Max Czollek 
Übersetzer:in

auf Lyrikline: 11 Gedichte übersetzt

aus: persisch, hebräisch nach: deutsch

Original

Übersetzung

تهران شب شده است

persisch | Maryam Fathi

دستگیره های ایستادن مان را
از پاگردها برداشته اند
آسانسور بعد از چهارده طبقه
به بیابان می رسد
مهمانخانه بعد از چند سال
به گورستان    
آجر به آجر فرو رفته ایم
این پل ها کجا می ریزند؟
این خیابان کجا می رود؟
خط کشی ها می دانند که چه لذتی دارد روی مرگ راه رفتن؟
خط کشی ها که دل دل نمی کنند
راست و سر به زیر می روند مثل کارگرهای هر روز,
که داربست ها را به گوشه ی آسمان می بندند
سر به زیر و جاودان مثل ساختمان های رو به ویرانی
سر به زیر مثل این تیر چراغ برق،
توی یکی از خیابان های فرعی شهر
که پرده ی خانه ای می افتد


تهران شب شده است
ما را به لباس های زیرِمان تبعید کرده اند.

© Maryam Fathi
Audio production: Haus für Poesie / 2016

In Teheran ist es Nacht geworden

deutsch

Das Geländer unseres aufrechten Zustands
von den Treppenhäusern abmontiert
nach vierzehn Etagen
erreicht der Fahrstuhl die Wüste
nach einigen Jahren
das Freudenhaus den Friedhof
Ziegel für Ziegel
sind wir zusammengesackt
Wohin stürzen diese Brücken?
Wohin führt diese Straße?
Wissen denn Zebrastreifen wie befreiend es ist, das eigene Leben zu
riskieren?
Zebrastreifen zweifeln nicht
gehen ergeben und aufrecht wie Tagarbeiter
die Gerüste an den Ecken des Himmels befestigen
ergeben und ewig wie Gebäude, die von Beginn an zum Rückbau neigen
ergeben wie diese Laterne
in einer Seitenstraße der Stadt
zieht eine Hand den Vorhang vor das Fenster
In Teheran ist es Nacht geworden
man hat uns in unsere Unterwäsche verbannt

Übertragung ins Deutsche von Max Czollek
VERSschmuggel, Persisch-Deutsch, organisiert vom Haus für Poesie, 2016

یک لنگه کفشِ پاشنه بلندِ خیالاتی

persisch | Maryam Fathi

ته سیگار، تکه ای روزنامه و باد
از سمت عصر می وزند
لَت پنجره ای باز می شود
هيچ کس نيست
همه رفته اند
جايشان را هوا پر کرده است.
من؟
من يک لنگه کفش پاشنه بلند خيالاتی ام,
به هوای لنگه ی ديگرم
در خيابان های خالی
پرسه می زنم.

© Maryam Fathi
Audio production: Haus für Poesie / 2016

Ein verträumter hochhackiger Schuh

deutsch

Zigarettenstummel, ein Zeitungsfetzen und Wind
wehen aus der Richtung des Abends
ein Fensterflügel öffnet sich
niemand ist da
alle sind fortgegangen
Luft hat ihren Platz eingenommen
Ich?
Ich bin ein verträumter hochhackiger Schuh
in Gedanken bei meinem Zwillingspump
durchstreife ich ziellos
die leeren Straßen

Übertragung ins Deutsche von Max Czollek
VERSschmuggel, Persisch-Deutsch, organisiert vom Haus für Poesie, 2016

به دریا فکر می کنم

persisch | Maryam Fathi

بهار آمد
با سبزه هایی
که خون تو را مکیدند.

نه ماه حیرت کرد,
نه ستاره ها افتادند,
وقتی توی باغچه
دنبال دکمه های پیراهنم می گشتم.
دهانت,
طعم خاک می داد.

باد می آید.
به دریا فکر می کنم
به دریا,
که بادکرده ترین مَردها را
روی شانه نگه می دارد
و با همه ی گرسنگی
به ماهی ها
لب نمی زند.

© Maryam Fathi
Audio production: Haus für Poesie / 2016

Ich denke ans Meer

deutsch

Der Frühling kam
mit dem Gras
das dir das Blut aussaugte

Weder staunte der Mond
noch fielen die Sterne
als ich den Garten
nach Kleiderknöpfen abtastete
dein Mund schmeckte erdig

Weht der Wind
denke ich an die See
die See
die die aufgedunsenen Männer
auf ihren Schultern trägt
und trotz der ewigen Peristaltik
nicht einmal
die kleinen Fische verdaut

Übertragung ins Deutsche von Max Czollek
VERSschmuggel, Persisch-Deutsch, organisiert vom Haus für Poesie, 2016

روزِ بی تقویم

persisch | Maryam Fathi

روز خودش را ادامه می دهد
با گداهایی, که کمی کورند
و کاج هایی، که کمی کج

در جوی آب
کلاغ ها بال هاشان را می تکانند
و راننده ها ـ با کمربندهای ایمنی ـ
به سرعت می گذرند
از کنار روز

بر سر دوراهی
زن زنبیلش را زمین گذاشته
به شیر می اندیشد
و صفی که امروز
طولانی ست.


