quittenpastete

wenn sie der oktober ins astwerk hängte,
ausgebeulte lampions, war es zeit: wir
pflückten quitten, wuchteten körbeweise
gelb in die küche

unters wasser. apfel und birne reiften
ihrem namen zu, einer schlichten süße -
anders als die quitte an ihrem baum im
hintersten winkel

meines alphabets, im latein des gartens,
hart und fremd in ihrem arom. wir schnitten,
viertelten, entkernten das fleisch (vier große
hände, zwei kleine),

schemenhaft im dampf des entsafters, gaben
zucker, hitze, mühe zu etwas, das sich
roh dem mund versagte. wer konnte, wollte
quitten begreifen,

ihr gelee, in bauchigen gläsern für die
dunklen tage in den regalen aufge-
reiht, in einem keller von tagen, wo sie
leuchteten, leuchten.

© 2016 Hanser Berlin im Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
Aus: Selbstporträt mit Bienenschwarm. Ausgewählte Gedichte 2001- 2015
München: Hanser Berlin, 2016
Audioproduktion: Literaturwerkstatt Berlin 2010

Sie, Jonas

Was soll ich tun
Mit diesem im Bauch des Wals geborenen Kind?
Bin selbst noch nicht geboren
Und habe schon geliebt

Was soll ich tun
Du hast mich noch nicht fertig gezeichnet, auf deinem Blatt
Habe ich noch keine Augen

Die Frau auf dem Blatt klagt laut
Und die Frau, die der Ozean noch nicht geboren hat, weint
Und mit ihr weint ihr Kind
Ich habe die Augen noch nicht öffnen können
Und dich sehen und weine doch schon mit ihnen

(Ist doch wahr, daß ich noch nicht geboren bin?
Und dich deshalb so vermisse)

Heute nacht hat diese Frau, deren Körper noch kein Sonnenstrahl berührt hat,
das Geritzel um sich gezogen wie ein Gebüsch
in dem sie die nassen Haare schüttelt
und das blattlose Gezweig mit ihr schluchzt
Irgendwoher ein Echo aus Schnee: vermisse, vermisse .. .

Was soll ich tun
Bin noch nicht geboren
Meine Augen noch nicht da

Aus dem Koreanischen übertragen von Brigitte Oleschinski