Henning Vangsgaard
Übersetzer:in
auf Lyrikline: 94 Gedichte übersetzt
aus: deutsch nach: dänisch
Original
Übersetzung
Manöverkritik
deutsch | Mirko Bonné
Es würde den Sandweg erklären,
die eingefahrenen Spuren,
die in der Dämmerung leuchten,
so dass ein Kauz, anhand Schatten,
einen Anhaltspunkt hätte,
man ihn deshalb erkännte,
bevor der Weg ansteigt.
Ein Grund für die Böschung!
Ferner zurückgelassene Proviantreste
und Milchlachen im Huflattich,
unter abblätternden Armeelastern,
eine Art Manöverkritik,
Herbst verwitternder Tarnung,
ein Wäldchen, rechtzeitig entlaubt,
wo Kinder nach Patronen grüben,
aber deutlichere Spuren?
Winternacht. Gleich, ob mit Schnee
oder dem Frost von Silvester,
oberhalb des Rübenfeldes,
am Rand des Käuzchenkreises,
stünde die Wentzenburg,
wie es beim Schlachten erzählt wird.
Der Sandweg führte hinauf, es gäbe eine Brücke,
im First des Raubritterdachs nisteten Uhus.
aus: Mirko Bonné: Hibiskus Code. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Manøvrekritik
dänisch
Det kunne forklare sandvejen,
de nedkørte spor,
der lyser i skumringen,
så en skovugle, ved skyggers hjælp,
havde et holdepunkt,
og man derfor så den,
før vejen går opad.
En grund til skrænten!
Endvidere, efterladte proviantrester
og mælkepytter i følfoden
under afskallende militærlastbiler,
en slags manøvrekritik.
Efterår med forvitrende kamuflage,
en lille skov, afløvet i rette tid,
hvor børn kunne grave efter patroner,
men tydeligere spor?
Vinternat. Selv om der var sne
eller frost fra nytår,
oven for roemarken,
ved uglekredsens udkant
ville Venderborgen stå,
sådan som det fortælles under slagtningen.
Sandvejen skulle føre derop, der skulle være en bro,
på røverriderens tagryg skulle hornugler bygge rede.
Epitaph 1985 - 1989
deutsch | Ursula Krechel
Hier liegt der Hund begraben, begraben
eher eine Wahrnehmung als eine Wahrheit
wahrscheinlich eine Begräbnisstätte für
ein paar Knochen: hier liegt der Hund
begraben, begraben, als wäre jede Erkenntnis
kreuzweiser Brückenverband im Wasserschutzgebiet.
Hier liegt der Hund begraben, begraben
als Erfindung des Todes, Hybris oder Hydra
(wer verschlingt?) verboten das Grab noch nicht
im Wasserschutzgebiet: struppiges Fell und Pfoten
begraben, begraben wie eine wahrscheinliche Wahrheit
was hier liegt, könnte in Wahrheit ein Hund
gewesen sein als Erfindung einer Liebkosung
wahrgenommen, noch nicht zu Ende gestorben
unbeschriebenes Blatt, nach dem kein Hahn kräht.
Hier liegt der Hund wahrscheinlich begraben
lichtlos sorglos verbuddelt wie vergraben
wie gedichtlose Jahre begraben noch nicht.
Hier liegt eine Wahrnehmung wie noch kein Hund
lichtlose Jahre wie ein unbeschriebenes Blatt wie
Lichtjahre vom nächsten Stern entfernt.
aus: Verbeugungen vor der Luft. Gedichte
Salzburg, Wien: Residenz Verlag, 1999
ISBN: 3-7017-1165-8
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Epitaf 1985-1989
dänisch
Her ligger hunden begravet, begravet
snarere en sansning end en sandhed
sandsynligvis en gravplads for
et par knogler: her ligger hunden
begravet, begravet, som om enhver erkendelse
var en krydsforbundet bro i et fredet vådområde.
Her ligger hunden begravet, begravet
som noget døden, hybris eller hydra har fundet på
(hvem sluger hvem?) graven endnu ikke
forbudt i det fredede vådområde: pjusket pels og poter,
begravet, begravet som en sandsynlig sandhed,
det som ligger her, kunne sandt at sige have været en
hund sanset som noget et kærtegn
har fiíndet på, endnu ikke færdig med at dø,
et ubeskrevet blad, som ingen tar sig af.
Her ligger hunden sandsynhgvis begravet
lysløst sorgløst gemt væk og gravet ned
endnu ikke begravet som digtløse år.
Her ligger en sansning som aldrig før nogen hund
lysløse år som et ubeskrevet blad som
lysår væk fra den næste stjerne.
grossraum berlin,
deutsch | Lutz Seiler
ein letzte-kolonien-geruch & schwerer
einsatz an den lauben: manche
hängten schlitten glocken, an
den taschen hart & gross gestossne spät-
heimkehrer mäntel, wir
hatten noch stanniol, mal stores in
den kirschen, flaschen, wo man hintrat, auf
die kurzen, braunen hälse. dort
hockten wir zu tisch mit über
spreiztem scheitel paar
pfund augen welpen unterm lid: jäger
zäune, wellasbest für immer oder
ein der-tut-nichts-pitbull im luden
gewirr & kristall-
klare flaschen, erst schwer
vom körper zu trennen, doch leer
in die löcher der ratten
zu graben, die pfeifenden hälse
gegen den westmond. wie gut
tat dann das ratten-klatschen bei
nordwest & was
wir hier jetzt immer haben: dieses
patroullieren aus den schädel spitzen, tags
wenn unser sinnen sorgsam seine schläfen
bettet in der luft lamellen, blanke
nerven an den rinden, wenn
im frühlicht kopf
& leben eines vogels auf
einander schlagen
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
storberlin, en
dänisch
sidste kolonihavelugt & hårdt
slid i havehusene: mange
hængte kane bjælder, ved
lommerne slidte & bulede militær-
frakker, vi havde stadig staniol, af og til stores i
kirsebærtræerne, flasker, hvor end man trådte, på
de korte, brune halse, dér
sad vi ved bordet med hårdt
trukket skilning et par
pund øjen hvalpe under øjenlåget: jæger
stakitter, bølgeasbest for altid eller
en den-gør-ikke-noget-pitbull i alfons
virvaret & krystal-
klare flasker, først svære
at skille fra kroppen, men tomme
til at grave ned i rotte
hullerne, de pibende halse
mod vestmånen. hvor skøn var
så ikke rotte-smadringen ved
nordvest & det
vi altid har her nu: denne
patruljeren fra kranie spidserne, om dagen
når vores tanker forsigtigt lejrer
sine tindinger i luftens lameller, blanke
nerver på barken, når
i morgengryet
en fugls hoved & liv
slår mod hinanden
"vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so."
deutsch | Michael Lentz
vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch so nicht.
vielleicht. so ist es. vielleicht. aber ist es auch? so nicht.
vielleicht. ist es so? vielleicht. ist es aber auch so nicht.
vielleicht ist es. so! vielleicht ist es. aber. auch. nicht. so.
vielleicht. ist es so, vielleicht. istesaberauch nicht so.
vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber auch nicht so.
vielleicht, vielleicht! so ist es, aber auch so ist es nicht.
vielleicht-vielleicht! so ist es auch nicht, aber so ist es.
leicht, soviel ist es, ist es aber vielleicht auch nicht. so
leichtes ist so viel, aber vielleicht eist auch so nichts.
vieles eist so leicht, aber vielleicht ist auch so nichts.
so. vielleicht ist es viel, aber auch so ist es nicht leicht.
soso, aber ist es vielleicht auch vielleicht? ist es nicht?
so ist es viel, so ist es leicht, vielleicht aber auch nicht.
so leicht ist es nicht! vielvielleicht ist es aber auch so.
ist es auch viel so, leicht so, aber leicht ist es nicht viel.
aber es ist so. auch vielleicht ist vieles nicht so leicht.
ist es vielleicht auch bar so, vielen ist seicht so leicht.
vielleicht ist es so, vielleicht ist es aber so auch nicht.
so es auch nicht ist, vielleicht, ist es aber vielleicht so:
so es aber vielleicht so ist, ist "vielleicht" auch nicht "es".
so es aber vielleicht so ist, ist es auch nicht "vielleicht".
seit leichtes so viel ist, vielleicht aber auch so nichts,
ist es nicht so leicht, aber auch so ist es vielleicht viel.
aber es ist so. auch vielleicht ist viel nicht so leicht. es
ist aber so es. vielleicht ist es auch nicht so vielleicht.
so es aber vielleicht nicht ist, ist es vielleicht auch so.
auch so ist es, nicht viel, aber es ist vielleicht leicht. so!
so viel, so leicht; ist es, ist es vielleicht aber auch nicht.
es ist soviel licht. vielleicht eist es aber auch nicht so.
leicht ist es viel so, aber auch viel ist es nicht so leicht.
aus: ENDE GUT. sprechakte. Buch mit CD
Wien: Éditions Selene, 2002
ISBN: 3-85266-087-4
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
"måske er det sådan, men måske er det heller ikke sådan."
dänisch
måske er det sådan, men måske er det heller ikke sådan.
måske. sådan er det. måske. men er det også? Ikke sådan.
måske. er det sådan? måske. men er det heller ikke sådan.
måske er det. sådan! måske er det. men. heller. ikke. sådan.
måske. er det sådan. måske. erdetmåskeheller ikke sådan.
måske er det sådan, men måske det heller ikke er sådan.
måske, måske! sådan er det, men sådan er det heller ikke.
måske-måske, sådan er det heller ikke, men sådan er det.
ske, må ske, er måske ikke en ske. sådan
må det ske, det er måske ikke en ske.
må er en ske, men er det måske heller ikke sådan.
sådan. måske er det må, men heller ikke sådan er det en ske.
såså, men måske er det også måske? er det ikke?
så er det må, så er det ske, men måske heller ikke det.
så ske er det ikke! men måmåske er det også sådan.
er det måske sådan, ske så, men ske er ikke må.
men det er sådan, men måske er må ikke så ske.
er det måske sådan, er må måske heller ikke ske.
måske er det sådan, men måske er det ikke sådan heller.
sådan er det heller ikke, måske, men måske er det sådan:
men sådan det måske er sådan, er "måske" heller ikke "det".
men sådan det måske er sådan, er det heller ikke "måske".
så siden ske er må, men måske heller ikke sådan,
er det ikke så ske, men sådan er det måske må.
men det er sådan. måske er må heller ikke så ske. men
det er sådan. måske er heller ikke såmåske.
men sådan det måske ikke er, er det måske også sådan.
også sådan er det, ikke må, men det er måske ske. sådan!
så må, så ske; er det, er det måske heller ikke.
det er såmå ski. men måske er det heller ikke sådan.
ske er det må sådan, men også må er det heller ikke så ske.
[wolkiger himmel. am bildrand liegen äste aus]
deutsch | Nico Bleutge
wolkiger himmel. am bildrand liegen äste aus
gestreckt über dem wasser, die langen finger
greifen weit hinaus und halten das meer
in der bucht. beim genauen hinsehen
ist der horizont nicht glatt, sondern fein
geriffelt, das licht kommt immer ein wenig zu früh
oder zu spät aus den wellen zurück, je nachdem
wie schnell sich die augen scharf stellen
sie laufen dem glanz hinterher, den ästen
reicht diese zeit völlig aus, sie bleiben weich
und fest in der haut, an den händen
schaukelt das wasser sich auf und der dunst
verwischt bald die konturen, die kleinen rillen
am rand des bildes, der fingerkuppen.
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
[skydækket himmel. ved billedkanten ligger grene ud]
dänisch
skydækket himmel. ved billedkanten ligger grene ud
strakt over vandet, de lange fingre
griber langt ud og holder havet
inde i bugten. ved nøje eftersyn
er horisonten ikke glat, men fint
riflet, lyset kommer altid lidt for tidligt
eller for sent tilbage fra bølgerne, afhængigt af
hvor hurtigt øjnene stilles skarpt
de løber bagefter skinnet, for grenene
er denne tid helt tilstrækkelig, de forbliver blide
og faste i huden, ved hænderne
bølger vandet op og disen
udvisker snart konturerne, de små riller ved
billedet, ved fingerspidsernes kant.
[Was auch geschieht]
deutsch | Farhad Showghi
Was auch geschieht: wir haben einige Birken am
geöffneten Fenster, zu denen gleich alles paßt. Jede
Handbewegung, ein Anfang vielleicht, ein Stück Papier.
Auch der Wohnblock bei Nässe und Sonne oder als
grosser enthäuteter Lachs. Frauen und Kinder beginnen
zu rufen, binden ihre Stimmen an die Birken, versuchen
etwas, gehen fort. Wir spüren ein Winken auf den
Wangen. Unsere Finger erscheinen und spielen und
werden mehr und mehr. Wir machen nichts falsch.
Wenn wir auch zu den Birken passen, spielend die Launen
wechseln, irgendwo sitzend mit Sommerschuhen und
dem Rücken zum Lachs. Lachs, sagen wir, Lachs, und die
Frage: Wer sorgt für Wasser, wer für Wirbel und sturm-
feste Schuppen? Jede Zimmerluft ist Lachsluft jetzt, die
Aussenluft der Birken. Und die Stimmen der Frauen und
Kinder laufen ohne Frauen und Kinder um die Birken
herum.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[Hvad der end sker]
dänisch
Hvad der end sker: vi har nogle birke
ved det åbne vindue, som alt straks passer til. Enhver
håndbevægelse, en begyndelse måske, et stykke papir.
Også boligkarréen i fugtigt vejr og sol eller som en stor
flået laks. Kvinder og børn begynder
at råbe, binder deres stemmer til birkene, forsøger
noget, forsvinder. Vi mærker en vinken på
kinderne. Vores fingre træder frem og leger og
bliver flere og flere. Vi gør intet forkert.
Hvis vi også passer til birkene, legende skifter
lune, siddende et eller andet sted med sommersko og
med ryggen til laksen. Laks, siger vi, laks, og
spørgsmålet: Hvem sørger for vand, hvem for ståhej og storm-
sikre skure? Enhver stueluft er laksluft nu, birkenes
udeluft. Og kvindernes og børnenes stemmer
løber, uden kvinder og børn, rundt om
birkene.
[rauher kalk. die aufgespannten drähte]
deutsch | Nico Bleutge
rauher kalk. die aufgespannten drähte
gaben der veranda genau jene dichte
ordnung, die der blick mit seiner schärfe aus-
zuhebeln schien. die hart gesetzten linien
und kanten. das knistern der spatzen im schlaf
der aus den pinien rieselte. war es der ton
der kahlen stämme das stete anfließen
des wassers gegen die steine. felsplatten
darunter der abgeschliffene beton. kalk
und teilchen aus glas. ein leichter pfad
von der braue ans ohr. gespannter draht
hielt sich die sicht in seinem raum dagegen
rollte es. noch immer kalk. der sich so lang
von einem rand betasten ließ.
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
[nubret kalk. de opspændte tråde]
dänisch
nubret kalk. de opspændte tråde
gav verandaen netop den tætte
orden, som blikket med sin skarphed syn-
tes at løfte frem. de hårdt markerede linjer
og kanter. de sovende spurves knitren
som dryssede ned fra pinjerne. var det lyden
af de nøgne stammer vandets stadige
plasken mod stenene. klippeplader
nedenunder den afslebne beton. kalk
og små stykker af glas. en let sti
fra brynet til øret. spændt tråd
beherskede synet i sit rum mod det
rullede det. stadigvæk kalk. der lod sig
så længe beføle fra en rand.
[nativitas 2]
deutsch | Christian Lehnert
dies ist die geschichte der angst
des embryos,
was er gewesen war, wieder
und wieder geschehend, hinabgesehen,
wo zwischen daumen und zeigefinger
nichts mehr zu rekonstruieren war
im glas, feine kanülen
alles, was er von sich wußte,
abgesaugt hatten,
wuchern ließen
im kopf eines anderen, was
für ein hirnrissiges produkt,
die seele
an den ort der zeit einzugraben,
in ein selbstloses wesen, als ratte
getestet,
nierenlos, herzlos, augenlos,
nach vervielfachung lechzende
innereien, einzukehren in die ewige
jagd, erstes und letztes
leben auf dem nährboden
(wer gut kommt, soll auch gut essen),
sind vater und mutter
in keiner person, sich teilend
in ein drittes fort-
pflanzungsfähiges
konstrukt ihrer angst
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[nativitas 2]
dänisch
dette er historien om
embryoets angst,
hvad det havde været, gentagende sig
igen og igen, set nedad,
hvor intet mere kunne rekonstrueres
mellem tommel- og pegefinger
i glasset havde fine kanyler
opsuget alt, hvad det
vidste om sig selv,
ladet vokse vildt
i en andens hoved, hvilket
hjerneforstyrret produkt
at grave sjælen ned
i tidens sted,
i et uselvisk væsen, testet
som en rotte,
uden nyrer, uden hjerte, uden øjne,
indvolde, tørstende efter
mangfoldiggørelse, at vende tilbage til
den evige jagd, først og sidste
liv på næringsubstraten
(den, der trives godt, skal også spise godt),
er fader og moder
i ingens person, delende sig
i et tredje for-
plantningsdueligt
konstrukt for deres angst
[nativitas 1]
deutsch | Christian Lehnert
nativitas, dieses wort wie zusammengewehte töne
hoher glocken würde genau über das durchlöcherte
holz passen, in wachs gestrichener lufthauch
der hügel, die höhlung umgebend, in der eine frau
erschöpft schläft unter nachgedunkelten
ziegen, die abgeblätterte
steinkrippe mit dem kind und der gebetsnische
einer anderen zeit, all dies in erdfarben
auf einer gewölbten ikone, atemstöße,
vorsichtige, sich wellende, nässende
finger, die auf etwas jenseits der erhaltenen
fläche weisen, über ausgekratzte
gesichter, irgendwelche nackten beine, rumpflos
auf einem weg ins leere, so unbekannt
wie wir uns selbst, weiter nichts,
sind diese figuren,
ganz voll von unsichtbarem, flecken,
die bis in die netzhaut reichen, uns
mit ihren augen nachgehen, rissen
in der maserung, der zick-zack-jagd
in den strichen fortgesetzter
übermalungen
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[nativitas 1]
dänisch
nativitas, dette ord ville som sammenblæste toner
fra høje klokker passe nøjagtigt over det
gennemhullede træ, i voks malede luftpust fra
højene, svøbende sig om hulningen, hvor en kvinde
sover udmattet under mørknede
geder, den afskallede
stenkrybbe med barnet og bedenischen
fra en anden tid, alt dette i jordfarver
på en hvælvet ikon, udåndinger,
forsigtige, bølgende, væskende
fingre, der peger på noget hinsides den bevarede
flade, over bortkradsede
ansigter, nogle nøgne ben, uden krop
på vej ud i det tomme, så ukendte
som vi for os selv, intet andet,
er disse figurer,
fuld af det usynlige, pletter,
der når helt ind i nethinden, følger
os med deres øjne, af sprækker
i åringen, af siksakjagden
i strøgene fra gentagne
overmalinger
[klare konturen. das licht]
deutsch | Nico Bleutge
klare konturen. das licht
lag hinter den booten, der hafen
hielt die dämmerung fest und die hügel
traten am anderen ufer auf-
gefaltet vors auge
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
[klare konturer. lyset]
dänisch
klare konturer. lyset
lå bag ved bådene, havnen
holdt skumringen fast og bakkerne
trådte frem på den anden bred foldet
op foran øjet
[Im Lichtkreis eines Sterns, im Schatten, den meine]
deutsch | Christian Lehnert
Im Lichtkreis eines Sterns, im Schatten, den meine
Sprache wirft, laufe ich über einen dunklen Spiegel,
Lagunen, Tümpel von Salzwasser, die nicht abfließen
können, gerichtet auf keine Perspektive. Ich sehe
nichts geschehen, doch Verschiebungen ... vage,
an der Hand des Kindes, seinem Zeigefinger,
seinen gefundenen Namen: ist etwas an seinem Ort?
Wellen, die in sich selbst zerfallen, ahmen sich nach,
indem sie sich erfinden, geben, was sie empfangen
Antiphon der Flut, die vom Ufer schweigt. Du mußt
die kalten Quarze auf die Stirn legen, um so klar
zu denken wie die Venusmuscheln und die Tange.
aus: Der Augen Aufgang
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 2000
ISBN: 3-518-12101-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[I en stjernes lyskreds]
dänisch
I en stjernes lyskreds, i den skygge, som
mit sprog kaster, løber jeg hen over en mørkt spejl,
laguner, småsøer af saltvand, der ikke har
fraløb, rettet mod intet perspektiv. Jeg ser
intet ske, men forskydninger ... vage,
i barnets hånd, dets pegefinger,
dets fundne navn: er noget på rette sted?
Bølger, der falder sammen i sig selv, gentager sig,
idet de opfinder sig selv, giver, hvad de modtager,
bølgens antifon, der tier fra bredden. Du må
lægge de kolde kvartsstykker på panden for at
tænke så klart som venusmuslinger og tangplanter.
[Heb die Feder vor die Lippen: regt sie sich? Weht eine]
deutsch | Christian Lehnert
Heb die Feder vor die Lippen: regt sie sich? Weht eine
Thermik oder atmest du, über der flirrenden Schlucht
immer scheuer? Nester aus verdorrtem Gras, Nester aus
weichen Fischgräten - das Kreisen der Adler, stundenlang
ohne einen Schwingenschlag, lag dir zu fern. Du hieltest
dich im Stehen am Grat, unter Zucken der Arme:
gab es einen Grund? War er haltbar, der Riß, in dem
Hänge und Hirn sich beschlichen, zwischen Salzflözen,
zeitlichem Schlecken des Wassers, erahnter Schwere-
losigkeit im Mark? Aufrecht zurückgelassen, flüsterten
die Gelenke Routen, apotropäische Laute: da geht ein
Weg, er führt in die Tiefe, in der Tiefe jedoch ist er weg.
aus: Der Augen Aufgang
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 2000
ISBN: 3-518-12101-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[Løft fjeren]
dänisch
Løft fjeren op foran læberne: bevæger den sig? Blæser
en termik eller ånder du, hen over den flimrende slugt
stadig mere sky? Reder af visnet græs, reder af
bløde fiskeben - ørnenes kredsen, i timevis
uden et vingeslag, lå dig for fjernt. Du holdt
dig stående på bjergkammen, med skælvende arme:
var det en grund? Var den holdbar, sprækken, hvor
skråninger og hjerne sneg sig ind i hinanden, mellem saltlag,
vandets timelige slikken, anet vægt-
løshed i marven? Ladt oprejst tilbage, hviskede
ledene ruter, apotropæiske lyde: dér går en
vej, den fører ned i dybet, men i dybet er den borte.