روزی چنین را
هیچ کس بخاطر نخواهد سپرد
شاید بعدها
در تقویم بنویسند:
"روزی گمنام
که در آن نه زلزله آمد
نه ارتش آمریکا."

© Maryam Fathi
Audio production: Haus für Poesie / 2016

Tag ohne Datum

deutsch

Tag, der von allein vorüberstreift
mit Bettlern, die ein bisschen blind
und Tannen, die ein bisschen schief sind

In den Ablaufrinnen
schlagen Krähen mit ihren Flügeln
und die Fahrer rasen
mit Sicherheitsgurten
am Tag vorbei

Am Scheideweg
hat die Frau ihren Einkaufskorb abgestellt
denkt an Milch
und dass eine Schlange
die Summe individueller Vorsätze ist

So ein Tag
von dem keine Erinnerung bleibt
bloß diese Notiz
im Kalender vielleicht:
„ein titelloser Tag
an dem weder ein Erdbeben kam
noch die amerikanische Armee“

Übertragung ins Deutsche von Max Czollek
VERSschmuggel, Persisch-Deutsch, organisiert vom Haus für Poesie, 2016

دعای صبح / دعاي شب

persisch | Maryam Fathi

دعای صبح
روز
از جاکفشی آغاز می شود
و به جاکفشی ختم خواهد شد.
من
از گیره ی موهایم آغاز می شوم
و به گیره ی موهایم ختم خواهم شد.
و در خیابان
لباس هایم از من محافظت خواهند کرد
                        آمین.



دعای صبح
مرا
با این تن رفته      گیس سفید
به بطن مادرم بازگردان
تا انگشت شستم را بمکم
دستم را بمکم
بند نافم را پاره کنم ـ
تا ته بمکم
دهان سرخ مکنده‌ام را به من بازگردان
تا خودم را بمکم
                        آمین!

© Maryam Fathi
Audio production: Haus für Poesie / 2016

Morgengebet / Nachtgebet

deutsch

Morgengebet

Der Tag
beginnt im Schuhschrank
und wird im Schuhschrank enden

Ich
beginne mit meiner Haarklammer
und werde mit meiner Haarklammer enden

In der Straße voller Menschen
wird meine Kleidung mich beschützen

Amen



Nachtgebet

Bring mich
mit diesem schwindenden Körper
diesem grauen Zopf
in den Leib meiner Mutter
damit ich an meinem Daumen sauge
an meiner Hand sauge
meine Nabelschnur zerreiße
sie aussauge
gib mir
meinen saugenden Mund zurück
mich selbst auszusaugen

Amen

 

Übertragung ins Deutsche von Max Czollek
VERSschmuggel, Persisch-Deutsch, organisiert vom Haus für Poesie, 2016

קסם שחור

hebräisch | Adi Keissar

אֲנִּי רוֹבִּין הוּד שֶל מִּלִּים
גוֹנֶבֶת מֵהָעֲשִּירִּים
וּמְחַלֶקֶת לַעֲנִּיִּים
עוֹשָה מִּטְעֲנֵי חַבָלָה
מעִּצוּרִּים
אַתָה מֵבִּין
צָרִּיךְ לָבוֹא די ניין
כְשֶנוֹסְעִּים עַל אַדְמַת טְרָשִּים
יוֹרָה לְתוֹךְ הַמִּיקְרוֹפוֹן צְרוֹרוֹת
אַחֲרֵי שֶאֲסַיֵם
אַתָה תִּ שאֵר לְנַקוֹת
אֲנִּי אִּשָה שֶל סִּמְטָאוֹת
הַכִּכָרוֹת שֶלָכֶם לֹא מְעַנְיְנוֹת
לֹא מְפחֶדֶתַ מִּלִּכְלוּךְ
כֹל הַטִּנֹפֶת בָרְחוֹבוֹת
לֹא מְלֻּכְלֶכֶת כְמ ו הַכֶסֶף שֶלָכֶם
וְכָל הַשְטָרוֹת
וְלֹא מְפחֶדֶתַ מֵהַחֹשֶךְ שֶעֲשִּיתֶם
יֵש בי מִּילְיוֹן כוֹכָבִּים
שֶיוֹדְעִּים לְאָן הוֹלְכִּים
תִּזָהֲרוּ מֵהָרָעָב שֶלִּי
הוּא עוֹד יַפִּיל
לָכֶם אֶת הַבִּנְיָנִּים
הַמִּלִּים שֶאֲנִּי מַתִּיזָה
לְרַסֵס גְרָפִּיטִּי מילים
בִּתְעָלוֹת הָאָזְנַיִּם שֶלָכֶם
בִּמְלֵא צְבָעִּים
זה קסם שחור
זֶה חמֶר קָשֶה לְהָסִּיר
קָשֶה לְהַסְדִּיר
אֲנִּי חוּטֵי חַשְמַל חֲשוּפִּים
שֶלֹּא הִּצְלַחְתֶם לְהַסְתִּיר
מְכַעֶרֶת אֶת הַשְכוּנָה שֶלָכֶם
בַמֶרְכָז שֶל הָעִּיר
אֲנִּי פֶצַע שָחֹר בְתוֹךְ הָעִּיר הַלְבָנָה
וְכַמָה שֶתַגִּידוּ אֶת הַמִּלָה אוּרְבָנִּי
אֲנִּי אֶעֱשֶה עוֹד יוֹתֵר שְכוּנָה
וְכַמָה שֶתְנַסוּ לִּשְכֹ ח
אֲנִּי אֶרְקַע חָזָק בָאֲדָמָה
מִּסְבִּיבֵנוּ הָאָבִּיב הָעֲרָבִּי
וְאַתֶם גְבִּירוֹתַי וְרַבוֹתַי
הִּתְבַלְבַלְתֶם בָעוֹנָה
כָאן הַשֶמֶש שוֹרֶפֶת
וְהָאֲדָמָה יְבֵשָה
המִּזְרָח הַתִּיכוֹן
נָעִּים לְהַכִּיר
בְבַקָשָה
אַתֶם לְחִּיצַת יָד
בְפָנִּים חֲתוּמוֹת
אֲנִּי צוֹחֶקֶת בְקוֹלֵי קוֹלוֹת
אַתֶם מַחְשָבוֹת חֲנוּטוֹת
וּפֶה סָגוּר
אֲנִּי נוֹעֶצֶת שִּנַיִּם בַמִּדְרָכוֹת
אַתֶם רוֹצִּים שֶקֶט
אֲבָל אֲנִּי בְרִּקוּדִּים
אֲנִּי סאונדסיסטם
אֲנִּי מַעֲרֶכֶת תֻּפִּים
וַאֲנִּי לֹא אֶתֵן שֶיִּשְכְחוּ
אֶת יַלְדֵי תֵימָן הַחֲטוּפִּים
וְעִּם כֹל הַדִּכוּי וְהַהַסְלָלָה
הָאַלִּימוּת וְהַהַכְחָשָה
הַמִּמְסָד וְהַמִּשְטָרָה
מֶמְשְלוֹת הַהוֹן שִּלְטוֹן
אֲנִּי יוֹתֵר חֲזָ קה
מִּכָל הַשְקָרִּים שֶלָכֶם
כִּי אַתֶם מְבִּיאִּים מָוֶת
וַאֲנִּי אִּשָה
אֲנִּי מְבִּיאָה חַיִּים
לֹא צָרִּיךְ נְבִּיאוֹת וּנְבִּיאִּים
כְדֵי לָדַעַת
שֶכְדַאי שֶתִּזָהֲרוּ
אִּם אֲנַחְנוּ נַמְשִּיךְ
לִּהְיוֹת רְעֵבִּים.__

