CLARETTA

ihr rosa Telefon mit der extra langen Leitung
auf dem Serviertisch, damit sie besser warten
kann auf ihn, oder, stundenlang, im Zodiakal

zimmer des Palazzo Venezia, bis er kommt, für
ein paar Minuten, Quickfick oder Geige spielen;
mit ihm Chopin hören, Gedichte lesen. Er, Sohn

eines Schmieds, gewaltsamster Leser Mörikes:
Ja, das ist alles, was uns bleibt, zu Rahn. Fand
ihn mit dem Band, leergeräumter Schreibtisch;

streute gerne deutsche Wörter ein, wenn er keine
Entsprechung finden mochte: spurlos, immer mehr
verschwanden so. Hat Klopstocks Messias über

setzt, Übung für ganz schwere Finger, hat die
Pontinischen Sümpfe trockengelegt, als ein
cholerischer Halbgott, bevor er der deutschen

Sprache gänzlich erlag. Sprach Deutsch, wenn er
mit Hitler konferierte, der sandte ihm in der Kiste
den Gesammelten Nietzsche, Goldschnitt, blaues

Saffianleder: all sein Hab und Gut als Gefangener
auf dem Gran Sasso. Dolmetschte gar bei Besprechungen,
so weit kam’s, musste aber nachlesen, was genau

besprochen wurde, in den Protokollen. You’re
the top. You’re Mussolini
, sang Cole Porter in
seiner Glanzzeit, aber nun ist das nur noch einer,

alt und krank. Der Duce des Führers ist nicht mehr,
den Rest stellen die Deutschen auf in Salò;
auf der Via Nomentana lagen die Partei

abzeichen wie ein goldglänzender Teppich, und
die gelben Fluten des Tiber schwemmten Hunderte
von weggeworfenen Uniformen dem Meer zu –

die hinzurichtenden Verschwörer, der Ducellino ...
Als Faschistenführer ein Wrack, hält durch ...
wurde er denn ... „geliebt“, „als Mensch“? All

die Filme, die da laufen, zehnmal heftiger als sonst.
Ho preferito così – Claretta Petacci in: Die
Rolle ihres Lebens
, lässt sich nicht mehr abziehen

von ihrer Haut, ist ganz und gar letzte Geliebte;
und als sie ihm nachreiste, gab sie sich hin,
der Legende, wunschlos, was nähere Umstände

anging, zu allem bereit, so wie ein guter Faschist,
ein guter Partisan. Der Showdown bei Dongo.
Bekommt „so jemand“ den Tod, den er „verdient“?

Manche verdienen Geld, manche verdienen sich
ihren Tod, zahlen sich ein im Unmaß;
barbarisch, so ein Hundert-Mann-Tod, für ihn

und Claretta Petacci. Zuerst in die gewöhnlichste
Gewöhnlichkeit abfahrende Achterbahn, bevor
sie hochschnellt in ein Gleißen, das nicht

vorgesehen ist. Läppische, beiläufige Festnahme
im Konvoi, apathisch geworden, hat sich gerade
noch eine deutsche Uniform übergestreift, geht

einfach mit, sitzt da, vor irgendwem. Irgendwo
in der Pampa lässt er aus sich Der unsichtbare Mann
machen: Kopf in eine feste Hülle von Verbandsstoff

gewickelt, Mund und Augen als drei schwarze
Schlitze inmitten eines Knäuels weißer Watte.

In der Zöllnerkaserne; in der abgelegenen Berghütte.

Er, mit diesem monströs verbundenen Kopf,
Claretta mit hohen Absätzen, im Regen da hinauf.
Man sagt: ihre einzige gemeinsame Nacht, bei

diesen Bauersleuten, Feld der Resistenza, nicht besonders
bewacht, die hielten sie für ganz nette Leutchen.
Nur die Wimperntusche fiel auf, und dass sie ins Kissen

geweint hatte, bevor man sie durch die Gegend fuhr,
bis man einen Platz fand, geeignet zum Abknallen.
Das war ihr erster Tod. Dann ging es weiter. Auf

geladene Leichen, auf den Lastwagen aus Dongo,
mit weiteren, nach Mailand; die kahlgeschorenen
Faschistinnen, denen man mit roter Farbe Hammer

und Sichel auf die Stirn malte, Piazzale Loreto.
Dort ausgelegt auf dem Boden, jetzt durfte jeder mal:
spucken, treten, draufsetzen und pissen. Rache, oder

dafür, ihn vergöttert zu haben, geträumt, er erschiene
plötzlich im kleinen Leben und höbe es hoch, mit
seinem Fick, seinem Händedruck, Zeilen von seiner Hand,

in die jetzt einer ein Zepter hineinlegt, verhöhnt wie
der Judenkönig, ist er jetzt, in der allerletzten Minute nach
der allerletzten, den schon etwas breiigen Kopf auf dem Schoß

von Claretta Petacci, ihre lichtblaue Unterwäsche;
auch Partisan, denn dieser Platz ist für 15
von Deutschen Erschossene, wird nun mit den Füßen,

ist Petrus, einer, der nicht mehr er ist, wird
mit den Füßen an den Querträger
dieser ausgebrannten Tankstelle gehängt,

daneben Claretta, ihr an den Knien vom
Partisanengürtel zusammengehaltener Rock,
und die Gerarchen. Was für eine


bibel

                                                          schlimme


Gnade.

© Frankfurter Verlagsanstalt, 2008
Aus: Buch Vier. Gedichte
Frankfurt am Main : Frankfurter Verlagsanstalt, 2008
Audioproduktion: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

[brązowolica statua...]

brązowolica statua
niewolnica z zębami z kości słoniowej
na dwa dni przed aukcją
zachorowała

pochyliła się
tak łamie w stawach
kręcą pęknięcia w zbyt cienkich nadgarstkach
z bólu pogryzła do krwi koralową wargę

sparaliżowana strachem patrzy
z napięcia zesztywniał kark, zdrętwiała szyja
odjęło jej rękę i opadła bezwładnie
upuściła zmiętą w pięści kartkę

doświadczony konserwator
przylgnął do niej wstawiając
przesunięty marmurowy kręg
szepcze „proszę się nie bać, troszeczkę chrupnie”
stygną łzy które kipiały w piersi

wykańcza to miejsce
gdzie się rozpłynęła i podeschła plama
na pobielałych kosteczkach palców
ze swoich wąsów robi szczoteczkę
czyści ubytki, szwy, pachy, krocze i piętno

potem ona tylko się wzdrygnie
na stuk młotka
i mimowolnie się skuli
kiedy nowy właściciel cmoknie językiem

Przełożył Bohdan Zadura