[Hältst du nicht inne]
deutsch | Farhad Showghi
HÄLTST DU NICHT INNE, beginnt eine ganze Gegend.
Handteller dreht sich, wird Strassenfest. Du gehst jetzt
weg und kommst deutlich zurück. Aber dein Handteller
dreht sich schon weiter. Wird Baulärm oder Geranie.
Es ist nicht zu erkennen, daß Du gerade wohnst. Dein
Heimweg macht alles alleine: Häuser, Bäume, von
unten gestrichene Balkone. Du kannst dich verspäten,
zwei Finger, drei Zimmer, eine Angst verlieren und
schließt die Tür. Dein Schlüsselbund macht dir Klänge,
wie Du ihm Luft.
aus: Unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[Holder du ikke inde]
dänisch
HOLDER DU IKKE INDE, begynder en hel egn.
Håndfladen vender sig, bliver en gadefest. Du går væk
nu og kommer tydelig tilbage. Men din håndflade
fortsætter med at vende sig. Bliver byggelarm eller geranie.
Man kan ikke se, hvor du bor lige nu. Din
hjemvej gør alt alene: huse, træer, altaner
malet nedenunder. Du kan være kommet for sent,
miste to fingre, tre værelser, en angst og
lukke døren. Dit nøglebundt laver lyde for dig,
ligesom du giver det luft.
[dann löste sich die hitze langsam]
deutsch | Nico Bleutge
dann löste sich die hitze langsam
vom balkon und der blick wurde leichter
von den häusern abgelenkt. die weißen
parabolantennen an den fenstern
fingen schon die ersten lichter an
zu glühen blau und grün verkapselt.
als die augen zwischen den reklametafeln
streunen wollten war es eine rote
plastiktüte in der luft weit oben leuchtend
glitt sie vorbei und gab dem blick nach
und nach halt bis er weich und ruhig
hinter den lidern saß
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
[så løste heden sig langsomt]
dänisch
så løste heden sig langsomt
fra balkonen og blikket blev lettere
distraheret af husene. de hvide
parabolantenner ved vinduerne
de første lys begyndte allerede
at gløde indkapslet blåt og grønt.
da øjnene ville strejfe mellem
reklametavlerne var der en rød
plastikpose i luften højt oppe lysende
gled den forbi og gav lidt efter lidt blikket
et holdepunkt til det sad blidt og roligt
bag øjenlågene.
[bruchzonen 6]
deutsch | Christian Lehnert
dann würdest du im torbogen diesen hockenden
leib sehen, verkrümmte finger in die stirn gebohrt,
falltrichter, vom frost in den schädel getrieben, ein
von erleuchtungen verbranntes ledergefäß, gefüllt mit
staub, der in der sonne singend etwas wie den einklang
mit allem meinte, äther ordnungsloser geräusche, an
stahläxte erinnernd, seit anbeginn helle schläge, bis
du hier gewesen bist, als würde eine person, frei
erfunden, dich weniger hinfällig machen unter der
ahnenmaske jener fremden, nie verstummenden sprache,
fließender paradigmen des gerölls auf den löchrigen
lippen der dünen, lauschtest du unter der bleichen
kutte diesem rauschen, wie zu atem reduzierten
gebeten, des windes saugen an den warzigen pupillen
der felsen, in die brüche des gesteins blickte reglos
ein gekko wie in dein gesicht, das vage wen erinnert?
(gebeinehaus st. katherin, sinai)
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[brudzoner 6]
dänisch
så ville du se denne sammenkrøbne krop
i portbuen, krummede fingre boret ind i panden,
faldskakter, drevet ind i kraniet af frosten, et
af klarsyn brændt kar af læder, fyldt med
støv, der syngende i solen betød sådan noget som harmoni
med alt, æter af uordentlige lyde, mindende
om ståløkser, fra begyndelsen lyse slag, til
du har været her, som ville en person, frit
opfundet, gøre dig mindre skrøbelig under
dette fremmede, aldrig forstummende sprogs anemaske,
med rullestenenes flydende paradigmer på klitternes
hullede læber, lyttede du under den blege
kutte til denne susen, som til åndedrag reducerede
bønner, vindens sugen på klippernes vortede
pupiller, ind i stenbrudene stirrede ubevægelig
en gekko som ind i dit ansigt, der vagt husker hvem?
(benhuset st. katherin, sinai)
[bruchzonen 4]
deutsch | Christian Lehnert
graue entwertete fahrscheine aus einem vergangenen
zeitalter, wie ein palimpsest das schreibpapier über
dem unentzifferten text zerschnittener baumstämme,
ein senkblei, ein runder stein mit blutroten
kristallen im inneren wie ein zweikammerherz,
von bindegewebe umschlossen, ein leerer setzkasten,
eine hand, die nach etwas verlorenem faßt, am ballen
beschädigt, eine schienenschwelle, eine polierte
glasplatte, schwer wie die stummheit der dinge,
das wortlose, der hauch von der scheuerleiste
an der esse, die strömung der elektrisch bewegten
wasseroberfläche eines aquariums, an den wänden
bilder von fenstern, wie vom frost aufgesprengt,
die aufnahmen von pupillen unter einer lupe, was
erkennend?, im spiegel tropfen von schweiß auf
übergroßen membranen, die buchstaben n - i - e
(dresden, neustadt)
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[brudzoner 4]
dänisch
grå stemplede billetter fra en svunden
tidsalder, som en palimpsest skrivepapiret over
gennemskårne træstammers uafkodede tekst,
et blylod, en rund sten med blodrøde
krystaller i sit indre som et tokammerhjerte,
omsluttet af bindevæv, en tom sættekasse,
en hånd, der griber efter noget tabt, såret i
håndbalden, en skinnesvelle, en poleret
glasplade, tung som tingenes tavshed,
det ordløse, antydningen fra fodpanelet
ved skorstenen, strømningen på den elektrisk bevægede
vandoverflade i et akvarium, på væggene
billeder af vinduer, som sprængt af frosten,
fotografier af pupiller under en lup, opdagende
hvad?, i spejlet dråber af sved på
alt for store membraner, bogstaverne a-l-d-r-i-g
(dresden, neustadt)
[Über Karstrinnen, vergrast, in triefendes Öl gestrichen,]
deutsch | Christian Lehnert
Über Karstrinnen, vergrast, in triefendes Öl gestrichen,
stieg ich Mauer um Mauer in ein dunkles Leuchten: durch
Schluchten, tiefer zurück, als der Blick eines Späteren
dringt, zog pendelnd ein Hirte, grub Höhlen, den Kopf
in wulstigen Krusten versteckt. Noch tausende Regenzeiten,
bis Baal Samen auf den Teller der Erde gießen wird, Vieh
sichtbare Habe sei, Wiedergekäutes, Röcheln. Hier fänden
wir verbindende Namen, Verbwurzeln: Tiere nahen, lecken
Windhalme auf, hecheln Windhalme, von roten Nüstern
(Mondsicheln) in enger Bahn befeuchteter Staub. Eins
aber verharrte bei einem Jungen, als Farbrest am Rand
einer Ikone diesige Wärme, die bis an meine Stirn reicht.
aus: Der Augen Aufgang
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 2000
ISBN: 3-518-12101-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[Over karstrender]
dänisch
Over karstrender, groet til med græs, malet i dryppende olie,
steg jeg mur for mur ind i en mørk lysen: gennem
slugter, længere tilbage, end en seneres blik
trænger, drog en hyrde frem og tilbage, gravede huler, med
hovedet skjult i opsvulmede skorper. Endnu tusinde regntider,
til Baal vil gyde sæd på jordens tallerken, kvæg
vil være synligt gods, drøvtygget, rallen. Her ville vi
finde forbindende navne, verberødder: Dyr nærmer sig,
slikker vindstrå op, gisper vindstrå, fra røde næsebor
(månesegl) i en tæt bane af befugtet støv. Men et
blev hos en unge, som farverest ved randen
af en ikon diset varme, der når op til min pande.
[befunde 4]
deutsch | Christian Lehnert
für die dauer eines blickes nach oben, leichter als
wind zu sein, blinkten höhenruder, waren feinste
wattespuren wie nadeln an der naht von dampf und
eis durch die atmosphäre gezogen, doch schon als kind
lernte man lesen: flieger, im inneren die spritzen gegen
cholera und minen in der form von kugelschreibern,
passagiere, deren exkremente wie gestein in die luft-
löcher fallen, tanks, doch die linie des horizonts war
ein paar grad dunkler und der tierkreis, vom ende her
gedacht, eine nächtliche erfahrung mit leeren stellen,
pigmentresten im videotext, als ein grund verschiedener
neuer fieber: in den träumen lag die erde plattgemacht
wie eine scheibe, schräg, aber die instrumente bestimmten
sehr genau den einstich, keine unruhe, nur ein winziges
loch, da auch ich ganz ohne spuren geblieben war,
im sich auflösenden nebel, unbekannten orts
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[konstateringer 4]
dänisch
i så lang tid som et blik opad, lettere end
vinden, blinkede højderor, var meget fine
vatspor som nåle i sømmen af damp og
is trukket gennem atmosfæren, men allerede som barn
lærte man at læse: flyvere, inden i sprøjter mod
kolera og miner i form af kuglepenne,
passagere, hvis ekskrementer falder som sten i
lufthullerne, tanks, men horisontens linje var
et par grader mørkere og dyrekredsen, tænkt
hvorfra den slutter, en natlig erfaring med tomme pletter,
pigmentrester i videoteksten, som en grund til forskellige
nye feberarter: i drømmene lå jorden tromlet flad
som en skive, skrå, men instrumenterne angav
meget præcist indstikket, ingen uro, kun et lille bitte
hul, hvor også jeg var helt uden spor,
i den i sig selv opløsende tåge, på et ukendt sted
[befunde 1]
deutsch | Christian Lehnert
hunderte mücken, schnaken umschwirrten
die flammen, ruhlos wie mein puls schwärmten
hungernde, aus den erdritzen, aus knochigen
rücken wüchsen gläserne flügel, wie es wimmelte
im gestöber menschenentzündeter lichter, mich
stimmen verfolgten, give me dollar, give me pen ... ,
an meinen taschen tastend, in haaren und falten
krallten sie sich fest, ihre schreibbewegungen,
eßbewegungen in den wind gehackt, flackernd,
doch es verzehrte sie, durchsichtige panzer
brachen knisternd wie bettelschalen in der hitze,
qualmende stoppeln, wo die erde ihren mageren
brustkorb zeigt und die sterne mit den augen
matter säuglinge stieren, wird von der festigkeit
verbrannten stoffs meine zeit sein, ihre zahl zu
vergessen, rauchend, antropomorph in den föhn
aus: Der gefesselte Sänger
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 1997
ISBN: 3-158-12028-X
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
[konstateringer 1]
dänisch
hundreder af myg, stankelben svirrede om
flammerne, hvileløse som min puls sværmede
sultende, fra sprækker i jorden, fra radmagre
rygge voksede vinger af glas, det vrimlede i
virvaret af mennesker tændte lys, stemmer
forfulgte mig, give me dollar, give me pen ...,
famlende ved mine lommer, i hår og folder
klamrede de sig fast, deres skrivebevægelser,
spisebevægelser hakket ind i vinden, flakkende,
men det fortærede dem, gennemsigtige pansere
knækkede knitrende som tiggerskåle i heden,
osende stubbe, hvor jorden viser sin magre
brystkasse og stjernerne stirrer med matte
spædbørns øjne, det brændte
stofs fasthed vil være min tid til at
glemme deres antal, rygende, antropomorf i fønen
Wohnblock mit Birken
deutsch | Farhad Showghi
Wir schauen auf Fensterstücke und Balkone wie man
auf ein Rudel Rehe schaut. Aber wir machen kein
Klopfgeräusch, wir beugen kein weites Panorama und
setzen uns hin. Wir freuen uns, trinken und rauchen,
wenn der Wohnblock jetzt knarrt, ja, sehr seetüchtig
ist, ein Schnittblumenfrachter ohne Schrauben. Die
Reihen der Fensterstücke und Balkone erfaßt eine
unverschwommene Einhelligkeit. In einem Zimmer
spielt noch ein Kind mit Schuhen, den Schnittblumen
eines Sturmkapitäns. Die Schiffbrüchigen stehen unten,
rufen. Flammender Glyzinienbogen, wir spüren die
Nähe unserer Hände und Füsse, o Kastanienzweig.
Wer, ja wer hat eine Seenot gefunden? Wer ist der
Sturm? Birken, Birken, wenn wir ertrinken, sind wir
Birken.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Boligkarré med birke
dänisch
Vi ser på vinduespartier og altaner som man
ser på en hjord hjorte. Men vi laver ikke nogen
bankelyde, vi skaber ikke stort panorama og
sætter os ned. Vi glæder os, drikker og ryger,
når boligkarréen knager nu, ja er meget
sødygtig, et blomsterfragtskib uden skruer.
En klar samdrægtighed griber rækkerne
af vinduespartier og altaner. I et værelse
leger et barn stadig med sko, en stormkaptajns
blomster. De skibbrudne står nedenfor,
råber. Flammende blåregnbue, vi mærker
nærheden af vore hænder og fødder, o kastaniegren.
Hvem, ja hvem har opfundet en havsnød? Hvem er
stormen? Birke, birke, når vi drukner, er vi
birke.
wir sassen im jardin du luxembourg
deutsch | Lutz Seiler
wir sassen im jardin du luxembourg. es gab
ein café unter kastanienbäumen, die stühle
waren auf kies gestellt. es gab wind und
es war oktober, es gab die sonne im oktober.
der mann wusste nicht, ob er die frau
jetzt ansehen sollte, seine abwesenheit
erbat ihre anwesenheit, sie erbat
die kastanien, den tisch & den kies
unter den füssen. er wusste nicht
ob er sie ansehen sollte, aber er wollte
sie mitnehmen in den eigenen schlaf
wie eine rückkehr in alte freundschaft...
aus: berührt/geführt
Berlin: Oberbaum Verlag, 1995
ISBN: 3-928254-37-5
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
vi sad i jardin du luxembourg
dänisch
vi sad i jardin du luxembourg, der var
en café under kastanietræer, stolene
var stillet på grus. der var vind og
det var oktober, der var solen i oktober.
manden vidste ikke, om han skulle se
på kvinden nu, hans fravær
udbad sig hendes nærvær, hun udbad sig
kastanierne, bordet & gruset
under fødderne, han vidste ikke
om han skulle se på hende, men han ville
tage hende med sig ind i sin egen søvn
som en tilbagevenden til gammelt venskab...
Umbruch
deutsch | Mirko Bonné
Getrabt, mit grünen Hufen, kam,
über den buckligen Moränenrücken,
das Wetter. Und das Wetter,
das andere, in der Erde, rief,
dem Wetter, dem ersten, zu:
Frühling!
Die Bergmänner verwandelten sich
zu Wegerich. Der Brennesselbusch,
im Schatten der alten Gärtnerei,
keiner wird es glauben, ist
mein Vater.
Während man noch in der Zeitung
von Veränderungen liest,
schlagen die Regenschirme Wurzeln
im Autobus. In den Kellern
fällt Schnee, und das Unkraut,
hört man, fordert, wie die Asseln,
Gerechtigkeit.
aus: Langrenus. Gedichte
Hamburg: Rospo, 1994
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Brydningstid
dänisch
I trav kom, på grønne hove,
over den puklede moræneryg,
vejret. Og vejret,
det andet, det nede i jorden, råbte
til vejret, det første:
Forår!
Bjergmændene forvandlede sig
til vejbred. Brændenældebusken,
i skyggen af det gamle gartneri,
ingen vil tro det, er
min far.
Mens man endnu læser
om forandringer i avisen,
slår paraplyerne rødder
i rutebilen. I kældrene
falder sne, og ukrudtet,
hører man, kræver, ligesom
bænkebiderne, retfærdighed.
Transit
deutsch | Hendrik Rost
Die Küste entfernt sich
im Kielwasser, während
die Kimm den Abstand
wahrt. Wasser, verstehe ich,
als sich die Leinen lösen,
begreift man nicht –
an der Bar hängen die Reisenden
aus Vineta.
Ohne Interesse am Weg
ist Leben ein Transit.
Mal übel vom Schwanken,
trifft man sich an der Reling.
Fehlt dem Körper der Grund,
setzen die Sinne aus.
Zuviel Altes macht müde,
das Neue strengt an,
und man füttert die Möwen
mit der Nähe zum Land,
um die man den Horizont bittet.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Transit
dänisch
Kysten fjerner sig
i kølvandet, mens
kimingen bevarer
afstanden. Vand, forstår jeg,
da tovværket løsner sig
forstår man ikke -
ved baren hænger de rejsende
fra Vineta.
Uden interesse for vejen
er livet en transit.
Søsyg af bådens vippen mødes
man ved rælingen.
Mangler kroppen fast grund
sætter sanserne ud.
For meget gammelt gør træt,
det nye anstrenger,
og man fodrer mågerne
med nærheden til land,
som man bønfalder horisonten om.
Staub
deutsch | Marcel Beyer
Und was ist Staub, will ich dich manchmal
fragen, wenn abends jemand einen Augenblick
auf die Terrasse tritt, wenn er die Fußmatte
am Steingeländer ausklopft, mit kurzen Armen
und mit überzeichnetem Gesicht (Staub ist
doch da, und Staub umgibt uns. Ich
höre ihn, den Putz, die Borsten kratzen, und
weiter unten bellt
der Hund), Staub ist nicht Haare, wenn ein
Dachshund wieder still ist, Staub ist nicht
Schuppen toter Haut, wenn jemand seine Läden
mit der Ferse schließen will, ist auch nicht
Trockenlaub und Lehm, wenn sich davon nichts
mehr erkennen läßt. Was ist das, frage ich dich
manchmal, wenn ich die Staubwolke, den Schatten
sehe, über die Wäscheleinen, den Kamin und
dann, noch immer Schatten, über die Antennen
hin. Staub ist im Blauen, Luft, und meine
Frage, Staub in den Himmel, bis es dunkel ist.
aus: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Støv
dänisch
Og hvad er støv, vil jeg undertiden
spørge dig, når nogen et øjeblik om aftenen
træder ud på terrassen, når han banker
dørmåtten på stengelænderet, med korte arme
og overtegnet ansigt (Støv findes
jo, og støv omgiver os. Jeg
hører det, pudset, kradse, børsterne, og
længere nede gør
hunden), støv er ikke hår, når en
gravhund atter er stille, Støv er ikke
skæl fra død hud, når nogen vil lukke
sine skodder med hælen, heller ikke
tørt løv og ler, når intet af det
kan skimtes længere. Hvad er det, spørger jeg dig
undertiden, når jeg ser støvskyen, skyggen
hen over tørresnorene, kaminen og
derpå, endnu skygge, hen over
antennerne. Støv i det blå, luft, og mit
spørgsmål støv ind i himlen, indtil det er mørkt.
Schnee
deutsch | Marcel Beyer
Meinst du am Ende die Möwen, die Stiefel nachts
auf der Mole, nachts in den Schnee? Triest oder
Turku, Turku, Triest - wo sind die Flocken, wo
die Figuren, unsere Sohlen, was treten sie fest?
Meinst du den Lichtschein am Rand, die Tiefe,
meinst du den Blick, die offene See? Kein
Schnee, Schnee, Kot, Kaugummi, Eis, und
kein Schnee - Schneefall ist alles, was ich noch
weiß, blau sind die Hände, blau ist der Rest.
aus: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Sne
dänisch
Mener du måske mågerne, støvlerne om natten
på molen, om natten ind i sneen? Triest eller
Turku, Turku, Triest - hvor er fnuggene,
hvor figurerne, vore såler, hvad stamper de fast?
Mener du lysskæret ved randen, dybet,
mener du blikket, det åbne hav? Ingen
sne, sne, skidt, tyggegummi, is, og
ingen sne - snefald er alt, hvad jeg endnu
ved, blå er hænderne, blå er resten.