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Schwarze Magie

deutsch

Ich bin ein Robin Hood der Worte
ich nehme den Reichen
und teile mit den Armen
ich baue Sprengkörper
aus Konsonanten
verstehst du
es braucht ein Räumfahrzeug
wenn wir durch Mondlandschaften fahren
Salven durch das Mikrophon blasen
nachdem wir fertig gelesen haben
bleibst du hier um zu putzen
ich bin eine Seitengassenfrau
eure Marktplätze sind mir schnuppe
ich fürchte keinen Schmutz
der ganze Dreck in den Straßen
ist nicht so schmutzig wie eure Bilanzen
und die offenen Rechnungen
ich habe keine Angst vor euren Schatten
ich trage Millionen Sterne in mir
die wissen, wohin es geht
nehmt euch in Acht vor meinem Hunger
er wird Gebäude niederreißen
meine Worte
sprühen Graffiti
in eure Gehörgänge
eine Million Farben
das ist Schwarze Magie
das ist schwer zu entfernender Belag
noch schwerer zu kontrollieren
ich bin ein hängendes Starkstromkabel
das ihr nicht verstecken konntet
das eure Wohnviertel
im Stadtzentrum verunstaltet
Ich bin eine schwarze Wunde in der weißen Stadt
und je mehr ihr das Wort urban sagt
desto mehr bin ich Peripherie
und je mehr ihr euch bemüht zu vergessen
desto fester stampfe ich auf den Boden
um uns der Arabische Frühling
und ihr, meine Damen und Herren
habt die Jahreszeit verwechselt
hier brennt die Sonne
und die Erde ist trocken
der Nahe Osten
schön, Sie zu treffen
bitte
ihr seid ein Handschlag
mit ausdruckslosem Gesicht
und ich lache laut
ihr seid mumifizierte Gedanken
ein geschlossener Mund
und ich schlage meine Zähne in den Bürgersteig
ihr wollt endlich Ruhe
aber ich tanze
ich bin eine Beschallungsanlage
ich bin ein Schlagzeug
und ich werde es nicht erlauben, dass ihr
die gekidnappten jemenitischen Kinder vergesst
und die ganze Begrenzung und Unterdrückung
die Gewalt und die Verleugnung
Polizei und das Establishment
die korrupten Regierungen
ich bin stärker
als all eure Lügen
denn ihr bringt den Tod
und ich bin eine Frau
ich bringe das Leben
es braucht keine Prophetinnen und Propheten
um zu wissen
dass ihr euch vorsehen solltet
sollten wir weiterhin
hungrig bleiben.

