Olga Martynova 
Übersetzer:in

auf Lyrikline: 10 Gedichte übersetzt

aus: russisch nach: deutsch

Original

Übersetzung

ЧВИРКА РАЗГОВАРИВАЕТ СО СТРЕКОЗКОЙ, ПОКА ЧВИРИК НА ВОЙНЕ

russisch | Olga Martynova

— Стрекозка, чего ж ты летаешь,
Почти уже ночь на дворе,
Невидные дырки латаешь,
Во времени скрытой дыре.

— О Чвирка, летаю и таю,
Почти уже тенью на не-
Бе, сóлью на тьме проступаю,
А всё успокоиться не...

— Стрекозка, когда в беспространстве
Мой Чвирик тебя рисовал,
Он думал о маленьком братстве
Тебе неизвестных зеркал.

— О Чвирка, оно отразилась
Однажды на крыльях моих,
Как глупо, что я не умею
Об этом тебе рассказать.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

TSCHWIRKA SPRICHT MIT EINER LIBELLE, WÄHREND TSCHWIRIK IM KRIEG IST

deutsch

– Libelle, was fliegst du denn noch,
bei fast völliger Dunkelheit,
du flickst unsichtbar Löchlein an Loch
im verborgenen Loche Zeit.

– Oh, Tschwirka, ich fliege, verfliege,
beinahe ein Schatten am Him-
mel, wie ein Salz-Ausschlag fast aus dem Dunkel,
und kann keine Ruhe fin-

– Libelle, als ins Raumlose dich
einzeichnete mein Tschwirik,
dachte er an eine kleine Bruderschaft
von dir unbekannten Spiegeln.

– Oh, Tschwirka, sie hat sich gespiegelt
einmal auf meinen Flügeln,
wie dumm, dass ich nicht verstehe,
dir davon zu erzählen.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ЗЕМНУЮ ЖИЗНЬ ЗАДУМАЛ ЧВИРИК

russisch | Olga Martynova

Земную жизнь задумал Чвирик.
И что сказать? Она ему, пожалуй, удалась.

Но Чвирка так ему сказала:
— Я вяну здесь,
Давай вернемся.

И Чвирик Чвирку пожалел.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

TSCHWIRIK ERDACHTE DAS ERDENGESCHICK

deutsch

Tschwirik erdachte das Erdengeschick.
Was wäre zu sagen dazu? Es scheint ihm gelungen.

Aber Tschwirka sagte zu ihm:
»Ich werde hier welk.
Komm, wir kehren zurück.«

Und Tschwirik erbarmte sich ihrer.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ЧЕТЫРЕ ДЛИННЫЕ МИНУТЫ

russisch | Olga Martynova

1
Четыре длинные минуты
смеялась ласточка во сне (здесь ночи коротки)
и бормотала, и потела под крылом,
потом вздохнула, улетела по делам.

— своим полукругом резали воздух удоды
— (юг),
— творожное утро осталось без даты
— (вдруг).

Четыре длинные минуты
дождь выпускал и прятал коготки,
а Чвирик слушал: ла-ла,
музычка с листьев на листья упала,
упала и уплыла (пропала).

— пора открыть, каков он, Чвирик:
— нет у него приличного костюма.
— тук-тук, говорит птица, другая отвечает: чирик,
о чем, правда, думает Чвирка?

2
Но в том-то и дело, что Чвирик не птица.

3
Он хочет что-то записать,
и рассыпается тетрадь.
Три длинные минуты –
и нет тетради той.

За две минуты – лес распался,
стал хламом, пылью, наготой.
Одной минуты (не) хватило горке крутой,
чтоб в озерцо пролиться высотой.

Чвирик был этой минутой.

4
— О Чвирик, когда я улыбчивой тенью смущенной
скользну в этот мир, для плоти и крови построенный нами (что странно),
взлетая на склоны деревьев, с их жизнью, в коре заключенной...

— О Чвирка, не думай об этом, тогда мы оставим эти края.

— О Чвирик, скажи: без обмана?

— Чвирка, о чвирка моя!

Послушали птицы и стали смеяться: хи-хи.

0
И нет минуты этой,
и нет минуты той,
ни третьей, ни четвертой,
ни первой, ни второй.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

VIER LANGE MINUTEN

deutsch

1
Vier lange Minuten
lachte eine Schwalbe im Schlaf (die Nächte sind kurz hier)
und murmelte, und sie schwitzte unter dem Flügel,
seufzte dann auf und flog fort, sie hatte wo zu tun.

– Mit ihren Halbkreisen schnitten die Wiedehopfe die Luft
– (Süden)
– Der Morgen, wie Quark war er, blieb ohne Datum
– (hienieden)

Vier lange Minuten
zeigte der Regen mal die Krallen, mal zog er sie ein,
und Tschwirik horchte: la-la,
ein Musikchen fiel von Blättern zu Blättern,
fiel und entglitt (verschwand).

