3

© Abbas Beydoun
Audioproduktion: Literaturwerkstatt Berlin 2007

Damrak

Vor Jahren, als auf dem Damrak
der Mann rumlief, der junge Frauen
höflich ansprach – seine Haltung hilfsbereit
mehr als bedrohlich, die Stimme bescheiden
und freundlich, jemand von huttragender
Gediegenheit, von Muteinflößendheit – der aber
der Passantin die präzis formulierte Frage
stellte, ob er ihren Kitzler lecken dürfe
und der damit Lachen, stilles Entsetzen
und widersprüchliche Gefühle hervorrief.
Es mußten Frauen mit engen Röcken sein,
mit einem Blick, der zugleich von unzerbrechlichen
Eiweißketten und verbotenen Schwimmbädern wußte,
und die den Geschmack von Safran erkennen konnten,
die die orangegelben Panoramen in sich zuließen
und die einmal in ihrem Leben aufgestiegen waren,
um sich die Flügelspitzen an der Sonne zu verbrennen,
die bei seiner Frage verstanden, daß er mit seinen Lippen
die Flügelränder berühren wollte, spüren sollte,
wie magnetische Kräfte ihn unbeirrbar
über seinen staubigen Rest erhoben.

Aus dem Niederländischen von Gregor Seferens