Schilf
deutsch | Marcel Beyer
Schilf steht auch über Land, steht
in der Schwebe, still. Schilf steht,
ich höre nichts, im Licht, du siehst
noch Schachtelhalm, und Flechtwerk,
linkerhand, und Tracht. Die Fragen
klingen nach im Schilf, die Wolken
oben, das Gesicht, das Atmen wird
noch in die Rede eingewoben. Doch
wie es um das Schilf steht, wie um
das Gewebe, ungewiß. Der Staub,
der Qualm, das Schilf neigt sich,
du sprichst, reicht weit bis in den
brennenden April, ich sehe nichts.
aus: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Siv
dänisch
Siv står også over land, står
og svæver, stille. Siv står,
jeg hører intet, i lyset, du ser
endnu padderok, og fletværk,
til venstre, og tragt. Spørgsmålene
klinger efter i sivet, skyerne
oppe, ansigtet, ånden væves
ind i talen. Men
hvordan det står til med sivet, hvordan med
spindet, uvist. Støvet,
røgen, sivet bøjer sig,
du taler, når langt ind i den
brændende april, jeg ser intet.
schönheit
deutsch | Michael Lentz
nimmt nicht
überhand
genug
der dinge
die da sind
und zeit und
räume nehmen
(speisen füllen
blasen reste
löcher stopfen ...)
doch dann
– dazwischen –
blaupause
DU
der mundstock
die wirbelschleppe
die blaue wolke
auf weißem grund
du bist ganz live
die unverschämte
jugend
du spannst
dein blaues band
so im aufenthalt
du bist so
präzidier
so einfach
wunderbar
ganz
durchsicht
und empfindung
so
los
so losgelassen
so dringend
und das
was du so
ganz
für dich alleine
bist
denn ferner
auch
ein stück weit
mir
ach leg deine warme hand
auf mein sprachloch
"während du gleichsam
die liebe bewegst"
– eine zeit
die fort
erzählt
die zählt
einen ganz
so
los
so losgelassen
bist du
hungrig
komme ich gern
aus: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
skønhed
dänisch
tager ikke
overhånd
nok
af ting
findes der
og tager tid
og rum
(fylde fødemidler
blæse rester
stoppe huller ...)
men så
- i mellemtiden -
blueprints
DU
mundstokken
hvirvelslæbet
den blå sky
på hvid grund
du er totalt live
den uforskammede
ungdom
du spænder
din blå bue
når du er her
du er så
udsøgt
så enkel
vidunderlig
fuld
af klogskab
og følsom
så
gå så
så frigjort
så hastigt
og det
du så
er kun
for dig
selv
så desuden
også
et godt stykke
af mig
åh læg din varme hånd
på mit talehul
"mens du lissom
bevæger kærligheden"
- en tid
der fortæller
videre
den tæller
én helt
så
gå så
så frigjort
er du
sulten
kommer jeg gerne
Sämtliches
deutsch | Mirko Bonné
Strikte Eklipsen, Finsternisskripte
Dunklem verschrieben oder einmal
gezielt mit erhabenem Impetus
alles zuscheißen. Schau, Herbst
und Sommer schießen in die Waage,
an jedem Morgen und Himmel beginnts
mit Greisen, gelbem Laub und nichts
als Gefühl für den Aufstand. Ich bin da,
und das gefällt. Andocken an Mittags
Täuschungsmanövern und Kiefern der
Leute, die mahlend lächelnd dastehen,
ein Wort verlieren über Gewohnheiten
mit Tieren, ohne sie - o du erahnest ja
Sämtliches in den Solchenmomenten,
aber Dieses nur weißt du: Dass alles,
was einfällt ins Licht und Gedächtnis,
die strikte Eklipse verhindert. Ausfall
funktionierender Sozialisation, Schritte,
Mauern, Brückenbogen, schon kleine
orangerote Säuberungsmaschine
des Stadtwerks, die langsam wird.
aus: Mirko Bonné: Hibiskus Code. Gedichte
DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Alt sammen
dänisch
Strikte eklipser, mørkemanuskripter
forskrevet det dunkle eller for en gangs skyld
målrettet med ophøjet impetus
skide på alt. Se, efterår
og sommer skyder sig ind i Vægten,
hver morgen og på himlen begynder det
med gamlinge, gult løv og intet andet
end fornemmelsen for opstand. Jeg er til,
og det er godt. At gå til kajs ved middagstimens
afledningsmanøvrer og folks
kæber, der smiler og maler løs,
sige et par ord om sædvaner
med dyr, uden dem - o du aner jo
alt sammen i Sådanne øjeblikke,
men kun Dette ved du: At alt det,
der falder ind i lys og hukommelse,
forhindrer den strikte eklipse. Fravær
af fungerende socialisering, skridt,
mure, brobuer, lille
stadsforvaltningens orangerøde
fejemaskine, der bliver langsom.
Requiem für einen gerade erst eroberten Planeten mit intensiver Strahlung
deutsch | Silke Scheuermann
Aber was kommt wenn wir uns alle Geschichten erzählt
haben zehntausend heiße Geschichten
das Lexikon unserer Luftschlösser durchbuchstabiert
ist und wir unseren Stern durchgesessen haben wie das Sofa
auf dem wir uns sehr genau kennenlernten
wenn wir dann stumm am Fenster sitzen und rauchen
Nächte von fast vollkommener Stille
in denen nur deine letzten Sätze nachhallen
Sie sprachen davon daß wir
beide eigentlich Himmelskörper sind
die eine so große Anziehungskraft haben
daß sie nicht einmal ihr eigenes Licht fortlassen
also nicht leuchten sondern schwarz sind
an ihrer Zunge verbrannte Erzähler
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
REKVIEM FOR EN NETOP EROBRET PLANET MED INTENSIV STRÅLING
dänisch
Hvad sker der hvis vi har fortalt alle historier
til hinanden titusinde brandvarme historier
vore luftslottes leksikon er stavet igennem
og vi har siddet vores stjerne i stykker som den sofa
hvor vi meget grundigt lærte hinanden at kende
når vi så sidder tavse ved vinduet og ryger
nætter af næsten fuldkommen stilhed
hvor kun dine sidste sætninger giver genlyd
De talte om at vi
to egentlig er himmellegemer
der har så stor en tiltrækningskraft
at de ikke engang frigiver deres eget lys
altså ikke lyser men er sorte
fortællere der har brændt sig på tungen
Rekonstruktion
deutsch | Mirko Bonné
Inzwischen
war Winter
und dicht
wie die Eule
nachts der Straße
sich nähert
trennend das Haus
vom Feldrand
morgens der Nebel.
Zweifel an Zeichen
im Erdreich
gehen vorüber.
Und hohle Röhren
aus rotem Ton
verbinden uns alle.
Und wir kennen
den Weg des Wassers
das wir trinken
Schnelligkeit
und
Gefälle
vom Talsee
bis in die
Mundhöhle.
aus: Langrenus. Gedichte
Hamburg: Rospo, 1994
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Rekonstruktion
dänisch
I mellemtiden
var det blevet vinter
og tæt
som uglen
om natten
nærmer sig gaden,
skiller tågen
om morgenen
huset fra markskellet
Tvivl på tegn
i jordsmonnet
går over.
Og hule rør
af rødt ler
forbinder os alle.
Og vi kender
vandets vej,
som vi drikker
fart
og
fald
fra dalsøen
helt ind i
mundhulen.
Reinzeichnen
deutsch | Marcel Beyer
Ruß, Wasser sehe ich dich zeichnen, Poren im
Plastikvorhang, Tageslicht, es riecht nach
Steppdecke, nach grünem Vorzeitkaro. Ich hänge
an Kastanienzweigen, auf meinem Unterarm
die Fliegen. Ende August. Ein Minigolfverlangen.
Nachzeichnung zwei, am Plastikvorhang scheiden
sich die Bilder, ich sehe dich gegen den Himmel
schatten. Im Laub ein Turnschuh, Fell, aus dem
Kommodenphoto schaut ein fremder Mann. Der
Farn gerät an einer Stelle in Bewegung, ich sehe
dich, der Himmel zieht ins Haar hinter den Ohren.
aus: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Rentegne
dänisch
Sod, vand ser jeg dig tegne, porer i
plastikforhænget, dagslys, det lugter af
vattæppe, af grønne fortidstern. Jeg hænger
ved kastaniegrene, på min underarm
fluerne. Sidst i august. En minigolflængsel.
Eftertegning to, på plastikforhænget skilles
billederne, jeg ser dig skygge mod
himlen. I løvet en løbesko, skind, fra
kommodefotoet kigger en fremmed mand.
Bregnen begynder at bevæge sig et sted, jeg ser
dig, himlen trækker i håret bag ørene.
rätsel, kreuz, prozeß
deutsch | Michael Lentz
was hört was kommt vom draußen ich.
das muß ein wagen träger sein
dem niemand fehlt den kommt allein
von selber aus dem kuckuck zum.
was ich nicht bin das frißt die not
also denke beißt die runde.
denn er reicht die mühle hof
mit schlägern in der stunde.
um heimes willen drückt er zu
sieh da sieh da jambeus auch du
wie lange noch das über alles
schweig lieb heimat, kreist der dalles.
noch eh ich was fromm draußen rein
dem niemand frißt die stunde ein
will über smok und schweigen
der richter sich verneigen.
und aller fragen ofen.
aus: Jahrbuch der Lyrik 97/98
München: Verlag C.H.Beck, 1997
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
gåde, kors, proces
dänisch
hvad hører hvad kommer udefra jeg.
det må være vognens stel
som ingen savner, men kommer selv
helt alene hvorfra ved jeg sgu ikke
hvad jeg ikke er, det æder nøden
så tænken bider de gamle gutter
for han gør kur til møllen
med slagsbrødre om få minutter
for hjemmets skyld slår han nu
åh se åh se jambæus også du
for hvor længe kredser über alles
tys, kære fædreland, de mange dalles
men før jeg udefra henter ind
løber nogen med den halve vind
for over smok og smøger
den dommer sig bøjer
ovn for alle spørgsmål
punktierter himmel
deutsch | Nico Bleutge
die streifen der telegraphendrähte über dem skelett aus sandstein
die aufquellenden wolken hinter den hügeln
das einrasten der pupillen. der schräg belichtete horizont
die kühle der keramik an der oberseite der finger, der druck
der härchen gegen die serviettenringe, die perspektive
der übereinander gestapelten erinnerungen
der matte winkel der stufen, die schattige kerbe
eines treppenabgangs, überspannt von grauem draht
der die dächer ausstreicht, die schmaler werdenden veranden
das aufspritzen des reinigungswassers an den rissen des teers
die rostige färbung des efeus, die groben zuckerwürfel
auf den metallhäuten der fregatte im hafen, platte auf platte
fülle ich mit bildern für die zukunft, fülle und fülle
die aus dem bild gebrochene sichel des meeres und den kalk
in den fingerrillen, den sand und diesen blau angelaufenen himmel
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
punkteret himmel
dänisch
telegraftrådenes striber over skelettet af sandsten
de fremvældende skyer bag bakkerne
pupillerne går i hak. den skråt belyste horisont
keramikkens kølighed på fingrenes overside, trykket
af de små hår mod servietringene, perspektivet
i erindringerne stablet oven på hinanden
trinenes matte vinkel, en trappenedgangs
skyggefulde kærv, overspændt af grå tråd
der overstreger tagene, de stadig smallere verandaer
rengøringsvandets sprøjten ved sprækkerne i tjæren
efeuens rustne farvning, de grove sukkerknalder
på fregattens metalhuder i havnen, plade efter plade
fylder jeg med billeder for fremtiden, fylder og fylder
havets sejl, der er brudt ud af billedet og kalken
i fingerrillerne, sandet og denne blåt anløbne himmel.
Pflaumen
deutsch | Hendrik Rost
Spät wieder zu Hause, finde ich dich
schlafend, eine anziehende Wölbung
unter dem Laken. Es ist klar und
deswegen sehr kalt heute nacht.
Mit meinen blutleeren Händen und
Eisfüßen dürfte ich es nicht wagen,
mich zu dir zu legen (eine ungebetene
Pause im Traum, die nach Fusel riecht).
Das Licht aus dem Kühlschrank wirkt
warm in diesem Klima, und ich mache mich
über die Nachricht her, die du wortlos
für mich hinterlassen hast. Ein Teller mit
Pflaumen, und jede einzelne schmeckt
nach einem reifen Ersatz, sehr saftig,
süß, wie die Entschuldigung für etwas,
das man sich überraschend eingesteht
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag , 2001
Audio production: 2001 Michael Mechner, literaturWERKstatt berlin
Blommer
dänisch
Igen sent hjemme finder jeg dig
sovende, en tiltrækkende hvælving
under lagenet. Det er klart og
derfor meget koldt i nat.
Med mine blodtomme hænder og
isfødder ville jeg ikke vove
at lægge mig hos dig (en uønsket
pause i drømmen, der lugter af fusel).
Lyset fra køleskabet virker
varmt i dette klima, og jeg kaster mig
over den meddelelse, som du uden ord
har efterladt til mig. En tallerken med
blommer, og hver eneste smager af
en moden erstatning, meget saftig,
sød, som undskyldningen for noget,
man overrasket indrømmer over for sig selv.
peilung
deutsch | Nico Bleutge
der blick steckt das feld ab sein schweifen
nimmt sich die zunge zum maß die greift ein
silbig sand auf und kreuz und blech und schild
um schild kratzt sie die namen zusammen
farbschichten blöcke strähnen von lehm
auf den gräbern verschmiert ... unser vater
schütze seine trockene haut eine hölzerne
ziffer ... die hände der blick schmilzt langsam
kriechen die finger den stein entlang schleifen
und kränze rosen aus grobem vergilbtem
stoff streicht die spuren ein licht fällt noch
senkrecht auf die granitfläche der staub hält
die namen verschlossen der mund sucht
was morsch ist feucht zu machen und still
löst haut sich vom gaumen die stimme
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003, Literaturwerkstatt Berlin
pejling
dänisch
blikket afstikker marken dets vandren
anvender tungen som målestok den samler ord
knapt sand og kors og blik op og skilt for
for skilt kradser den navne sammen
farvelag blokke striber af ler
smurt på gravene ... vor fader
beskyt hans tørre hud et træ-
ciffer ... hænderne blikket smelter langsomt
kryber fingrene langs stenen sløjfer
og kranse roser af groft gulnet
stof fjerner sporene et lys falder stadig
lodret på granitfladen støvet holder
navnene indelukket i munden søger at gøre
det frønnede fugtigt og stille
løser hud sig fra ganen stemmen
pech & blende
deutsch | Lutz Seiler
was uns anblies aus grossen, bevölkerten bäumen
war von haus aus vertieft
in die zeit der gespräche, baumsprache
war baumkuchen und lag
schwer zu haus, wie ausgeruhter knochen, der
wie wir kinder oft riefen vor deiner zeit
unterwegs gewesen war, der die felder durchschritten
und beatmet hatte, den wir nun
lang und gern zu loben wussten und sahen
dass auch vater ihm gut war, ihn
eine stütze der erinnerung, ein stellwerk
seines herzens nannte und saatgut
kaum noch geläufiger schritte, der ketten-
fahrzeuge, der erze und öle, heraus gebrochen
aus dem quartier seines gehens, weit hinter
den dämmen von culmitzsch, weit heraus
gerissen aus einer seltenen arbeit bei selingstädt
mit russischen erzen und ölen. und obwohl
wir selbst längst hätten schlafen müssen
drängten wir zu mutter hinunter, wenn vater
nachts umherging und schrie
den knochen das weiss das waren die knochen
mit russischen ölen und erzen
so sagten wir uns, er wittert das erz, es ist der knochen, ja
er hatte die halden bestiegen
die bergwelt gekannt, die raupenfahrt, das wasser, den schnaps
so rutschte er heimwärts, erfinder des abraums
wir hören es ticken, es ist die uhr, es ist
sein geiger zähler herz
aus: berührt/geführt
Berlin: Oberbaum Verlag, 1995
ISBN: 3-928254-37-5
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
beg & blende
dänisch
hvad der blæste på os fra store, befolkede træer
var som altid fordybet
i samtalernes tid, trætopsprog
var kokostop og lå
tungt hjemme, som en udhvilet knogle, der
som vi børn ofte råbte, havde været undervejs
før din tid, som var gået igennem markerne
og pustet liv i dem, som vi også
forstod at rose længe og ofte og så
at også far var god mod den, kaldte den
en støtte for hukommelsen, sit hjertes
kommandocentral og såsæd
af knap nok kendte skridt, bælte-
fartøjerne, malmen og olien, brudt ud
af hans daglige gangs kvarter, langt bag ved
digerne ved culmitzsch, revet langt
bort fra et sjældent arbejde ved selingstädt
med russisk malm og olie, og selv om
vi skulle have sovet for længe siden
krøb vi ned til mor, når far
gik omkring om natten og skreg
knoglen det hvide det var knoglerne
med russisk olie og malm
så viste vi, han vejrer malmen, det er knoglen, ja
han havde besteget slaggebjernene
kendt bjergenes verden, kørslen med bæltefartøj, vandet, snapsen
sådan tumlede han hjemad, slaggebunkens opfinder
vi hører det tikke, det er uret, det er
hans geiger tæller hjerte
neunundsechzig, altes jahrhundert
deutsch | Lutz Seiler
entsannen die schritte das dunkel, die pause
zur stunde im holz, das läuten über der treppe, die schläge
zum dingwort das merksalz, geduckt
& ertaubt hinter den ohren
stockte die zeit, von
klein auf war etwas
für später bereit, von
jeher galt länger
& früher der satz
ist ein salz
zerbrochener vögel hinter den ohren, dass
die bänke uns hatten
nicht überdauern gekonnt, die tinten, bleich
versackten die flüche & fratzen
im salz stand der hass
denn bereit, immer bereit, über
dem sockel begannen die risse, die flüsse
& ballungsgebiete, vor dem ural
metastasen des mörtels
mit öl überstrichen, dahinter
kamtschatka, gehärtet, gekalkt, bis
sachalin stand
ich zur wand, dass
amurdaja & syrdaja flossen, beschrieb
bei djamila das weinen, erkläre
wie hättest
du selber geweint & was ist der pflug, ist
die wahre schwere der scheinbaren lehre
das scholochow-kummet
am hals nur ein tuch
bin ich das neuland
seid ihr mein fluch, amboss
oder kortschagin, die kranke
und die frierende hand war die haut
auf der wand & der kalk & die schwerkraft
gepresst auf den lippen, einzeln & flüsternd:
lieb draht lieber gott frau
bakuski lass, aber mach, ein weinen
geht ab
in die öfen, ab
durch die wand, ab
in die asche über den hof, doch
was ist ein weinen, die schwerkraft
misslang, das licht
beschlug im gegenlicht, die sterne
stiegen an
den panzerlafetten über das glas
auf den verklebten flügeln der fenster
hinaus in den luftraum
über dem pakt
stand der schlaf
denn bereit, immer bereit & das ICH
stand zur wand, der sockel
war kühl an den lippen
verbrannt, nur
die fort gekonnt hatten
waren vertrieben, die kamen
jetzt stumm von den schiffen zurück
den tischen herauf
auf ihre salzgitter
quartiere, ergänzten
die plattform, das öl & die fremde
um ihre last, ergänzten
den fortgang der dinge, das warten
mit dummheit, die schmelze
mit blicken ins dunkel
hinaus & schollen
mit scham, die
endlich zerplatzten
unter den stapfen
über dem lichtschacht
unter dem hofdienst
stand auch die hoffnung bereit, immer bereit, ein
eiserner handlauf
umkreiste den hof, die kastanien, die köpfe
flogen am schlag
zurück in den nachkrieg
den quark mit gedämpften
kartoffeln zurück in den ersten
fahnenappell, verräter des pflugs: wir gingen
im kreis, wir
umkreisten die milch
in gefässen des gehens
verschorften die schritte
die flucht
eines groben, gestellten dunkels
verschloss das gewölbe, herunter
gestreckt am geflecht einer pritsche, das
war der mittag, der schlaf
lag erblindet an den händen, banderolen
von schweiss:
sie hatten den docht noch herunter geschnitten.
kamen herein.
löschten das licht
zwischen den fingern; waschraum, auftritt
& wachtraum der redefiguren; schritte zum fenster & wackeln
mit allen gardinen spitzen, frau
bakuski muss sterben, oha, frau bakuski
...blindsein & schweigen unter der decke
färbten die schatten
über den augen, ein
kindliches eiter, das wirkliche blau
blieb in den winkeln
verschlossen, stand
die scham nicht bereit, immer bereit
im wechsel der zeit
reifen weisse kastanien in den taschen, die lerche
ersticht den lerchensonntag, die lampe
im schotter, die trachten
der trinker & ihre terrassen & flaschen
gereift in den taschen, der stein
ist ein wechsel auf zeit: der vogel
der im flug krepiert, das auge
starrt den himmel an & auf
verlassnen umlaufbahnen
kreist die tote hortnerin, schlafe, hypnos
bitterschuh & ranzen kreisen, beutel & büchse, die
brottasche kreist, der turnbeutel
kreist da draussen, schlafe, hypnos, kreise
der am kaffeegrund entrückten, ent-
zündeten depressionen, im waschtrakt
im lachen der schafe
wuchsen
noch siebzig stein baracken, fleisch-
batterien über die hügel
am rande der nacht, ist
das schlafkind jetzt bereit, immer bereit
lehnt es da draussen, lawede
in seinem zerbrochenen gatter
in seinem
laufstall hinter dem mond, halb
im kot & halb im tod, stimmt an, lied durch, ich bin
bereit:
holt der vater links
schlägt aus holt rechts
schlägt aus gesenkt
vom kopf das kind
heraus die mutter
schüttelts träumelein
blutig aus dem bäumelein, schau an
mich mir, ich red mit dir
mit tränen drin, mit
schöpfung drin im blut
& allen
abgebissnen zacken ihrer krone.
