Natacha Ruedin-Royon
Übersetzer:in
auf Lyrikline: 13 Gedichte übersetzt
aus: deutsch nach: französisch
Original
Übersetzung
die mittagsstunde
deutsch | Nadja Küchenmeister
die mittagsstunde, grau ummantelt, hält die wärme
des bettes bereit und das erschöpfte singen der vögel
hinter dem vorhang träumt sich so leicht. wie schwer
wiegt das lautlose atmen zu zweit, denn was dir im arm
liegt, ist nicht das, was dir bleibt. der staub, der sich bei
allen abschieden zeigt, macht dich so milde und furchtsam
zugleich: wie gut, dass sich das schweigen zerschweigt.
und jene hand, die vormals geliebte, fasst in die mittags
wunde hinein und was sie berührt, wird wieder zu stein.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
l’heure de midi
französisch
dans son fourreau gris, l’heure de midi apprête la
tiédeur du lit et le chant épuisé des oiseaux au-delà
des rideaux est si simple à rêver. comme il est lourd
de respirer à deux dans le silence, car ce que tu serres
dans tes bras n’est pas ce qui te restera. la poussière
qui nappe chaque adieu apaise ton cœur et l’effarouche
à la fois : comme c’est bien que le silence se pulvérise.
et cette main, aimée autrefois, qui dans l’entaille de
midi se glisse et ce qu’elle effleure redevient pierre.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
der tod im traum I-IV
deutsch | Nadja Küchenmeister
Goodbye, Papa, it's hard to die
When all the birds are singing in the sky
Now that the spring is in the air
Little children everywhere
When you see them, I'll be there.
Terry Jacks
I
frühling, sommer, herbst und schnee: du kannst nicht träumen, was
du träumen willst. die sonne schält sich aus der iris, nach und nach
siehst du die dunkelheit in voller blüte stehen. die blüte dunkelheit.
der tod im traum. und du bist nochmal wach, leichtfuß april
mit allem angesteckt: dem heulen einer hollywoodschaukel, geruch
von frischem teer und frischem lack. die flecken auf dem unterhemd:
abgepauste lebensgeister, die sich im bann der radioklänge zaghaft
durchs gewebe wagen. heißer sand und ein verlorenes land. du liegst
im gras betäubt vom sauerstoff und nur zur hälfte wach, zur hälfte
abgewandert ins geträumte tal. und was du hörst, sind zungen fremder
arten. da jaulen hunde auf wie wölfe, gesang der amseln facht die erste
trauer an. spiel doch ein wenig mit den osterglocken, wenn du magst.
dann trittst du noch einmal über die schwelle ... und deine ahnen
heckenschützen unterm lampenbogen, reichen schüsseln und servietten.
ein hauch von lippenstift am glas. sie sprechen heiser, sprechen durchs
papier: verschweigen manches und erinnern nichts, das war ja klar.
vor dem fenster balgen sich die hunde und in der stube balgen wir.
april, ein garten, den du manchmal siehst bei nacht. den zwinger
und die rommékarten und ein leben in gefahr. und jeder dachte
dass sie wiederkäme. was du am meisten liebst, liegt hier verscharrt.
II
du musst die sinne offenhalten, sommerhitze ins verderben.
die seide eines falterflügels brennt wie im handumdrehen ab
so auch das jahr: ein kreislauf schwebender verfahren.
juli, hochzeit, ganz aus licht gemacht. am zaun erkennt
man schon die heimat: die rosen und das sonnenrad ...
dahinter heizen sie die kohlen an. sirup flirrt über den
wäschestangen, grillgeruch und grelle farben, vornehmlich t
rainingshosenblau. du siehst johannisbeeren in der ferne
leuchten. du atmest sägespäne, holz, du atmest staub.
die letzte hoffnung wind ist eingeschlafen. es gibt
kontakte und es gibt vermisste und manchmal brodelt
in dir eine ahnung, als ob am grund der flasche ihr gesicht
aufschiene: weggeblitzt, ein stummes schluchzen. nichts
perlt mehr auf der tauben zunge. kein bier, kein korn.
keine geschichten. das bett von nachtluft angewärmt, doch
niemand von uns schläft. wir dreschen weiter unsre rommé
karten und schlagen weiter nach dem mückenschwarm und
starren in die rote glut, bis alle kohlen weiße asche werden.
der abend löst sich auf in rauch. ein neuer morgen dämmert
über den gehöften. schwarze vögel stürzen im traum.
