Gespräche mit Baumrinden II

Nie nahmst du’s ab, als ich von Boris träumte,
von Feldern grüner Pastinaken. Es war dir gleich,
was sich verbarg hinter dem Geschmack des Dills
im Käse aus der Teigtasche,

was Petersilie über die Seele weiß.
Nie fragtest du nach den transsilvanischen Äpfeln
u. warum sie in der kühlenden Erde lagern,
den Pilzen, die Majka anbriet u. salzte,

den Zwetschgen, dem Schnaps, dem Urgroßvater,
dem Holzkreuz am Bach. Radieschen für Radieschen,
Zwiebel für Zwiebel hast du weggeschaut.
Nie auf den Sonnenflecken im Zimmer

weißen Holunder für Holunderwasser trocknen lassen.
Weder in Andrejs unreife Dreiecksbirnen gebissen,
die ich vom Wegrand für uns klaubte,
noch in die bitteren Quitten wie Emil der Rabe.

Nie vom Brot die dunkle Rinde gekaut,
die Marmelade, die Mutter uns brachte,
das weiße Hirn einer unreifen Walnuss,
deren Haut man mit den Nägeln abzieht.

Keine Wand mit Unsinn beschmutzt
mit ihrer grünen Schale.
Dir keinen Apfelstiel als Erde gedacht,
keinen Apfel als Sonne,

gabst keinem Aberglauben nach,
drehtest keinen Apfelstiel, bis er abriss,
um zu erfahren, wie viele Umläufe um die Sonne
du noch brauchst bis zum Ende deiner Bahn.

Wieder u. wieder flog der Stumpf deines Apfels
auf den Kompost. Nie rechnetest du
in Nachbars Garten mit dem Hundebiss
in der Krone des Kirschbaums mit einem Ohr

als Kurztrieb von zwei Süßkirschen.
Nie hat’s dich gejuckt am Rücken
ein Hagebuttensamen, -seamus.
Nie hast du versucht,

die Rückenschmerzen vom Spargelstechen
mit dem Schmerz von Brennnesselhieben auszutreiben,
bis Brennnessel Ersatz war für Spinat,
Bärlauch für Knoblauch.

Nie nach dem Diebstahl des Lauchs
die Schwarzerde im Mund Schwarzrede an Gott,
weil du kein Wasser hast, die Erde abzuwaschen.
Nie hat dich wie mich der schlesische Engel besucht

beim Pfandflaschensammeln.
Warum sagst du es dennoch wie ich
den Käfern in der Rinde
in winzigen Worten für winzige Schritte?

© Schöffling
Aus: was Petersilie über die Seele weiß
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung GmbH, 2020
Audioproduktion: Haus für Poesie, 2022

Conversations with Tree Bark II

You never bought it when I dreamt of Boris,

of parsnip—Pastinaken—fields. Didn’t care

what’s hidden underneath the taste of dill

in dumplings’ cheesy fillings,


what parsley understands about the soul.

You never wondered about Transylvanian apples

or why they’re kept in cooling earth,

the mushrooms Majka fried & salted,


the prunes, the schnapps, the great-grandfather,

the stream-side cross of wood. & radish by radish,

onion by onion, you turned a blind eye.

Never have you left white elderflowers


in sun patches to dry for elderflower cordial.

Nor crunched into Andrei’s triangular pears

which I picked for us by the roadside,

nor into bitter quinces like Emil the raven.


Never chewed the bread’s dark crust,

the jam that Mother brought us,

the white brain of an unripe walnut

whose skin you scrape off with your nails.


No walls defiled with nonsense

by way of the nut’s green rind.

Never pretended an apple stem was Earth,

or an apple the sun,


haven’t indulged any superstitions,

twisted an apple stem till it tore

to determine the number of turns

round the sun you had left in your orbit.


Lobbed your apple core over & over

onto the compost. In the neighbor’s yard,

you never expected the dog bite

in the cherry tree canopy with an ear


as the short shoot of two sweet cherries.

You’ve never had an itchy back,

a rosehip seed or a Seamus.

You’ve never attempted


to purge backache from cutting asparagus

with the ache of stinging-nettle lashes,

until nettles stood in for spinach,

& wild ramps for garlic.


Never after the thieving of the leek

the dark grit on your tongue did you talk darkly to God

for lack of water to rinse out the grit.

The angel of Silesia never paid you a visit, like me,


when gathering redeemable bottles.

Why do you keep saying it like me

to the beetles under the bark

in tiny words for tiny footsteps?

Translated from the German by Jake Schneider