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
niogtres, et gammelt århundrede
dänisch
erindrede skridtene mørket, frikvarteret
i træet, ringeklokken over trappen, slagene
til tingsordet huskesaltet, dukket
& døvet bag ørerne
stivnede tiden, fra
barnsben var noget
beredt til senere, fra
tidernes morgen gjaldt altid
& tidligere sætningen
er af salt
sammenbrudte fugle bag ørerne, at
bænkene ikke havde
kunnet overleve os, blækket, blege
sank forbandelserne & grimasserne
i saltet stod hadet
for beredt, altid beredt, over
soklen begyndte sprækkerne, floderne
& industriområderne, før ural
mørtlets metastaser
oversmurt med olie, bagved
kamchatka, hærdet, kalket, til
sakhalin stod
jeg ind mod væggen, at
amur darya syr darya flød beskrev
hos jamila gråden, forklar
hvordan ville
du selv have grædt & hvad er ploven, er
den tilsyneladende læres sande tyngde
sjolokhovkumten
på halsen kun en klud
hvis jeg er den nypløjede jord
så er I min forbandelse, ambolt
eller kortjagin, den syge
og den frysende hånd var huden
på væggen & kalken & tyngdekraften
trykket på læberne, ensom & frysende:
kær tråd kære gud kvinde fru
bakuski lad vær, men gør det, en gråd
forsvinder
i ovnene, for-
svinder gennem væggen, for-
svinder ind i asken over gården, men
hvad er en gråd, tyngdekraften
mislykkedes, lyset
duggede i modlyset, stjernerne
steg op ad
panserlafetterne over glasset
på vinduernes tilklæbede fløje
ud i luftrummet
over pagten
stod søvnen
så beredt, altid beredt & JEGet
stod ind mod væggen, soklen
var brændt køligt fast på
læberne, kun de
der havde kunnet slippet væk
var fordrevne, de kom
nu stumme tilbage fra skibene
op fra bordene
til deres salzgitter
kvarterer, kompletterede
platformen, olien og det
fremmede med deres last, kompletterede
tingenes fortsættelse, ventetiden
med dumhed, snesmeltningen
med blik ud i
mørket & isflager
med skam, der
til sidst bristede
under fodtrinene
over lysskakten
under gårdvagten
stod også håbet beredt, altid beredt, en
håndliste af jern
gik omkring gården, kastanierne, hovederne
fløj ved slagene
tilbage til efterkrigen
kvark med dampede
kartofler tilbage til den første
faneappel, plovens forræddere: vi gik
i kreds, vi
kredsede om mælken
i vores sjokkens skåle
skorpede skridtene
et groft, opstillet mørkes
lange gang
lukkede hvælvingen, ned
strakt på en briks fletværk, det
var midt på dagen, søvnen
lå blindet nær ved hænderne, banderoler
af sved:
de havde afkortet vægen endnu mere.
kom ind.
slukkede lyset
mellem fingrene; vaskerum, talefigurernes
optræden & dagdrøm; skridt hen mod vinduet &
vaklen
med alle gardin spidser, fru
bakuski må dø, åh nej, fru bakuski
... blindhed & tavshed under tæppet
farvede skyggerne
over øjnene, en
barnlig byld, det virkelige blå
forblev lukket inde
i krogene, stod
skammen ikke beredt, altid beredt
i tidernes skiften
modner hvide kastanier i lommerne, lærken
dolker lærkesøndagen, lygten
i gruset, drankernes
dragter & deres terrasser & flasker
modnet i lommerne, stenen
er en veksel på tid: fuglen
som kreperer i flugten, øjet
stirrer mod himlen & på
forladte omløbsbaner
kredser den døde børnehavepædagog, sov, hypnos
bittersko & tornystre kredser, poser & dåser,
madkassen kredser, gymnastikposen
kredser dér udenfor, sov, hypno, kredse
af i kaffegrumset henrykte, be-
tændte depressioner, i vaskerummet
under fårenes latter
voksede
endnu halvfjerds sten barakker, kød-
batterier over bakkerne
ved nattens rand, er
sovebarnet nu beredt, altid beredt
læner det sig derude, ledeløs
i sit ødelagte indelukke
i sin
kravlegård bag ved månen, halv-
beskidt & halvdød, stem i, hele sangen, jeg er
beredt:
løfter faderen venstre hånd
slår løfter højre hånd
slår med sænket
hoved barnet
ud kommer moder
verden er så stor, så stor
mere blodig end du tror, se
på mig, jeg taler med dig
med tårer inden i, med
skabelsen derinde i blodet
& med alle
dens krones afbidte torne
neulich
deutsch | Michael Lentz
komme auch nicht weiter
als wo die gleise stehn
als wo der tunnel zaghaft
so im vorüberwehn
und übern faltplan jagt
die fliege warm
ins licht da jagt
das panzertier
das rat das irrt
das rat ich dir
und übern zaun
da drüben stehts
da steht die schaukel
sandomir
das atmet schwer
das will nochmal
so flüchtig sein
so ganz so um
so ganz umsonst
mit den winden
»den weiden in eden«
zu spät ist
keine zeit
als hier und
über all
auf dieser schönen schucke
sich schnell nochmal
sich zu verneigen
dann machste dir ne liste
mit was einfällt und noch standhält
denn das biste:
ein lachsack tränenreich
ein blech so butterweich
eine bunte lampe
und auch mal bitterpampe
ein püppchen kopflos schön
zum immer anzusehn
ein mobile mit firlefanz
gehörte dir gehört dir ganz
ein zubehör ein nadelöhr
ein passepartout zur steten ruh
ein gängelband
und andrer tand
hier spinnt das garn
thesaurus spant das sprechen:
sigel signum zeigeruhr
signorina signatur
was gehört und
was zu wem
ein neuerlich
ein scheuermilch
und die reise geht
wohin
ach bitteschön und leise
»veränderlich und unabänderbar«
gleich hebst du ab
zapzapzerap
»ein tännlein grünet wo«
wer weiß auch du
mal so mal heiter
undsoweiter undwoweiter
aus: unveröffentlichtem Manuskript
auch in: Das Gedicht Nr. 7. Herbst 1999 - Sommer 2000,
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
for nylig
dänisch
kommer heller ikke længere end
her hvor sporene står
hvor tunnellen forsagt
næsten i forbifarten
og over foldekortet jager
fluen varm
ind i lyset, dér jager
panserdyret
det råder det fejler
det råder jeg dig
og over gærdet
derovre står det
dér står gyngen
sandomir
det ånder tungt
det vil nok engang
være så flygtigt
så helt så for
så helt forgæves
med vindene
"pilene i Eden"
for sen er
ingen tid
end her og
over alt
ved denne smukke vugge
sig endnu engang
hurtigt at bukke
så laver du dig en liste
med dine indfald og det der står sig
for det er du
en lattersæk tårerig
en blikplade blød indeni
en farvet lampe
og nu og da en bitter krampe
en dukke afsindig smuk
skøn at se for selv en eunuk
en mobile med hurlumhej
tilhørte dig alene dig
et tilbehør et nåleøje
en passepartout der er rolig nu
en ledetråd
og meget kåd
her spinder garnet
thesaurus spænder talen:
sigel signum viserur
signorina signatur
hvad tilhører og
hvad til hvem
en på ny igen
en skurecreme
og rejsen går
hvorhen
åh vær så god og stille
"foranderlig og uforanderlig"
om lidt letter du
zapzapzerap
"en lille gran grønnes hvor"
hvem ved også du
sådan eller så blidere
ogsåvidere oghvorvidere
nachmittag, wechselnde sicht
deutsch | Nico Bleutge
über dem strich der mole. einzelne punkte, das wasser
glimmt gelb auf, wenn die sonne durch die wolken
flüstert, wölbt sich die hand, um das licht
an der iris zu halten. wimpern hängen ins bild
die schiene des lids, auf der die segel nach draußen
rutschen, kiemen, und das ufer bewegt sich
in richtung hafen. die haare folgen dem wind
der weit ausholt, auf der haut der häuser
treten knorpel hervor und die fensterläden
schnappen nach luft. als hinge alles am rhythmus
der tropfen, die gegen die steintreppe klatschen
doch der druck in den fingern läßt nach
sie geben das licht frei und nehmen den kopf
mit hinaus zu den booten, die lange schon kleinen
glasigen knochen gleichen, die dünung versteckt sie
zeigt sie her
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
eftermiddag, skiftende sigtbarhed
dänisch
over molens streg. enkelte punkter, vandet
glimter gult, når solen hvisker gennem
skyerne, hvælver hånden sig for at standse
lyset ved iris. øjenvipper hænger i billedet,
øjenlågets skinne, som sejlene glider
udad på, gæller, og bredden bevæger sig
i retning mod havnen. hårene følger vinden
der tager langt tilløb, på husenes hud
træder brusk frem og vinduesskodderne
hiver efter vejret. som om alt afhang af rytmen
hos dråberne, der slår mod stentrappen
men trykket i fingrene formindskes
de frigiver lyset og tager hovedet
med ud til bådene, der allerede længe har lignet
små glasagtige knogler, dønningen skjuler dem
viser dem frem
Dunkle Augen
deutsch | Marcel Beyer
In manchen Stunden werden meine Augen
dunkel, dann rase ich zurück in meine
Dunkelheit, bevor die ersten Worte
kamen: Am Gasthaustisch um drei Uhr
früh, dann rasselt etwas anderes im
Hals, dann liegt, im Gitterbett,
jemand, und seine dunklen Augen
starren an die Decke, weit zurück.
Und weiter noch, gegen halb Vier, die Augen
nachgedunkelt: Senf, der Grind in Fliegengittern,
Wiener, und stickig, über Land.
In manchen Stunden, Augenblick, Relikt: Das
Anstarren von Telefonen, nachts im Sessel
abseits, eingehüllt, und Kabel stöpseln
sehen, warten, schwach, bevor
die ersten Worte kommen, dort,
zurück mit dunklen Augen.
aus: Falsches Futter
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-12005-0
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Mørke øjne
dänisch
Stundom bliver mine øjne
mørke, så farer jeg tilbage i mit
mørke, før de første ord
kom: Ved værtshusbordet kl. tre
om morgenen, så rasler noget andet i
halsen, så ligger, i tremmesengen,
nogen, og hans mørke øjne
stirrer på loftet, langt tilbage.
Og senere hen, omkring halv fire, øjnene
mørknet: sennep, skurven i fluegitre,
wienerpølse, kvalmende, over landet.
Stundom, øjeblik, relikt: En
stirren fra telefoner, om natten i lænestolen
afsides, indhyllet, og proppe kabler i,
se, vente, svag, før
de første ord kommer, dér,
tilbage med mørke øjne.
muttersprache 1968/2:
sterbeverein ernst mach
deutsch | Ulf Stolterfoht
trug sinn (-gemäß statut: erfahrung zu ersparen)
dem mißverhältnis haut zu markte rechnung
- sprach also zunftversetzt vom beil im haus des
seilers: "hast ausgeholt - nun hacke!". zu spät:
der flocht nicht mehr - der schlang bereits. und
kam der welt abhanden. sei dann "knüpft an" das
was beschreibung leisten kann? antwort: "laich
wohnt noch im kleinsten teich" zeigt was mit stum-
mel möglich ist. ein freilich leibnizscher verweis.
heute vielleicht: wie man den molch zum abfluß
führt. ganz nebenbei viel pfuhl gespart durch wirt-
schaftliches dichten IST WOHL des forschers vornehm-
stes betreiben die kreterfrage "weltbeladen" zu-
gunsten "sprachdurchtränkt" entschieden. das ganze
sach auf nichts gestellt: wenn wörter was sie selber
körpern doch allenfalls am suffix spüren muß ihr
bezug ein nehmen sein. auf AUF ihr zeichen unver-
zagt: habt abgeschnürt - nun nabelt! kommt jeweils
eine ziehung. sprach ungeschlacht von "in betracht":
am fremden knoten aus dem nunmehr unersparten sumpf.
aus: fachsprachen I-IX
Urs Engeler Editor, 1998
ISBN: 3-905591-01-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
modersmål 1968/2 begravelsesforening ernst mach
dänisch
overførte mening (ifølge statut: for at spare erfaring)
til misforholdet for at tage højde for og vove skindet -
talte altså mod laugslovene om øksen i
rebslagerens hus: "har løftet - hak nu!" for sent:
han flettede ikke mere - lavede allerede løkken. og
forsvandt for verden. er "knytter til" det
beskrivelse kan præstere? svar: "frø
bor endnu i den mindste sø" viser hvad der er
muligt med en stump. en henvisning til leibniz ganske vist.
i dag måske: hvordan man smider kermit i
kloaken. desuden sparet megen sump ved øko-
nomisk digten ER gennem forskerens fornem-
ste bestræbelse kreterspørgsmålet "verdensbebyrdet"
NOK afgjort til fordel for "sproggennemsyret". det hele
betyder ikke noget: hvis ord i givet fald mærker
på suffikset hvad de selv kropsliggør må deres
reference være en modtagen. op OP I tegn ufor-
sagt: har afsnøret - knyt nu! kommer altid
en trækning. talte ubehjælpsomt om "i betragtning":
ved den fremmede knude ud fra den nu usparede sump.
muttersprache 1968/1:
freund-feind-kennung
deutsch | Ulf Stolterfoht
nach jahren zähsten rum-modulns wehte im vorigen
gedicht so etwas wie ein lüftchen - ein reichlich
laues allerdings. inzwischen wissen andre mehr. man
munkelt seien reingefleischte (blutjunges urgestein
darunter) vereinzelt sogar bestarbeiter - gleichwohl
geneigt nennwert mit -leistung zu verwechseln. so
ändert sich zunächst nicht viel / das ausspiel zeigt
sich relativ stabil: zentnerschwerer ästhet gegen die
pflegeleichten pfundskerls - sie wolln so schreiben wie
sie sind! ER darf - sie nicht! macht davon auch gebrauch.
baut erstmals eine klammer auf (einschluß egal. hier teil
fürs ganze seine wahl: wo "faktisch fetisch" bildlich
trifft packt "bildhaft fetisch" faktisch zu. räumt leicht
umnachtet ein: es könnte eine andre sein. sie schließt des-
ungeachtet von allein) auf diesmal folgenschweren prall:
lumpenelite gegen erstarktes deutungsproletariat. bei
drucklegung ergebnis offen. leiser verdacht erweist sich
schnell als ausgemacht: das projektil im anflug auf das ziel.
hieße auf kunst nach anschuß hoffen. umsonst! das letzte
wort "discorporate" (... legt nah den körper zu verlassen).
aus: fachsprachen I-IX
Urs Engeler Editor, 1998
ISBN: 3-905591-01-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
modersmål 1968/1 ven/fjende kendetegn
dänisch
efter år med det sejeste moduleri blæste i forrige
digt sådan noget som en lille luftning - en temmelig
lun ganske vist. i mellemtiden véd andre mere. man
mumler i krogene enkelte af dem (purungt urfjeld blandt
dem) er inkarnerede endog bedstarbejdere - om end tilbøjelige
til at forveksle pålydende værdi med ditto præstation. sådan
ændrer sig i første omgang ikke meget/ udspillet viser
sig relativt stabilt: tonstung æstet mod
strygelette fluevægtere - de ønsker at skrive som
de er! HAN må - de må ikke! gør også brug af det.
opstiller først en parentes (indskud ligegyldigt. her en del
for det hele hans valg: hvor "faktisk fetish" passer
billedligt tager "billedligt fetish" faktisk fat. indrømmer
let omtåget: det kunne være et andet. det lukker des-
uagtet sig selv) for det denne gang skæbnesvangre sammenstød:
pjalteelite mod styrket tolkningsproletariat. ved
trykning resultat åbent. svag mistanke viser sig
hurtigt at være rigtig: projektilet under anflyvning mod målet.
ville betyde at håbe på kunst efter en træffer. forgæves! det sidste
ord "discorporate" (...henstiller om at forlade korpuset).
mein jahrgang, dreiundsechzig, jene
deutsch | Lutz Seiler
endlose folge von kindern, geschraubt
in das echo gewölbe der flure, verkrochen
beim gehen gebeugt in die tasche
eines anderen, fremden mantels, sieben
voll wachs mit einer aus dielen
geatmeten schwere, acht
mit einer aus piss-
becken zu kopf gestiegenen schwere, wir hatten
gagarin, aber gagarin
hatte auch uns, morgens das gleiche, der schrift
folgende scharren der ärmel
über den bänken & mittags
das schlagwerk der löffel, wir hatten
den tischdienst, den milchdienst, den druck
einer leerkraft in den augen gelee
in den ohren bis
sie verstummte
die schwerkraft verstummte
in unseren mützen
das waren die schmerzen
beim urinieren, im schutzwald
beim sprechen, wir hatten
zitate: dass wir den schattenseiten des planeten
wenigstens eine lichte entgegenhielten
erst alle gemeinsam & dann
jeder noch einmal
still für sich, wir hatten
kein glück. also zerfallen die häuser
werden wir endlich
wieder klein &
reiten zurück in die dörfer aus holz, aus
stroh, aus denen wir kamen, rissig & dünn
mit einem am wind
geschliffenen echo: wir grüssen gagarin, wir
hatten kein glück, abfahrt, zurück
in unsere dörfer
& ausfahrt der dörfer
über die äcker bei nacht...
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
min årgang, treogtres, hine
dänisch
endeløse rækker af børn, skruet
ind i gangenes ekko hvælving, sammenkrøbne
når vi gik bøjet ned i en anden,
fremmed frakkes lomme, syv
fulde af bonevoks med en tunghed
indåndet fra bræddegulvet otte
med en tunghed steget
til hovedet fra piskummerne, vi havde
gagarin, men gagarin
havde også os, hver morgen det samme, ærmernes
skraben som fulgte skriften
over bænkene & hver middag
skeernes slagværk, vi havde
bordtjeneste, mælketjeneste, trykket
fra en tom lærerkraft i øjnene gele
i ørene til
den forstummede
tyngdekraften forstummede
i vores huer
det var smerterne
når vi urinerede, i skjuleskoven
når vi snakkede, vi havde
citater: at vi holdt mindst en lys side
op mod planetens skyggeside
først alle i fællesskab & så
enhver endnu engang
stille for sig selv, vi havde ikke
heldet med os. altså forfaldt husene
bliver vi til slut
igen små &
rider tilbage til landsbyerne af træ, af
strå, som vi kom fra, sprukne & tynde
med et af vinden
slebet ekko: vi hilser på gagarin, vi havde
ikke heldet med os, afgang, tilbage
til vores landsbyer
& landsbyernes udfart
over markerne ved nat...
Mein Herz geht kalt in kalt in kalte Welt
deutsch | Mirko Bonné
Dein Herz geht kalt in kalt in kalte Welt.
Schuppen auf Schultern, so lässt sich lurchen,
ungewöhnlich müdes Tier. Ein wärmendes Rätsel,
wieviel Zeit wird vergehen, ehe die Erzählungen
gelöst sind. Straße, Dach, dünner Mann auf der Straße,
Wäldchen, das so aus Klängen ist. MENSCHLICH,
HIER, ist das mehr als ein Ort, eine Bestimmung?
Sprüh es an die Fassade. Wer lebte sechs nasskalte Jahre
wenig warmgehalten als Olm, wen hielten die Pilze jung,
Rauch, röhrenförmig, nahm das Nervöse, die Tageszeiten
schneiten vorbei, dark, bright, wer fand eine Bleibe
im Übergang und bekam Augen?
aus: Mirko Bonné: Hibiskus Code. Gedichte
DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Mit hjerte går koldt i koldt ud i en kold verden
dänisch
Dit hjerte går koldt i koldt ud i en kold verden.
Skæl på skuldrene, sådan at salamandre sig,
usædvanlig træt dyr. En gåde, der varmer,
hvor lang tid vil der gå, før fortællingerne
er løst. Gade, tag, tynd mand på gaden.
En lille skov, der nærmest består af klange. MENNESKELIGT
HER, er det snarere et sted, en bestemmelse?
Spray det på facaden. Hvem boede seks klamme år
uden megen varme som hulepadde, hvem var det, svampene holdt ung,
røg, rørformet, tog det nervøse, døgnets timer
dryssede forbi, dark, bright, hvem fandt husly
i overgangen og fik øjne?
Mansarde
deutsch | Mirko Bonné
Über die Tische wandern
Bäume, Düfte,
Lebensversicherungen.
Die Verkäuferin lächelt,
sie hat die Lippen einer Sängerin.
Und ein junger Herr flüstert ihr zu:
Ich schreibe dir.
Wer aber glaubt noch
an das Märchen von der Post?
Alle Briefe sind erfunden!
Unsere Worte waren zu lang
auf Reisen.
Es wird wieder Zeit für Besuche.
Doch jemand, der kommt, erschrickt -
denn ich wohne Mansarde,
hier herrscht die Enge eines Ballonkorbs.
Ich wollte schon auf einen Hochsitz ziehen.
Allein Kühe im Nebel
beruhigen die Seele.
aus: Langrenus. Gedichte
Hamburg: Rospo, 1994
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Mansard
dänisch
Over bordene vandrer
træer, dufte,
livsforsikringer.
Ekspeditricen smiler,
hun har en sangerindes læber.
Og en ung herre hvisker til hende:
Jeg skriver til dig.
Men hvem tror endnu
på eventyret om posten?
Alle breve er opdigtede!
Vores ord var for længe
ude at rejse.
Det er igen tid til besøg.
Men den, der kommer, skælver -
for jeg bor på mansarden,
her er trangt som i en ballonkurv.
Jeg har længe villet flytte op i et spejdertårn.
Kun køer i tåge
bringer sjælen ro.
leichter sommer
deutsch | Nico Bleutge
als läge noch eine schicht zwischen ihnen
und dem schmalen streif der küste
traten die wolken hervor, scharf ab-
geschnitten an der unteren kante, oben
ein faltiger riemen, in den die möwen kleine
löcher stanzten. beim nächsten aufschauen
hatte dunst die fläche aufgerauht und der wind
verfing sich in den drahtnetzen
knapp unterm wasserspiegel, die vögel
waren längst verschwunden, der himmel
hielt noch ein weilchen jene luft
die unter ihren flügeln rauschte
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
let sommer
dänisch
som om der stadig lå et lag mellem dem
og kystens smalle stribe
trådte skyerne frem, skarpt af-
skåret ved den nederste kant, oppe
en rynket rem, som mågerne stansede
små huller i. ved næste blik opad
havde dis gjort fladen ru og vinden
blev viklet ind i trådnettene
lige under vandspejlet, fuglene
var for længst forsvundet, himlen
holdt endnu en stund den luft
som susede under deres vinger
doch gut war
deutsch | Lutz Seiler
zu atmen, aus
& ein ging die atmung im gipsschiff
der lampe, wir hatten
ihr dunkles, mechanisches licht, wir hatten alpaka
am ascher, die nägel, verrissen
& einsam wie cruseo im schiefer, tief
im radio schlief das radiokind mit
röhren & relais, die es allein
für sich begriff, ein tacken wie
von grossen schiffen, blinken, etwas
zwischen abends aus, dann still
& leise wieder ein: allein
im dunkeln kamen
die später unauffindbaren frequenzen, lokale
frequenzen des alterns, verschwundene
dörfer &
ihr schwaches chromosomen-strichwerk auf
den skalen - ich
sah cruseo, meinen vater; er
ging in die taufe, die schläfen im holz
kehrte er heim, so lachte
ein mann mit strahlender hand, sein rauschen, sein
knacken, sie hören
wie alles so endet, verrutscht, zwei
beine die küste das weiche
scheiteln der füsse im schritt
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
men godt var det
dänisch
at trække vejret, ud
& ind gik åndedrættet i lampens
gipsskib, vi havde
dens dunkle, mekaniske lys, vi havde alpaka
på askebægeret, neglene, slidte
& ensomme som crusoe i skifferet, dybt
inde i radioen sov radiobarnet med
rør og relæer, som kun det
forstod, en skratten som
fra store skibe, en blinken, noget
mellem aften ud, så stille
& sagte igen ind: alene
i mørket kom
de senere hen uopdrivelige frekvenser, lokale
frekvenser for aldringen, forsvundne
landsbyer &
deres svage kromosom-stregværk på
skalaerne - jeg
så crusoe, min far; han
steg ned i dybet, med tindinger i træ
vendte han hjem, sådan lo
en mand med strålende hånd, hans brusen, hans
knagen, de hører
hvordan alt ender sådan, skredet ud, to
ben kysten føddernes
bløde skræven i skridtgang
til Jürgen Becker
DIN 2330: begriffe und benennungen.
allgemeine grundsätze.
deutsch | Ulf Stolterfoht
berlin. ballung der besten. gesundes-wort-beginnt-
an-der-wurzel-adepten. mal richtig abzumanteln
bis aufs morph. gut. freitag: arbeit am wort-
schatz. liebevolles eindringen in den sprachleib.
samstag: bereitstellung eines zeichenvorrats. be-
griffsinventur. sonntag: sonderlexik. halbtermini.
scheinsubstantivierung. am abend jeweils arbeitsdienst
in kontextfreier rede. erklärung der "scheuchstange".
dann ging man auseinander. // wien. pension "gnadenwahl".
hier ist man unter sich. problem des eichte / *ich.
bezüglich eisenfrei/arm/los verbale explosionen.
durchaus auf ausdruckshöhe zwar doch weit entfernt
vom zu erstellenden glossar. halbherzige einigung auf
"jenes das die größte merkhilfe aufweist". // düssel-
dorf im herbst. die kühlsten köpfe der sprachlichen
not - sie klanglich aufzumöbeln. rechtfertigung des
lauschangriffs: erstmals wird stimmabdruck genommen.
das regelwerk scheint wasserdicht. doch wirkendes wort
vom erhabenen braille: die normenpräger sollen später
nicht umsonst """alleine an der spur vergangen sein""".
aus: fachsprachen I-IX
Basel, Weil am Rhein und Wien: Urs Engeler Editor, 1998
ISBN: 3-905591-01-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
DIN 2330: begreber og benævnelser almene principper
dänisch
berlin. bare de bedste. et sundt ord begynder
ved roden adepter. bare én gang afskrælle
helt ind til morf'et. fint. fredag: arbejde med ord-
skatten. kærlig indtrængen i sprogkorpuset.
lørdag: etablering af et tegnforråd. be-
grebsinventur. søndag: specialleksik. halvtermer.
skinsubstantivering. hver aften arbejdstjeneste
i konteksfri tale. forklaring af "skræmmestangen".
så gik man hver til sit.// wien. pension "nådevalg".
her er man blandt ligesindede. problemet jegte/*jeg.
hvad jernfri/fattig/løs angår verbale eksplosioner.
helt på udtrykshøjde med om end langt fra
det glossar, der skal fremstilles. halvhjertet enighed om
"det som tilbyder den største huskehjælp".// düssel-
dorf om efteråret. de køligste hoveder i den sproglige
nød - at sætte klangligt liv i dem. retfærdiggørelse af
telefonaflytningen: for første gang tages stemmeaftryk.
regelværket synes vandtæt. men virkende ord
fra den ophøjede braille: normdannerne skal ikke
forgæves senere """kun være forsvundne ved sporet""".
