aren’t doors of dissolving stone,
but pages in a damp culture that come apart.
So a hole in their parchment opens, and suddenly, in a vast
dereliction of sunlight, there’s that island known
to the traveller Trollope, and the fellow traveller Froude,
for making nothing. Not even a people. The jet’s shadow
ripples over green jungles as steadily as a minnow
through seaweed. Our sunlight is shared by Rome
and your white paper, Joseph. Here, as everywhere else,
it is the same age. In cities, in settlements of mud,
light has never had epochs. Near the rusty harbor
around Port of Spain bright suburbs fade into words –
Maraval, Diego Martin – the highways long as regrets,
and steeples so tiny you couldn’t hear their bells,
nor the sharp exclamations of whitewashed minarets
from green villages. The lowering window resounds
over pages of earth, the canefields set in stanzas.
Skimming over an ocher swamp like a fast cloud of egrets
are nouns that find their branches as simply as birds.
It comes too fast, this shelving sense of home –
canes rushing the wing, a fence; a world that still stands as
the trundling tires keep shaking and shaking the heart.

© by Carl Hanser Verlag München Wien 2001
Aus: Mittsommer / Midsummer
München Wien: Carl Hanser Verlag, 2001
ISBN: 3-446-20102-5
Audioproduktion: 2001 M.Mechner, literaturWERKstatt berlin

Mittsommer I

Der jumbo bohrt sich durch bände von wolken wie ein silberfisch –
wolken die weder unsere reise für die nachwelt überliefern werden
noch den spiegel der see oder die koralle die ganz im reinen
mit ihrer kultur ist; sie sind keine tore von zerfallenden steinen
sondern seiten einer feuchten kultur die aus dem leim gehen.
Ein loch öffnet sich in ihrem pergament und, in der weiten
preisgabe der sonne, ist da plötzlich diese insel: zwar malerisch
aber dafür bekannt – seit Trollope und Froude, seinem reisegefährten –
daß sie nichts hervorbringt. Nicht einmal ein volk. Die schattenspitze
des jumbos schlängelt sich stet über grüne dschungel wie eine -elritze
durch den seetang. Unsere sonne scheint auch auf Rom
und dein weißes papier, Joseph. Hier wie überall sonst auch
herrscht dasselbe zeitalter. In den städten und lehmsiedlungen
hat das licht nie etwas von epochen gewußt. Am rostigen hafen
von Port of Spain verblassen helle vorstädte zu worten –
Maraval, Diego Martin – autobahnen lang wie ein reuiges gebet
und kirchtürme so hoch daß man weder ihre glocken hört
noch die schrillen rufe von einem weißgekalkten minarett
in einem der grünen dörfer. Im herabgleiten hallt das fenster
über seiten von erde wider, die zuckerrohrfelder zu stanzen gesetzt.
Eine wolke reiher huscht über die ockergelbe marsch, ein quodlibet
von substantiven die sich mühelos auf ihren zweigen niederlassen.
Es findet zu schnell seinen platz im regal, dieses gefühl von heimat –
das rohr rauscht auf den flügel zu, ein zaun; eine welt die noch still steht, jetzt
wo die ausrollenden reifen wieder und wieder am herz rütteln.

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Aus: Derek Walcott: Mittsommer / Midsummer. Zweisprachige Ausgabe.

Aus dem karibischen Englisch übersetzt von Raoul Schrott.

München, Wien: Carl Hanser Verlag 2001 [Edition Akzente]