Nino Muzzi
italienisch
fünfte Jahreszeit
es weint der Weg in mir
es grollt der Pfad
es stürzt entzwei das Tier
es bröckeln lautlos Trümmer ab vom Grat
es glimmen paarweis Lichter durchs Revier
es platzt im jähen Aufwärtsschritt die Naht
die Sonnenscheibe zischt oval ins Meer
die Küstenmöve kreischt: ›am Abend wird es gut‹
was plagst du dich so sehr
am Brustbein hockt dir auf die Trud
jetzt kommst du nahe, näher zu mir her
zum letzten Schritt, allein es fehlt der Mut
der Lausbub zielt zum Spaß mit dem Gewehr
übern Asphalt fließt violettes Blut
es schäumt im Vasenkelch das frische Bier
es kleckert ölig grün aufs Tischtuch der Salat
es quert das Traumschiff den Guadalquivir
es singt die Schleiereule klagend von Verrat
es flüstert unabweislich hinter dir
es ruft chinesisch der Chines': ›es ist zu spat‹
es weint der Weg in mir
es grollt der Pfad
Aus: Tracht: Pflicht, Lese- und Sprechtexte
Graz: Literaturverlag Droschl, 2003
Audioproduktion: 2006, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin
La quinta stagione
in me il sentiero piange
brontola lo stradale
la bestia in due si frange
cadon muti frantumi dal crinale
splendono lumi a coppia nell’areale
un passo falso, la costura si sdruce
stride nel mare il disco del sole ovale
grida il gabbiano: “a sera sarà pace”
cos’hai da lamentarti così tanto
sullo sterno la Strega ti sta addosso
ora mi vieni sempre più accanto
senza il coraggio per l’ultimo passo
per gioco il monello col fucile spara
sull’asfalto un sangue viola si spaglia
spumeggia nel calice fresca la birra
l’insalata sporca di olio verde la tovaglia
passa il Guadalquivir la barca sognante
il barbagianni canta nenie di tradimento
ti mormora dietro ineluttabilmente
grida il Cinese in cinese : “non hai più un momento”
in me il sentiero è piangente
lo stradale è tutt’un lamento.