Osa našeg glasa

Svojim glasom mi kružimo oko sebe
kao oko nestalne osi... Slušaju nas
anđeli od javorova lišća, slušaju
zapuštene postelje i sjene...
Taj krug dopire do blagoslovne boli
sveg što jest unutra il' što nije spolja.
U odjeku teku mjesečeve vode –
izvještaju bližnjih pristižu iz Raja.

Svojim glasom dotičemo nebesnice
i zagluhle otoke, sve prostrane
žitnice duše, zle uzle baštinjena straha...

Vrtimo glasom i svoje humke, blagdane
i bašče, brstimo lišće sa stabala svog žića,
u kući nas dočekuju ruže nevjestine, miris
lahkoumni još nas izdao nije...

Taj krug je netom granica našega carstva,
prostor osobne žudnje, vječito osipanje
u zvjezdani prah... A dušini metri
načas se zgrče u kolute daha, kako ih
ni slutnjom ko taknuo ne bi.

© Hadžem Hajdarević
Aus: Pjesme ponornice
Sarajevo: International Center for Peace, P.E.N. BiH, «Oko» and other associated publishers, 1995
Audioproduktion: 2006 Literaturwerkstatt Berlin

To Be or Not To Be

…das Verbrechen des Seins...
                                                                Jacques Lacan *

Warum verschließt sich dieses Samenkorn noch immer?
Warum hat es dieses Frühjahr wieder nicht ausgetrieben?
Ist es schon tot, oder ist es bloß noch nicht so weit
dass es aufgehen kann und erblühen?

Dass es nur, um Gottes willen, nicht zur falschen Zeit ausschlägt –
aber vielleicht muss es ja der Spannung seines Keimlings nachgeben,
damit es nicht austrocknet und zu Stein wird;
aber wenigstens kann es dann Zeugnis ablegen von sich,

ehe man es in ein Päckchen steckt
eine Saisonware,
die man in geharkte Beete setzt
und zu einer allfälligen Zierde stutzt...

Ob wohl die Kinder träumen von den Blumen,
deren Namen sie noch gar nicht kennen,
und hat vielleicht auch Adam so von ihnen geträumt,
bevor er sie betrachtet und benannt hatte?

Oder sehen wir das nur im Traum,
wie es mal im Paradies gewesen ist,
vor unsrem Fall, nach dem wir aufgewacht sind,
um uns in dieser Hölle zu finden?

Sind wir eigentlich oder ist nicht
das Eigentliche ganz wo anders?
Die Entscheidung trifft jemand, nicht wir – die Gene?
Und es liegt an uns, eins zu sein mit unsrem Traum.

*  „Denn Hamlet (im Gegensatz zu Ödipus) ist von Anfang an schuld daran,
dass er ist. Ihm ist es unerträglich zu sein. Das Problem, das Verbrechen
des Seins, drängt sich ihm auf mit den eigenen Worten, to be or not to be,
was ihn unwiderruflich in das Sein hineinführt...“ Jacques Lacan, Kanaba

Die deutsche Fassung von Anja Utler entstand im Rahmen
des Übersetzungsworkshops Versschmuggel des Poesiefestivals Berlin 2006
auf der Grundlage einer Interlinearübersetzung von Elizabeta Lindner