III
und du stürzt auch: von schlaf zu nichtschlaf, von raum
zu raum. etwas zerrt an deinen gliedern, etwas treibt dein
herz ins laub. kühl sind die fliesen, kühl ist die nacht ...
und von erbrochenem auf deinem schlafanzug nicht mehr
zu reden, außer: ich habe hin und wieder einen gast, der von
der zimmerdecke grüßt und dann herabsteigt bis in meine
träume. wadenwickel. kalte lappen. die väterliche hand
auf deinem haar. meine gedanken sind nicht sehr gesund.
keine besuche in den nächsten tagen. es buckelt sich der herbst
in deinen schlaf. zugeweht ist jetzt der park, der mund. von eicheln
angezogen, von der spree berauscht, zerbröselst du das brot
in deinen taschen. du bist mit deinem anorak vernäht. du fährst
in lager, sitzt an lagerfeuern, du zeichnest ahornblätter ab nach
der natur und presst die feuchtigkeit aus ihren adern. was man so
macht, wenn sich die tage färben und niemand mehr den andern
ruft. jemand fragt nach deinen ahnen: das drängen um die augen
ist bekannt. der kloß im hals, die zitterorgie. mein vater spricht
nur von odessa und meine mutter trägt den cord nach haus.
wir sind jung und das war schön. und in den büchern trocknet
die geschichte. du kannst jetzt traurig sein, ich bin es auch.
IV
so dunkel wie der morgen graut, kein lichtschein
sickert durch die wolkendecke. wo sind die kinder
wo die wäschestücke? der hof versinkt in eisigem
vergessen. du sprichst zu dir, ansonsten sprichst du
nicht. ich weiß noch, wie ich auf dem schlitten sitze
mit schapka, mantel und erfrornen fingern und glücklich
bis in meine füße bin. es ist nur eine sehnsucht nach laternen.
und dieser mann im hauseingang, der nestelt irgendwie
an seinem reißverschluss, ein dünnes lächeln auf den lippen
und du fliegst über die verschneiten wiesen und deine lungen
flügel fliegen mit. der himmel grießt und flockt, als ginge
was zu ende, aber lass mich noch ein weilchen sitzen
vom bahnhof hallen müde bahnhofsstimmen, darin
die abgebrochenen lieder meiner träume schwingen.
auch das ist nur ein traum, wie alles, wie frühling, sommer
herbst und schnee. schweißausbrüche in den nächten.
und später kannst du dich an nichts erinnern. es ist
ein abschiednehmen von den dingen, das im gewebe
heimlich vor sich geht. nochmal die winterluft. nochmal
das kissen. du siehst die dunkelheit in voller blüte stehen.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
dans un rêve la mort
französisch
I
printemps, été, automne et neige : tu ne peux pas rêver ce que
tu veux. le soleil se défait doucement de l’iris, tu vois peu à peu
l’obscurité fleurir dans toute sa splendeur. l’obscurité en fleurs.
dans un rêve la mort. et tu veilles à nouveau, léger sabot
d’avril que tout aiguillonne : le grincement d’une balancelle, le parfum
du goudron frais, d’un vernis neuf. les taches abandonnées sur le maillot :
poinçon d’une force qui entre lentement dans les tissus ensorcelée
par la radio. le sable brûlant et ces terres perdues à jamais. ton corps
dans l’herbe, ivre d’oxygène et à demi éveillé seulement, à demi
exilé dans la vallée d’un rêve. et ce que tu entends sont les langues d’autres
espèces. les chiens y jappent en loups et avec le chant des merles le premier
chagrin s’embrase. joue un peu avec les jonquilles, si le cœur t’en dit.
puis tu franchis le seuil une fois encore… et tes ancêtres
embusqués sous l’arc de la lampe t’apportent des linges, des cuvettes.
sur le verre un souffle de rouge. leur voix rauque leur langue de mots
couverts : ils taisent beaucoup et ne savent plus rien, c’était couru.
sous les fenêtres les chiens qui folâtrent et dans la chambre notre chahut.
avril, un jardin que tu vois parfois dans la nuit. la silhouette du chenil
et les cartes de rami et une vie truffée de dangers. et chacun pensait
qu’elle finirait par revenir. ce qui compte le plus pour toi est enfoui là.
