Ron Winkler

deutsch

Dreams Die in Malaysia

It’s been three years since I came back
the first time to beaming relatives
who gathered at the arrival lounge,
hugging self-consciousness tighter than
the swollen luggage I carried.
The one which held the antidote to a poverty,
three generations deep, the poverty I fled from
less than a decade ago. They welcomed me,
then with generous grins and backslapping,
scrambled to retrieve my luggage.
Today, the brave one who ventured returns
to be received by a clan of grief and sighs.

I remember the night of my first flight;
armed with a student visa afraid, my anxieties,
wouldn’t make it past the metal detectors.
My heart trying to skip out of my chest,
as we cut through the sky,
scorning distance, compressing time.
Welcome to Klia2.

I melted into a confluence of muddied river,
a black thread in a kaleidoscopic tapestry
of 1.8 million others.
I didn’t come to see the Lake Gardens
Or the Petronas Towers
I didn’t come to eat knowledge,
I came to beat fear.

Teeth cut in virtual shadow spaces
Twelve credit cards later, the skinny Nigerian
came into his own. A prince needs a palace
So I erected one back home, erected hope,
on the ancient bones of deprivation.
Greed soared on the wings of familial respect
and expectations,
So I climbed on a stack of plastic cards
And reached for bigger things.

8kg of Syabu. Doha to Sepang. But the food packets
wouldn’t be silent. So a decade later I travel back home
one last time. We cloned cards and ferried substances
sold our kidneys and hawked the rivers of pleasure
between our legs, we crossed 7,000 miles to
outmanoeuvre our demons. Some will always
return to the laughter and respect of family
others will come back someday, like me, in an oblong panel

© Efe Paul Azino
Aus: For Broken Men Who Cross Often
Farafina Books, 2015
Audioproduktion: Haus für Poesie, 2016

Träume sterben in Malaysia

Vor drei Jahren jetzt kam ich das erste Mal zurück:
zu strahlenden Verwandten, die sich
in der Ankunftshalle eingefunden hatten
und deren eigene Verlegenheit sie stärker fesselte
als meine vielen Sachen. Koffer,
die ein Antidot enthielten gegen die drei Generationen fette Armut,
eine Armut, die ich vor fast einer Dekade
hinter mir zu lassen suchte. Man nahm mich in Empfang,
lachte freigiebig und schlug mir auf den Rücken,
bevor man sich dann doch um meine Koffer stritt.
Der tatendurstig ausgezogen war, ist heimgekehrt,
begrüßt von einem Clan aus Ahs und Ohs.

Ich weiß noch, wie ich bewehrt mit dem Studentenvisum
am Abend meines ersten Fluges bangte,
dass meine Ängste es nicht durch den Metalldetektor schaffen.
Mein Herz schlug quasi durch die Rippen,
als wir die Wolkenschicht durchbrachen,
Entfernungen zum Besten hielten, Zeit zusammenpressten.
Willkommen in Klia2.

Ich mündete ins Fließen dieses Schlammstroms,
schwarz eingewirkt in die kaleidoskopische Tapisserie
der 1,8 Millionen anderen.
Ich ging nicht, die Lake Gardens anzusehen
oder die Petronas Towers.
Ging nicht, mir Wissen anzufressen,
sondern um etwas zu vergessen: meine Angst.

Ich stieß mir Hörner ab in virtuellen Schattenwelten,
zwölf Kreditkarten danach hatte der spillerige Nigerianer
es zu was gebracht. Und ein Prinz braucht einen Palast.
Also baute ich einen in der Heimat, baute Hoffnung
auf den uralten Knochen der Entbehrung.
Respekt und Erwartungen seitens der Familie
verliehen der Gier allmählich Flügel,
also erklomm ich einen Plastikkartenstapel
und griff nach Sternen.

8 kg Syabu. Von Doha nach Sepang. Doch Bananenkisten
halten nicht so still. Eine Dekade später jette ich also ein letztes Mal
nach Hause. Wir klonten Karten und schmuggelten Substanzen,
verkauften unsere Nieren und verhökerten die Freudenflüsse
zwischen unseren Beinen, kreuz-und-querten 7000 Meilen,
um unsere Dämonen auszutricksen. Manche kehren immer wieder
heim zum Lachen und Respekt in ihren Familien, andere,
so wie ich, kommen eines Tages länglich eingeschreint zurück.

Ins Deutsche übersetzt von Ron Winkler