THE DOMESTICITY OF GIRAFFES

She languorously swings her tongue
like a black leather strap as she chews
and endlessly licks the wire for salt
blown in from the harbour.
Bruised-apple eyed she ruminates
towards the tall buildings
she mistakes for a herd:
her gaze has the loneliness of smoke.

I think of her graceful on her plain –
one long-legged mile after another.
I see her head framed in a leafy bonnet
of balloon-bobbing in trees.
Her hide's a paved garden of orange
against wild bush. In the distance, running,
she could be a big slim bird just before flight.

Here, a wire-cripple –
legs stark as telegraph poles
miles from anywhere.
She circles the pen, licks the wire,
mimics a gum-chewing audience
in the stained underwear of her hide.
This shy Miss Marigold rolls out her tongue

like the neck of a dying bird.
I offer her the fresh salt of my hand
and her tongue rolls over it
in sensual agony, as it must
over the wire, hour after bitter hour.
Now, the bull indolently
lets down his penis like a pink gladiolus
drenching the concrete.

She thrusts her tongue under his rich stream
to get moisture for her thousandth chew.

© J.B.
Aus: The Domesticity of Giraffes
Wentworth Falls, N.S.W.: Black Lightning Press, 1987
Audioproduktion: M.Mechner, literaturWERKstatt berlin, 2003

DIE HÄUSLICHKEIT DER GIRAFFEN

Gleichgültig schwingt sie ihre Zunge
gleich einem schwarzen Lederriemen,
wenn sie kaut und konstant den Zaun
nach Salz ableckt, das der Hafen herüber weht.
Mit niedergeschlagenen Lidern in eine imaginäre
Herde verliebt, für die sie die Hochhäuser hält,
hat ihr stierender Blick die Einsamkeit von Rauch.

Ich weiß sie anmutig auf ihrer Steppe –
langbeinig, abertausend Meilen weit entfernt.
Ich sehe ihren Kopf von Blättern umhüllt,
in den Wipfeln ein wippender Luftballon.
Ihr Fell, ein orange gepflasterter Garten
im Steppenlandschaftsbild. Von fern, im Lauf,
ein großer schlanker Vogel vor dem Flug.

Hier, ein Käfigkrüppel –
Beine, nackte Telegraphenmaste,
irgendwo im nirgendwo
misst sie ihr Gehege aus, leckt am Zaun,
kopiert ein wiederkäuendes Publikum
in der befleckten Unterwäsche ihres Fells.
Die schüchterne Miss Marigold rollt ihre Zunge aus

wie ein sterbender Schwan seinen kraftlosen Hals.
Ich biete ihr das frische Salz meiner Hand
und ihre Zunge fährt darüber
in sinnlicher Agonie, genauso wie
über den Zaun, Stunde um bittere Stunde.
Nun lässt der Bulle lethargisch
seinen Penis herab, eine rosa Gladiole
flutet den Beton.

Sie stößt ihre Zunge in den kräftigen Strahl,
befeuchtet zum Kauen ihr Maul zum tausendsten Mal.

aus dem australischen Englisch von Sabine Scho




auch in: Hochzeit der Elemente. Zeitgenössische australische Dichtung.

Hg. von Ivor Indyk

Köln: Du Mont 2004