II
tenir tous tes sens en éveil, la chaleur de l’été jusqu’à plus soif.
l’aile de soie du papillon rôtie en un tournemain, tout comme
une année : une valse de procédures en suspens.
juillet, apogée, pure lumière. depuis la clôture déjà
ce sentiment d’être chez soi : les roses la roue solaire…
à l’arrière on souffle sur les braises. un frisson sirupeux sur
les étendages, parfums de grillades et couleurs crues, le bleu
d’un pantalon de jogging plutôt. au loin tu vois les groseilles
briller. tu inspires la sciure, le bois, tu inspires la poussière.
balayé cet ultime espoir de voir se lever le vent. il y a des
contacts il y a des absents et parfois tu sens palpiter en toi
cette intuition, comme si au fond de la bouteille apparaissait
leur visage : effacé d’un trait, un sanglot sans paroles. plus rien
ne perle à la langue devenue mate. plus de bière. de schnaps.
plus d’histoires. le lit doucement tiédi par l’air nocturne, pourtant
aucun d’entre nous ne dort. une fois encore nous brassons notre
rami et luttons sans relâche contre les nuées de moustiques
les yeux rivés sur la braise rouge jusqu’à la clarté des cendres.
le soir part en fumée. un matin neuf commence à poindre sur
les fermes. dans un rêve la chute des oiseaux noirs.
III
et cette chute la tienne : du sommeil vers son absence, d’un espace
à l’autre. quelque chose tiraille tes membres, quelque chose bouscule
ton cœur dans les feuillages. fraîches ces dalles, fraîche la nuit…
et les traces de vomissure laissées sur ton pyjama n’ont plus à être
dites, si ce n’est en cela : il y a parfois quelqu’un chez moi qui
du plafond me salue avant de se couler jusque dans mes
rêves. compresses sur les jambes. linges frais. la main du
père dans tes cheveux. mes pensées ne vont pas très fort.
pas de visite pour ces prochains jours. l’automne fait le gros dos
dans ton sommeil. le parc balayé de vent, ta bouche. les glands épars
à portée de main, la spree qui t’ensorcelle, tu émiettes le pain
au fond de tes poches. ton anorak comme cousu à la peau. tu pars
en camp, assise près du feu, dessines des feuilles d’érable d’après
nature et de leurs nervures tu presses la sève. toutes choses que l’on
fait ma foi lorsque les jours se colorent et que plus aucun appel ne
résonne. tes ancêtres, demande-t-on : cette tension autour des yeux
est connue. ce nœud dans la gorge, valse des tremblements. mon père n’a
qu’odessa à la bouche et ma mère porte le velours côtelé chez nous.
nous sommes jeunes et c’était bien. et tout au fond des livres l’histoire qui
se dessèche. tu peux bien être triste à présent, moi aussi je le suis.
IV
comme il est sombre ce jour naissant, aucune lueur
ne perce à travers les nuages. où sont passés les enfants
où donc le linge mis à sécher ? la cour s’enlise dans
un oubli glacé. tu te parles à toi-même, d’ordinaire tu
ne dis rien. je me vois encore assise sur le traîneau
la chapka, la pèlerine et mes doigts gelés, et puis la joie
jusque dans mes orteils. reste la nostalgie des réverbères.
et cet homme à l’entrée de la maison qui semble
fouiller sa braguette, un mince sourire posé sur les lèvres
et tu voles au-dessus des prés de neige et tes poumons ce même
battement d’ailes. le ciel floconne grumelle comme si quelque
chose prenait fin, mais laisse-moi rester encore un peu
depuis le hall des timbres las comme dans toute gare, et
les mélodies tronquées de mes rêves dansant au-dedans.
là aussi ce n’est qu’un rêve, comme tout le reste, printemps, été
automne et neige. les nuits et leur cortège de sueurs froides.
et plus tard tu ne te souviens plus de rien. comme si
un adieu aux choses s’accomplissait en secret au cœur
des tissus. une fois encore l’hiver son souffle. une fois encore
cet oreiller. tu vois l’obscurité fleurir dans toute sa splendeur.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
nichts
deutsch | Nadja Küchenmeister
das feld ist nur mehr eis und schnee. ganz verlassen
liegt der gasthof da. die reisen von den schienen
genommen, abgeräumt ist die chaussee...
