Welch seltsamen Kummer kennt man dort in den Sälen, wo die
Nachkommen stolzer Familien dahin gleiten
und mit einem sauber rasierten, weißen Kinn die Luft zerschneiden.
Auf ein Maß zugeschnitten ist die Länge eines jeden ihrer Schritte,
auf genauer Waage abgewogen sind ihre Worte. Sie
machen der Gegenwart Ehre. Sie,
stolz einander verfeindet im gefühlten Schatten,
gleiten so leicht dahin, als ob sie ihre Innereien, als ob alles unter der Haut
voll morgentaufeuchten Gräsern wären. Und ja, o ja,
sie ihren eigenen Familien, der Heimat und dem Kontinent, den Planeten und der Galaxie nur Ehre machen
und auch noch, wenn sie sie haben, ihren Verstorbenen. Du aber,
in der von ihren Schusslinien durchzogenen Luft, wie ein Fisch im Netz verwickelt,
sollst traurig, sollst gereizt sein,
sollst einen Bissen Brot und einen Schluck Gedicht suchen,
und dich schämen, schämen dafür
Frau und Kind nicht ernähren zu können, Gedichte nicht schreiben zu können, das Gesicht nicht rasieren zu können und dergleichen,
so dass du wünschst, von ihren Sälen wegzulaufen, aber du kannst es nicht
und wirst so schwer, als ob dasjenige, was in dir ist, was unter der Haut ist,
Glasscherben sind. Und möge nur
in ihrer Seele Vogelgezwitscher herrschen, während in dir
unaufhörlich die Katzen der Nacht laut schreien, Züge rattern,
verstorbene Verwandte husten. Und mögen sie nur
in den Sälen dahin gleiten, du aber mache
die von ihren scharf schneidenden Kinnen zerfetzte gleichgültige Luft wieder heil,
nähe sie zusammen, hefte sie zusammen mit deinen Gedichten –
damit sie dir nicht im Halse stecken bleiben, damit sie dich nicht ersticken,
und erwarte geduldig den Tag,
an dem sie, die Söhne der stolzen Familien die Geschlechtspropeller zum Rattern bringen
oder die verschiedenartigen Herzen wie Heißluftballone aufblasen,
und vor aller Augen, zur Verwunderung aller nach oben gaukeln gen Wolken,
und wie Ballast ihre eigenen Taschenfamilien,
Taschenheimaten, -kontinente und -planeten,
denen sie schon Ehre gemacht haben, abwerfen
und sich zu den endlosen Galaxien verlieren –
um sich damit zu beschäftigen, ihnen Ehre zu machen... du aber würdest,
nachdem du spät in den dunklen Straßen herumgeirrt bist,
nach Hause zurückgekehrt bist,
dich am Schreibtisch niedergelassen hast,
ungewöhnlich erhabene, zarte Gedichte schreiben,
in denen du erzählen wirst von Frau und Kindern,
greisen Eltern, aus dem Ausland für immer zurückgekehrten jüngeren Geschwistern,
Freunden, die Mönch geworden sind, und aus Zeitschriften ausgeschnittenen Kollegen,
und auch sie werden stolz auf dich sein,
und nicht einer wird dir zeigen,
dass er bemerkt, wie du von Zeit zu Zeit mit Angst zum Fenster gehst
und das Auge in Richtung des mit Sternen übersäten Himmels hinaufschweifen lässt,
um dich davon zu überzeugen, dass dort alles an seinem Ort ist.