Übersetzt von Max Czollek

אדם הצית עצמו

hebräisch | Adi Keissar

הַ מלִּים שֶלִּי לֹא יַנִּיחוּ לֶחֶם עַל שֻּלְחָן שֶל רְעֵבִּים
הַמִּלִּים שֶלִּי לֹא יְחַמְמוּ חַסְרוֹת בַיִּת בְלַיְלָה בְלִּי שָמַיִּם
הַמִּלִּים שֶלִּי לֹא יְשַלְמוּ חֶשְבוֹן חַשְמַל
וְלֹא יִּתְנוּ חִּבוּק מֵגֵן לִּילָדִּים
הַמִּלִּים שֶלִּי לֹא יַצְלִּיחוּ
הַמִּלִּים שֶלִּי לֹא יַצְלִּיחוּ
הַמִּלִּים שֶלִּי לְעוֹלָם לֹא יַצְלִּיחוּ
לַעֲצֹר אֶת הַהוֹצָאָה לַפֹעַל
לַחְסֹם אֶת בִּטוּחַ לְאֻּמִּי
לְהוֹצִּיא אֶת הַמֶמְשָלָה מִּחוּץ לַחֹק
הַמִּלִּים שֶלִּי לֹא יַצְלִּיחוּ לְתָאֵר אֶת
הַיֵאוּש
הַמַ חנָק
הַטְבִּיעָה
הָעֶלְבוֹן
הַבוּשָה
אֱלֹהִּים
הַבוּשָה.

אָז אֲחַכֵךְ מִּלִּים
כְמ ו אֲבָנִּים
אֶבֶןבְאֶבֶןאֶבֶןבְאֶבֶן
מִּלָהבְמִּלָהמִּלָהבְמִּלָה
עַד שֶיֵצְאוּ גִּצִּים
עַד שֶיֵצֵא עֲשַן שְרֵפָה
עַד שֶתֵצֵא לֶהָבָה
כְחֻּלָה
שֶל אָדָם
שֶהָרַג אֶת עַצְמ ו בְדָם חַם.

אֲנִּי לֹא יוֹדַעַת אֵיךְ נִּשְרָפוֹת הָעֵינַיִּם
א ו הַצִּפָרְנַיִּם
וְכַמָה זְמַן לוֹקֵ ח לַבָשָר לְבַעְבֵ ע
וּמַה נִּדְ לק קֹדֶם
הַשֵעָר א ו הַפָנִּים
אֲנִּי לֹא יוֹדַעַת אִּם צוֹרְחִּים א ו בוֹכִּים
א ו נֶאֱלָמִּים
כשֶנִּשְרָפִּים
אֲנִּי לֹא יוֹדַעַת אִּם צוֹרְחִּים א ו בוֹכִּים
א ו שוֹתְקִּים א ו רָצִּים א ו עוֹמְדִּים בַמָקוֹם
כְשֶנִּשְרָפִּים

)וַיֵרָא מַלְאַךְ ה' אֵלָיו
בְלַבַת אֵש מִּתוֹךְ הַסְנֶה
וַיַרְא וְהִּנֵה הַסְנֶה
בֹעֵר בָאֵש
וְהַסְנֶה אֵינֶנוּ אֻּכָל(
יָאִּיר נְתַנְיָהוּ

בִּיבִּי לַפִּיד
גִּדְעוֹן כֹהֵן
מֵאִּיר סַעַר
אַל תִּקְרַב הֲלֹם
שַל נְעָלֶיךָ מֵעַל רַגְלֶיךָ
כִּי הָאָדָם אֲשֶר אַתָה עוֹמֵד
עָלָיו
אַדְמַת קֹדֶש הוּא.
אַדְמַת קֹדֶש חֲרוּכָה.

שֶקִּבֵל בְמַתָנָה
מֵהַמְדִּינָה.

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Ein Mensch verbrennt sich selbst

deutsch

Meine Worte stellen kein Brot auf den Tisch der Hungrigen
Meine Worte wärmen nicht die ohne Obdach in einer himmellosen Nacht
Meine Worte bezahlen nicht die Stromrechnung
Meine Worte können keine Kinder in den Arm nehmen und trösten
Meine Worte werden es nicht schaffen
Meine Worte werden es nicht schaffen
Meine Worte werden es niemals schaffen
den Gerichtsvollzieher von der Pfändung abzuhalten
das soziale Sicherungssystem zu korrigieren
die Regierung zu illegalisieren
meine Worte schaffen es nicht einmal
die Verzweiflung
das Ersticken
das Ertrinken
die Kränkung
die Scham
oh Gott
die Scham zu beschreiben.

Also reibe ich die Worte
wie Steine
Steinansteinansteinanstein
Wortanwortanwortanwort
bis Funken fliegen
bis Rauch aufsteigt
bis die blaue Flamme
eines Menschen
der sich selbst bei lebendigem Leib verbrannte
entfacht worden ist.

Ich weiß nicht, wie die Augen brennen
oder die Fingernägel
und wie lange es dauert, bis das Fleisch Blasen wirft
und was als erstes zu glühen beginnt
die Haare oder das Gesicht
ich weiß nicht, ob man schreit oder weint
oder seine Stimme verliert
wenn man brennt
ich weiß nicht, ob man schreit oder weint
oder verstummt oder rennt oder stehen bleibt
wenn man brennt.