eichenblätter sind zur hand verkrallt: halb zerfallen
doch das zeitigt nichts. der schatten wächst sich aus
zum abend und nimmt sich, wo er kann, vom licht.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
rien
französisch
le champ tout de neige, de glace. parfaitement abandonnée
l’auberge semble dormir. sur ces voies ferrées plus aucun
passage, balayée la route de campagne…
griffue rapace la main des feuilles de chêne : effritées à demi
sans offrir pourtant un quelconque usage. l’ombre s’étend et
devient soir, prenant sa part, où elle le peut, de lumière.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
müde wie ich
deutsch | Nadja Küchenmeister
die tür stand offen: füße badeten im licht, das bei den
knien langsam auslief, die oberschenkel kaum mehr
streifte und müde war, müde wie ich. der himmel klar
die luft so frisch: satt vom sommer, noch nicht herbst
was wundernahm, besah man die finger, die rau und
ineinander verflochten müde waren, müde wie ich.
jeder schritt ein schritt zurück: tiere brachen aus
dem laub, während auch diese stunde verstrich, nun, da
man blumen niederlegte, die müde waren, müde wie ich.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
lasses comme je le suis
französisch
la porte était ouverte : ces pieds baignés d’une lumière qui peu à
peu s’effrangeait arrivée aux genoux, frôlait à peine le haut des
cuisses encore, elle était lasse, lasse comme je le suis. clair ce ciel
l’air tellement frais : rond et plein de l’été, l’automne encore à venir
la chose aurait pu surprendre à contempler ces mains rugueuses
aux doigts enlacés, ces mains lasses, lasses comme je le suis.
chaque pas un pas en arrière : les bêtes jaillies hors
des feuillages pendant que cette heure s’écoulait elle aussi, alors
qu’on déposait des gerbes de fleurs lasses, lasses comme je le suis.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
ohne mich
deutsch | Nadja Küchenmeister
ich kann das bild nicht mit hinübernehmen.
alle sprechen in den mund. ich muss das bild
in die pupille stecken. wo geht das bild hin
ohne mich: wenn alle mich in die pupille stecken
kann ich gehen ohne mund. ohne bild muss
die pupille brechen. alle sprechen ohne grund.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
sans moi
französisch
je ne peux pas emporter l’image avec moi.
chacun parle aux lèvres. moi je dois ancrer
l’image dans ma pupille. où ira l’image
sans moi : si chacun m’ancre dans sa pupille
sans lèvres je saurai aller. sans images la
pupille va se briser. chacun parle pour parler.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
mitternacht
deutsch | Nadja Küchenmeister
schon wieder oder immer noch, ist auch egal.
das zimmer krümmt sich um dein kissen. längst
ausgewandert ist dein herz in deine hand, schlägt
nun in der weichen stelle zwischen dem daumen
und dem zeigefinger, vor dem die lebenslinie einen
bogen macht: du wirst wohl nicht sehr alt, doch
die erinnerung an eine autofahrt, an warmes abend
licht über den wiesen und an ein leeres fußballtor
hilft dir dabei, das wieder zu vergessen. mitternacht.
ein stapel briefe, lange nicht gelesen, lag tief versteckt
im kleiderschrank. jetzt hält er dich bis in
die morgenstunden wach: wer bist du nur gewesen.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
minuit
französisch
à nouveau ou toujours et encore, quelle importance.
la chambre se replie autour de ton oreiller. il y a belle
lurette que ton cœur a émigré dans ta main, battant
à présent dans ce creux doux qui relie le pouce
et l’index, devant lequel la ligne de vie dessine une
courbe : ta vie sera courte sans doute, pourtant
le souvenir d’un voyage en auto, de la douce lumière
du soir sur les prés et de cages de football désertées
t’aide à te défaire de cette pensée à nouveau. minuit.
une pile de lettres longtemps négligée, dans les tréfonds
de l’armoire. elle te tient éveillée maintenant
jusqu’aux premières heures du jour : qui donc as-tu été.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
morgenschauer
deutsch | Nadja Küchenmeister
nebel überfällt die berge wie im flug und schleicht
metallisch um die spitzen karger bäume. der morgen
ist von tau zerfressen, leckt an einem straßenschild.