– es wird Zeit, zu eröffnen, wer Tschwirik ist:
– er hat keinen anständigen Anzug.
– tik-tik, sagt ein Vogel, der andere zur Antwort: tschirik,
also sag mal, was denkt die Tschwirka sich?


2
Aber die Sache ist die, dass Tschwirik kein Vogel ist.


3
Er will etwas aufschreiben,
da löst sich das Heft in Staub auf.
Drei lange Minuten,
und das Heft ist gewesen.

Zwei Minuten – ein zerfallener Wald:
Trödel, Staub, Blöße.
Eine Minute (nicht) brauchte der Berg,
seine Steile in den Teich zu vergießen.

Tschwirik selbst war die Minute.


4
Oh, Tschwirik, wenn ich, ein lächelnder Schatten scheu,
gleite in diese Welt, die wir für Fleisch und Blut einst erbauten (seltsam ist das)
und in die Hänge der Bäume mit ihrem von Borke umschlossenen Leben fliege
hinauf …

Oh, Tschwirka, denk nicht daran, dann verlassen wir diese Länder.

Oh, Tschwirik, sag: ehrlich?

Oh, Tschwirka, meine Tschwirka!

Das hörten die Vögel und begannen zu lachen: hi-hi.


0
Und dahin ist diese Minute,
und dahin ist jene Minute,
die dritte, die vierte,
die erste, die zweite.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ЧВИРКА БОИТСЯ

russisch | Olga Martynova

Вот и лето улетело
на внезапном помеле,
съело нижний свет и село
миской ягод на столе.

Страшно фонарю качаться
и полосаты вечера,
а речке-млечке замедляться,
а роще-гречке спать пора.

Очень тонкие колечки,
ветра жабры-поплавки
выдыхает роща. Осень
греет пальцы у реки.

Вымя вымыла корова,
прогулявшись по реке,
съела слово, съела слева,
съела куст на пауке.

Сохнет кошка со двора
в дустном облаке сортира.
В белой шапочке сатира
Анти-Чвирик: та-ра-ра.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

TSCHWIRKA FÜRCHTET SICH

deutsch

Fort ist der Sommer gesegelt
auf unerwartetem Besen.
Fraß das untere Licht und stellte sich
als Schüssel voll Beeren ab auf den Tisch.

Die Laterne gruselts zu schwanken,
den Abend ziehn Streifen ein.
Das Milchflüsschen rinnt verlangsamt,
der Schlaf fängt den grützbraunen Hain.

Dünne durchsichtige Ringlein,
des Windes Kiemen-Flösschen,
atmet das Holz. Und die Finger
wärmt sich der Herbst am Flüsschen.

Die Kuh sich im Flüsschen erging,
zu spülen ihr Euter-Linnen.
Sie fraß das Wort, fraß von links
den Busch ab von den Spinnen.

Vom Hof vertrocknet die Miez
im Chlorkalkdunst seines Abtritts.
Der Anti-Tschwirik marschiert,
trarara, weißbemützt, ein Satyr.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ЧВИРИК НА ВОЙНЕ

russisch | Olga Martynova

Еще я не погиб
В родном-чужом краю.
Еще закат-восход
Зовет меня в поход.

Мой ратный труд –
Обратный круг.
Мой родный брат –
Обратный враг.

Мой враг огонь, мой брат огонь,
«Ты потуши свою ладонь, —
Сказал товарищ мой Динь-Донь, —
Ты потуши мишень».

Динь-Донь завесит мой огонь,
Завесит шепотом: тинь-тонь,
И я сожгу свою ладонь,
Горящую мишень.

И будет птичий день
В родном-чужом краю.
И на закат-восход
Товарищ мой уйдет.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

TSCHWIRIK IM KRIEG

deutsch

Ich kam noch nicht um
Im fremden Daheim,
Noch beruft mich West-Ost
Zum Feldzug ein.

Meine Müh im Heer –
Eine Kreisumkehr.
Der Bruder mein
War verkehrt der Feind.

Mein Feind ist Glut, mein Bruder Glut,
»Lösche du aus deine Hand«,
Sagte da Kamerad Ding-Dong,
»Diese Zielscheibe aus mach du!«

Verdecken wird mich Ding-Dong,
Mit Flüstern verdecken: Ting-Tong,
Und ich verbrenne die Hand,
Mach ausgehn die Zielscheibenglut.

Und es kommt ein Vogeltag
Im fremden Heimatland.
Und mein Freund geht fort
Nach West und Ost.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

УПАВ С ВЕЛОСИПЕДА

russisch | Olga Martynova

Упав с велосипеда, знаешь вдруг:
между тобой и миром – плоть,
и так тонка, и так капризна,
что грубой и выносливой душе
она сплошная укоризна.