(Da erschien ihm ein Engel des Ewigen
in einer Feuerflamme aus dem Dornbusche,
und er schaute und siehe, der Dornbusch
brannte im Feuer,
aber der Dornbusch wurde nicht verzehrt)

Yair Natanyahu
Bibi Lapid
Gideon Cohen
Meir Saar
Nahe nicht herzu,
streife deine Schuhe von deinen Füßen,
denn der Mensch, darauf du
stehst,
ist heiliger Boden.

Heiliger, verbrannter Boden.

Übersetzt von Max Czollek

כיכר השעון

hebräisch | Adi Keissar

אַחְיָן שֶלִּי וַאֲנִּי
מִּסְתוֹבְבִּים סְבִּיב
כִּכַר הַשָעוֹן
ביָפ ו
מֵעַל שְמוֹנִּים שָנָה
מַפְרִּידוֹת בֵינֵינוּ וּבֵין
אֻּם כֻּלְתוּם
שֶהוֹפִּיעָה כָאן עַל בָמָה
וַאֲנִּי מְנַסָה לִּשְמֹ ע אִּם מְחִּיאוֹת הַכַפַיִּם
נִּתְפְסוּ עַל חַבְלֵי כְבִּיסָה
אֲבָל אֵיפֹה אֻּם כֻּלְתוּם
וְאֵיפֹה אֲנַחְנוּ
וּמוּלֵנוּ עוֹ מד מוֹכֵר, מְדַבֵר
וְאַחְיָן שֶלִּי אִּתַי שוֹאֵל בַחֲשָש
עֲדִּי, הוּא עֲרָבִּי?

עֲרָבִּי, אֲנִּי עוֹנָה
בְיָפ ו גָרִּים עֲרָבִּים.
וְהֵם עֲרָבִּים טוֹבִּים א ו עֲרָבִּים רָעִּים?
הוּא שוֹאֵל בְלִּי נְשִּימָה
מַצְמִּיד אֶת יָד ו בְיָדִּי
הַפַחַד סוֹגֵר את שְפָתָיו
בְכָל עַם יֵש טוֹבִּים וְרָעִּים
אֲנִּי עוֹנָה
הוּא נִּצְמָד אֵלַי יוֹתֵר
לֹא מְשֻּכְנָע
וַאֲנִּי מְבִּינָה שֶדְרוּשָה כָאן
הַרְגָעָה.
טוֹבִּים, אֲנִּי מוֹסִּיפָה.

וְאֵיךְ אַ ת יוֹדַעַת שֶהֵם עֲרָבִּים?
הוּא מַמְשִּיךְ בַחֲקִּירָה
עֵינָיו עוֹקְבוֹת אַחַר יוֹנָה
שֶהוֹלֶכֶת בְאִּטִּיוּת מוּל כְנִּיסַת מִּסְעָדָה
בְיָמִּים רְגִּילִּים הָיָה רוֹדֵף אַחֲרֶי ה
וּמַבְהִּיל אוֹתָהּ
עַכְשָו הִּיא לוֹקַחַת חֵלֶק בְסִּפוּר אֵימָה
מָה זֹאת אוֹמֶרֶת אֵיךְ אֲנִּי יוֹדַעַת
הֵם מְדַבְרִּים עֲרָבִּית
אֲנִּי מחְזִּירָה,
מוֹסִּיפָה נִּימָה נֶחְרֶצֶת
כְמ ו מִּישֶהִּי שֶיוֹדַעַת שֶהַתְשוּבָה
לֹא בֶאֱמֶת נְכוֹנָה
וְהוּא מַרְגִּיש בַגַלַאי שֶל הַיְלָדִּים
שֶהַדוֹדָה מְבֻּלְבֶלֶת בְעַצְמָהּ
וְהַדְרִּיכוּת שֶל ו מְחַלְחֶלֶת אֶל הַמִּדְרָכָה.
אַל תִּדְאַג הֵם דוֹמִּים לָנוּ
אֲנִּי מוֹשִּיטָה ל ו חֶבֶל הַצָלָה.

אָז לִּפְעָמִּים חוֹשְבִּים שֶאֲנַחְנוּ עֲרָבִּים
וְהֵם יְהוּדִּים?
הַמִּלִּים שֶל ו עוֹשוֹת
לְלַהֲקַת צִּפוֹרִּים לָעוּף דֶרֶךְ גוּפִּי
פוֹרְעוֹת אֶת כְלֵי הַדָם בִּמְהוּמָה
וַאֲנִּי רוֹצָה לְ ספֵר ל ו עַל סָבְתָא שַמְעָה שֶלִּי
וְדוֹד מוּסָא וְדוֹד דַאוּד וְדוֹד עַוַד
אֲבָל בְגִּיל שֵש יֵש ל ו כְבָר
סָבְתָא צִּיוֹנָה
סָבְתָא יָפָה
וְהַרְבֵה דוֹדִּים
וּפַחַד וּמִּלְחָמָה

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Ha‘Shaon Platz

deutsch

Mein Neffe und ich
umkreisen
den Ha‘Shaon Platz
in Jaffa
mehr als achtzig Jahre
liegen zwischen uns und
Uum Kulthum
die hier auf einer Bühne auftrat
und ich versuche herauszufinden, ob Applaus
sich in der Wäscheleine verfangen hat
aber wo ist Uum Kulthum
und wo sind wir
und auf der anderen Seite steht ein Verkäufer, redet
und mein Neffe Itai fragt beunruhigt
Adi, ist er ein Araber?

