Luke Davies

englisch

Uwe Kolbe

deutsch

Spastic at the Beach

Twisted body silhouetted
in a flood of summer light
he seems incongruous down here.

She leads him to the water’s edge
(sister, nurse or doubtless both):
he lurches under her loving grip.

Against the emerald waves his skin
the white that white can be. He tilts
his head to listen, he tenses as

his paper-thin monastic feet
touch the wet sand. The water sprays
his ankles then the surf engulfs

his legs.  The sun beats like a jugular,
the heat of day descends. He cries
a primal howl of fear and joy,

he bellows like some dinosaur a long
foghorn of linkage, disbelief.
Escapes her grip, allows himself

to fall. The small waves throw
his body like a doll. He gasps
and screams again, and those immense

gut vowels reverberate,
cut through the noise of day,
resound along the beach. She takes

his wrist. He balances and sways,
a trail of saliva like a mad silver
pendulum flailing from the pivot

of his mouth. He howls again.
The moon would burst. He is
howling for a cup full of moon

and her love is the moon for his cup.
He turns to her uncertainly, he turns
away and shudders as he laughs.

He cannot stay still and the earth
moves too. His splayed fingers
stab at the air, at the sun,

the ocean continues to throb.
He has dented the day
with the hammer of body and voice.

She leads him away where the salt haze
enfolds them in fading, his frail figure
dims in the warp and mirage of the spray.

All is pulse. In the pulsing of blood
and of light he will stay, the immaculate
hammer of presence embedded in day.

© L.D.
Aus: Absolute Event Horizon
Sydney : Angus and Robertson / Harper Collins Publisher, 1994
Audioproduktion: M.Mechner, literaturWERKstatt berlin, 2003

Der Spastiker am Strand

Die Silhouette des verrenkten Kopfs
in dieser Flut von Sommerlicht.
Er scheint hier unten fehl am Platz.

Sie führt ihn an den Rand des Wassers
(Schwester, Krankenschwester, sicher beides):
Er ruckt voran in liebevollem Griff.

Vor den smaragdnen Wellen seine Haut
ein Weiß wie Weiß nur sein kann. Hingeneigt
den Kopf zum Hören, zuckt er, als

die mönchisch zart papiernen Füße
den nassen Sand berühren. Das Wasser netzt
die Knöchel, dann verschlingt die Brandung

die Beine. Tageshitze bricht herein,
die Sonne pulst arteriengleich. Er heult
ein Urgeheul aus Angst und Lust,

er brüllt ein Saurierbrüllen, lang
das Nebelhorn von Ankunft, von Verblüffung.
Entkommt dem Griff, erlaubt sich selbst

zu fallen. Kleine Wellen werfen
nun seinen Leib herum, die Puppe. Luft
holt er und schreit erneut, enorme

Bauchvokale hallen wider,
durchtrennen all den Tageslärm,
und klingen nach am Strand. Sie nimmt

sein Handgelenk. Er balanciert und schwankt,
ein Spuckefaden, Wahnsinns-Silber-
Pendel schlägt aus dem Drehpunkt aus

an seinem Mund. Er heult noch einmal.
Dass der Mond zerberste. Wie er heult
für eine Tasse voller Mond,

denn ihre Liebe ist der Mond für seine Tasse.
Unsicher wendet er sich zu ihr hin
und wieder weg und zuckt in einem Lachen.

Er kann nicht ruhig stehn, so wie die Erde nicht
still steht. Gespreizte Finger stechen auf
die Luft ein, auf die Sonne.

Der Ozean schlägt weiter an.
Den Tag hat er so eingedellt,
der Hammer von Körper und Stimme.

Sie führt ihn fort, in Salzdunst
gehülltes Verblassen, die zarte Figur
entschwindet im Flirren und Spiegeln der Gischt.

Nur Puls. Und im Pulsierenden des Bluts,
des Lichts bleibt er, der unberührte
Hammer einer Gegenwart im Gefäß des Tages.

aus dem australischen Englisch von Uwe Kolbe




auch in: Hochzeit der Elemente. Zeitgenössische australische Dichtung.

Hg. von Ivor Indyk

Köln: Du Mont 2004