Martina Mrochen 
Übersetzer:in

auf Lyrikline: 10 Gedichte übersetzt

aus: französisch, russisch nach: deutsch

Original

Übersetzung

[CHARNUES, GLABRES]

französisch | Michèle Métail

CHARNUES, GLABRES
CREVASSE
APPARAÎTRE LA SCÈNE
AUX COMMISSURES
SANS ATTACHEMENT VÉRITABLE
UNE ULCÉRATION
DE MÊME SON
DE MÊME NOM
BÂTI, CHARPENTE
À L´ABDOMEN TRÈS ÉTROIT
ET DE LEURS COMBINAISONS
DES UNITÉS
CORDES
À PRONONCER
PAR ANALOGIE
AUX FERMENTS FIGURÉS
SILLON MENTONNIER
SOUPLE, FLEXIBLE
(D´APRÈS LE REGISTRE)
POUR S´Y MOUVOIR
À BATTEMENTS RAPIDES
D´ALLER ET VENIR
HAUTE VOIX
SOMBRÉE
AVANT L´ÉTAT DÉFINITIF
MUTITÉ, MUTISME

© Michèle Métail
aus: Mandibule, Mâchoire
Marseille: La Chambre, 2000
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

[FLEISCHIG, KAHL]

deutsch

FLEISCHIG, KAHL
FISSUR
ERSCHEINT DAS SCHAUSPIEL
IN DEN MUNDWINKELN
OHNE WIRKLICHEN ZUSAMMENHANG
EIN GESCHWÜR
GLEICHEN KLANGS
GLEICHEN NAMENS
GERÜST, DACHSTUHL
DEN BAUCH EINGEENGT
UND IHRER VERBINDUNGEN
DER EINHEITEN
STIMMBÄNDER
AUSZUSPRECHEN
IN DER ANALOGIE ZU
VORGESTELLTER FERMENTE
KINNKERBE
SCHMIEGSAM, BIEGSAM
JE NACH STIMMLAGE
SICH DARIN ZU BEWEGEN
MIT RASCHEM KLAPPERN
AUF UND AB
HELLE STIMME
VERDUNKELND
VOR DEM ENDGÜLTIGEN ZUSTAND
STUMM, STILL

[Kollektive Übersetzung von: Angela M. Boeckh, Elfriede Czurda, Olga Fedianina, Alain Jadot, Michèle Métail, Martina Mrochen, Jutta Rosenkranz
Literarisches Colloquium Berlin, September 2000]

[PENSÉE, PAROLE]

französisch | Michèle Métail

PENSÉE, PAROLE
FRACTURE
PAR LE PREMIER ABUS
QUALIFICATION, TITRE
INCERTAINES, NASILLARDES
SUCCESSION
VOYELLES, CONSONNES
EN VUE DE RENVERSER
CE QUI NE CESSE
DU SILENCE
SI LONGTEMPS
SERVANT DE PREUVE
DANS L´ÉTAT OÙ
GRAVE ET PROLOGNÉE
DISPOSITION D´ORGANES
POUR ATTESTER
MENTIONNER, RAPPORTER
DESTRUCTION
(SOUVENT IRONIQUE)
DES RELIQUES
ORALES, NASALES
À TRAVERS LA GORGE, LA BOUCHE
JETER
FORMANT OBSTACLES
PLUSIEURS MOTS
(DITS EMBALLAGES PERDUS)

© Michèle Métail
aus: Mandibule, Mâchoire
Marseille: La Chambre, 2000
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

[GEDANKEN, GEREDE]

deutsch

GEDANKEN, GEREDE
BRUCH
ERSTEM MISSBRAUCH
EIGENSCHAFT, TITEL
ABFOLGE
UNBESTIMMTE, NÄSELNDE
VOKALE, KONSONANTEN
IN DER ABSICHT ZU KIPPEN
WAS NICHT AUFHÖRT
AUS DER STILLE
SO LANGE
ALS BEWEIS DIENEND
SO WIE
TIEF UND VERLÄNGERT
ANORDNUNG DER ORGANE
ZU BEZEUGEN
ERWÄHNEN, BERICHTEN
ZERSTÖRUNG DER
(HÄUFIG IRONISCH)
ORALEN, NASALEN
RELIKTE
QUER DURCH DEN RACHEN, DEN MUND
WEGWERFEN
HINDERNISSE BILDEND
MEHRERE WÖRTER
(SPRICH EINWEG-VERPACKUNG)

