Helwig Brunner 
Übersetzer:in

auf Lyrikline: 3 Gedichte übersetzt

aus: spanisch nach: deutsch

Original

Übersetzung

Pájaros sin pájaros

spanisch | Eugenio Montejo

No, por supuesto, pájaros novicios
de canto incierto, desigual o falso.
─Otros sonidos y otras alas.
Hablo de todo Schubert entre vuelos errantes,
del rapto oído en un gorjeo
que suba a más
octava por octava.
Hablo de pájaros sin yo, sin ningún pico,
celestes y sin patas,
pájaros que sean tan sólo música
en el ascenso más alto de los aires.
No, por supuesto, pájaros tenores,
gordos, falsarios, de pesadas plumas,
sino flechas que se desprendan de alguna partitura
y al cielo suban, o más allá, sin pausa,
arrebatando el corazón  de quien escuche
y agradecido calle…
─Deben creerme. Hablo de sones puros,
de pájaros sin pájaros.

© E.M.
aus: unpublished
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Vögel ohne Vögel

deutsch

Nein, natürlich keine unerfahrenen Vögel
mit dem Gesang des Anfängers, unbeständig oder falsch.
– Andere Klänge und andere Schwingen.
Ich spreche vom gesamten Schubert in schweifenden Flügen,
von einem Ausbruch, im Gezwitscher gehört,
das hinaufsteigt
Oktave um Oktave.
Spreche von Vögeln ohne Ich, ganz ohne Schnabel,
himmelblau und ohne Beine,
Vögel, die einfach nur Musik sind
im höchsten Aufstieg der Lüfte.
Nein, natürlich keine Vogeltenöre,
dicke, lügenhafte, mit schweren Federn,
sondern Pfeile, die sich von einer Partitur lösen
und himmelwärts steigen oder darüber hinaus, ohne Pause
das Herz dessen betören, der zuhört
und dankbar verstummt …
– Glauben Sie mir. Ich spreche von reinen Klängen,
von Vögeln ohne Vögel.

Übersetzt von Helwig Brunner und Susana Romano-Sued

Los árboles

spanisch | Eugenio Montejo

Hablan poco los árboles, se sabe.
Pasan la vida entera meditando
y moviendo sus ramas.
Basta mirarlos en otoño
cuando se juntan en los parques:
sólo conversan los más viejos,
los que reparten las nubes y los pájaros,
pero su voz se pierde entre las hojas
y muy poco nos llega, casi nada.

Es difícil llenar un breve libro
con pensamientos de árboles.
Todo en ellos es vago, fragmentario.
Hoy, por ejemplo, al escuchar el grito
de un tordo negro, ya en camino a casa,
grito final de quien no aguarda otro verano,
comprendí que en su voz hablaba un árbol,
uno de tantos,
pero no sé qué hacer con ese grito,
no sé  cómo anotarlo.

© E.M.
aus: Tiempo transgurado (Anthología Poética)
Venezuela: Universidad de Carabobo, 2002
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Die Bäume

deutsch

Die Bäume sprechen wenig, wie man weiß.
Ihr ganzes Leben verbringen sie meditierend
und bewegen ihre Äste.
Es genügt, sie im Herbst zu betrachten,
wenn sie sich in den Parks versammeln:
es unterhalten sich nur die Ältesten,
die, die Wolken und Vögel verteilen,
aber ihre Stimme verliert sich im Laub
und sehr wenig erreicht uns, fast nichts.

Es ist schwierig, ein schmales Buch zu füllen
mit den Gedanken der Bäume.
In ihnen ist alles vage, bruchstückhaft.
Heute zum Beispiel, beim Hören des Schreis
einer schwarzen Drossel, bereits auf dem Weg nach Hause
(des letzten Schreis von ihr, die keinen Sommer mehr erwartet),
verstand ich, dass aus ihrer Stimme ein Baum sprach,
einer von so vielen,
aber ich weiß nicht, was ich mit jenem Schrei anfangen soll,
weiß nicht wie ihn aufschreiben.

Übersetzt von Helwig Brunner und Susana Romano-Sued

El duende

spanisch | Eugenio Montejo

a Chari y Francisco José Cruz  

En esta misma calle, pero antes,
a bordo de mis veinte,
de noche en noche, con tabaco y lámpara,
escribía poemas.

Alrededor la multitud dormida
soñaba con dinero
y alguna que otra  estatua recosía
el azul de su sombra.                             

Nunca supe qué duende a mis espaldas
─volátil e insistente─,
fijos los ojos me seguía
frase por frase y letra a letra.

No, no  era aquel  azul  casi corpóreo
arrancado del mármol,
ni mi ángel de la guarda anochecido
y en ardua vela,

ni tampoco un espectro hamletiano,
veraz hasta el misterio,
ni ninguna presencia subitánea
de aquella época.

Nada de nada ni de nadie,
sino yo mismo, yo mismísimo.
Pero no aquél de entonces:   ─éste
que cifra ya sesenta,
─éste era el duende…
El que aquí vuelve buscándome de joven,
en esta misma calle, a medianoche,
y me llama
y no es sueño.

© E.M.
aus: unpublished
Audio production: 2005, M.Mechner / Literaturwerkstatt Berlin

Der Kobold

deutsch

für Chari und Francisco José Cruz

In genau dieser Straße, nur früher,
an Bord meiner Zwanziger,
von Nacht zu Nacht, mit Tabak und Lampe,
schrieb ich Gedichte.

Ringsherum die schlafende Menge
träumte vom Geld
und so manche Statue flickte
das Blau ihres Schattens.

Nie wusste ich, welcher Kobold hinter meinem Rücken
flatterhaft und hartnäckig
mit starrem Blick mir folgte
Satz um Satz und Buchstabe um Buchstabe.

Nein, es war nicht jener fast körperhaft Blaue,
dem Marmor entrissen,
noch mein übernächtigter Schutzengel
auf beschwerlicher Wache,

kein hamlethaftes Gespenst,
wahrhaftig bis zum Geheimnis,
auch keine plötzliche Erscheinung
jener Epoche.

Nichts von alledem und niemand von all jenen,
sondern ich selbst, ich höchstpersönlich.
Aber nicht jener von damals: dieser
in den Sechzigern,
dieser war der Kobold …
der mich wieder hier als Jungen sucht,
in genau dieser Straße, um Mitternacht,
und mich ruft
und es ist kein Traum.

Übersetzt von Helwig Brunner und Susana Romano-Sued