[eigentlich willst du nicht sehen, was da ist]

eigentlich willst du nicht sehen, was da ist, sondern wie das licht auf ihm liegt. ein notwendiger akt von schönheit, er schimmert im wasser. spiegelt sich in wunschmünzen ohne wechselkurs, einem projekt jenseits der näheren zukunft. alles kann gerettet werden: du kannst glücklich sein und recht damit haben. recht haben ist, natürlich, das problem: der impuls, alles in den mund zu stecken, was du anders nicht verstehst, und die finger in den himmel, luftwurzeln über demselben gras. sie wachsen aus deinen taschen, wachsen an zu einer hoffnung, einem geflecht oder knäuel in hypertropher umgebung. das perfekte setting für schöpfungsmythen: wie es wäre, wenn es nicht anders wäre. nicht pflanze, nicht tier. aber immer schon da: ein uraltes lebewesen mit mehr als acht quadratkilometern ausdehnung, glücklich und eiweißhaltig, punktuell sichtbar.

© Verlagshaus Berlin
Aus: Invasion rückwärts
Verlagshaus Berlin, 2014
Audioproduktion: Haus für Poesie / 2016