[Kollektive Übersetzung von: Angela M. Boeckh, Elfriede Czurda, Olga Fedianina, Alain Jadot, Michèle Métail, Martina Mrochen, Jutta Rosenkranz
Literarisches Colloquium Berlin, September 2000]

[NOM, PRÉNOM]

französisch | Michèle Métail

NOM, PRÉNOM
CHARGÉ DE QUALIFIER
AUX CONDITIONS REQUISES
D´UN ÊTRE
EXCULANT
ORDINAIREMENT
SENSIBLE ET NON MESURABLE
COMME AYANT
ENCOMBRÉ DE
PLUS OU MOINS
DONT ON EST INVESTI
QUEL
RÉRÉTÉ
QUATRE FOIS
Á-COUP
POUR UNE ÉPREUVE
DEVANT NÉCESSAIREMENT
DÉSIGNER, DÉNONCER
EU ÉGARD AUX CIRCONSTANCES
UN FAIT
CE QUI EST ÉGAL
APPELLATION
PAR DES CRITÈRES
À L´INDEX
D´IDENTITÉ
SIGNALEMENT SOMMAIRE

© Michèle Métail
aus: Mandibule, Mâchoire
Marseille: La Chambre, 2000
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

[NAME, VORNAME]

deutsch


NAME, VORNAME
ZWECKS BEZEICHNUNG
ERFÜLLENDER BEDINGUNGEN
EINES MENSCHEN
ANSONSTEN
AUSSCHLIESSEND
SENSIBLES UND NICHT MESSBARES
SO ALS OB
MEHR ODER WENIGER
EINGEENGT
WOMIT BETRAUT
WAS
VIER MAL
WIEDERHOLT
RUCKARTIG
FÜR EINEN NACHWEIS
UNBEDINGT ERFORDERND
VERWEISEN,VERLEUMDEN
IN ANBETRACHT DER UMSTÄNDE
EINE SACHE
EGAL WAS
BENENNUNG
DURCH KRITERIEN
AUF DEM INDEX
DER IDENTITÄT
PERSONALIEN

[Kollektive Übersetzung von: Angela M. Boeckh, Elfriede Czurda, Olga Fedianina, Alain Jadot, Michèle Métail, Martina Mrochen, Jutta Rosenkranz
Literarisches Colloquium Berlin, September 2000]

[MANDIBULE, MÂCHOIRE]

französisch | Michèle Métail


MANDIBULE, MÂCHOIRE
L´ORATEUR
AFFAIRÉ ET INLASSABLE
INSATIABLE
BROYEUR
PLUS VIF
SANS CESSE
JUSQU´AU POINT
SATURÉ
À CAUSE DES ÉTRANGLEMENTS
RESPIRANT PAR
TRACHÉE
ET PARFOIS
CROYAIT-ON
INTERJECTION
FRAPPER
MARQUER
TEND À ÉTABLIR
L´ÉNONCÉ
SUPPOSÉ
FAUX
IMPOSSIBLE
CALQUÉ DANS LA FORME DU CORPS
OÙ IL EFFECTUERA LUI-MÊME
FROID, DÉTACHÉ
LE DÉMENTI

© Michèle Métail
aus: Mandibule, Mâchoire
Marseille: La Chambre, 2000
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin

[Kiefer, Kinnbacke]

deutsch


MAUL, MUNDWERK
DER REDNER
GESCHÄFTIG UND UNABLÄSSIG
UNERSÄTTLICH
ZERSPRECHER
HEFTIGER
PAUSENLOS
BIS
ÜBERSÄTTIGT
DES WÜRGEPUNKTS WEGEN
ATMEND DURCH
LUFTRÖHRE
UND MANCHMAL
SO SCHIEN ES
ZWISCHENRUF
SCHLAGEN
STAMPFEN
GENEIGT ZU BILDEN
DEN WORTLAUT
WOHL
FALSCH
UNMÖGLICH
IN DER KÖRPERFORM GEFANGEN
WO ER SELBST
KÜHL, TEILNAHMSLOS
DEMENTIERT