И знаешь вдруг,
что равен небу, лесу, полю,
как зеркало, что ли, ты –
тогда представишь ЗЕРКЛО,
чьи отраженья сначала расплывчаты,
потом и вовсе вылиты,
и брызнули на волю,
как рыбки из садка,
как мотыльки из сада,
как с неба облака,
как с облаков вода,
как Аронзона вкруг
все замелькало, смеркло.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

WENN DU VOM FAHRRAD FÄLLST

deutsch

Wenn du vom Fahrrad fällst, weißt du auf einmal,
zwischen dir und der Welt ist das Fleisch,
das so fein ist, so kapriziös,
dass es der groben und abgehärteten Seele
ein einziger Vorwurf ist.

Und weißt auf einmal,
dass du dem Himmel gleich bist, dem Wald, dem Feld,
wie ein Spiegel etwa –
dann denkst du: Ein SPILG,
wo die Spiegelbilder zuerst verschwommen sind,
dann überhaupt ausgegossen
und in die Freiheit gespritzt,
wie Fische, kleine, aus einem Aufzuchtteich,
wie Falter aus einem Garten,
wie vom Himmel Wolken,
wie von den Wolken Tropfen,
wie um Aronson* alles
zu flimmern begann, erlosch.

* Leonid Aronson (1939-1970), Leningrader Lyriker, starb bei einem Unfall
(vermutlich Selbstmord) während einer Reise nach Mittelasien.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ТРУДНО ИСКАТЬ СЕРОГО АНГЕЛА В СЕРОМ НЕБЕ

russisch | Olga Martynova

1.

Два синих тéльца в синем небе –
Не видно чвириков с земли.

Два тéльца огненных на солнце –
Не видно чвириков с земли.

Две ртутных тени в лунном теле –
Не видно чвириков с земли.

2.

Две пенки в пене океана –
Не видно чвириков с луны.

Две блёстки в блеске дня и снега,
Не видно чвириков со звéзд,

Два заплутавших демиурга:
В огне саврасом и кауром
Они – савраска и каурка.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

ES IST SCHWIERIG, EINEN GRAUEN ENGEL
IN EINEM GRAUEN HIMMEL ZU FINDEN

deutsch

1

Zwei kleine blaue Körper im blauen Himmel –
man sieht die Tschwiriks von der Erde aus nicht.

Zwei kleine Körper im Sonnenball glimmen –
man sieht die Tschwiriks von der Erde aus nicht.

Im blassen Monde zwei Quecksilberschatten –
man sieht die Tschwiriks von der Erde aus nicht.

2

Zwei Schäumchen im Schaum der Meeresgischt –
man sieht die Tschwiriks vom Monde her nicht.

Zwei Schimmer in flimmerndem Schnee und Licht –
von den Sternen her sieht man die Tschwiriks nicht.

Zwei im Dasein verirrte Demiurgen:
Im Feuer von Rappe und Schimmel verborgen
sind sie – Schimmel und Rappe.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

ПТИЦЫ БРЕЮТ ПОДМЫШКИ ПЕРЕД НОЯБРЬСКИМИ

russisch | Olga Martynova

Засохший серпантин давно ушедшего лимона,
стол в заусенцах и глазках.
И в щелке маленький голодный насекомый,

                    Но этого не видно никому.


А тут еще птицы, да хоть воробьи –
клюв, перья, подмышки.
Подмышки клювами скребут, как выбривают,

                    но подмышек и подавно не видно никому.


(Не)ви(д/н)ен сон власатых птиц,
а утром сна слышны излишки.
А птицы лысые в клетушках, хоть летают,

                    Но их полет невидим никому.


Лимонной корки плесень – камень-лабрадор,
кто забыл ее с лета на дачном столе,

                    придет ли за ней, найдет лабрадор?


Сок осенних деревьев – скудеющий дар

                    многого знанья – кому?

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

DIE VÖGEL RASIEREN SICH DIE ACHSELHÖHLEN VOR DEN NOVEMBER-FEIERTAGEN

deutsch

Die verdorrte Luftschlange einer längst dahingegangenen Zitrone,
ein Tisch mit Splittern und Astaugen.
Ein kleines hungriges Insekt in einer Ritze.

    Aber niemand schaut.

Und da sind noch die Vögel, meinetwegen Spatzen –
der Schnabel, die Federn, die Achselhöhlen.
Kratzen sich mit dem Schnabel unter den Achseln, als rasierten sie sie.

    Aber ihre Achselhöhlen sieht ja erst recht keiner.

Niemand sieht die Träume der gefiederten Sänger,
vom geträumten Fest den Rest kann der Morgen haben.
Die kahlen Vögel in Käfigen, freilich, sie fliegen,

    aber niemand sieht den Flug.