Diesige, tätige Gegend
deutsch | Farhad Showghi
Diesige, tätige Gegend. Rote Häuser folgen roten
Ziegen. Wir schmieden Pläne. Sagen Ziege-und-
Wunderkerze, Ziege-statt-Kind. Das soll nicht über-
raschen, wir schütteln Glocken, die Sonne steht. Wir
ziehen uns Hosen, legen Hände, teilweise zerreißt ein
Herz. Wir können Begriffe rings um die Ziege setzen,
Gebirgsseesterne in bewegten Essenzen, einen Lid-
schlag im März, wahlweise Windberührung. Dann
finden Begegnungen statt. Hafenluft. Durchgespielte
Tagesgeschäfte, Horizonte ohne zwingenden Grund.
Wir bewegen uns, die Füsse am Kiessaum der Strasse.
Was über uns war, zog den Himmel durch.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Diset, livlig egn
dänisch
Diset, livlig egn. Røde huse følger røde
geder. Vi smeder planer. Siger ged og
stjernekaster, ged i stedet for barn. Det bør ikke over-
raske, vi ryster klokker, solen står. Vi
trækker bukser, lægger hænder, et hjerte sønderrives
delvis. Vi kan lægge begreber rundt omkring gederne,
bjergsøstjerner i bevægede essenser, et øjenlåg-
glip i marts, valgfri vindberøring. Så
finder møderne sted. Havneluft. Rutineprægede
daglige gøremål, horisonter uden tvingende grund.
Vi bevæger os, fødderne ved gadens gruskant.
Hvad der var over os, gik hen over himlen.
Die ungeputzten Zähne
deutsch | Marcel Beyer
Schlaf, wo ich nicht geschlafen habe. So viele Hände am
Griff, am Becken, und was darunter war. So schwacher
Atem bald, kein Schlaf. Was hätte sein dürfen, was
sollen, was zwischen meinen Zähnen bleibt, wonach
es schmeckt. Schlaf der Entbrannten, der Erwachten.
Was Regenvorhang, fremder Staub und Spucke, was
halber Schnee bis in das Hemd. So viele Hände auf dem
Küchentisch, am Fenster, kein Schlaf. Was fremdes Fett
am Heizkörper, am Herd, so klares Dunkel und was hätte
schlafen sollen. So laufe ich im Schneeregen, im Januar
mit wieder ungeputzten Zähnen, wo ich nicht geschlafen habe.
aus: Erdkunde. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
De ubørstede tænder
dänisch
Søvn, hvor jeg ikke har sovet. Så mange hænder ved
grebet, ved bækkenet, og det nedenunder. Så svagt
åndepust snart, ingen søvn. Hvad der skulle, burde have
været, hvad der er tilbage mellem mine tænder, hvad
det smager af. De begejstredes, de vågnedes søvn.
Hvad regnforhæng, fremmed støv og spyt, hvad
halv sne helt ind til skjorten. Så mange hænder på
køkkenbordet, ved vinduet, ingen søvn. Fremmed fedt
på radiatoren, på komfuret, så klart mørke og hvad der skulle
have sovet. Sådan løber jeg i sneregnen, i januar
atter med ubørstede tænder, hvor jeg ikke har sovet.
die tasse, der henker
deutsch | Michael Lentz
die masse, der henkel
die maßlosigkeit, die henkelsmahlzeit
der maßkrug, das henkersbeil
das maß, das teilt
die tasse, das buch
aus: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
koppen, bødlen
dänisch
massen, hanken,
hæmningsløsheden, hankens sidste måltid,
målebægeret, bøddeløksen.
målet, der deler
koppen, bogen
Die Spanne
deutsch | Hendrik Rost
Ich suche keinen Beweis für Dinge.
Ersticke Annahmen nicht mit Anschauung.
Unter Versuchungen hat jeder seine Lieblinge,
statt zu schlafen die Nacht als Drohung
zu sehen, in der dies und das geheilt werden soll.
Leicht läßt sich der Moment mit einem
anderen vertauschen, der Tag ist trotzdem voll
mit Anwesendem. Kann, sollte man meinen,
ein Tag anderes sein als ein vermiedener Unfall?
Alles, was uns fehlt, sind Beweise.
Auf dem Glas sind ausgebreitete Schwingen
zu sehen. Ein Vogel liegt auf konkrete Weise
unter dem Fenster, an nicht sichtbaren Dingen
gebrochen. Vor dem Negativ aus vollem Flug,
ist grade das Offensichtliche hart zu durchbrechen.
Die Spanne von Begreifen zu Vergessen betrug
nie mehr als zwischen Mundöffnen und Sprechen.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Afstanden
dänisch
The fox eats its own legs in the trap/to go free.
Brendan Kennally
Jeg søger ikke bevis for tingene.
Kvæler ikke antagelser med anskuelse.
Blandt fristelser har enhver sine favoritter,
i stedet for at sove at se natten
som en trussel, hvor dette og hint skal helbredes.
Et øjeblik kan let udskiftes
med et andet, dagen er trods det fuld
af tilstedeværelse. Kan, skulle man tro,
en dag være andet end en undgået ulykke?
Alt, hvad vi mangler, er beviser.
På ruden kan man se udbredte
vinger. En fugl ligger på konkret måde
under vinduet, tilintetgjort af
ikke synlige ting. Foran negativet er netop
det øjensynlige hårdt at gennembryde i fuld flugt.
Afstanden mellem at forstå og glemme var ikke større
end den mellem at åbne munden og tale.
Die Schneelast drückt gewaltig auf die Zweige des Essigbaums schau
deutsch | Silke Scheuermann
Welche Schwerter liegen frei auf den Feldern
wenn wir spazierengehn? Ich bin sicher
Hand in Hand läßt sich alles tun Engelchen flieg
Engelchen stirb Dies ist nur eine Unterhaltung
wenn wir spazierengehn über dies und jenes
ich weiß und du jetzt auch Alles mögliche
ist vergangene Woche passiert
Letztes Jahr bogen sich links am Waldrand die Bäume in
Schneelast Wir haben unseren Standfestigkeitsnachweis
gebracht finde ich in den vergangenen
geglückten Sommern
Ich schaue immer in die Luft wenn du sagst
wir kommen wieder einmal sicher durch den Vollmond
Laß uns einen Urlaub planen diesmal weiter in die
Sonne noch näher hin
Das wäre doch fast schon
als legten wir uns hier in der Junihitze miteinander
lachend ins wilde Bett
in den Acker Ich sage Darling du sagst auch
Darling Die Schwerter lächeln uns zu niemand hebt
eines auf Ich behaupte wir werden zusammen alt
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
SNEENS VÆGT HVILER TUNGT PÅ EDDIKETRÆETS GRENE SE
dänisch
Hvilke sværd ligger frit fremme på markerne
når vi er ude at gå en tur? Jeg er sikker på
hånd i hånd kan alt lade sig gøre flyv lille engel
dø lille engel Dette er kun en snak
om dette og hint når vi er ude at gå en tur
jeg ved det og du også nu Alt muligt
skete i sidste uge
Sidste år bøjede sig til venstre ved skovbrynet træerne sig
under sneens vægt Vi har bragt vores standhaftighedsbevis
synes jeg i de forgange
vellykkede somre
Jeg ser altid op i luften når du siger
vi kommer endnu engang sikkert gennem fuldmånen
Lad os planlægge en ferie denne gang nærmere ved og
endnu tættere på solen
Det ville næsten være
som om vi lagde os her i junivarmen sammen
leende i den vilde seng
ude på marken Jeg siger Darling du siger også
Darling Sværdene smiler til os ingen tager
et op Jeg hævder vi bliver gamle sammen
Die Horizontbäume
deutsch | Mirko Bonné
Geh
sonderbar
ohne etwas zu verlassen zu erreichen
von Schwelle zu Schwelle
ein vorgefertigter Spross wächst
unter dem Armbanduhrglas
Bäume von Stunden
durch Immergleiches marschiert
mit anhaltendem Atem
die Frau an der Leine gesteht
die schief zusammengenähten
Kleider der Nachbarin als körpergewordene
Idee ihres Wahnsinns ein
geh
so
hängen
die Bäume im Horizont
aus: Gelenkiges Geschöpf. Gedichte
Rospo, 1996
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Horisonttræerne
dänisch
Gå
forunderligt
uden at forlade, uden at opnå noget
fra trin til trin
en forud fabrikeret spire vokser
under armbåndsurets glas
timetræer marcherer
gennem det evigt samme
med tilbageholdt åndedræt
kvinden ved tøjsnoren tilstår,
at nabokonens skævt
sammensyede kjoler er hendes eget vanvids
legemliggjorte idé
gå
således
hænger
træerne i horisonten
Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen
deutsch | Silke Scheuermann
Während das Wasser zurückgeht und Quallen liegenbleiben
unbehelligt vom Salz
von der Oxydation und der Sonne
neidest du den Kindern die mit in den Sand gestoßenen
Fersen nach Muscheln stochern ihre Sicherheit
mit einer dich vollkommen
verblüffenden Gewalt
Dein Auge ist gereinigt hat jetzt schärfere Pupillen
während die Brandung sich ins Meer zurück frißt
fehlt dir etwas
einige Jahre
in Happen klein wie die Rückseite einer Briefmarke
weiß wie Oktopusfleisch haben die Möwen mitgenommen
Da ist ein Schmerz mit gekappter Verbindung zum Kopf
Sehnige Schlieren aus Öl bedecken
die Wellen führen durch Schaumränder
nach früher
und in
die Zeit
in der du langsam zerzaust die Treppe des Abschieds
heruntergegangen bist bis an den Strand hier
- Schwimmen kannst du noch, aber du schwimmst dich
nicht mehr frei –
Ich weiß dich erstaunt an den Quallen
die Fähigkeit häßlich und dennoch durchsichtig zu sein
und ich weiß daß du gleich
schreiend die Auskunft verlangst was ich anderswo suche
in der Hoffnung ich fragte zurück
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
DEN DAG HVOR MÅGERNE SANG TOSTEMMIGT
dänisch
Mens vandet løber tilbage og goplerne bliver liggende
uforstyrret af saltet
oxidationen og solen
misunder du børnene deres sikkerhed når de
skraber efter muslinger med hælene i sandet
med en for dig fuldkommen
forbløffende vold
Dit øje er renset har skarpere pupiller nu
mens brændingen æder sig tilbage i havet
mangler du noget
nogle år
i bidder små som bagsiden af et frimærke
hvide som blækspruttekød har mågerne taget dem
Der er en smerte med en kappet forbindelse til hovedet
Senede slimstriber af olie dækker
bølgerne fører gennem skumrande
til førhen
og ind i
den tid
hvor du langsomt forpjusket er gået ned
ad afskedens trappe til stranden her
- Du kan endnu svømme, men du svømmer
ikke mere frit -
Jeg ved for dig er det forbavsende ved gopler
evnen til at være grimme og alligevel gennemsigtige
og jeg ved at du straks
råbende forlanger oplysningen som jeg søger andetsteds
i håbet om at jeg vil spørge tilbage
Der Augen Aufgang
deutsch | Christian Lehnert
Hast du nicht bemerkt, daß, wenn jemand einem an-
deren ins Auge blickt, sich ihm sein eigenes Antlitz in
dem Augenstern des Gegenübers wie in einem Spiegel
zeigt, weshalb wir auch den Augenstern »Pupille«,
das heißt Püppchen, nennen, weil er gleichsam ein
Bildchen des in sie Hineinblickenden wiedergibt?
(aus: Alkibiades der Erste)
Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen
Wort; dann aber von Angesicht zu Angesicht.
(1. Brief des Paulus an die Korinther 13, 12)
Aus den Löchern, die der Westwind in den Nebel riß,
drangen Kegel schwarzer Strahlen. Wer die Leere schaute,
vergaß sie, und zu suchen, worin die Nacht vernarbte,
blieb sinnlos: zeitabsaugendes Plasma Morgen. Der Tag
rinnt über das Gebirge, Erscheinung eines unvollendeten
Sees, Steinfalten, dunstiger Spiegel. Sah ein Auge auf,
das schon der Wind zerteilte und verschwimmen ließ
zu einem Punkt, der sich verlor in so vielen möglichen
Welten? Ersann der Regen auf dem Wasser Formen,
die nach Namen suchten: Zellstern, Orbis, Samen?
Noch erhellte nichts, warum dich ein Gedächtnis faßt:
quellender Kern und sein verneinter Tod, wogende Ruhe.
aus: Der Augen Aufgang
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag , 2000
ISBN: 3-518-12101-4
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Øjnenes opståen
dänisch
Har du nogensinde lagt mærke til, at, når du ser
ind i en andens øje, viser ansigtet sig i den andens
blik som i et spejl? Det er det, vi kalder pupillen,
det vil sige "lille pige", fordi den er en slags
billede af den, der ser ind i øjet.
(Platon: Alkibiades 1)
Endnu ser vi i et spejl, i en gåde,
men da skal vi se ansigt til ansigt.
(Paulus' Første Brev til Korintherne 13,12)
Fra hullerne, som vestenvinden rev i tågen,
krøb kegler af sort stråler. Den, som så tomheden,
glemte den, og at søge, hvor natten dannede ar,
var meningsløst: tidsbortsugende plasma morgen. Dagen
siler over bjergene, en ufuldendt søs tilsynekomst,
stenfolder, diset spejl. Åbnede sig et øje,
som allerede vinden delte og lod flyde bort
til et punkt, der fortabte sig i så mange mulige
verdener? Udtænkte regnen på vandet former,
der søgte efter navne: cellestjerne, orbis, sæd?
Endnu oplyste intet, hvorfor en erindring griber dig:
groende kerne og dens afviste død, vuggende ro
Dem ehemals häufigsten Vogel der Welt
deutsch | Silke Scheuermann
Letzte einer Art zu sein
was für eine merkwürdige Aufgabe
Wo du doch einmal andere Vorstellungen
von Enge und Weite hattest Sehr verschieden
von der Seniorsuite im Zoo von Cincinnati
Martha letzte Wandertaube der Welt
was für ein Dilemma daß ihr so schmackhaft wart
Eine einzige Delikatess-Großhandlung
verkaufte im Jahr 1855 achtzehntausend
von euch an hungrige New Yorker
Wenn du in deiner Voliere
das wirkliche Fliegen vermißt
erinnere dich an eure Schwärme
Tausende von Metern breit
oder an die Brutkolonien
fünfzig mal sechs Kilometer Wie ihr
als die ersten europäischen
Auswanderer nach Amerika kamen
den Himmel verdunkeltet Wie ihr sie Stunden
im Dunkeln stehen ließt für staunende Berechnungen
Erinnere dich an die Zeit vor
den Tötungsmethoden und dem Eisenbahnnetz
Ein paar wilde Tiere
haben euch bedroht
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
TIL DEN ENGANG ALMINDELIGSTE FUGL I VERDEN
dänisch
Hvilken mærkelig opgave
at være den sidste af sin art
Hvor du jo engang havde helt andre forestillinger
om nærhed og afstand Meget forskellige
fra seniorsuiten i Cincinnatis Zoo
Martha den sidste vandredue i verden
hvilket dilemma at I smagte så godt
En eneste delikatessegrossist
solgte i året 1855 attentusinde
af jer til sultne newyorkere
Når du savner den virkelige
flyvning i dit voliere
husk så jeres sværme
tusinder af meter brede
eller rugekolonierne
halvtreds gange seks kilometer Hvordan I
kom som de første europæiske
udvandrere til Amerika
formørkede himlen Hvordan I lod dem stå
i timevis i mørke for forbavsende beregninger
Husk tiden før
drabsmetoderne og jernbanenettet
Et par vilde dyr
truede jer
Kontraste
deutsch | Hendrik Rost
Einmal im Nachspann, als ein
Foul wiederholt wurde, sah ich
erst dann zwischen den Spielern
eine Elster in Panik vom Rasen
abheben. Für einen Moment abgelenkt,
folgte das Bild in Zeitlupe ihrem Flug,
während der Tumult
im Hintergrund unscharf wurde,
bis sich die Kamera abrupt
aus ihrem Sog löste und zurück
auf die fallenden Körper hielt.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Kontraster
dänisch
Engang i gentagelsen, da et begået
frispark blev vist igen, så jeg
først i det øjeblik mellem spillerne
en skade lette i panik fra
plænen. Distraheret et øjeblik
fulgte billedet i slowmotion dens flugt,
mens tumulten
blev uskarp i baggrunden,
indtil kameraet abrupt
løste sig fra dens tiltrækning og fandt tilbage
til de faldende kroppe.
Das Zimmer 7
deutsch | Farhad Showghi
Wie eine Sommerwolke bieg ich die Hand oder lasse die
Stirn an einem Faden herunter ohne zu sprechen. So
fahre ich fort bis Osten und Westen beweglich werden
und durch die Wände ineinandergleiten. Ich atme aus
und die Stadt steht an der Fensterbank. Das Licht ist jetzt
anders geworden, weiter draußen, unberührt vom Tumult
der Dächerfarben. Wenn ich schneller werde, rücke ich
einen Stuhl, schlage die dunkelrote Decke zurück oder
trage einen Becher durch die Tür. Dann beginne ich zu
laufen und schaue auf die Gardinenfalten. Bald steh ich
im Flur, in einem Schwarm von Schatten. Hier
verschluck ich das Wörtchen Heute, werde flinker noch,
reiße den Kopf herum und drehe eine nächste Runde.
Eben ging die Sonne und zog am Horizont. Indes mein
Mund ein Hohlraum bleibt, ein aufgefangener Ball
zwischen Osten und Westen. Ich ziehe ihn an einem
Faden hoch ohne zu stoppen. Bin schon wieder im
Zimmer und ziehe ihn weiter, öffne die Lippen, und ziehe
ihn schnell über die Zunge.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Værelset 7
dänisch
Som en sommersky bøjer jeg hånden eller lader
panden rulle ned ad en tråd uden at tale. Sådan
fortsætter jeg indtil Østen og Vesten bevæger sig
og glider ind i hinanden gennem væggene. Jeg ånder ud
og byen står ved vindueskarmen. Lyset er blevet
et andet nu, længere ude, uberørt af tumulten
fra tagenes farver. Hvis jeg bliver hurtigere, flytter jeg
en stol, slår det mørkerøde tæppe tilbage eller
bærer et bæger gennem døren. Så begynder jeg at
løbe og kigger på gardinfolderne. Snart står jeg
i entreen, i en sværm af skygger. Her
sluger jeg det lille ord I dag, bliver endnu hurtigere,
vrider hovedet rundt og tager endnu en rundtur.
Solen gik netop og drog i horisonten. Mens min
mund forbliver et hulrum, en opfanget bold
mellem Østen og Vesten. Jeg trækker den op
ad en tråd uden at standse. Er allerede igen i
værelset og trækker den videre, åbner læberne og trækker
den hurtigt over tungen.
Das Zimmer 5
deutsch | Farhad Showghi
Der Tag hat die Vielfalt der Dächer zurückgewonnen. Die
Landschaft bricht vom Gesims und ich öffne das Fenster.
In der Wüste an der Zimmerdecke geht kein verzauberter
Wind. Zauber ist noch schwer zu sagen, auch Palmen
nicht immer nachzuweisen, kein kreisender Vogel, keine
Schlafterrassen. A. kann unten auf der dunkelroten
Wolldecke bleiben. Eben ging die Sonne und zog am
Horizont. Wo sich Nomaden, noch schwerelos, für keine
Schrift entscheiden. Ziehen lange ans Fenster Tag und
Nacht. Ein Fingerbreit Licht für eine ganze Handels-
karawane. Das sage ich langsam und zertrete kein Glas.
Wir sind still. Ohne Entsprechung.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Værelset 5
dänisch
Dagen har vundet tagenes mangfoldighed tilbage. Land-
skabet brækker fra gesimsen og jeg åbner vinduet.