[Kollektive Übersetzung von: Angela M. Boeckh, Elfriede Czurda, Olga Fedianina, Alain Jadot, Michèle Métail, Martina Mrochen, Jutta Rosenkranz
Literarisches Colloquium Berlin, September 2000]

[Ты рыбкой]

russisch | Nikolaj Kononow

Ты рыбкой
В плен синьки
По зыбкой
Волынке

Лил танго
Пьяцоллы
В глубь ранки,
Мой голый,

Как в танке
Медвежьем
Не ангел
And angel,

А кодлы
Незрячих
Шли хордой,
Чтоб бачил

Я бедных
Лепиров
В победной
Лепнине

Небесной,
Небесной
Над бездной
Словесной...

© Nikolaj Kononow
aus: Parole
Moskau : Novoe litraturnoe obozrenie, 2001

[Du als Fisch]

deutsch

Du als Fisch,
Zelle Blau,
Welle der
Wolynka,

Tango fließt,
Piazolla,
wundentief,
bloßgelegt,

Panzer dicht,
Mächtig wohl,
Engel nicht,
and angel,

Stricke bloß,
unsichtbar,
aus Geschoss,
Augenpaar

Mattes Tier,  
schaut Insekt
siegen wir,
sind entsetzt

Himmel naht,
Himmel naht,
überm Abgrund
dem Verbalen…

©Nikolaj Kononow, aus: Parole, 2001
©Aus dem Russischen nachgedichtet von Martina Mrochen

[То, чем пена пений пьяна]

russisch | Nikolaj Kononow

То, чем пена пений пьяна,
Ебнувшая ранняя седина
В пагоду погоды, и ее длина
К западу наклонена
На ваши влажные имена:
Слива, вереск и белена,
Хлещет как тишина
Славы свежая пелена,
Дай мне этого –
На!

© Nikolaj Kononow
aus: Parole
Moskau : Novoe litraturnoe obozrenie, 2001

[Was der Tannen Töne trunken macht]

deutsch

Was der Tannen Töne trunken macht,
Du morgens silbergrau erwachst,
was die Pagoden der Wetter überdacht,
Deren Neigung gen Westen gedacht,
Euch schamlose Namen verpasst:    
Pflaume, Heide, Kraut zum Sprießen gebracht,
Als ob von Stille erfasst,
Heil und Segen, dem, der frische Tücher hat -
Davon gib mir was –
Nimm das!

Nikolaj Kononow: Aus "Parole", 2001
© Aus dem Russischen übersetzt von Martina Mrochen

[Парами на поля]

russisch | Nikolaj Kononow

Парами на поля
Переливаясь, юля,
Особи слизней, червей
Выползают смелей,
и сияющий клей
Им лобзаний милей.


Два ведь менее одного,
поглядывающего в окно
Месяцем из глубин,
Где рвет андрогин
Аккордеон в ползари –
Так выбери и заговори:
Синий тестостеpoн
Снегом со всех сторон
Набивается в рукава,
И мужает трава.


В горючих лесах
Чем же пропах
Лучший друг, моя
Выпуклая колея,
Удушающая шлея,
Мимо лия
Раскрасневшееся вино,
На поверженное руно...

За совиный обол
я тебе покупаю пол-
Черепахового... никому,
Ни одной и не одному...
За деление пополам
Я еще половину дам
Утопающим судам,
Цветущим садам,
Убвыающим рядам,
И невыносимвм следам....

© Nikolaj Kononow
aus: Parole
Moskau: Novoe litraturnoe obozrenie, 2001

[Paarweise ins Feld]

deutsch

Paarweise ins Feld,
ausschwärmend, wälzt,
der Arten Leim, Würmer,
wimmeln ungestümer,
wo leuchtend das Harz,
sind Küsse mehr als zart.

Zwei sind mehr als einer,
Da schaut er durchs Fenster,
In den Abgrund des Monats rein,
Wenn das Androgyn längst weiß,
Zum Akkordeon in der Dämmerung,
Such dir was aus, sing unbeirrt,
Vom blauen Testosteron,
Das wirbelt wie Schnee herum,
Fällt in alle Ärmel,
Lässt uns zu Männern werden.   

