[Die Tage]

Die Tage über die Pyramiden von Gizeh nachgedacht –
werde sie vermutlich niemals sehen, zu viel Reiseangst.
Es war an der Zeit, trage sie schließlich ständig im Mund,
die Gizehs, die Eindrehfilter meiner Selbstgedrehten.
Kam von Kairo über Kalkstein zum Kairos des Stillens

von Durst im Sommer auf einem Weißenburger* Markt
vor 2000. Der spitzen Messer Schneiden aus rostfreiem
Stahl funken Bilder zurück in die Gegenwart, flunkern.
War es die Demut vor der Armut der Durstigen? Es war
auf jeden Fall kühn von den Obst- u. Gemüsehändlern,

Kunden die Wassermelonen, die sie auserwählten,
erst kosten zu lassen. Es gab sie ja nicht in Stücken,
sondern ganz o. gar nicht. Dass kleinere Melonen
unverkäuflich werden könnten, war halb so schlimm.
Große, gewichtige jedoch?! Hätten auch aus Gründen

des Geschmacks auf Ablehnung stoßen können, nicht
süß genug, was weiß ich, nicht nur wegen Verdorbenheit,
der inneren. Drei sichere Stiche mit dem spitzen Messer
in die Panzerbeeren, u. sie gingen fast von selber auf,
knackend unter der Spannung um das Fruchtfleisch.

Mit dem vierten, der bei weitem nicht so tief war
wie die ersten, holten die Händler die Tetraeder
aus ihren Planeten heraus. Mit Dreieckspyramiden
an Stielen, Messern an den Mündern der Kunden
begann das Stillen von Durst. Demut vor der Armut

der Durstigen u. Vertrauen in die Bewaffneten.
Habe niemals eine Melone abgelehnt, fällt mir ein,
auch wenn sie mir nicht schmeckte. Die Händler
stöpselten die angebissenen Dreieckspyramiden
wieder in die Melonen ein, als sei nichts gewesen.


* Alba Iulia (deutsch Karlsburg oder Weißenburg, ungarisch Gyulafehérvár) ist die Hauptstadt des Kreises Alba in Siebenbürgen, Rumänien.

© Alexandru Bulucz
Aus: Unpublished
Audioproduktion: Haus für Poesie, 2022

[Lately]

Lately I’ve been dwelling on the Pyramids of Gizeh—

which I’ll likely never get to see, too scared of traveling.

It was about time, considering I’m always carrying them

in my lips, those Gizehs, filters I roll into my rollies.

Came from Cairo via chalkstone to the kairos of thirst-


quenching one pre-2000 summer at a street market

back in Alba Iulia. Those stainless-steel knife tips

still strike, or spur on, sparks of images to this day.

Was it meek deference to the poverty of the thirsty?

Smart move, anyway, by the fruit-&-vegetable vendors,


giving customers who’d selected their watermelon

a first taste. They weren’t for sale by the slice,

it was all or nothing. The risk of making some

smaller melon unsellable was not such a big deal.

But the big, hefty ones?! The grounds for rejection


could have been tied to their flavor, not sweet

enough, or whatever the case may be, not just inner

spoilage. Three practiced pricks with a pointed knife

into those ironclad berries, & they’d practically pop

themselves open, snapping from the flesh’s tension.


With the fourth, which didn’t dig nearly as deep

as the rest, the vendors would slide the tetrahedra

out of their planetoids. With triangular pyramids

on sticks, knives held out to customers’ mouths,

the thirst-quenching commenced. Meek deference


to the poverty of the thirsty & trust in the armed.

I never rejected a melon, I now realize,

even if it wasn’t that tasty. The vendors

would stopper the melons with the nibbled

triangular pyramids as if nothing had happened.

Translated from the German by Jake Schneider