I ørknen på stueloftet blæser ingen fortryllet
vind. Fortryllelse er stadig svært at sige, selv palmer kan
ikke altid påvises, ingen kredsende fugl, ingen
soveterrasser. A. kan blive under det mørkerøde
uldtæppe. Lige nu gik solen og drog
i horisonten. Hvor nomader, endnu vægtløse, ikke
beslutter sig for skrift. Drager længe ved vinduet dag og
nat. En fingerbredde lys til en hel handels-
karavane. Det siger jeg langsomt og træder intet glas itu.
Vi er stille. Uden sammenligning.
Das Zimmer 4
deutsch | Farhad Showghi
Die Wände sind kühl. Müde liegen wir dazwischen, die
Knie gegen die Wüste gerichtet, gegen das grobe Korn der
Fasertapete.
Wer öffnet das Fenster?
Wehe dem Mond
strengt sich an stehenzubleiben
wie jetzt das Schweigen
wir liegen hier
soweit die Augen tragen
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Værelset 4
dänisch
Væggene er kølige. Trætte ligger vi mellem dem, med
knæene vendt mod ørkenen, mod savsmuldstapetets
grove korn.
Hvem åbner vinduet?
Ve månen
anstrenger sig for at blive stående
ligesom tavsheden nu
vi ligger her
så langt øjnene bærer.
Das Zimmer 1
deutsch | Farhad Showghi
A. steht auf und singt. In der Wüste an der Zimmerdecke
geht kein verzauberter Wind. Zauber ist noch schwer zu
sagen. gleich wieder weg oder hinter den Palmen.
Palmen, Palmen und ein Fuchs vielleicht, einige dunkle
Katzen und alles wie vorher.
Hier sind keine beweglichen Pfoten. Kein Schlaflied, das
mir die Sicht nimmt, ich nehme die Augen. A. kann
unten auf der dunkelroten Wolldecke bleiben und wartet
darauf etwas zu hören:
Das da
ist die Eisenbahn
wie sie da rollt
wer rollt denn so wer strengt sich an
was ist da plötzlich für eine Eisenbahn
und macht keinen Wind und ist schwer zu sagen
und treibt sich herum und endet in Palmen.
aus: Die Walnußmaske, durch die ich mich träumend aß
Hamburg: Rospo-Verlag, 1998
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Værelset 1
dänisch
A. rejser sig og synger. I ørkenen på stueloftet
blæser ingen fortryllet vind. Fortryllelse er stadig
svært at sige, straks forsvundet igen eller bag ved palmerne.
Palmer, palmer og en ræv måske, nogle mørke
katte og alt som før.
Her er ingen bevægelige poter. Ingen vuggevise, der tager
min udsigt, jeg tager øjnene. A. kan
forblive nede på det mørkerøde uldtæppe og venter
på at høre noget:
Det dér
er jernbanen
som den ruller dér
hvem ruller sådan hvem anstrenger sig
hvad er det nu for en jernbane
laver ingen vind og er svær at sige
og strejfer omkring og ender i palmer.
Das künstliche Haar
deutsch | Marcel Beyer
Du sitzt und schaust: Geheimnisse. Die
Gegenstände, ungesprochen, dem Wirt
selbst wenden sie sich nicht mehr zu seit
einigen Jahren. Im kalten Rauch, kälter
und kälter die Deko, die Decke, das
lichtwärts gewendete Topfgrün, bläulicher.
Bläulicher schimmern die Locken der
Wirtin, möglich, sie weiß noch den Grund
dieses Namens, Sibyllenort, heute. Heute,
der Wirt geht auf Softsohlen, das Haar
liegt auf Seite, kaum glimmend die
Lichtkette, Stimmung, auch bläulicher.
aus: Falsches Futter
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-12005-0
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Det kunstige hår
dänisch
Du sidder og skuer: hemmeligheder.
Genstandene, utalte, værten
selv har de ikke henvendt sig til i
adskillige år. I den kolde røg, koldere og
koldere dekoen, loftet, potte-
planten vendt mod lyset, blåligere.
Blåligere skinner værtindens
krøller, muligt, hun kender stadig grunden
til dette sted, Sibyllenort, i dag. I dag,
værten går på softsåler, håret er
redt ud til siden, lyskæden flimrer
næsten ikke, stemning, blåligere.
Das ist der Stand der Dinge
deutsch | Michael Lentz
Das Ding ist der Erde Stand.
Der Rede Stand ist das Ding.
Dringend redet das: Das ist
der Stand der Dinge. Das ist
des Dinges Tand. Da irrt des
Redens Test, da das Ding dir
das Ding, das dient. Der Rest:
Dir stand das Ding. Es redet:
DAS ist der Stand der Dinge.
aus: Neue Anagramme
Wien: Éditions Selene, 1998
ISBN: 3-85266-063-7
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Det er tingens tilstand
dänisch
Tingen er jordens tilstand.
Talens tilstand er tingen.
Indtrængende taler den: Det er
tingenes tilstand. Det er
tingenes tant. Dér fejler
talens test, da tingen for dig
tingen, der tjener. Resten:
For dig stod tingen. Den taler:
DET er tingenes tilstand
Das Fakten-Märchen
deutsch | Hendrik Rost
Aus den Märchen treten wir mit Schulden.
Ganz neuen, die vieles komplizierter machen.
Sind es Tatsachen, die keine Nebenbuhler dulden
oder Widerspruch? Im Traum hörte ich flachen
Atem gehen, den meine Brust erzeugte.
Im Leben und beim körperlichen Lieben
ist blödes Blut nicht selten – der neu gezeugte
Sinn wird morgens aus dem Gesicht gerieben.
Man weiß ja, was die Dinge sind.
Die Nebenbedeutungen ersticken fast
unter der Oberflächenmoral: Flüssiges gerinnt
nur, wenn es Blut ist, alles andere rast
der Schwerkraft hinterher. Wir träumen von Fakten
nach den Verführungen und weichen Laken.
aus: Aerobic und Gegenliebe
Düsseldorf: Grupello, 2001
Audio production: 2001 Michael Mechner, literaturWERKstatt berlin
Eventyret om fakta
dänisch
Vi træder ud af eventyret med gæld.
En helt ny, der gør meget mere kompliceret.
Findes der kendsgerninger, der ikke tåler medbejlere
eller modsigelse? I drømme hørte jeg den
kortåndethed, som mit bryst frembragte.
I livet og under kropslig kærlighed
er fjollet blod ikke sjældent - den nyfrembragte
mening gnides om morgenen bort fra ansigtet.
Man ved jo, hvordan tingene er.
Bibetydningerne kvæles næsten
under overflademoralen: Noget flydende størkner
kun, hvis det er blod, alt andet farer
efter tyngdekraften. Vi drømmer om fakta
efter forførelserne og bløde lagener.
Junge Hunde
deutsch | Marcel Beyer
Ach, die Gutgebügelten, junge
Luden am Nebentisch, trinken
das Panzerpils und tauschen
Herrenheftchen. Einer wirft beim
Aufstehn die Flasche Bier um,
schmiert dann, nach und nach, ein
ganzes Paket Tempos über den
Plastiksitz. Kurzschnitte, und
Pomade. Totes Büffet. Im Jungsklo,
schöne Teile. Ein alter Glatzkopf
zupft sich etwas von den Lippen.
Humer-Bursche. Geschlipst. Gewienert.
Junge Hunde. Fickriges Blau. Im
Klappergang, Wien West, verschwitzte
Gürteltiere. Rauch schneller, Lude.
Ohneservice. Vielleicht Ein- bis
Zweihundert, in Randbezirken,
Arbeiterbeisln, Siebzehnter. Trotte
im Regen, aus einem offenen Fenster,
obere Etage, Dampf.
aus: Falsches Futter
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-12005-0
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Unge hunde
dänisch
Åh, de velplejede, unge
alfonser ved nabobordet, drikker
Panserpils og udveksler
herremagasiner. Én vælter mens han
rejser sig ølflasken,
smører så, lidt efter lidt, en
hel pakke papirlommetørklæder hen over
plastiksædet. Korthårede og
pomade. Død buffet. På drengelokummet,
skønne dele. En gammel skaldepande
tørrer noget af læberne.
Pornojæger. Slipset. Slikket.
Unge hunde. Liderligt blå. I
klapregangen, Wien Vest, gennemsvedte
bæltedyr. Ryg hurtigere, alfons.
Nulservice. Måske én til
to hundrede, i randområder,
i arbejderknejper, syttende. Traske
i regnen, fra et åbent vindue,
øvre etage, damp.
Imago
deutsch | Hendrik Rost
Dies hat mit der Schönheit zu tun,
für ein paar Tage allein im Haus zu bleiben:
Der Sommer nähert sich seinen Stichtagen,
und ich betrachte einen gewöhnlichen Vogel,
der sich wie ein Kolibri bei den Lilien hält.
Es ist später Nachmittag, feuchte Luft liegt
über dieser zerbrechlichen Nachbarschaft,
und ich bin selbst für die Schatten zuständig,
die ich werfe. Im Licht glitzert der einzelne
Flügel einer Libelle –
ihr früherer Körper klammert sich noch
an den Stengel überm Wasser.
Dies ist das Haus der früheren Gedichte,
das Haus der gefährdeten neuen.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Imago
dänisch
Dette har at gøre med skønheden
ved at være et par dage alene hjemme:
Sommeren nærmer sig sine skæringsdage
og jeg betragter en almindelig fugl,
der holder sig til liljerne som en kolibri.
Det er sen eftermiddag, fugtig luft ligger
over dette skrøbelige naboskab,
og jeg er selv ansvarlig for de skygger,
jeg kaster. I lyset glimter en guldsmeds
ene vinge - dens tidligere krop klamrer sig stadig
til stængelen over vandet.
Dette er huset for de tidligere digte,
huset for de truede nye.
im osten, lisa rothe
deutsch | Lutz Seiler
gab es menschen, die
beim husten ganz
ihr gesicht bedeckten & verschwanden: lisa rothe, was
wir in ihrem nachtschrank fanden, war genug
für die insektenschwärze ihrer füsse
nachschub für die fusslampen
im schnee, öl und ausgeworfenes, dort
bewahrte sie also das licht, die bestandteile
des spiegels, wir erbrachen, wir fanden
den abdruck eines schlafenden kopfes &
ihre exkremente, wasser und leise
bemerkungen über uns selbst, das ticken
der kartoffeln in den speisekammern, die innere koppel, so
war sie geschrumpft unter den geräuschen
einer strasse, eines flusses, eines
wismut stadions, so
war sie erloschen
im kegel ihrer zwecklampe, verrutscht
wie weiche speise,
harte speise, bis du schliefst, weiche speise, harte... wir
selbst hatten das bettzeug
weit zurückgeschlagen aus dem schnee
gewaschene wangenknochen, mistelblut... aber
wir ertrugen den geruch, die persönlichen
infekte, ein
ostvorstädtischer tanzpädagoge
langsamer als alraun, gebar... nein
man hört nichts mehr, jetzt
kann man wirklich
nichts mehr hören, still
flankiert das fleisch im glas
ihr grobes stehen &
ihren gut gekämmten schlaf, es ist
september, die
tiere drängen jetzt
ins haus, nichts fehlt
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
i øst, lisa rothe
dänisch
fandtes der mennesker, som
når de hostede helt
skjulte deres ansigt & forsvandt: lisa rothe, hvad
vi fandt i hendes natbord, rakte
til hendes insektsorte fødder
forsyninger til fodlygterne
i sneen, olie og opkast, der
opbevarede hun altså lyset, spejlets
bestanddele, vi brækkede os, vi fandt
aftrykket af et sovende hoved &
hendes ekskrementer, vand og tyste
bemærkninger om os selv, kartoflernes
tikken i spisekamrene, det indre engdrag, sådan
var hun skrumpet ind ved støjen fra
en gade, en flod, et
vismut stadion, sådan
var hun slukket
i lyskeglen fra sin funktionslampe, faldet sammen
som blød mad,
hård mad, til du sov, blød mad, hård mad... vi
havde selv slået sengetøjet
langt til side ud af sneen
vaskede kindben, misteltenblod... men
vi udholdt lugten, de personlige
infektioner, en
dansepædagog fra østforstaden
langsommere end alrune, fødte... nej
man hører intet mere, nu
kan man virkelig
intet høre mere, stille
flankerer kødet i glasset
hendes grove ståen &
hendes godt kæmmede søvn, det er
september, dyrene
søger nu
ind i huset, intet mangler
Im Louvre der Tiere
deutsch | Lutz Seiler
...espenlaub gab es, trocken brot, ka-
priziös verteilt um das fleisch der tiere, war es
ihre schnellebigkeit, die uns vor die füße sank, so sprachen
wir nichts, fast um zu sagen, beständig, ruinös, im geschirr
ihres blutes, innen hervor: den kessel zu heizen
die därme zu spülen, die nachricht
des wellfleischs
ins dorf zu tragen, das
war die chaussee des fleischbeschauers
und dort
lag sein werkzeug, die schabeglocken
der hilfsmotor... nachlaß
mühsam gerittener korrespondenzen
vor und zurück der zeitregale, wie
man einen stein begreift, betonen wir jetzt
seine abwesenheit
sein glückloses zittern, keinen satz
(zu ende gesprochen)
von kindsbeinen sau mit stotterndem scheitel
mit stockendem sattel
bis dahinaus (wer
so glücklos zittert und weggeht)
hat das zeug zum roman
hat die leere
von gemäßigtem licht, allein
sind wir nichts, frau koberski
und allein frau koberski
vermochte
den schulterschluß mit sehnsucht, das
schulterzucken nach
alten melodien (jetzt hätte sie
gern alles gesagt
über das leben des fleischbeschauers) jetzt
zeigte sie
photographien; ein angeborenes strandhotel...
die fußstapfen uns fremder vögel...
es müssen mehrere gewesen sein...
wir wissen das nicht, wir selbst
fühlen uns
vom datum verstoßen, vernichtet, schlecht bestrumpft
unglaublich sind unsere zweifel
unglaublich ist seine blässe... ein feines blinken
im kern seines gehens
hätte verkündet... ‚allein‘
er gehe allein, doch
nicht wirklich allein
im geräusch einer fliege
die sich entfernt
gleich gehöften
im rauschen der chaussee
quer durch das rauschen der gehöfte
wir wissen, wir sagten;
sei er auch
nicht wirklich krank gewesen
wirklich traurig sei er gewesen
nach allem, was geschehen ist
krank und traurig
wie das fleisch auf dem tisch
wie das fleisch
der letzten großen probetiere
unter den microskopen kreist, sei er
noch einmal aufgebrochen
aus der dauer seines jahrhundert-
und jahrhunderte währenden flugs
vom boden seines handwerks
ins innere des specks
aus: berührt/geführt
Berlin: Oberbaum Verlag, 1995
ISBN: 3-928254-37-5
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
I Dyrenes Louvre
dänisch
...espeløv var der, tørt brød, ka-
priciøst fordelt omkring dyrenes kød, var det
deres korte liv, som sank ned foran vores fødder, sådan
sagde vi intet, næsten for at sige, standhaftigt, ruinøst, i deres
blods kar, indefra: varme kedlen
rense tarmene, bringe
nyheden om bugflæsket
til landsbyen, det
var kødkontrollørens landevej
og dér
lå hans værktøj, skrabehornet
hjælpemotoren ... efterladenskaber
fra møjsommeligt redne korrespondancer
frem og tilbage på tidsreolerne, ligesom
man begriber en sten, betoner vi nu
hans fravær
hans uheldige skælven, ingen sætning
(talt til ende)
fra barnsben so med stammende skilning
med stivnende saddel
indtil dér (den
der skælver så uheldigt og går sin vej)
har evnen til en roman
har et dæmpet lys
tomhed, alene
er vi ingenting, fru koberski
og alene fru koberski
forstod sig på
skuldrenes solidaritet med længsel,
skuldrenes bevægelser efter
gamle melodier (nu ville hun
gerne have sagt alt
om kødkontrollørens liv) nu
viste hun
fotografier; et medfødt strandhotel...
vi fremmede fugles fodspor...
der må have været flere...
vi ved det ikke, vi
føler os
forstødt fra datoen, tilintetgjort, slet bestrømpet
ufattelig er vores tvivl
ufattelig er hans bleghed... en fin blinken
i hans gangs kerne
ville have forkyndt... 'alene'
han går alene men
ikke virkelig alene
i støjen fra en flue
som fjerner sig
ligesom gårde
i landevejens brusen
tværs gennem gårdenes brusen,
vi ved, vi sagde:
selv om han heller
ikke havde været virkelig syg
virkelig trist havde han været
efter alt, hvad der var sket
syg og trist
som kødet på bordet
som kødet af de sidste store prøvedyr
kredser under mikroskopet, var han
endnu engang brudt op
fra sin århundrede og århundreder
varende lange flugt
fra sit håndværks grund
ind i sulets indre
Im Hotel Orient
deutsch | Marcel Beyer
Wir sind gepuderte Gestalten
auf Polstern in der Sitzecke
halbdunkel, schwarzer Samtverschnitt.
Das sind die wahren Etablissements,
Männer im Unterhemd öffnen die Tür.
Ich bin jedoch nur Augen- / Ohrenkunde:
Gibt es das Räuspern noch? Das Schnupfen?
Das Verhören? „Die waren hungrig“, nachts,
im Nebenzimmer, spät bis Drei.
Und wir sind traurige Figuren
am Lacktisch, Nachtgespräch.
Augen, halboffen. Frisch rasierte Schläfen:
Gibt es das Flüstern noch? Das Rauchen?
Spiele die Koksnase: das mitgegangene
Tütchen Zucker, SANTORA, vor dem
kalkfleckigen Spiegel inhaliert.
MAXIM FUTUR-Spiegelung: Gibt es
das Schlucken noch? Und stehe da
wie aromatisiert: heiß, holundrisch
und schwach.
aus: Falsches Futter
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-12005-0
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
På Hotel Orient
dänisch
Vi er pudrede skikkelser
på polstre i sofahjørnet,
halvmørkt, sort fløjlsimitat.
Det er de sande etablissementer,
mænd i undertrøje åbner døren.
Jeg er dog kun øje-/ørekunde:
Findes det stadigvæk: at rømme sig? At snuse?
At høre forkert? "De var sultne", om natten,
i naboværelset, sent til tre.
Og vi er sørgmodige figurer
ved lakbordet, natlig samtale.
Øjne, halvåbne. Nybarberede tindinger:
Findes det stadigvæk: hviske? At ryge?
Lege koksnæse: den stjålne lille
pose sukker, SANTORA, inhaleret
foran det kalkplettede spejl.
MAXIM FUTUR-spejling: Findes
at hulke stadigvæk? Og står dér
som aromatiseret: hed, hyldebæragtig
og svag.
im fenster, am winzigen
deutsch | Nico Bleutge
sichtausschnitt: das getrocknete öl
auf den bänken. darunter der harte
rissige boden das ocker der halme der zug
schiebt sich langsam ins gleis, an häusern
und pfeilern vorbei die gestapelten reifen der blick
fällt zurück, tastet den damm ab nach sand und ruß
an den fingern reste von lack die drahtigen griffe
der notbremse hinter dem ohr die den takt fest
in die haut klopfen. bis an die grenze
pendelt sich alles ein auf das hin
und her des genicks, die geschliffenen steine
am kettchen, kameras und das klicken
der augen beim aufschaun. der scheue blick
hinterm fenster, in einiger entfernung
geht er dem wind nach. dann wieder zäune
die den sand halten staub eukalyptusbäume
der tag liegt schlaff zwischen den hügeln
darüber die sonne, ruhig, ein heller fleck
im bild der landschaft, irgendwo dahinter
tickt das meer
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
i vinduet, ved det meget lille
dänisch
synsudsnit: den indtørrede olie
på bænkene. nedenunder den hårde
sprunkne jord halmstråenes okker toget
skubber sig langsomt frem i sporet forbi huse
og piller de stablede bildæk blikket
falder tilbage, afsøger derpå dæmningen for sand og sod
på fingrene rester af lak bag øret
nødbremsens stive greb, der banker takten
ind i huden. frem til grænsen
svinger alt sig ind på nakkens
frem og tilbage, de slebne sten
på den lille kæde, kameraer og øjnenes
klikken når man ser op. det sky blik
bag ved vinduet, i nogen afstand
følger det vinden. så atter stakitter
der standser sandet støv eukalyptustræer
dagen ligger slap mellem bakkerne
over dem solen, rolig, en lys plet
i landskabets billede, et eller andet sted bagved
tikker havet
im felderlatein
deutsch | Lutz Seiler
einmal begründet sind wir ein bast
auf der borke
zu gast in der rinde & inneres kind
der ausfall strassen. diese
strassen sind eine leise gesprochene
sprache noch über das einmal
gesagte hinweg an den gärten
ins felderlatein. dort
sitzt das kind auf einem hügel die
welt ist aus sand gemurmelte sprachen
rollen nach innen wollen
auch wasser brücken
& strassen
benötigen leise
rollende sprachen das
eigene kind im felderlatein
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
på marksprog
dänisch
begrundet engang er vi bast
på barken
på besøg i barkskorpen & et indre barn
fra udfalds vejene. disse
veje er stadig et tyst talt
sprog hinsides det engang
sagte ved haverne
ud mod marksproget. dér
sidder barnet på en bakke og
verden er mumlede sprog af sand
ruller indad ønsker sig
også vand broer
& veje
har brug for tyste
rullende sprog ens
eget barn på marksprog
Im Ernst
deutsch | Mirko Bonné
Danke Sterne dank non-fiction danke
wenn der Zyklop sein Auge aufschiebt
in Sommernächten und Klassen im Ernst
in den Sitzschalen der Sternwarte
Unterschiede zum Kino aufgehen
Sexy Weltraum sexy Ernsthaftigkeit
sexy Unschuld und sexy Sonne sexy
Sirius Hauptstern im Großen Hund im Ernst
Sirius hat neun Lichtjahre Abstand
und einen weißen Zwerg als Begleiter
Wäre nicht Winter die Wege nicht weiß
die beiden symmetrischen Wäldchen
kein klares Verhältnis und wären im Ernst
die Sterne an der Kuppelinnenwand
Botschaft einer Zauberhand voll Glück
Danke Leuchten dank Entfernung
danke Ödnis und danke Name danke
Stille Schnee Errungenschaft und Ernst
und danke Venus Venus danke danke
weißer Zwerg und Planetariumwäldchen
aus: Mirko Bonné: Hibiskus Code. Gedichte
Köln: DuMont Literatur und Kunst Verlag, 2002
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
For alvor
dänisch
Tak stjerner tak non-fiction tak
når kyklopen skubber øjenlåget op
i sommernætter og skoleklasser i
observatoriets siddeskaller for alvor
opdager forskellen til biografen
Sexy verdensrum sexy alvor
sexy uskyld og sexy sol sexy
Sirius hovedstjerne i Store Hund for alvor
Sirius er ni lysår væk og
har en hvid dværg som følgesvend
Var det ikke vinter vejene ikke hvide
de to symmetriske små skove
intet klart forhold og var stjernerne
for alvor på kuplens indervæg
en tryllehånds budskab fuld af lykke
Tak lysstråler tak afstand
tak tomme rum og tak navn tak
stilhed sne landvinding og alvor
og tak Venus Venus tak tak
hvide dværg og lille skov ved planetariet.
gelsenkirchen
deutsch | Michael Lentz
eine alte frau ein gehgestell
straßenrand und blanke taube
da rollt das gehgestell mal hin die alte frau
und mit dem schuh der schlecht zu fuß
wird da mal drangegangen
mal so nach links gewälzt
und angetippt mal so nach rechts
der hohle vogel und schon
fliegen drin
ach so!
kaputt
na wirklich nicht
über die brücke da rast dieser zug
und dann?
aus: Jahrbuch der Lyrik 2001
München: Verlag C.H.Beck, 2000
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
gelsenkirchen
dänisch
en gammel kone et gangstativ
vejkant og blank due
så ruller gangstativet af sted den gamle kone
og med skoen der slet til fods
gås der af sted
først væltet lidt til venstre
og så vippet lidt til højre
den hule fugl og snart
fluer inden i
åh nej!
itu,
nå ikke rigtigt
over broen raser toget
over broen der raser dette tog
og så?