dein tier ist wach und lauscht dem rauschen in den
pappeln. von krähen schwer beladen sind die masten
eine schwarze fracht, und ein geräusch ist in den lüften
als würde jemand in der ferne särge putzen, schon die
halbe nacht. die dumpfheit alter schauermärchen, alter
lieder. dein tier liegt ausgestreckt mit aufgesperrtem
rachen und lässt den atem durch die lücken seiner zähne
streichen. ein wagen schleppt die regenfeuchte wie trauer
an den sommerreifen nach. ist auch der himmel wieder
reingewaschen und von so leichter heiterkeit: dein tier
ist müde, will nicht mehr. und es erzählen immerzu
die pappeln und einmal blüht die königin der nacht.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
frisson du matin
französisch
la brume attaque les sommets comme en plein vol et glisse
métallique enroulée à la cime d’arbres efflanqués. le matin
que la rosée ronge lèche le pourtour d’une plaque de rue.
ta bête ne dort plus, elle écoute le bruissement dans les
peupliers. lourds de leurs brassées de corneilles les poteaux
dressent leur cargaison noire et il flotte dans l’air une rumeur
comme si quelqu’un brossait au loin des cercueils depuis le début
de la nuit. le souvenir diffus de vieux contes d’horreur, de vieilles
rengaines. ta bête est étendue de tout son long la gueule grande
ouverte elle laisse son souffle chuinter dans les creux entre les
dents. une voiture passe lente alourdie par les pluies enchaînées
comme un chagrin à ses pneus d’été. et même si le ciel porte
à nouveau son visage limpide et cette gaieté si légère : ta bête
est lasse, elle n’a plus la force. et les peupliers n’en finissent
pas de conter leurs histoires alors qu’éclot la reine de la nuit.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
unter dem wacholder
deutsch | Nadja Küchenmeister
I
unter dem wacholder liege ich und träume dir zu.
ich erinnere mich. wir berühren uns nicht. keine
scham. kein nervenflattern reicht an mich heran.
keine gewaltigen stürme, die sonst immer nahen
nahen. trockne ich die netzhaut ab, mein ganzes
leben lang? vielleicht singe ich auch oder falte
die hände über dem bauch und warte. etwas betet
in mir. wer in die wüste geht zum sterben, der kann
sterben oder unter dem wacholder noch den rest vom
leben erben: in der bibel käme jetzt ein engel zu elia
aber hier? rette, was es noch zu retten gibt. ich träume
von sternen, träume von dir, wie von einer wasserquelle.
II
da versickerst du vor mir, wie auch ein stern versickert
in der dunkelheit. ist das nicht kurios. ich träume
schwarzen raum, in dem sich körper umeinander drehen
und in der schwebe halten, so wie wir. und irgendwann
das lässt sich leider nicht vermeiden, elendig zugrunde
gehen. nur, dass sie gar kein elend spüren, wie ich in mir.
man hat ein teleskop, mehr hat man nicht. oder aber man
hat keines, so wie ich. dann hat man nur, was sich im geist
zu keinem ganzen formen will, mit ausnahme der furcht
vor dir. der ganzen großen furchtsamkeit. körper drehen
sich im all, so lange sie sich drehen können, tanzen sie
wie du mit mir. ach, könnten die körper doch telefonieren.
III
ab und an ein sonnensturm, keiner redet mehr
davon, sobald es wieder ruhiger wird. bleibe also
innerlich. man geht. man ist gegangen. man hat
sich ausgewrungen. man war ein schwamm. tage.
nächte. wochenlang. verrückt. ich schlief und trauerte
im traum um dich. ich rief und schauerte im raum
um nichts. es falten sich ganze berge in mir
die ich nicht zu bezwingen wage. ich bin versehrt.
ich bin ein bergmassiv. und durch die berge führen
gänge und durch die gänge rinnt etwas, seit anbeginn.
wie gut ich mich erinnern kann. es ist noch alles in mir
drin. ich erinnere mich. wir berühren uns nicht, nie mehr.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
sous le genévrier
französisch
I
couchée sous le genévrier je rêve je rêve vers toi.
je me souviens. nous ne nous touchons pas. nulle
honte. pas un frémissement des nerfs jusqu’à moi.
nulle bourrasque violente, d’ordinaire si proche si
proche. je sèche ma rétine, est-ce bien cela, une
vie durant ? je chante aussi peut-être ou croise
les mains sur mon ventre et attends. quelque chose prie
au fond de moi. qui va dans le désert pour mourir pourra
partir ou recevoir sous le genévrier ce qui reste de la vie en
héritage : dans la bible un ange s’approcherait d’élie
mais là ? sauve ce qui peut l’être encore. et moi je rêve
d’étoiles, je rêve de toi, comme d’une source d’eau fraîche.