Ein Araber, antworte ich
in Jaffa gibt es Araber, die leben hier.
Und sind es gute oder schlechte Araber?
fragt er fieberhaft
die Hand in meiner Hand verkrampft
die Lippen angespannt vor Angst.
In jeder Gemeinschaft gibt es gute und schlechte Menschen
antworte ich
er rückt näher an mich heran
nicht überzeugt
und ich verstehe, dass diese Situation
weiterer Beruhigung bedarf.
Gut, füge ich hinzu.

Und woher weißt du, dass sie Araber sind?
Führt er die Ermittlung fort
seine Augen auf eine Taube fixiert
die vor einer Restauranttür auf und ab spaziert
normalerweise würde er ihr nachlaufen
und sie erschrecken
nun ist sie Teil dieser Gruselgeschichte.
Was soll das heißen
woher ich weiß, dass sie Araber sind
entgegne ich ihm
im Brustton der Überzeugung
von einer die weiß, dass ihre Antwort
nicht ganz stimmen kann.
Und er spürt mit dieser Antenne, die nur Kinder haben
dass auch seine Tante verwirrt ist
und seine Aufmerksamkeit sickert in den Bürgersteig.
Mach dir keine Sorgen, sie sehen aus wie wir
werfe ich ihm eine Rettungsleine zu.

Denken die Menschen manchmal auch, dass wir Araber sind
und sie Juden?
Seine Worte lassen mir
Vogelschwärme durch den Körper fliegen
versetzen meine Blutgefäße in Aufruhr
und ich will ihm von meiner Großmutter Sham’a
und Onkel Moussa und Onkel Daoud und Onkel Awad erzählen
aber mit seinen sechs Jahren hat er schon
Großmutter Ziona
Großmutter Yaffa
und viele Onkel
und Angst und Krieg
erhalten als Geschenk
vom Staat.

Übersetzt von Max Czollek

אנטומיה

hebräisch | Adi Keissar

כָל הַזְמַן מְדַבְרִּים עַל הַלֵב.

וּ מה עִּם הַכְלָיוֹת?
הֵן לֹא יוֹדְעוֹת לֶאֱהֹב?
וְהַכָבֵד?
לֹא נָמַסוּ ב ו כָל מִּלוֹת הַשוֹקוֹלָד
שֶאָמְרוּ לָנוּ?
וְהַצִּפָרְנַיִּם, בְאֶצְבְעוֹת הַיָדַיִּם
לֹא צוֹמְחוֹת כְמ ו פְרָחִּים
כְשֶהַדָם אָמַר אָבִּיב?
וְהַקֵבָה לֹא מַחְזִּיקָה בְתוֹכָהּ
אֶת כָל הַמִּלִּים שֶזָרְקוּ עָלֵינוּ
כְמ ו אֲבָנִּים כְבֵדוֹת?
וְהָרֵאוֹת לֹא זוֹכְרוֹת
אֶת הָרֶגַע הַהוּא
שֶבָחֲרוּ בָנוּ
בָנוּ
מִּכָל הָאֲנָשִּים בָעוֹלָם?
וְהַטַבוּר לֹא מַרְגִּיש
אֵיךְ נִּתְקוּ אֶת הַחֶבֶל
וְנִּשְ מ טנוּ מֵהָאָדָם
שֶפַעַם חָיִּינוּ בְתוֹכ ו
וְהוּא חַי בָנוּ?

כָל הַזְמַן מְדַבְרִּים עַל הַלֵב.

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Anatomie

deutsch

Immer spricht man nur vom Herzen.

Und was ist mit den Nieren?
Wissen die etwa nicht, wie man liebt?
Und die Leber?
Sind dort nicht die Schokoladenwörter geschmolzen
die man zu uns sprach?
Und die Fingernägel
wachsen sie nicht wie Blumen
wenn das Blut vom Frühling rauscht?
Und bewahrt die Verdauung
nicht all jene Worte, mit denen man uns beworfen hat
wie mit schweren Steinen?
Erinnern sich die Lungen nicht
an den Moment
als wir auserwählt wurden
wir
von allen Menschen auf der Welt?
Und fühlt der Nabel nicht
wie sie die Nabelschnur kappten
uns von der Person trennten
in der wir einmal lebten
und die in uns gelebt hat?

Immer spricht man nur vom Herzen.