Froschfett
deutsch | Marcel Beyer
Froschfett, in ausgereiztem Zustand, bis
auf die Ränder ausgekratzt und
brüchig, schwarz noch, aber nur mäßig
so strichen sie, Bert, Berta, Leni, Martha,
Walter schon in Jugendjahren, das Schuhwerk,
ebenmäßig, glänzten sie, und ausgereizt
das haftet, haftet nicht, aber der Balg schon
blank, gebrochene Fasern, halb Vorfahr ich,
halb Randfigur mit schwarzen Fingernägeln
und einem Halbsatz auf den Lippen, also an völlig
falschem Ort, so streicht man alle Zeit, wie
ich, hinweg, über das mäßig ausgeblichene Leder,
brüchig der Ton, so strich man eben noch, und
eben, mäßig laut, die andere Hälfte, so läßt man
stets das Leder fahren, das eingefärbte, schwach
und endlich dorthin, wo der verschmierte
Balg verschwindet, ich bin
nicht da, ich bin verstaut im Kasten.
aus: Falsches Futter
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1997
ISBN: 3-518-12005-0
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Blanksværte
dänisch
Blanksværte, brugt til bunds, kradset ud
så kun randene er tilbage og
sprukken, stadig sort, men kun moderat,
sådan sværtede de, Bert, Berta, Leni, Martha,
Walter allerede i ungdomsårene, skotøjet,
regelmæssigt, sådan skinnede de, brugt til bunds
det sidder, sidder ikke, men bælgen allerede
blank, brudte fibre, halvt forfader jeg,
halvt biperson med sorte fingernegle
og en halv sætning på læberne, altså på det
forkerte sted, sådan bortsværter man al tid, ligesom
jeg, over det moderat falmede læder,
sprukken tonen, sådan sværtede man jo netop, og
netop jævnt, moderat højt, den anden halvdel, sådan
lader man læderet fare, det indfarvede, svagt
og til slut derhen, hvor den tilsværtede
bælg forsvinder, jeg findes
ikke mere, jeg er stuvet ned i kassen.
Foto von 1914
deutsch | Silke Scheuermann
Ganz grauer Mais auf den Feldern
als habe es Asche geregnet aus einer
vollkommnen Fabrik
Schau die Frau bückt sich
am Boden als spiele sie nur
mit Flügeln am Rücken
und nicht diesem geflochtenen Korb
Sie ist eingefroren in ihrer Szene
Eine uralte Wolke
schwebt über dem Acker
wie eine brüchige Stimme
Ich weiß noch wie
Großmutter anhand solcher
Bilder ins Erzählen kam
die immergleichen
Rezepte zur fest verbackenen
Landschaft sprach und
Tee dazu brühte für winzige Tassen
aus denen wir stundenlang tranken
Da war statische Ruhe im Raum
nicht zu verwackeln Bis heute
waren da Namen
Diese Wolke könnte
ein Luftschiff sein
Jedenfalls waren es
meine Verwandten
und ich erkenne keine
einzige Seele
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
FOTO FRA 1914
dänisch
Helt grå majs på markerne
som havde der regnet aske fra en
fuldkommen fabrik
Se kvinden bukker sig
ved jorden som ville hun kun
lege med vinger på ryggen
og ikke med denne flettede kurv
Hun er fastfrosset i sin scene
En ældgammel sky
svæver over marken
som en sprød stemme
Jeg husker endnu hvordan
bedstemor begyndte at
fortælle løs ved hjælp af
sådanne billeder de evigtsamme
opskrifter til det fast bagte
landskab snakkede og
bryggede te til bittesmå kopper
som vi drak af i timevis
Der var statisk ro i rummet
ikke til at ryste Indtil i dag
var der navne
Denne sky kunne
være et luftskib
I hvert fald var det
mine slægtninge
og jeg kender ikke
en eneste sjæl
fin de siècle
deutsch | Lutz Seiler
ich ging im schnee mit den nervösen
nachkriegs peitschen lampen im genick
über die wiener mozart brücke dort
hockte noch an einem strick ein müder
irish setter er
war tot und wartete auf mich das
heißt ich band den strick
vom sockel des geländers und begann
das tier ein wenig hin & her
zu schwenken haut & knochenleichtes
glocken läuten schnee gestöber
setzte ein ich sang
ein kleines lied über die donau hin
& z'rück (ich war ein kind) der tote
setter kreiste jetzt an meinem
rechten arm über die schöne
balustrade er rotierte
leicht & groß in das nervöse
nachkriegs lampen licht ein riss
am hals vertiefte sich ein pfeifen
kam in gang und seine steifen
augen schalen klappten
müde auf & zu: du
hättest die mechanik dieses blicks geliebt
und wärst noch einsamer gewesen
über dem schnee, der brücke & dem alten lied
aus: pech und blende
Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2000
Audio production: 1999 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
fin de siècle
dänisch
jeg gik i sneen med de nervøse
efterkrigs lysmaster i nakken
over mozart broen i wien dér
sad endnu i et reb en træt
irsk setter den
var død og ventede på mig det vil
sige jeg løste rebet
fra gelænderets sokkel og begyndte
at vugge dyret lidt
frem & tilbage hud & knoglelet
klokke klang sne fygning
satte ind jeg sang
en lille sang ud over donau frem
& tebage (jeg var et barn) den døde
setter kredsede nu ved min
højre arm hen over den smukke
balustrade den roterede
let & stor i det nervøse
efterkrigs gadelygte lys en sprække
i halsen blev dybere en piben
kom i gang og dens stive
øjen låg klappede
trætte op & i: du
ville have elsket dette bliks mekanik
og været endnu ensommere
over sneen, broen & den gamle sang
fast unverändert
deutsch | Michael Lentz
Die Energiequelle des Hammerwerkes ist die Wasserkraft.
Ein oberschlächtiges Wasserrad überträgt
die Kraft auf riesige Hammerwelle.
Auf dieser sitzt ein Nockenring
der das Schwanzende des Hammerstieles nach unten drückt.
Dadurch wird der am anderen Ende
des Stieles aufgekeilte Hammerbär ausgehoben.
Der Hammerschwanz stößt an eine Stahlplatte
die ihn augenblicklich zurückfedern läßt
so daß der Kopf des Hammers auf den Amboß schlägt.
Dieser Vorgang wiederholt sich.
aus: unveröffentlichtem Manuskript
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
nærmest uforandret
dänisch
Hammerværkets energikilde er vandkraft.
Et overfaldshjul overfører
kraften til kæmpestore knastaksler.
På disse sidder en knastring,
der presser hammerskaftets ende nedad.
Derved udløses hammers bukklods som er
opkilet ved skaftets anden ende.
Hammerens ende støder til en stålplade
der øjeblikkeligt får den til at fjedre tilbage
sådan at hammerens hoved slår på ambolten.
Denne proces gentager sig.
Fallstaffage
deutsch | Mirko Bonné
Felicita, ein Glück, doch was wenn nichts mehr
dir gefällt? Mit großen Sprüngen nichts am Hut
und doch, kaum fällig, schon ein Fallbeispiel,
verliebt von Anfang an ins Runterkrachen,
war ichs nicht? Ein Glück, felicita, ein Apfel.
Ich fiel kaum an, schon dieses mir ins Auge:
Licht, zwei Äpfel, Lichteinfall, dass nichts,
was einsam fallen will, von Wert sein kann.
Man fällt so durch die Welt. Fällt weiter.
Alles fällt ja. Fällt man also mit. Was nun?
Von Fall zu Fall gefiel ich mir wie Fallada
als kleiner Mann, als Fallschirmspringer,
Sir John Falstaff, jedenfalls ich fiel nicht
weit vom Stamm - man ist zu schwer, fällt
Autobussen, Federhaltern, Wassertürmen,
Fingern tief im Fell und allem Steigen, Fallen,
Roggen windgewiegt im Tal mit Felsen und
gefallenen Phalanxen blätterfalb im Herbst,
fällt allem nach in seiner phallischen Gestalt.
Versucht dann, aufzufallen, Frauen meist,
doch dafür muss man aus dem Fenster fallen.
Mein Fall, du bist mein Fall, ruf ich ihr nach,
dann fallen wir noch eine Zeitlang faltergleich
am Haus herab. Auch dieses Haus: Staffage.
Denn viele Male fällt man noch an ihm vorbei,
die Frau, du hinterher, felicita, doch falsch.
aus: Gelenkiges Geschöpf. Gedichte
Hamburg: Rospo, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Faldstaffage
dänisch
Felicita, en lykke, men hvad hvis intet mere
falder i din smag? Med store spring totalt tomhjernet
og alligevel, næppe forfalden, allerede et eksemplarisk tilfælde,
fra begyndelsen forelsket i at det hele falder sammen,
var det ikke mig? En lykke, felicita, et æble.
Jeg var knap nok faldet til, før jeg fik øje på følgende:
lys, to æbler, lysindfald, at intet,
der vil falde ensomt, kan være af værdi.
Sådan falder man gennem verden. Falder videre.
Alt falder jo. Man falder altså med. Hvad så?
Fra fald til fald følte jeg mig som Fallada
som lille mand, som faldskærmsudspringer,
Sir John Falstaff, jeg faldt i hvert fald ikke
langt fra stammen - man er for tung,
falder efter busser, fyldepenne, vandtårne,
fingre dybt i fjerene, efter al stigen, falden,
rug vugget af vinden i dalen med klipper og
faldne falankser bladblege i efteråret,
falder efter alt i dets falliske skikkelse.
Forsøger så at være påfaldende, mest over for kvinder,
men til det formål må man falde ud af vinduet.
Du er lige én, jeg kunne falde for, råber jeg efter hende,
så falder vi endnu en tid lang som sommerfugle
ned ad huset. Også dette hus: Staffage.
For mange gange vil man falde forbi det,
kvinden, du bagefter, felicita, men falsk.
Es ist nicht mehr schön auf die Straße zu gehen im Dunkeln
deutsch | Silke Scheuermann
Die Konzerte werden seit Jahren abgesagt
Strophe für Strophe
weil jeder Kopf sich selbst eingeglast hat
Verführung in gefährlichen Frequenzen
geht weiterhin von den Gesängen
der Möwen und Marder aus
die ununterscheidbar geworden sind
und in dunklen Ecken warten
Frauen mittellos auf dich
mit ihrem überfallartigen Lächeln
Das Stadtmagazin rät
fröhlich ist´s bei den Kindern mit
Katzengesichtern die machen richtig
gute Horoskope
Sie kündigen
Note für Note
eine moderne
Ehe zwischen dir und der Nacht an
während sie Gummispielzeug
zerschneiden linkshändig
und dann rauchen
Es sieht gefährlich aus
Doch sie sind ehrlich
du bekommst
deine Hand zurück
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
DER ER IKKE NOGET VED AT GÅ PÅ GADEN I MØRKE MERE
dänisch
Koncerterne har været aflyst i årevis
strofe for strofe
fordi hvert hoved har sat sig selv i glas og ramme
Forførelse i farlige frekvenser
udgår fortsat fra
mågers og mårers sange
der ikke mere er til at skelne fra hinanden
og i dunkle hjørner venter
kvinder uden midler på dig
med deres overfaldsagtige smil
I Byen anbefaler
lystigt er det hos børnene med
katteansigter de laver rigtig
gode horoskoper
De forkynder
node for node
et moderne
ægteskab mellem dig og natten
mens de skærer gummilegetøj
itu med venstre hånd
og så ryger
Det ser farligt ud
Men de er ærlige
du får
din hånd tilbage
Erbsbrei heiß Erbsbrei kalt
Erbsbrei im Topf neun Tage alt
deutsch | Silke Scheuermann
Daß der Baumeister nicht sterben dürfe
dachten die Bauern beim Burgbau während
ihnen die Oberarme zu Baumstämmen wuchsen
Denn nur der Baumeister hatte den Burgplan
im Kopf und obwohl sie ihn haßten dachten
die Bauern daß der Baumeister nicht sterben
dürfe denn dann wäre alles umsonst
gewesen alle unbezahlten Arbeitsstunden
der Ärger dabei und während ihnen der Wind die Haare
strähnte beim Arbeiten dachten die Bauern schon an
die Packen Erbsbrei und Mehl die sie nach langen
Tagen nachhause bringen würden der ganzen Familie
Mit Händen die später das Bauwerk zu schützen
Sarazenen und Wikinger in die Flucht schlagen sollten
machten die Bauern die nötigen Betbewegungen
daß der König nicht sterben dürfe dachten bei Schlachten
die Köpfe der Bauern dachten beim Essen die Frauen
der Bauern Sie dachten die Fron ist Not nicht der Tod
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Ærtegrød varm ærtegrød kold ærtegrød gammel som hedenold
dänisch
At bygmesteren ikke måtte dø
tænkte bønderne under borgbyggeriet mens
deres overarme voksede til træstammer
For kun bygmesteren havde borgplanen
i hovedet og selv om de hadede ham tænkte
bønderne at bygmesteren ikke måtte
dø for så havde alt været
forgæves alle de ubetalte arbejdstimer
alt bøvlet og mens vinden tjavsede håret
på dem under arbejdet tænkte bønderne allerede på
de enorme mængder ærtegrød og mel som de efter lange
dage ville bringe hjem til hele familien
Med hænder som senere hen beskyttede bygningsværket
slog sarazener og vikinger på flugt
gjorde bønderne de nødvendige bedebevægelser
at kongen ikke måtte dø tænkte ved slagtningen
bøndernes hoveder ved maden bøndernes
koner De tænkte hoveri er nød ikke død
ende gut, frage.
deutsch | Michael Lentz
kann ich irgendetwas für dich tun.
kann ich etwas für dich tun.
kann ich was für dich tun.
kann ich was tun.
kann ich was.
kann ich.
kann ich für dich ich mein für dich.
kann ich mein für dich was.
kann ich da was tun.
kann ich was tun mein ich da für dich so gehts nicht.
kann ich irgendetwas anderes für dich tun.
kann ich irgendetwas anderes ich mein was dir spaß macht.
kann ich ich meine kann ich dir mal eine frage stellen die dir spaß macht.
kann ich mal eine frage für dich stellen die so richtig spaß macht.
oder soll ich das lieber nicht tun.
oder soll ich lieber ich meine soll ich.
oder soll es nicht sein.
oder ist es das schon gewesen.
oder wars das schon.
oder was.
oder was denn.
was ist denn.
was ist denn eigentlich los hier.
was ist denn eigentlich los hier mit.
was ist denn eigentlich hiermit los.
was ist denn das hier für ein saustall.
so gehts aber wirklich nicht.
so macht das keinen spaß hier.
was liegen denn da für leichen rum.
das stinkt ja zum himmel.
das ist ja eine hausgemachte sauerei.
das ist ja eine verwitterung.
das ist ja offenbar eine zumutung.
was liegen denn da für verwilderte leichen rum.
was liegen die da denn rum wenn ich mal fragen darf.
die gehören doch nicht da so rum. die gehören doch in den abfall.
die sind doch tot wenn ich mal fragen darf.
das sind doch leichen wenn ich mal fragen darf.
das sind doch nicht wir wenn ich mal fragen darf.
das sind doch andere wenn ich mal fragen darf.
das sind doch anderer leuts leichen wenn ich mal fragen darf.
die gehören doch verboten hier.
die gehören doch in anderer leuts abfall.
die gehören doch in die wüste.
das ist doch keine welt hier.
das ist doch eine verdrehung.
eine täuschung.
eine maske.
eine miete.
das ist doch eine falsche behauptungstatsache.
das sind doch keine menschenkinder.
das sind doch andere leut.
die sollen mal abhauen hier.
das ist doch kein heimspiel hier.
das ist doch wohl ein witz wenn ich mal fragen kann.
das verjährt sich doch oder
das hört doch mal auf wann oder
das ergibt sich doch wohl selber oder
da muß man doch nicht lange fragen oder
das hört doch alles auf.
das geht aber auch gar nichts.
da kann man nichts mehr ansehen.
das ist ja bedauernlich.
das ist ja zeitverwendung.
ja wortlos
jawohl
ja
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal fragen darf
wenn ich mal
aus: ENDE GUT. sprechakte. Buch mit CD
Wien: Éditions Selene, 2002
ISBN: 3-85266-087-4
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
enden god, spørgsmål.
dänisch
kan jeg gøre et eller andet for dig
kan jeg gøre et andet for dig
kan jeg gøre andet for dig
kan jeg gøre andet
kan jeg andet
kan jeg
kan jeg for dig jeg mener for dig.
kan jeg mener noget for dig.
kan jeg gøre noget dér.
kan jeg gøre noget mener jeg for dig sådan går det ikke
kan jeg gøre et eller andet andet for dig.
kan jeg gøre et eller andet andet jeg mener noget der morer dig.
kan jeg jeg mener kan jeg stille dig et spørgsmål der morer dig.
kan jeg stille et spørgsmål for dig der er rigtigt morsomt.
eller skal jeg helst ikke gøre det.
eller skal jeg hellere jeg mener skal jeg
eller skal det ikke være.
eller har det allerede været
eller var det allerede.
eller hvad.
eller hvad så.
hvad der er så.
hvad sker der egentlig her.
hvad sker der egentlig her med.
hvad sker der egentlig hermed.
hvad er det her dog for en svinesti
sådan går det nu virkelig ikke
sådan er det ikke sjovt længere.
hvad er det for lig der ligger og flyder.
det lugter ad helvede til.
det er jo noget hjemmelavet svineri.
det er jo en forvitring.
det er jo helt klart en fornærmelse.
hvad er det for forvildede lig der ligger her og flyder.
hvorfor ligger de dér og flyder hvis jeg må have lov at spørge.
de har jo ikke noget at gøre her, de hører hjemme i affaldet.
de er jo døde hvis jeg må have lov at spørge.
det er jo lig, hvis jeg må have lov at spørge.
det er jo ikke os, hvis jeg må have lov at spørge.
det er jo andre, hvis jeg må have lov at spørge.
det er jo andre folks lig hvis jeg må have lov at spørge.
de skulle jo være forbudt her
de hører hjemme i andre folks affald.
de høre jo hjemme i ørkenen.
det er jo ingen verden her.
det er jo en forvanskning.
en illusion.
en maske.
en kule.
det er jo en forkert kendsgerning at hævde.
det er jo ingen menneskebørn.
det er jo andre folk.
de skulle bare tage og skride.
det er jo ikke nogen hjemmekamp her.
det er jo bare en vittighed hvis jeg må have lov at spørge.
det forældes jo eller
det hører jo op engang eller
det giver sig af sig selv eller
da behøver man ikke at spørge længe eller
det hører jo alt sammen op.
det går jo overhovedet ikke.
da kan man ikke længere se på noget.
det jo beklagenligt.
det er jo tidsspilde
ja ordløst
ja!
ja
hvis jeg må have lov at spørge
hvis jeg må have lov at spørge
hvis jeg må
Ende des Stadtplans 9
deutsch | Farhad Showghi
Ich öffne etwas, aber Sonnenlicht löst mein
Schulterblatt. Ein Lebensmittelladen leuchtet
verletzbar, schaukelt im Hof des Nachbarn. Jetzt
gehe ich an der Straße, im Austausch mit Sträuchern
und Salaten und der Linienbus wird gleich ein
schneller Garten. Schöner Tag, es ist mit Flugzeugen
zu rechnen, die weisse, kleine Finger brechen, sagen
wir, so beginnt das Blau, es lohnt, sich dort weiter
zu verletzen, die Luft ist gut, wirkt hörbar auf meine
Pulloverbrust. Ein Wohnblock geht mir mit Fenstern
und Türen durch alle Glieder, bewegt klingelnd
meine Fahrkartenhand. Und ich beginne gleich
meinen Unfall zu haben.
aus: Ende des Stadtplans
Weil am Rhein/Basel/Wien: Urs Engeler Editor, 2003
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Hvor byplanen ender 9
dänisch
Jeg åbner noget, men sollyset løsner mit
skulderblad. En købmandsbutik lyser
sårbar, gynger i naboens gård. Nu
går jeg langs gaden, bytter med busk
og salater og rutebilen bliver snart en
hurtig have. En dejlig dag, siger vi, man kan regne
med flyvemaskiner, der brækker de små, hvide fingre,
sådan begynder det blå, det kan betale sig at såre
sig mere dér, luften er god, virker hørligt på mit
pulloverbryst. En boligkarré går med sine vinduer
og døre gennem alle lemmer, bevæger klingende
mit billethånd. Og jeg begynder straks
at få min ulykke.
