Peter Urban
deutsch
MRTVI FANTJE
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer v stepah hušknejo ptice in se razpolovi dan
kjer so kocke glav jadrnice za šepetanje in se vozovi desk odbijajo od skal
kjer so jutra bleščeča kot oči slovanov
kjer se na severu kloftajo bobri da odmeva kot vabilo k smrti
kjer kažejo otroci podplute oči in z besom skačejo po butarah
kjer z odtrganimi rokami plašijo sosedom bike
kjer čakajo mraz v vrsti
kjer smrdi kruh po kisu, ženske po zvereh
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer se čekani zabliskajo in zašumijo pravljice
kjer je največja umetnost pribiti sužnja v loku skoka
kjer koruzo zažigajo na ogromnih ploskvah da jo zavoha bog
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so posebne cerkve ptic da se privajajo bremenu duše
kjer prebivalci pri vsakem obroku hrane tleskajo z naramnicami in pod mizo teptajo
svete tekste
kjer so konji črni od saj
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so keglji orodje velikanov ki si trejo mastne dlani ob hlodih
kjer bi šalamuna pozdravili s krikom
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so vsi vratarji rumenokožci da porabijo manj časa za zapiranje oči
kjer prodajalce mesa dotolčejo z loparji in jih ne pokopljejo
kjer teče donava v kino iz kina v morje
kjer je vojaška trobenta znak za pomlad
kjer delajo duše visoke loke in šepetajo v zboru zveri
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer je branje utrjeno z gramozom da se sliši če se udari obenj
kjer so drevesa na navoj, drevoredi na sklepe
kjer otrokom že prvi dan po rojstvu zarežejo kožo kot plutovcem
kjer točijo alkohol starkam
kjer si mladina grebe po ustih kot bager po dnu reke
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer so matere ponosne in rujejo iz sinov vlakna
kjer so lokomotive polite z losovo krvjo
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer luč zgnije in poči
kjer so ministri oblečeni v granit
kjer so čarovniki začarali da so živali padle v košare šakali stoje na očeh vider
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer s križi označujejo strani neba
kjer je žito hrapavo in lica zabuhla od požarov
kjer imajo črede usnjene oči
kjer so vsi slapi iz testa, vežejo jih s črnimi trakovi mladih bitij
kjer genijem razbijejo nartne kosti s kavlji za transportiranje lesa
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer je fotografiranje omejeno na rastline ki potem rasejo naprej in razženejo papir
kjer se na podstrešjih sušijo slive in kapljajo v stare pesmi
kjer matere vojakov pakete s hrano navijajo na kolo
kjer so čaplje stesane kot atletske postave argonavtov
mrtvi fantje! mrtvi fantje!
kjer pridejo mornarji na obisk
kjer v vilah razgečejo konji, dišijo popotniki
kjer so kahlice po kopalnicah prelepljene z risbami irisovih semen
kjer ljudožrce hranijo s skodlami
kjer so trte zavite v sive pajčolane da se naredi mrena na očeh ljubosumnih
Aus: Bela Itaka
Ljubljana : DZS, 1972
Audioproduktion: Študentska založba
TOTE BURSCHEN
tote Burschen! tote Burschen!
wo in den Steppen Vögel aufflattern und der Tag sich halbiert
wo die Würfelköpfe Segler sind zum Flüstern und Wagen mit Brettern
von den Felsen abprallen
wo die Morgende strahlend sind wie die Augen von Slaven
wo sich im Norden die Biber ohrfeigen daß es schallt wie ein Aufruf
zum Tode
wo die Kinder blutunterlaufene Augen zeigen und voller Wut auf
Reisigbündel springen
wo man mit abgerissenen Armen die Stiere der Nachbarn erschreckt
wo man auf den Frost in der Schlange wartet
wo das Brot nach Essig stinkt, die Frauen nach Raubtieren
tote Burschen! tote Burschen!
wo Reißzähne aufblitzen und Märchen raunen
wo die größte Kunst ist den Sklaven im Bogen des Sprungs festzunageln
wo man auf riesigen Flächen den Mais abbrennt damit Gott ihn
riechen kann
tote Burschen! tote Burschen!
wo es besondere Kirchen für Vögel gibt in denen sie sich gewöhnen
an die Lasten der Seele
wo sich die Einwohner um jeden Bissen Brot mit Hosenträgern
peitschen und unterm Tisch die heiligen Texte mit Füßen treten
wo die Pferde schwarz sind vom Ruß
tote Burschen! tote Burschen!
wo Kegel das Werkzeug von Riesen sind, die an den Stämmen die
fettigen Handballen reiben
wo man Šalamun begrüßen würde mit Schreien
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Türsteher blond sind um weniger Zeit zu brauchen die Augen
zu schließen
wo man Fleischverkäufer mit Schaufeln erschlägt und nicht begräbt
wo die Donau ins Kino fließt aus dem Kino ins Meer
wo die Militärtrompete das Zeichen für Frühling ist
wo die Seelen hohe Bögen spannen und flüstern im Raubtierchor
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Lektüre befestigt wird mit Schotter so daß man hört wenn
gegen ihn geschlagen wird
wo Bäume Schraubgewinde, Alleen Gelenke haben
wo man den Kindern vom ersten Tag an die Haut abschält wie den
Korkeichen
wo man an alte Frauen Alkohol ausschenkt
wo die Jugend sich in den Zähnen stochert wie der Bagger auf dem
Grunde des Flusses
tote Burschen! tote Burschen!
wo Mütter auf ihre Söhne stolz sind und Fasern aus ihnen reißen
wo Lokomotiven übergossen sind mit Elchblut
tote Burschen! tote Burschen!
wo das Licht verwest und aufbricht
wo Minister in Granit gekleidet sind
wo Zauberer so gezaubert haben daß Tiere in die Körbe gefallen sind
Schakale stehen auf den Augen von Ottern
tote Burschen! tote Burschen!
wo die Seiten des Himmels bezeichnet sind mit Kreuzen
wo das Getreide rauh ist, die Gesichter gedunsen von Bränden
wo die Herden Lederaugen haben
wo alle Wasserfälle Teig sind, verknotet mit den schwarzen Bändern
junger Wesen
wo man dem Genie die Fußknochen mit Holzfällerhaken zertrümmert
tote Burschen! tote Burschen!
wo das Photographieren auf Pflanzen beschränkt wird die danach
weiterwachsen und das Papier zerreißen
wo unter den Dächern Pflaumen gedörrt werden und in alte Lieder
tropfen
wo Soldatenmütter Freßpakete aufs Rad flechten
wo Reiher zusammengezimmert werden wie die athletischen Figuren
der Argonauten
tote Burschen! tote Burschen!
wo Seeleute zum Hausbesuch kommen
wo in den Villen Pferde wiehern, Reisende duften
wo die Fliesen in den Bädern beklebt sind mit Zeichnungen vom Samen
der Iris
wo Menschenfresser mit Holzschindeln gefüttert werden
wo Reben mit grauem Flor umwunden sind so daß sich der graue Star
entwickelt in den Augen der Eifersüchtigen
tote Burschen! tote Burschen!
aus: Tomaž Šalamun, Vier Fragen der Melancholie. Gedichte. Slowenisch/Deutsch. Wien: Edition Korrespondenzen, 2003
© Edition Korrespondenzen, Wien 2003