Übersetzt von Max Czollek

שחור על גבי שחור

hebräisch | Adi Keissar

בְמִּבְטָא כָבֵד אָהֲבָה אוֹתִּי סָבְתָא שֶלִּי
וְדִּבְרָה אֵלַי דִּבוּרִּים תֵימָנִּיִּים
שֶאַף פַעַם לֹא הֵבַנְתִּי,
וּבְתוֹר יַלְדָה
אֲנִּי זוֹכֶרֶת
אֵיךְ פָחַדְתִּי לְהִּשָאֵר אִּתָהּ לְבַד
מֵחֲ שש שֶלֹּא אָבִּין אֶת הַלָש ון בְפִּי ה
שֶהִּמְשִּיכָה לְנַגֵן אֵלַי בְחִּיוּךְ,
וַאֲנִּי לֹא הֵבַנְתִּי
מִּלָה אַחַת שֶאָמְרָה
וְהַצְלִּילִּים נִּשְמְעוּ רְחוֹקִּים רְחוֹקִּים
גַם כְשֶדִּבְרָה אֵלַי קָרוֹב.
וּפַעַם אַחַת
אֲנִּי זוֹכֶרֶת,
קָנְתָה לִּי פְרִּילִּי אָנָנָס
וְאַחֲרֵי שֶ נקַבְתִּי בָאֲגוּדָל
אֶת עֲטִּיפַת הָאָלוּמִּינְיוּם הַדַקָה
וְשָתִּיתִּי הַכֹל,
רָצִּיתִּי לוֹמַר תוֹדָה
אֲבָל לֹא יָדַעְתִּי
בְאֵיז ו שָפָה צָרִּיךְ
וְיָצָאתִּי לַגִּנָה הַגְדוֹלָה
קָטַפְתִּי פֶרַח
וְהִּגַשְתִּי לָהּ אוֹת ו,
מְבֻּיֶשֶת
אֲנִּי זוֹ כרֶת
כַמָה מְבוּכָה עָמְדָה בֵינֵינוּ
שֶל דָם אֶחָד
וּשְתֵי לְשוֹנוֹת
וְהִּיא שָטְפָה אֶת גְבִּי ע הפְרִּילִּי
בִּשְתִּיקָה
מִּלְאָה ב ו מַיִּם
וְהִּנִּיחָה ב ו אֶת הַפֶרַח שֶנָתַתִּי לָהּ.
אַף פַעַם לֹא הֵבַנְתִּי
מִּלָה מִּמָה שֶאָמְרָה
סָ בתָא שֶלִּי,
אֲבָל אֶת הַיָדַיִּם שֶלָהּ הֵבַנְתִּי
אֶת הַבָשָר שֶלָהּ הֵבַנְתִּי
לַמְרוֹת שֶאַף פַעַם
לֹא הֵבִּינָה בֶאֱמֶת
אֶת הַמִּלִּים שֶאָמַרְתִּי
וְרַק אָהֲבָה אֶת הַגוּף הַקָטָן שֶלִּי
שֶל הַבַת שֶל הַבַת שֶלָהּ.
וְלִּפְעָמִּים הַ לב מְבַקֵש לְעַצְמ ו
דְבָרִּים מוּזָרִּים
כְמ ו לִּלְמֹד תֵימָנִּית
וְלַחְזֹר לַקֶבֶר שֶלָהּ
לְהַצְמִּיד שְפָתַיִּם לְתוֹךְ הָאֲדָמָה
וְלִּצְעֹק פְנִּימָה
אֶת כָל מָה שֶהָיָה לַיַלְדָה הַהִּיא לוֹמַר
וּבְעִּקָר לְהַזְהִּיר אוֹתָהּ
מֵהַפֶרַח שֶהֵבֵא תי לָהּ
פֶרַח מָלֵא בִּנְמָלִּים.

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Schwarz auf Schwarz

deutsch

Meine Großmutter liebte mich mit breitem Akzent
und erzählte mir jemenitische Weisen
die ich nicht verstand
als Kind
ich kann mich erinnern
dass ich Angst hatte mit ihr allein zu sein
aus Sorge, ich könnte der Zunge in ihrem Mund nicht folgen
die mir lächelnd weiter vorsang
und die ich nicht verstand
kein einziges ihrer Worte
Klänge wie von weit weit weg
selbst wenn sie von Nahem mit mir sprach.
Und einmal
ich kann mich erinnern
kaufte sie mir einen Ananasjoghurt
und nachdem ich mit dem Daumen ein Loch
in den dünnen Aluminiumdeckel gedrückt
und ausgetrunken hatte
wollte ich mich bedanken
wusste aber nicht
in welcher Sprache
und lief in den großen Garten
pflückte eine Blume
und gab sie ihr
verlegen.
Ich kann mich erinnern
wie viel Unbeholfenheit zwischen uns stand
von einem Blut
und zwei stummen Zungen
und sie wusch den Joghurtbecher
schweigend
füllte ihn mit Wasser
und stellte die Blume hinein, die ich ihr gegeben hatte.
Ich habe niemals auch nur eines der Worte
verstanden, die sie sagte
meine Großmutter
aber ich verstand ihre Hände
ich verstand ihr Fleisch
obwohl sie niemals
wirklich die Worte verstehen konnte
die ich sprach
und bloß meinen kleinen Körper liebte
die Tochter ihrer Tochter.
Und manchmal bittet das Herz
um merkwürdige Dinge
wie Jemenitisch zu lernen
zu ihrem Grab zurückzukehren
die Lippen auf die Erde zu legen
und in sie hineinzuweinen
über all das, was das kleine Mädchen zu sagen hatte
und überhaupt, um sie davor zu warnen
dass die Blume, die ich ihr gab
voller Ameisen war.