In hitzigen Wäldern finden,
Durchpflügend die Gründe,
Wo mein bester Freund erscheint,      
Wie bucklige Schneisen,
Erstickende Riemen,
Wenn sich ergießend,
Der Wein ließ erröten,
Das Gras niedergetreten...

Komm, statt der Eulenhülle,
Kaufe ich dir die Hälfte
Des Schildkrötengeschlechts,
Niemand auf der Welt,
Nur du, der sie erhält,
Einen Teil verschenke ich,
An das sinkende Schiff,
An den blühenden Garten,
An die Reihenpfade,
Wo unerträglich die Spuren warten…

©Nikolaj Kononow: Aus "Parole", 2001
© Nachgedichtet aus dem Russischen von Martina Mrochen

[Мрачно Ангел]

russisch | Nikolaj Kononow

Мрачно Ангел
Смотрит исподлобья,
Как на танке
Снегом на угодья

Валит Жуков -
Это для жуков,
Папа, мука,
Сумерки богов.

Пропилеи
Пролежней в казарме
Побелели
Как припали парни

К аонидам
Тошно по уставу
Спать, а гнидам
Разводить потраву

Нивы голой
За леском у пряжки
Где глаголу,
Папа, ангел тяжкий,

В око робко
Зрит, как ты дугою
Входишь в топку
И никто с тобою

© Nikolaj Kononow
aus: Parole
Moskau: Novoe litraturnoe obozrenie, 2001

[Engelsgestalt]

deutsch

Engelsgestalt
Blickt stirngewölbt,
Panzer im Wald
Schneegestöber.

Einst marschierte
Schukow hier herum,
Qual und Pein der Väter,
Götterdämmerung.

Propyläen,
Kaserne, wundgelegen,
Bleich und blass, sie sehen
Sturm der Kerle,

Aoniden,
Schlafen übles Omen
musst im Dienst parrieren,
nützt sonst Gnomen,

Nackte Felder
hinterm Waldsaum,
Worte, Vater,
Engel, müder, schau,

Ängstlich sieht er,
Dich im Bogen,
niemand mit dir,
eingehn in die Feuerung.

©Nikolaj Kononow, aus: Parole, 2001.
© aus dem Russischen nachgedichtet von Martina Mrochen

[Дивный]

russisch | Nikolaj Kononow

Дивный
Поэт
Ливня
Монет

Тише,
Чем Стикс,
Пишет:
"О, please,

Дай мне
Опять
Тайно
Отстать

На день
От дней
Ради
Теней,

Трещин,
Лощин,
Женщин,
Мужчин, —

В прелой
Пыли
Тел их
Стебли

Свяжут
Струю
В жажду
Мою".

© Nikolaj Kononow
aus: Felder
Sankt-Petersburg: INAPRESS, 2004

[Dichter]

deutsch

Dichter
Stutzt nun,
Dicht die
Sturzflut

Leiser
als Styx,
Schreibt er:
"Oh, please,

Ich will
Lassen
Still die
Schatten

Täglich
Zu Tage,
Dank euch
Tragen,

Durch Bruch,
auch Schlucht,
Mann, Frau,
Wesen -

Aus Staub
Deren -
Glieder
Stelen

Bündeln
Zu Strang,
Meinen
Drang."

©Nikolaj Kononow, aus: Felder, 2004.
©aus dem Russischen nachgedichtet von Martina Mrochen.

[...И рвота душная, как будто к медиуму]

russisch | Nikolaj Kononow

...И рвота душная, как будто к медиуму
я прижался телом,
К холодно липкому рентгеновскому бреду
в Давосе перед первой мировой. ..
За внутренности всех, кого любил -
за ребер батареи -стволы стволы,
За губы, языки и дальше, что видел
сквозь пятьсот хрустальных стекол...

