Uljana Wolf

deutsch

Flood Song (end)

I walk my hair’s length over tire ruts,
crush seed pods with thumbnails
push kernels of corn
into dove’s nests on the gnarled branches of our drowned lungs.

Mining saguaro pulp from garden rock,
squeezing coarse black hair—
I arrive at a map of a face buried in spring snow.

With a plastic cup
I scrape the enamel chips of morning songs
from the kitchen sink,
and breathe through my eyelids,
glimpsing the thawing of our flat world.
 

I dial into the blue skin of the map’s stiff pulse,
emeralds spill from the skull’s cavernous wail,
but nightfall is still darkest
in the middle stanza of the poem
arching twenty miles past forgiveness.

The poem
held out to the wind
speaks juniper to the wilderness,
as August slithers into September’s copper pipes
searching for the paw print of a waterfall
on the mind’s lunar surface.

Here—I thread nightfall into the roan’s black mane.
Here—I peel a paper mask from the hare’s moist cartilage.
Here—tornadoes twist into the loom’s black yarn,
but the premonition—
beginning with three masts and a cross—
still mushrooms over the groans of husbands and wives
folding their petals outward
from their salt-coated bodies
calling us home . . . nihi yazhi, nihaaneendza,
 nihi yazhi, nihaaneendza.
    
 our child, you have returned to us,
our child you have returned to us.

I wanted to swallow the song’s flowers, swim diagonally it’s arched back, it’s shadow stinging my hands with black pollen.

We were on the same surgical table waiting for the surgeons to carve us back into shape.

The drum pulsed somewhere in the dark and I heard a woman unbraiding her hair.

I felt morning songs leap from the hooghan's smoke-hole and curl outward from the roof of the sky, gliding through us like rain.

I sang, sang until the sun rose.

The shadows of my face grew into a swallow with folded wings and darted into the fire.

A cloud became a skull and crashed to the earth above Black Mesa.

The cloud wanted to slip through the coal mines and unleash its horses.

It wanted to crack open bulldozers and spray their yolk over the hills so that a new birth cry would awaken the people who had fallen asleep.

It wanted to push their asymmetrical ramblings into the weft of storm blanket, dye it hazel and sink it into the rising waters.

A city dragged its bridges behind it and finally collapsed in a supermarket asking for the first apple that was ever bitten.

No one questioned the sand anymore.

No one un-tucked themselves from their bodies and wandered the streets without knowing their clans.

Everyone planted corn in their bellies and became sunlight washing down plateaus with deer running out of them.

The phone was ringing through it all.

The line was busy when I picked the axe
 and chose the first tree  to chop down.

© Copper Canyon Press / Sherwin Bitsui
Aus: Flood Song
Copper Canyon Press, 2009
Audioproduktion: LiteraturWERKstatt Berlin 2009

Flutlied (Ende)

Ich laufe, so lang wie mein Haar, über Wagenspuren,
schrote mit den Nägeln Samenhülsen
stoße Maiskörner
in die Taubennester auf dem Zweigwerk unserer Wasserlungen.

Ich sammle Saguarofleisch vom Gartenfels,
presse schwarzes, grobes Haar –
und finde ein Gesicht, wie eine Karte, im Frühlingsschnee vergraben.

Mit einer Plastiktasse
schürfe ich die Farbreste der Morgenlieder
aus einer Küchenspüle
und atme durch meine Augen
und sehe die flache Welt tauen.
 


Ich wähle mich ein: in die blaue Haut, den steifen Puls der Karte,
Smaragde fließen aus dem Schädel, hohles Klagen,
die Dämmerung jedoch ist schwärzer
in der Mittelstrophe des Gedichts
ein Bogen, zwanzig Meilen hinter der Vergebung.

Das Gedicht
in den Wind gehalten
spricht Wacholder in die Wildnis,
August fließt in die Kupferrohre des Septembers ab
und sucht die Pfotenspur eines Wasserfalls
auf der Mondoberfläche des Verstands.

Hier – web ich Dämmer in die schwarze Mähne des Rotschimmels.
Hier – nehm ich einem Hasenknorpel die papierne Maske ab.
Hier – zwirbeln Stürme sich ins schwarze Garn des Webstuhls,
doch die Ahnung –
beginnend mit drei Masten, einem Kreuz –
siedelt noch immer über den Seufzern von Männern und Frauen
die ihre Blütenblätter falten
aus ihren salzbedeckten Körpern,
und ruft uns nach Haus . . . . nihi yazhi, nihaaneendza,
 nihi yazhi, nihaaneendza.
    
 Kind, du bist zu uns zurückgekehrt,
du bist zurückgekehrt oh Kind.


Ich wollte die Blüten der Lieder verschlingen, schwimmen auf ihrem Rückenrund,
an schwarzen Pollen stechen meine Hand.

Wir lagen wartend auf dem gleichen Tisch, Chirurgen würden uns zurecht schnitzen.

Die Trommel pulsierte irgendwo im Dunkeln, ich hörte eine Frau ihre Zöpfe lösen.

Ich sah Morgenlieder aus dem Rauchloch des hooghan springen, sich kringeln unterm Himmelsdach; sie glitten durch uns wie Regen.

Ich sang, bis die Sonne aufging.

Der Schatten meines Gesichts: Schwalbe mit angelegten Flügeln, die ins Feuer schoß.

Eine Wolke wurde ein Schädel und stürzte auf die Erde in Black Mesa.

Sie wollte in die Kohlegrube schlüpfen, ihre Pferde entfesseln.

Sie wollte Bulldozer zerstoßen, ihre Helle ausgießen über den Hügeln wie einen Geburtsschrei, der die lange Schlafenden weckt.

Sie wollte verstörend ihr Wandern weben in die Fäden des Sturmtuchs, es färben wie die Haselnuss, versenken in steigende Wasser.

Eine Stadt zog ihre Brücken nach und brach im Supermarkt zusammen mit der Frage nach dem ersten Apfel, der je angebissen wurde.

Niemand zweifelte mehr am Sand.

Niemand löste sich von seinem Körper und wanderte durch die Straßen, ohne seinen Stamm zu kennen.

Alle pflanzten Mais in ihren Mägen, wurden Sonnenlicht und flossen die Plateaus hinab, aus denen das Rotwild floh.

Und durch all das klingelte ein Telefon.

Es war besetzt, als ich die Axt nahm
den ersten Baum wählte  und fällte.

Übersetzt von Uljana Wolf