II
tu disparais alors goutte après goutte devant moi, comme l’étoile
se fond dans l’obscurité. n’est-ce pas singulier. je rêve
un espace noir où des corps s’enroulent les uns aux autres
tenus en suspens, comme nous. et à un moment donné
c’est inévitable, malheureusement, ils s’écrasent
misérables. en eux pourtant, de ma misère nul écho.
avoir un télescope à soi, rien de plus. ou bien ne pas en
avoir, comme moi. n’avoir dans ce cas rien d’autre que
ce qui se refuse à former un tout, si ce n’est la crainte
de toi. ce grand effroi tout entier. des corps s’enroulent
dans l’espace, tant qu’ils le peuvent, ils dansent comme
tu danses avec moi. ah, si les corps pouvaient se téléphoner.
III
de loin en loin une tempête solaire, plus personne
n’en parle dès lors que tout s’est apaisé. reste donc au
dedans. marcher. avoir marché. avoir pressé de soi
jusqu’à la dernière goutte. être une éponge. des jours.
des nuits. des semaines durant. folie. je dormais et pleurais
en rêve le manque de toi. criais ce vide cerclé d’espace
tremblais de froid. en moi se plissent des montagnes
entières que je n’ose affronter. je suis en morceaux blessée.
je suis un roc un massif. et à travers les montagnes filent des
couloirs et quelque chose s’y écoule, depuis le commencement.
comme je me souviens bien de tout. chaque chose s’est inscrite au
dedans de moi. je me souviens. nous ne nous touchons pas, plus jamais.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
die blumen des bösen
deutsch | Nadja Küchenmeister
nur ein schneerest, der noch leuchtet.
die reihe laternen kann nicht erhellen
was unter den füßen an boden verschwimmt.
wir sind erschöpft und kaum zu sehen
und hängen einander am arm, stumm verzagt.
es führen wohl wege von hier in die irre.
wir hören davon. wir fragen nicht nach. so
schmilzt auch die wolke im nächtlichen himmel
und was wir uns sagen, da blüht schon der tag.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
les fleurs du mal
französisch
un lambeau de neige qui scintille encore, seul.
la file de réverbères ne parvient pas à éclairer
ce coin de terre au pourtour flou sous les semelles.
nous sommes épuisés et presque transparents
appuyés chacun au bras de l’autre, abattus et sans voix.
il y a sûrement partant d’ici des chemins d’errance.
nous en entendons parler. ne demandons rien. et
dans ce ciel de nuit le nuage se fond lui aussi tout comme
les mots dits l’un à l’autre, déjà le jour déploie sa corolle.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
wolken
deutsch | Nadja Küchenmeister
wind kommt auf und reißt die schwalben von den drähten.
du weißt ja nicht, wie spät es ist; und ob das gewitter weiter
zieht nach kirchberg oder ins hahnenbachtal, stört kaum den lauf
der verbleibenden stunden: nichts kehrt zurück. der hund liegt
schläfrig neben dem stuhl. manchmal zucken seine ohren
hebt sich das lid über die milch der pupille, zittert ein muskel
im hinterlauf, schon wieder gut. der wind ebbt ab, das gewitter
zieht weiter, kaum, dass ein blitz zur erde fuhr. wolken sind
was deine augen waren. was deine augen waren, wolken nur.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
nuages
französisch
e vent se lève et arrache les hirondelles à leurs lignes.
tu n’as aucune idée de l’heure ; et que l’orage s’éloigne vers
kirchberg ou dans la vallée de la hahnenbach importe peu
pour le temps qui reste : rien de tout cela ne reviendra. le chien s’est
mollement couché au pied de la chaise. ses oreilles parfois tressaillent
la paupière dévoile une pupille laiteuse, un frisson traverse le muscle
d’une patte arrière, c’est déjà fini. le vent s’apaise, l’orage poursuit
sa course, à peine si un éclair a fendu le ciel. les nuages sont
ce que furent tes yeux. ce que furent tes yeux, juste des nuages.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
reise zum mond
deutsch | Nadja Küchenmeister
wir fahren weg. vergessen einfach, was gewesen ist.
auch das polierte klingelschild? auch das. wir pumpen
uns die lungen voll mit sauerstoff. wir lassen uns
vom hellen gleißen einer maisonne verschlingen ...