Ende des Stadtplans 1
deutsch | Farhad Showghi
Der Stadtplan hört auf. Nach außen gekehrte Steppen –
und Kistenbrände, Märsche über Böden für Zwiebeln
und Zedern. Wir versuchen etwas, wissen die Namen,
aber eine Landschaft kommt. Wer zeitig antwortet,
geht hinüber in den Garten des Nachbarn und wird
Schneeballstrauch. Auf die ungewisse, auf sich
gestellte Weise. Kein Fenster aus der Reihe klettert
um mehr zu bieten. Niemand nimmt die Häuser, die
Plätze vor den Häusern zum Fischen mit. Mittags-
wasser sickert aufwärts in sonnenhelle Platanenwipfel.
Leichter als die Hand aus der Jackentasche, schlüpft
die große Entfernung aus. Die Hand öffnet sich. Der
Gelassenheit der Ausfallstraße. Die bald ans Denken
zurückfällt.
aus: Ende des Stadtplans
Weil am Rhein/Basel/Wien: Urs Engeler Editor, 2003
Audio production: 2001, M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Hvor byplanen ender 1
dänisch
Byplanen standser ikke. Udadvendte stepper -
og kassebrande, marcher over jord for løg
og cedertræer. Vi forsøger noget, kender navnene,
men et landskab kommer. Den, som svarer i tide,
går over i naboens have og bliver en
sneboldbusk. På den uvisse, uafhængige
måde. Intet vindue fra rækken klatrer
for at tilbyde mere. Ingen tager husene,
pladserne foran husene med for at fiske. Middags-
vand siver op ad i sollyse platankroner.
Lettere end hånden fra jakkelommen smutter den
den store afstand ud. Hånden åbner sig. Mod den
sindige udfaldsvej. Som snart falder tilbage
til tanken.
eine kuppel ein schnitt
deutsch | Nico Bleutge
grauer plan ein halbkreis
unter kuppeln schräg gewicht
eines bogens höhe die sich
raum ausmißt
trägt sich der bau bedeckt
in färbung: mildes blau ein rot
ton kleiner kammerzweig
verästelt ins feinste bis
stränge nach zarter drehung
mehrere querschnitte zwischen
den schenkeln das maß
ziffern und richtungen deuten
fluß an von winzigem durch
kanäle gedrückt ein windungs
zugriff nurmehr: verhäutetes nähte
bündig den saum läuft ein auge
einzeln entlang
aus: klare konturen
München: Verlag C.H.Beck, 2006
Audio production: 2003 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
en kuppel et snit
dänisch
grå flade en halvkreds
under kupler skrå en bues
vægt højde der
udmåler sig rum
bærer bygningen sig dækket
i farver: mildt blå en rød
tone lille kammergren
forgrenet ud i det fineste til
linjer efter sart drejning
flere tværsnit mellem
trekantens sider antyder
målestokken tal og retninger
flod skubbet af bittesmå ting
gennem kanaler en slyngnings
indgreb nu: det forhudede syede
fyndigt langs sømmen løber
enkelvis et øje
Ein Mann mit blauem Kinn
deutsch | Mirko Bonné
schläft vor aller Welt Augen,
drum gib mir einen Satz ein,
vielleicht
wie ich einen Groschen werfe
in einen Brunnen Roms oder Schoas,
nein in ein Gerät, das rasselt
und Glück bringt.
Wie denk ich dich mir,
pythisch, die ungestutzten Flügel
das Rückgrat hinunter gefaltet
wie Zeitungen und einbeinig?
Bist du: Novalis ähnlich, Sophie
Tucker oder hölzerner Drache, ein
Flugwagen, golden, den frenetisch
Schwärme von Nachtigallen dahinziehn,
Sirene, Hyäne, crocuta crocuta,
einsilbig, sternförmig, Wolke, Handy
mit meinem Gesicht? Bist du
eine Musik?
Schlafen zwischen Brüsten,
während Schnee vor dem Haus wirbelt,
nur der Strom brummt in der Überlandleitung,
ein Abziehbild scheinen lassen durch die Nacht,
auf das Kabinenfenster einer Zugmaschine gepappt,
der Fahrer dahinter, eingeschlafen in dem Gestöber.
Hink heran dann auf deinem Bein,
schieb den Schnee mit den Schwingen beiseite,
lass fauchen, was noch faucht, bis es taut,
und die Nachtigallen im Zaum alles geben,
die Kabine den Karren hell ausleuchten,
und spiel auf, Habanera! bis die Leitung
sprühend auf das Dach schlägt.
Ein Mann mit blauem Kinn
erfriert vor meinen Augen.
aus: Gelenkiges Geschöpf. Gedichte
Hamburg: Rospo, 1996
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
En mand med blå hage
dänisch
sover for alverdens øjne
giv mig derfor en sætning
måske
som kaster jeg en mønt
i en af Roms eller Shoas brønde,
nej i et apparat, der rasler
og bringer lykke.
Hvordan forestiller jeg mig dig,
pytisk, med ukuperede vinger
med rygraden foldet nedad
som aviser og enbenet?
Er du: næsten som Novalis, Sophie
Tucker eller en drage af træ, en
flyvende vogn, gylden, som sværme
af nattergale frenetisk trækker af sted,
sirene, hyæne, crocuta crocuta,
ordknap, stjerneformet, sky, mobiltelefon
med mit ansigt? Er du
en musik?
At sove mellem bryster,
mens sneen hvirvler foran huset,
kun strømmen brummer i højspændingsledningen,
at lade et overføringsbillede skinne gennem natten,
på førerhusets tilpappede ruder,
chaufføren bagved, faldet i søvn i snefoget.
Hink så herhen på dit ene ben,
skub sneen til side med vingerne,
lad hvæse, hvad endnu kan hvæse, indtil det tør,
og nattergalene i tøjler give alt,
lad førerhuset skinne klart på kareten
og spil op habanera! indtil ledningen
spruttende slår ned på taget.
En mand med blå hage
fryser ihjel for øjnene af mig.
Eclipse chaser
deutsch | Hendrik Rost
Als wir einmal um die längsten Tage
herum weit über die Grenze nach Norden
gefahren sind und in der ersten Zeit kaum
mehr als ein paar unruhige Stunden geschlafen
haben bin ich von den Reviergesängen
der Vögel geweckt vors Haus getreten.
Die Sonne stand an ihrem tiefsten Punkt
noch halb über dem Horizont es war vielleicht
zwei oder drei in der Frühe und ich tastete
mich ins dunklere Zimmer zurück. Beim
Aufwachen dann wirkte es wie später Mittag
das Licht fiel in einem Winkel ein der uns
die Stille seltsam klarmachte weil die Reviere
für heute seit Stunden abgesteckt sind und wir
irgendwo dazwischen und darin zu Hause.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Eclipse chaser
dänisch
Da vi omkring de længste dage
engang var taget langt over grænsen
mod nord og i den første tid næppe
havde sovet mere end et par urolige timer
var jeg trådt ud foran af huset
vækket af fuglenes revirsange.
Solen stod ved sit laveste punkt
endnu halvt over horisonten det var måske
to eller tre om morgenen og jeg famlede
mig tilbage til det mørkere værelse. Da jeg
vågnede virkede det som sen middag
lyset faldt i en vinkel, én der gjorde stilheden
sælsom klar for os fordi revirerne for i dag
havde været afstukket i mange timer og i timevis havde vi
hjemme et sted derimellem og deri.
Eclipse chaser: Således betegner de mennesker,
som rejser efter solformørkelser, sig selv.
Berenice
deutsch | Hendrik Rost
Den Booten geben sie Namen
unartiger Töchter, die an der Leine zerren,
um mit dem Wind zu tanzen
Der Sturm kommt, glaubt man,
was der Tag gestern versprochen hat,
die Sicht war so klar, sie verlor sich irgendwo
wie ein Interesse, das nie gestillt wurde,
ein Fischer schöpft Wasser aus der Bilge
des offenen Rumpfs, um auch nicht
einen Tag an Land zu verbringen,
wo Urlauber warten, was aus ihm wird.
aus: Aerobic und Gegenliebe. Gedichte
Düsseldorf: Grupello Verlag, 2001
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Berenice
dänisch
Bådene giver de navne
af uartige døtre, der hiver i fortøjningen
for at danse med vinden
Stormen kommer, tror man
hvad dagen i går har lovet,
udsynet var så klart, det fortabte sig et eller andet sted
som en interesse, der aldrig blev tilfredsstillet,
en fisker øser vandet ud af kimingen
på det åbne skrog for ikke
at tilbringe en dag på land,
hvor feriegæster venter, hvad han bliver til.
Beim Scherbengericht steht der Titel auf dem Stück aus wunderbar blauer Keramik
deutsch | Silke Scheuermann
Die Erwartung mit einem Bleistift beim Aufsetzen
einen Riß in die Erde zu machen sagst du
ähnle der Erwartung der ersten Männer
über dem Atlantik die ohne Rücksicht auf Verluste
wie Hunde loszogen ihren Herrn auf der anderen
Halbkugel zu suchen Sie ähnelt sicherlich nicht
der Windstille hier auf dem Feld
Es folgt unser gewöhnliches Schweigen
Das Jahr fällt zusammen und der Boden
gefriert im Sturz Ich erinnere mich
an die Vagheit der Wettervorhersage heute morgen
und fühle an beiden Händen während du losläßt
das Scherbengericht des Winds der nur
Hüte herbringt und vielleicht ein paar alte Papiere
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
VED DOMFÆLDELSE STÅR NAVNET PÅ ET SKÅR AF VIDUNDERLIG BLÅ KERAMIK
dänisch
Forventningen om at blyanten til papiret
kan få jorden til at slå revner siger du
ligner forventningen hos de første mænd
over Atlanten som uden hensyn til tab
for af sted som hunde for at søge deres herre
på den anden halvkugle Den ligner nok ikke
vindstille her på marken
Vores sædvanlige tavshed følger
Året falder sammen og jorden
fryser under styrtet Jeg husker
den vage vejrudsigt i morges
og føler i begge hænder mens du slipper
vindens domfældelse der kun
bringer hatte herhen og måske et par gamle papirer
Undine geht weil Hans ihre neuen Kleider nicht mehr bewundert
deutsch | Silke Scheuermann
Dein Blick weg vom Körper zum Horizont
entfernt dich von mir und den Dingen
den Blutkörperchen Handhaltungen
schließlich dem Glanztrio Auge Zahn Lippe
führt hinter das Tageslicht in andere Räume
weit weg zu den Grabgräbern Grabrednern
den Putschisten und Kämpfern in Grosny
zu dem Regenbogen rot gelb rot
weil jede Wolke nur Eiter und Blut spuckt
schon meine Mutter sagte mir
schlaf nie mit einem Fotografen
sie haben schon zu viel gesehen
Du bist bei Hügeln aus Tulpen oder wo
Dies ist die Stadt Fußgängerzone
hier sind wir hier spaziert dein
inneres Feuer umher mit dem Wissen
daß zwei Personen die sich lieben
sich addieren oder subtrahieren können
Plus machen können oder wie in
diesem Fall ganz unverschuldet Minus
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
Undine går fordi Hans ikke mere beundrer hendes nye kjoler
dänisch
Dit blik bort fra kroppen mod horisonten
fjerner dig fra mig og tingene
de små blodlegemer holden i hånd
til slut fra glanstrioen øje tand læbe
fører bag om dagslyset ind i andre rum
langt væk til gravgraverne gravtalerne
kupmagerne og de kæmpende i Grosny
til regnbuen rød gul rød
fordi hver sky kun spytter blod og pus
allerede min mor sagde til mig
sov aldrig med en fotograf
de har jo set alt for meget
Du står ved høje af tulipaner eller hvor
Dette er byen gågaden
her er vi her spadserer din
indre ild omkring med en viden om
at to personer der elsker hinanden
kan adderes eller subtraheres
kan lave plus eller som i
dette tilfælde helt uforskyldt minus
Sadomasochistische Grammatik der Träume
deutsch | Silke Scheuermann
Mit allem, was vom Indikativ in den Konjunktiv wechselt,
legt die Nacht sich auf den Tag und kettet seine Hände oben
ans Bett. Alles, was wir nicht gesagt haben, wächst in das
Weiße der Haut ein, dort, wo die Schlingen das Blut sperren.
Ex machina schaltet das Mondlicht sich zu. Sprachfremd
konjugieren wir allerknappste Alphabete.
aus: Der Tag an dem die Möwen zweistimmig sangen. Gedichte 2001-2008. Mit einem Nachwort von Dorothea von Törne
Frankfurt am Main: Schöffling & Co., 2013
ISBN: 978-3-89561-375-3
Audio production: 2001 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
DRØMMENES SADOMASOCHISTISKE GRAMMATIK
dänisch
Med alt, hvad der skifter fra indikativ til konjunktiv,
lægger natten sig på dagen og lænker sine hænder øverst
til sengen. Alt det, vi ikke har sagt, vokser ind i det
hvide i huden, dér, hvor stropperne spærrer blodet.
Ex machina kobler månelyset sig til.
Sprogfremmede konjugerer vi de allerkorteste alfabeter.
fachsprachen X (5)
[appell an alle hoch armierten böhmen]
deutsch | Ulf Stolterfoht
appell an alle hoch armierten böhmen (vier werke
seien schon zerfetzt!) den straßenkampf in zukunft
"kunstfern" auszutragen. vielstimmig klages weh und
ach - war man doch aufs betonteste asphalten. das
village vanguard noch zur selben nacht. langjährige
(sogenannte anerkannte) oppositionsbiographien. um-
fraktionierung wird bedacht. einerseits das schicht-
spezifische interesse neu-weimar zu errichten (etwa:
lies schneller genosse / radical chic) andrerseits
natürlich weiterhin der wunsch das kissen zu besticken:
wir werden belesen sein / uns wird der text zu klein.
die saalschlacht fällt erquicklich aus. die ersten räte
bilden sich. was folgt ist seitdem lediglich: revolution
als in sich beruhigte stilposition. man richtet feme-
räume ein. dort wimmert sich um kopf und kragen: ein ich.
"hätte ich mich seinerzeit nicht zum experiment bekannt
- mein verleger ließe mich am ausgestreckten arm verhun-
gern." der kunstwart davon ungerührt verhängt nach hoch-
notpeinlichem prinzip. aber - psychotische systeme sind
nicht selten von bestechender binnenlogik: hatte sich doch
bereits schelling über hölderlins subversive frisur be-
klagt - so viel haare und kein kamm! nimmt man heute viel-
mehr an: einer entwuchs den kampfstiefeln und wurde er-
wachsen. der andere blieb darin stecken und wurde gesang.
aus: fachsprachen X-XVIII. Gedichte
Basel, Weil am Rhein und Wien: Urs Engeler Editor, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
fagsprog (10/5) [appel til alle stærkt armerede bøhmere]
dänisch
appel til alle stærkt armerede bøhmere (fire værker
skal allerede være splittet ad!) om i fremtiden at gennemføre
gadekampen "fjernt fra kunsten". mangestemmig klagen ve og
ak - selv om man helt udtrykkeligt var ude på asfalten.
village vanguard i samme nat. mangeårige
(såkaldte anerkendte) oppositionsbiografier. om-
fraktionering tages i betragtning. på den ene side den klasse-
specifikke interesse i at etablere ny-weimar (f.eks.
læs hurtigere kammerat/radical chic) på den anden side
naturligvis fortsat ønsket om at brodere puden:
belæste vil vi være/ men teksten begynder at snære.
slaget i salen ender opløftende. de første råd
dannes. hvad der siden følger er blot: revolution
som i sig selv beroliget stilposition. man indretter feme-
rum. dér klynker om hals og hoved: et jeg.
"hvis jeg ikke dengang havde bekendt mig til eksperimentet
- havde min forlægger ladet mig sulte i ud-
strakt arm." kunstvogteren uberørt heraf dømmer ifølge
yderst pinlige principper. men - psykotiske systemer har
ikke sjældent en bestikkende indre logik: havde ikke
allerede schelling beklaget sig over hölderlins subversive fri-
sure - så meget hår og ingen kam! antager man i dag ikke
snarere: én voksede ud af kampstøvlerne og blev vok-
sen. en anden slap aldrig ud af dem og blev sang.
fachsprachen X (3) [götzenhammer oder:
wie man mit dem lama spricht]
deutsch | Ulf Stolterfoht
götzenhammer oder: wie man mit dem lama spricht.
ganz schlicht - doch stirbt daran wers vorbelastet
liest: "diese maschine tötet faschisten". reformgedicht.
was man hingegen mit dem kaiser macht so man ihn
denn (verhohenzollert bis zum klassenhaß) SAMT ZUBEHÖR
in händen hält? wir haben da was angedacht! vernich-
tung durch leipziger küche: "die ausgekochten fleische /
diese geradezu viehischen nachgußbedürfnisse". sehr
gut. doch übers ziel hinaus. wir gehen zehn zurück. der
dreh dabei entzückt: die stirn wird zum zentralorgan.
darüber rötet alpenfirn. genaue anschrift momentan ver-
gessen. "ein inneres bayreuth" erscheint fürs erste an-
gemessen. wahnhaftes sich verzetteln. schon droht (gedacht
vielleicht als siegfried-klon) die manfred-notation. ge-
meinnordisches mendeln. hier tritt der erbarzt auf den plan.
kichert bedrohlich artenschwarm. verspricht den golem zu
veredeln. benns züchtung III. blondierungen auf wunsch. nun
solltet ihr das unthier sehn. es rastet förmlich aus. be-
harrt auf noblem polentum. erstarrt zum göttlichen hanswurst.
der habe dieser tage folgendes vollbracht: ICH BEBE KEINE
PFERDE / SUMMARISCH TOT. sowie: sie können von diesem gedicht
"jeden gebrauch machen der mich in der achtung der basler
nicht herabsetzt ...". kurz nur des rembrandt- deutschen
lindernde tortur. dann abbruch des werkes durch die natur.
aus: fachsprachen X-XVIII. Gedichte
Basel, Weil am Rhein und Wien: Urs Engeler Editor, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
fagsprog (10/3) [afgudehammeren eller: hvordan man taler med lamaen]
dänisch
afgudehammeren eller: hvordan man taler med lamaen.
ganske simpelt - dog dør den der læser
forudindtaget: "denne maskine dræber fascister". reformdigt.
hvad gør man derimod med kejseren når man
(hohenzollergjort til klassehad) holder ham SAMT TILBEHØR
i hænderne? vi har udtænkt noget dér! tilin-
tetgørelse ved hjælp af leipzigkøkkenet: "de udkogte kødstykker/
disse ligefrem dyriske behov for opspædning". meget
godt. men skudt over målet. vi går ti skridt tilbage. ven-
dingen henrykker hér: panden bliver til centralorgan.
derover rødmer fjorgammel alpesne. momentant glemt
nøjagtig adresse. "et indre bayreuth" synes i først om-
gang passende. spredende blændværk. da truer (måske
tænkt som siegfried-klon) manfred-notationen. fælles-
nordisk mendeleri. her træder arvelægen ind på scenen.
fniser truende artsværm. lover at forædle
golemmen. benns forædling III. blonderinger efter ønske. nu
skal i se udyret. det går formelig amok. fremturer
med nobel polskhed. stivner til guddommelig nar.
han har i disse dage fuldbragt følgende: JEG SKÆLVER INGEN
HESTE/SUMMARISK DØD. samt: de kan "bruge
dette digt til alt, der ikke lader mig falde i
baslernes agtelse...". kort kun rembrandt-tyskerens
lindrende tortur. derpå afbrydes værket af natur.
fachsprachen X (2)
[stand stramm der trepanierte wundenmann]
deutsch | Ulf Stolterfoht
stand stramm der trepanierte wundenmann. bewehrt
mit wissensdienst-dekret. so wird die langeweile
zum programm: menschliches verdauen durch das
loch im bauch des heiligen martin zu betrachten
(es geht mit rechten dingen zu) als wille zum wech-
sel des stoffs. wehmüller mit dem nationalgesicht.
blickdicht am zeugzusammenhang geflickt - es bergson
wesensmäßig zu besorgen. und so viel NEIN muß sein:
zum führer fällt ihm nichts mehr ein. außer vielleicht:
"die wunderbaren hände". ek-stasen der zierlichkeit -
vom bindestrich geweiht. täuscht leibesnähe vor. das
unzuhandene "jedoch" überführt sich selbst im ge-
schwollenen "schillern bis begönnern": da muß doch
was zu retten sein! das staunen vor dem nackten "daß":
daß es daß gibt! rührt zugegeben an. natur kommt nur
am rande vor. in abschweifung begreifend: umwelt als
ausgedehnten körper. grenzfluß dabei bekanntermaßen
schmerzhaft "ziehend". man mag entgegnen: aber! nichts
aber: gesprochnes schweige im gedruckten! die lage ist
der fall. gedicht was bricht. "vom zaun" bedarf der
zurüstung. du besser entscheidest die seite du stehst
wenns heißt: methodenmann versus die herrschaft des
gestells. abstimmung mit den drüsen: im zweifel lie-
ber pfropf als keil. so glaub ich kann man schließen.
aus: fachsprachen X-XVIII. Gedichte
Basel, Weil am Rhein und Wien: Urs Engeler Editor, 2002
Audio production: 2000 M. Mechner, literaturWERKstatt berlin
fagsprog (10/2) [stram stod den trepanerede sårmand]
dänisch
stram stod den trepanerede sårmand. bevæbnet
med dekretet om videnstjeneste. sådan bliver kedsomheden
til program: at betragte menneskelig fordøjen gennem
hullet i maven på den hellige martin
(det går rigtigt for sig) som vilje til stof-
skifte. wehmüller med nationalansigtet.
flikket øjenært ved tingssammenhængen - for at
besørge bergson med væsen. og så meget NEJ må der være:
om føreren falder ham intet mere ind. undtagen måske:
"de vidunderlige hænder". ek-staser af yndefuldhed -
helliggjort af bindestregen. foregøgler kropslig nærhed. det
ikke forhåndenværende "alligevel" overfører sig selv i det svul-
mede "changseren til nedladenhed": dér må dog
være noget at redde! måben foran det nøgne "at":
at der findes at! berører indrømmet. natur fore-
kommer kun i udkanten. at forstå i digression: omverden som
udstrakt krop. grænseflod derfor som bekendt
smerteligt "dragende". man kan imødegå: men! intet
men: det talte bør tie i det trykte! situationen
er tilfældet. digt er brud. "brat" behøver
forberedelse. bedre at du beslutter den side du står på
når det hedder: metodemand versus stilladsets
herredømme. afstemning med kirtlerne: i tvivlstilfælde hel-
lere prop end kile. sådan tror jeg man kan slutte.