Übersetzt von Max Czollek

אני לא יודעת להקריא שירה

hebräisch | Adi Keissar

הָלַכְתִּי לְאֵרוּ ע שִּירָה
עָמַד שָם אֶחָד
הִּקְרִּיא אֶת הַמִּלִּים
בְטוֹן רְצִּינִּי
כְדֵי שֶאֲנִּי אֵדַע שֶהַמִּלִּים שֶל ו חֲשוּבוֹת.
אַחַר כָךְ עָלְתָה אַחַת -
הִּקְרִּיאָה אֶת הַמִּלִּים
בְטוֹן נוּגֶה
כדֵי שֶאֲנִּי אֵדַע שֶהַמִּלִּים שֶלָהּ מְרַגְשוֹת.
אַחַר כָךְ עָלָה אֶחָד -
הִּקְרִּיא אֶת הַמִּלִּים
בְטוֹן שֶל הַצָגָה
כְדֵי שֶאֲנִּי אֵדַע שֶהוּא יוֹדֵ ע
הוּא יוֹדֵ ע
לְהַקְרִּיא שִּירָה.

וְכָל מָה שֶרָצִּיתִּי הָיָה
שֶהֵם יַקְרִּיאוּ כְאִּלוּ
הֵם לוֹקְחִּים אוֹתִּי לַאֲרוּחָה
מִּשְפַחְתִּית אֵצֶל הַהוֹרִּים שֶלָהֶם
וּבָאֶמְצַע שֶכֻּלָם אוֹכְלִּים
יָרִּימוּ אֶת
הַמַפָה מֵהַשֻּלְחָן
וְיָעִּיפוּ אוֹתָהּ כָכָה
בָאֲוִּיר
עִּם כָל הַכֵלִּים.

כִּי מָה זֶה לְהַקְרִּיא שִּירָה אִּם לֹא
לִּפְתֹ ח רַגְ ליִּם
לְחַרְבֵן בְאֶמְצַע הָרְחוֹב
לִּצְעֹק עַל מִּישֶהוּ שֶעוֹקֵף אוֹתְךָ בַתוֹר
לְהַעֲמִּיד סִּירִּים עַל הַגָז וְלִּשְרֹף אֶת הָאֹכֶל
לָצוּד רְגָעִּים קְטַנִּים שֶל אֹשֶר
וּלְהוֹצִּיא אוֹתָם לַהוֹרֵג בְכִּכַר הָעִּיר
לְצַלְצֵל לְמִּסְפָר אַקְרָאִּי
לִּ שאֹל: יוֹצֵא לָכֶם מַיִּם מֵהַבֶרֶז?
כֵן
מָה חֲשַבְתֶם, שֶיֵצֵא לָכֶם קוֹלָה?
וּלְנַתֵק
לְהַשְתִּין לְתוֹךְ הֶעָצִּיץ שֶלְךָ
לְחַיֵךְ חִּיוּךְ עֲנָק כְשֶאֵין לְךָ שִּנַיִּם
לְבַקֵש מִּמִּישֶהוּ לִּפְרֹש אֶת הַיָד עַל שֻּלְחָן
לְהָנִּיף אֶת הסַכִּין
וְלִּנְעֹץ בִּמְהִּירוּת בֵין כָל הָאֶצְבָעוֹת
אַחַת שְתַיִּם שָלוֹש
לְהַזְמִּין אֲנָשִּים הַבַיְתָה לְקָפֶה
לָשִּים לָהֶם מֶלַח בַקָפֶה
לְהַגִּיד נִּגְמַר לִּי הֶחָלָב
לְהַגִּיד לָהֶם
תָעוּפוּ מֵהַבַיִּת שֶלִּי
אֲנִּי לֹא מַכִּיר אֶתְכֶם.

© Adi Keisser
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2016

Ich weiß nicht, wie man Gedichte liest

deutsch

ich war bei einer Lyriklesung
da stand einer
rezitierte
mit ernsthafter Stimme
damit ich verstünde, wie wichtig seine Worte sind.
Dann stand eine
rezitierte
mit belegter Stimme
damit ich verstünde, wie gefühlvoll ihre Worte sind.
Dann stand einer
rezitierte
mit theatraler Stimme
damit ich verstünde, dass er weiß
dass er weiß
wie man Gedichte liest.

Und alles was ich wollte, war
dass sie läsen, als würden
sie mich zu einem Familiendinner
bei ihren Eltern mitnehmen
und während alle beim Essen wären
das Tischtuch
anheben
es mit dem ganzen Geschirr
in die Luft
katapultieren.

Denn was ist Lyriklesen, wenn nicht
die Beine zu spreizen
auf die Mitte der Straße zu scheißen
jemanden, der sich vordrängelt anzuschreien
Speisen auf den Herd zu stellen und verbrennen zu lassen
nach den kleinen Momenten der Freude zu fassen
und sie auf dem Marktplatz zu enthaupten
eine zufällige Nummer zu wählen
und zu fragen: kommt Wasser aus ihrem Hahn?
Ja
Was haben Sie denn erwartet, Coca Cola?
dann aufzulegen
in deine Topfpflanze zu pissen
breit zu grinsen, auch wenn man keine Zähne hat
jemanden zu bitten, die gespreizte Hand auf den Tisch zu legen
ein Messer herauszuziehen
und schnell zwischen die Finger zu stechen
eins, zwei, drei
Menschen auf einen Kaffee nach Hause einzuladen
ihnen Salz in den Kaffee zu streuen
ihnen zu sagen, ich habe keine Milch mehr
ihnen zu sagen
verschwindet aus meinem Haus
ich kenne euch nicht.

Übersetzt von Max Czollek