Das Weltall ist ein großer Wald in dem die Angst keine Ohren hat

Ich stehe allein auf einer Lichtung und starre die Lupinen an
wie eine Gotteserscheinung.
Ihr müsst mir keine Sprache eintrichtern, ich sehe ganz von selbst!
Anaximenes glaubte, dass die Götter aus der Luft zu uns kommen.
Auf einem gekrümmten Blatt schweben die göttlichen Heerscharen herab.
Der Wald beginnt zu glänzen wie ein pausbäckiger Apfel.
Das leise Knacken im Unterholz, und meine Adern gegen die Sonne
gehalten.
Meine Nichtangst gegen die Sonne gehalten, ein großer Kürbis. 
Quelle bin ich, die Rehe sollen aus mir trinken.
Meine ehrgeizige Sprache wird das Schweigen der Lupinen sein.
Ich könnte dich mit in den Wald nehmen, um dir die Angst von der Haut
zu schälen,
bevor die Sonne uns beide austrocknet.
Den Wald gibt es nicht, das Es und das Ich gibt es nicht. 
Aber jetzt stehe ich auf dieser Lichtung und starre die Lupinen an,
ihr utopisches Dekor.   
Wenn ich auf den Baum klettere,
kann ich das Zittern eines Mückenflügels hören.

© Volker Sielaff
Aus: Glossar des Prinzen
luxbooks, 2015
Audioproduktion: Haus für Poesie / 2017

The universe is a large forest where fear has no ears

I stand alone in a clearing and stare at the lupines
like an apparition of God.
You don’t have to force a language on me, I can see for myself!
Anaximenes believed that the gods come to us from the air.
The holy hosts float down on a curved leaf.
The forest begins to shine like a plump apple.
The quiet snapping in the undergrowth, and my veins held against
the sun.
My non-fear held against the sun, a large pumpkin.
I am a spring, the deer shall drink from me.
My ambitious language will become the silence of the lupines.
I could take you into the forest to peel the fear from your
skin,
before the sun causes us both to wither.
There is no forest, there is no Id and Ego.
But now I stand in this clearing and stare at the lupines,
their utopian décor.
When I climb the tree,
I can hear the trembling of a mosquito’s wing.

Translated by Bradley Schmidt