Volně ze Lva Loseva

Kalné zrcadlo duše
nikomu nic neříká.
Spíš mi dopis napsat můžeš –
popláču si, zanaříkám.

Jak je dnes u nás v zahradě?
Bezbarvé slunce v mračné jámě.
Poznamenej to do kalendáře a raděj
vrať se, podívej se na mě.

Spatříš člověka bez tváře, jak sedí,
čte, chleba se šunkou v ruce,
knihu, v níž vůbec nic není,
krom konce.


                       1996

© Petr Borkovec 1998
Aus: Feldarbeit. Gedichte. Zweisprachig. Aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier.
Wien: Edition Korrespondenzen, 2001
Audioproduktion: CD Otto Sander und Petr Borkovec lesen Petr Borkovec: Feldarbeit. Gedichte. Zweisprachig.
Aus dem Teschechischen von Christa Rothmeier.
Wien: Edition Korrespondenzen 2001.

Frei nach Lev Losev

Der trübe Spiegel der Seele
hat niemandem etwas zu sagen.
Schreib mir vielmehr einen Brief –
ich werde weinen, klagen.

Wie es heute bei uns im Garten ist?
Farblose Sonne in einer Wolkenschlucht.
Notier das in deinen Kalender und komm
lieber heim, schau mich an.

Du wirst einen Gesichtslosen sehen, wie er,
mit einem Schinkenbrot in der Hand, dasitzt und liest
in einem Buch, in dem nichts ist,
außer dem Schluss.


                                1996

aus: Petr Borkovec: Feldarbeit. Gedichte. Zweisprachig. Aus dem Tschechischen von Christa Rothmeier. Wien: Edition Korrespondenzen 2001.