wir gehen schwimmen, nackt. wir essen wenig, sprechen
nicht, und was uns aus den wipfeln der kastanie anrauscht
erreicht uns unterhalb des kinns. wir gleiten in den lauen
frühlingsabend, der seine wärme nicht entlassen will. wir
träumen wachsam und wir bleiben wach, wenn unsre träume
in den kehlkopf ziehen. die sterne zittern nach in ihrer fassung.
wir sehen auf dem mond das sonnenlicht. wir werden blind. wir
wissen nicht, ob wir gestorben oder nur unermesslich traurig sind.
aus: Unter dem Wacholder
Frankfurt am Main: Schöffling & Co. Verlag, 2014
Audio production: Haus für Poesie / 2016
voyage dans la lune
französisch
nous prenons la route. oubliant tout simplement ce qui a été.
la sonnette et sa patine aussi ? elle aussi. nous remplissons nos
poumons d’oxygène. acceptant que nous engloutisse
le ruissellement blond d’un soleil de mai…
nous partons nager, nus. nous mangeons peu, ne parlons
pas, et ce souffle qui roule depuis la couronne du châtaignier
n’atteint pas nos visages. nous glissons dans la douceur de ce
soir de printemps qui garde sa chaleur coûte que coûte. nous
rêvons attentivement et restons à l’affût lorsque nos rêves viennent
se nicher dans nos gorges. en écho le frisson des étoiles dans leur écrin.
sur la lune nous reconnaissons l’éclat du soleil. nous perdons la vue. nous
ne savons pas si c’est bien là notre mort ou simplement une tristesse infinie.
© Cheyne éditeur, tous droits réservés.
BUCH DER UNRUHE
deutsch | Manfred Peter Hein
Aufgelassener Ölmühle Schilfdach
Schatten der fällt wo ich lese
im Buch der Unruhe während
langstreift am Strandgemäuer
wie gestern das Maultier
sich scheuernd am Ölbaum
Stimme des Schattens schürft
im Schatten
zu gleicher Stunde
Wo
mögen die wahrhaft
in Wahrheit lebendig
Lebenden sein
aus: Über die dunkle Fläche. Gedichte 1986 - 1993
Zürich: Ammann Verlag, 1994
Audio production: 2008 Literaturwerkstatt Berlin
LIVRE DE L’INTRANQUILLITÉ
französisch
Moulin à huile désaffecté toit de roseaux
Espace baigné d’ombre où je lis
penché sur le Livre de l’intranquillité alors que
sur la plage longeant les murets pas à pas
hier déjà le mulet
frottait sa peau contre l’olivier
Timbre de l’ombre raclements
en son cœur
à une heure qui était la même
Où donc
ceux qui réellement
existent palpables
peuvent-ils bien vivre
Poèmes de Manfred Peter Hein
traduits de l’allemand par Natacha Ruedin-Royon
Thonon-les-Bains : alidades, 2017, p. 21
KARA BURUN, VERLASSENES DORF
deutsch | Manfred Peter Hein
Gras am Felssturz
Schwarzer Berg
Pfad übers Kap
Unterm Vogellaut der Mittagshitze malvenfarbenes Meer
Und mein Vers hier
Ich bin nicht Iskender
Und wo ist Asien
Mein Vers Widervers
Winterphantom Säulenbruchstück
Auf dem Schneepfad ins Dunkel
Meinen Bruder Das Grautier hab ich gesehn Ohr Auge Huf
In der Platanenhöhle
Da war das Wasser
Durst sagt es Durst
Noch Liebe träumend – Grüner Vogel
aus: Über die dunkle Fläche. Gedichte 1986 - 1993
Zürich: Ammann Verlag, 1994
Audio production: 2008 Literaturwerkstatt Berlin
KARA BURUN, VILLAGE ABANDONNÉ
französisch
Jaillissant des éboulis l’herbe
Mont noir
Sentier le cap
Midi sa chaleur sous les cris des oiseaux la mer couleur de mauve
Et ce vers le mien
Je ne suis pas Iskender
L’Asie où est-elle
Mon vers contre-vers
Hivernal fantôme colonnade brisée
Sur la piste enneigée vers l’obscur
J’ai vu mon frère Le baudet oreilles sabots et regard
La grotte au platane
C’est là que coulait l’eau
Soif souffle-t-il soif
Rêvant à l’amour encore – Vert l’oiseau
Poèmes de Manfred Peter Hein
traduits de l’allemand par Natacha Ruedin-Royon
Thonon-les-Bains : alidades, 2017, p. 19