Monika Rinck

deutsch

THE WILD BOAR

Was it Kiki or Heinz with whom we hitched
that ride from Hamburg to Berlin
twenty years ago, the sun setting across
the barren expanse of the Prussian march
as the car (an out-of-service ambulance!)
pulled onto the transit highway from which
there was no getting off except to stop,

wait for the East German cops to show up
and question the driver and his (her?) passengers
as to why we’d missed our scheduled arrival
in Berlin, wind whipping off the fields
with a cold as numbing as the grey
eyes of that policeman asking why
we’d stopped the car, the answer being

we’d hit something in the dark which – bang! –
was there and gone, the driver turning
onto the gravel shoulder as we got out
to assess the damage done, the headlight
shattered and caved in, while at the edge,
caught in the twisted chrome and there
for the cop to inspect, the bristles of a boar

we’d hit which none of us could see
or saw as it crossed into our path
all those years ago, the highway bleak
and empty but for the whistling wind
wild as the thought of tomorrow among
the dark reaches where that boar still ran,
wounded and mortal – was it Gabi? was it Fritz?

© Peter Filkins
Aus: unpublished
Audioproduktion: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

DER WILDE EBER

War es Kiki oder Heinz, mit denen wir die Strecke
von Hamburg nach Berlin trampten
vor zwanzig Jahren, die Sonne ging über
der kargen Weite der preußischen Felder unter,
als das Auto (ein ehemaliger Krankenwagen)
auf die Transitstrecke fuhr, von der man
nicht herunterkam, außer um anzuhalten

und zu warten, bis die DDR-Polizisten auftauchten,
und den am Steuer und seine (ihre?) Mitfahrer fragten,
warum wir unsere geplante Ankunft in Berlin
verstreichen ließen, Wind peitschte über die Felder
mit einer Kälte, die uns ebenso erstarren ließ wie
die grauen Augen des Polizisten, der uns fragte, warum
wir das Auto angehalten hätten, die Antwort war,

dass wir etwas überfahren hätten, im Dunkeln, das - Peng -
da war und weg war, der Fahrer wich auf den
geschotterten Randstreifen aus, wo wir ausstiegen, um den
entstandenen Schaden in Augenschein zu nehmen,
das Vorderlicht kaputt und eingedrückt, während am Rand
im verbogenen Chrom stecken geblieben und dort
für den Polizisten zu untersuchen, die Borsten eines Ebers,

den wir überfahren hatten, den keiner von uns sehen konnte
oder gesehen hat, als er unseren Weg querte
vor so vielen Jahren, die Autobahn trostlos
und leer bis auf den pfeifenden Wind,
wild wie der Gedanke an Morgen unter
der dunklen Ausdehnung, in der der Eber noch rannte
verwundet und sterblich - war es Gabi? war es Fritz?

Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Monika Rinck