Wolf, Leopard, Falcon, Fawn

For you there is more to the slow liquid dancing of my tongue
than working for sighs at the heart of your loins.

Each time I part the moist petals of the larkspur
and open the folds of the sealed spider orchid,

I drink the silver threads of your waters;
I float my own mouth across your swell.

Your taste is the spittle of timberwolves,
flecked with the blood of a wounded fawn;

your scent is a black leopard hunting the wind.
When I trace with my lips your flower's vein,

your breath startles in my hair like a small rare bird.
You open and close, hiding and blooming

like a scarlet sea anemone at my touch.
As I kneel before you, speaking in tongues,

my language is thick with the oil of you.
We are sacrificial, we are beautiful, our call

is the call of the Peregrine Falcon, and no matter what happens
from this moment to the next, there will always

be wild animals to which we can compare ourselves:
the wolf that leaves its shadow on the bed;

the leopard whose eyes have been cast in fire;
the sleeping fawn in a thicket of blood ...

And the falcon, riding an intricate wind, has woven
its accurate flight through the dreamscape of our room.

As I lift my head, it circles and screams, its wings fan over us,
and as we lose ourselves again

in the salty puzzle of our bodies, we listen, but the wind
and the falcon are far beyond our hearing.

© A.L.
Aus: Dreaming in Stone
North Ryde, NSW: Angus & Robertson, 1989
Audioproduktion: M.Mechner, literaturWERKstatt berlin, 2003

Wolf, Leopard, Falke, Rehkitz

Für dich ist das langsame, flüssige Tanzen meiner Zunge mehr
als das Herbeiführen von Seufzern im Herzen deiner Lenden.

Immer, wenn ich die nassen Blütenblätter des Rittersporns trenne
und die Falten der versiegelten Spinnenorchidee öffne,

trinke ich die silbernen Fäden deines Wassers;
Ich lasse meinen Mund durch deine Dünung gleiten.

Dein Geschmack ist der Speichel von Timberwölfen,
mit dem Blut eines verwundeten Rehkitzes gesprenkelt;

dein Geruch ist ein schwarzer Leopard, der den Wind jagt.
Wenn ich mit meinen Lippen der Ader deiner Blume nachspüre,

schreckt dein Atem in meinem Haar auf wie ein kleiner seltener Vogel.
Du öffnest und schließt dich, versteckst dich und blühst

wie eine scharlachrote Seeanemone unter meiner Berührung.
Als ich vor dir knie, in Zungen spreche,

ist meine Sprache dickflüssig von deinem Öl.
Wir sind Opfer, wir sind wunderschön, unser Ruf

ist der Ruf des Wanderfalkens, und was immer geschehen mag,
von diesem Augenblick zum nächsten, immer wird es

wilde Tiere geben, mit denen wir uns vergleichen können:
der Wolf, der seinen Schatten auf dem Bett hinterlässt;

der Leopard, dessen Augen in Feuer gegossen sind;
das schlafende Rehkitz in einem Dickicht aus Blut...

Und der Falke, der sich von einem kniffligen Wind tragen lässt,
hat seinen traumwandlerischen Flug durch die Landschaft unseres Zimmers gewoben.

Wie ich meinen Kopf hebe, kreist er und schreit, seine Flügel fächeln über uns,
und als wir uns erneut verlieren

im salzigen Puzzle unserer Körper, lauschen wir, aber der Wind
und der Falke befinden sich jenseits unseres Gehörs.

aus dem australischen Englisch von Sabina Naef




auch in: Hochzeit der Elemente. Zeitgenössische australische Dichtung.

Hg. von Ivor Indyk

Köln: Du Mont 2004