Franz Hodjak

deutsch

دواليب

© Abbas Beydoun
Audioproduktion: Literaturwerkstatt Berlin 2007

räder


der vermieter von fahrrädern sagt, daß sie nicht verschwinden werden, weil die räder immer freude bereiten. dies sei das wissen seines toten vaters und des ersten fahrrads, das er aufbewahrt hat, und er beobachtet, daß seine stumme kraft sogar zunimmt, seit es kaputt ist. vielleicht wird es zu einem gott, wenn sein metall völlig abstirbt, denn zweifellos bewegt sich eine nebulöse sache in der unruhigen geschichte der fahrräder.

das geheimnis läge im laden, sagt er, denn er sei sicher nicht zufällig hier, und wir sollten ihn schon ernst nehmen. wir verstehen, daß die räder sich allein weiter drehten, wenn der laden geschlossen sei, und das dank der kraft des großen gelähmten fahrrads. ihr lockerer schwung befreie die stehende luft, und sie drehten sich weiter in den müden herzen.

die nackte existenz von engeln sei ebenfalls ein rad. das lächeln und die irren blicke seien auch räder, und sie gingen wie die bewegung drohender scheiben über ins blut und in die lunge, und wir können begreifen, daß worte und ideen sich auch wie räder drehten. was würde erreicht, stießen wir auf die nackte existenz des grashalms und des menschlichen herzens.

der vermieter von fahrrädern sagt, daß sie nicht verschwinden werden, die frau, welche ihren körper bloß einem mann verpfändet, vermietet ihn an andere mit flinken blicken. der mann, der ein gewichtiges prinzip im kopf trägt, vermietet es für einen freundlichen verrat, während wir denken, daß die nackte existenz von glück ebenfalls ein rad ist.

Deutsche Fassung von Franz Hodjak
Verstransfer Beirut-Berlin, 2008/Literaturwerkstatt Berlin