В парикмахерской мне тошно почивать
на тюфяке из локонов, -
Сказала тень прекрасного поэта, - проиграна
ловитва сибирских колонков -
Морозы таковы, что сумрачным охотникам
не завязать и узелка
На маленьком волосяном аркане, они салютом
мочатся на cнer:

Бунтуют холода 17 месяцев в году от термидора
и до рамадана,
Песочные часы - не требуют завода в оставшееся
время суток,
Открою шкап: прекрасный галстух и воротничок,
носки с имперской полосой
И вышитою надписью на пятке «Мой друг,
отчизне посвятим...»

Свети, свети сюда - как в цирке Чинизелли
взлетает интегралом акробат,
и формулу небытия под золотым платком
выносит фокусник,
Меня распиливая трижды.
 О, больно, больно, больно, больно мне! У фронтовой палатки меня сшивает
доктор Нафта без наркоза.

Он прежде этого не делал никогда, коротконогий
выблядок Лакана и Делеза.
Я гибну, так как предали меня 3 смены ангелов,
с кем я делился смыслом;
Он им не нужен на хуй... Фиалки, цикламены,
аспарагус, анемон, омела.
В бушлате рваном, без фуражки ты прешься
на мороз. Спроси кого... Никто числа не знает.
Летальность 100 %!
Военные узоры на стекле морозном читал
я нынче утром - Ардены, Фермопилы, Сталинград, -
монашеская братия Афона
Прицельный огнь вела на пустыре по ангелам -
Все в бело-белом почему-то, и также белым
белое все убелило тихо

© Nikolaj Kononow
aus: Parole
Moskau : Novoe litraturnoe obozrenie, 2001

[… Und Übelkeit und Brechreiz, mich mit dem Körper]

deutsch

… Und Übelkeit und Brechreiz, mich mit dem Körper
an das Medium schmiegend,
An den monströsen Röntgenschirm in Davos
vor dem Ersten Weltkrieg…
Ans Innerste jener, die ich einst so liebte:
ihre Rippenreihen - Rohre Rohre,
An Münder, Zungen und das, was tiefer, an das, was ich sah,
hundertfach durchs kristallhelle Fenster…

„Beim Barbier muss ich mich erbrechen nachts
auf die Matratze aus Lockenwicklern“,
so der Schatten des geschützten Dichters:
"Die Hetzjagd auf Nerze ist längst verloren",
In dieser Eiseskälte schnürt selbst
der grausamste Jäger sein Bündel
Auf zottig-dürrem Fangseil, da urinieren sie
schneidig in den Schnee:

An die siebzehn Monate wüten hier Stürme und Kälte,
vom Thermidor bis Ramadan,
wozu dann Sanduhren für den Rest
der Zeit aufstellen,
Ich öffne den Kleiderschrank: eine elegante Krawatte und Kragen,
Socken mit Kaisermuster,
In die Ferse gestickt: "Mein Freund,
lass der Heimat leuchtend uns opfern…"

Hierher, leuchte, dem Gaukler, leuchte, wenn er
im Bogen durch das Zirkuszelt Ciniselli fliegt,
Wenn der Zauberer die Formel des Nichtseins
unter goldenem Plakat hinausträgt,
Dreimal werde ich durchgesägt.
Oh, wie weh das tut , so weh, so weh, so weh!
Bis mich Doktor Naphta vor dem Frontzelt
ohne Narkose zusammennäht.


Von dieser ungeübten, kurzbeinigen
Kreatur aus Deleuze und Lacan.
Während ich zu Grunde geh, verraten von dreimal verschiedenen Engelsscharen,
so nah wir uns auch im Geiste waren,
Zum Teufel schicken sie ihn … Veilchen, Zyklamen,
Spargel, Anemonen, Amelen.
In zerrissener Matrosenjacke, ohne Käppi stürmst du
in die Eiseskälte. Wen du auch fragst, niemand kennt das Datum.
Bei einer Sterblichkeitsrate von 100%.

Heute morgen erkannte ich militärische Ornamente
auf dem vereisten Fenster:  
Die Ardennen, Phermopilen, Stalingrad –
das Mönchkloster Afanassia -
Das Zielfeuer führte, über Engel hinweg, über verwahrlostes Gelände:
Wie seltsam, alles - weiß in weiß,
das Weiß, es verbleicht leise...

Nikolaj Kononow: Aus "Parole", 2001
© Aus dem Russischen übersetzt von Martina Mrochen