Die Zitronenschale im Schimmel – wie Labradorstein,
wer ließ sie dort auf dem Sommertisch liegen,
kommt zurück zu ihr, findet Labrador vor?

Der Saft der herbstlichen Bäume – die karger werdende Gabe
der vielen Kenntnisse – wem?

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

КТО ЧТО ГОВОРИТ

russisch | Olga Martynova

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
                             Sind Schlüssel aller Kreaturen

                             (Novalis)*

1.

Вот календарь сказал: осенних листьев жар!
Не стыдно ли такое говорить?
Вот повторил: «безлистных» «осень» «жабр».
Ни-ни, – сказал, а лес пропел: фьюить.

Когда протрется медь копыта на змее,
Седая рыба выплывет к скале,
Раскроет утлый рот и скажет (но не мне),
Что рыбы говорят, очнувшись на земле:

2.

Вороне Бог сказал: ‚Сыграем
В «цветок», «новалис», «мотылек»’?

Когда лишь числа и фигуры
В ключицах птичьих, кто авгуры?  
И для кого мы здесь летаем?

Скажу ль ученым попугаям:
«Новалис», «бабочка», «цветок»?

На бабской рифме «коромысло»,
Без геометрии и смысла
Висят фигуры, виснут числа –

Уж так их славно попугаем.

*Если не в арифметике и геометрии отныне находятся ключи Творения...
(Новалис) (нем.)

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

WER SPRICHT WAS

deutsch

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
                                                                 Sind Schlüssel aller Kreaturen
                                                                                                                 Novalis
1

Der Kalender sprach: Die Glut der herbstlichen Blätter!
Ist es nicht schändlich, so zu reden?
Er wiederholte: Ja. »Der blätterlosen«. »Herbst«. »Kiemen«.
Nein, nein – so sprach er, und der Wald sang: kiwitt.

Wenn das Kupfer des Hufs auf der Schlange einst durchschabt sich,
schwimmt zu dem Felsen ein ergrauter Fisch,
öffnet das lecke Maul und sagt (aber nicht zu mir),
was die Fische sagen, kommen sie zu sich an Land: – – –


2

Zum Raben sprach Gott: Spielen wir
»Blume«, »Falter«, »Novalis«?

Wenn nichts als Zahlen und Figuren
den Flugweg zeichnen der Kreaturen,
wer mißt die beflügelte Frist?

Soll ich den Papagein, den gelehrten, sagen:

»Blume«, »Falter« »Novalis«?
Die Figuren und Zahlen hängen doch
an dem Weiberreim »Schulterjoch«
ungeometrisch und ohne Zweck.

So, da haben die Papagein ihren Schreck.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.

В ОТКРЫТОЕ ОКНО ВШАГНУЛ СИРЕНЕЙ ЗАПАХ

russisch | Olga Martynova

В открытое окно вшагнул сиреней запах –
Дача.

Я думаю о Чвирике и Чвирке –
Они уже тогда определяли звуки,
Не зная ничего, не знача.

                    Волк пропел три раза «мяу»,
                    Минутки маятник пожрал.
                    Толк вропел мри таза «ряу»,
                    Минутки маятник пожрали.

                    Сетка, локоть, сандалетка,
                    Лодыжка, запястье, ракетка.

ч – чв – чви
р – ри – рик
(так Чвирка Чвирика зовет)

                    Минуты капают в компот.

Воланчик: верхняя дуга + (только где она?) + нижняя дуга
У маятника – одна нога, сказал бы кто-нибудь.

Но я скажу: на длинной шее голова (собою вниз) – вот нижняя дуга.

И вместе это – дачный глаз.

Подумай, взять хотя бы таз:
Сегодня там варенье,
А завтра там белье.
Так у людей всегда:
Привыкнешь к ним,
Глядишь – они вранье
И пыль надлуговая.
(Так Чвирка говорила).

Сиреней запах вышел из окна,
Осталась комната – одна, темна, надменна,
Как фотография не на,
Как маятник на не, но...

Лишь на обоях вечность – бесстыдна, кровавлéнна.

© Olga Martynova
Audio production: Literaturwerkstatt Berlin, 2012

DURCH DAS OFFENE FENSTER SCHRITT DER DUFT VON FLIEDER

deutsch

Durch das offene Fenster schritt der Duft von Flieder –
ein Sommerhaus.

Ich denke an Tschwirik und an die Tschwirka–
sie bestimmten schon damals die Laute,
ohne etwas zu wissen oder zu bedeuten.

    Ein Wolf sang drei Mal »Miau«,
    eine Pendeluhr fraß die Minuten.
    Ein Molf mang wrei Dal »Siau«,
    die Minuten fraßen die Pendeluhr.

    Netz, Ellbogen, Sandale,
    Knöchel, Handgelenk, Schläger.

Tsch – tschw – tschwi
r – ri – rik
(so ruft die Tschwirka den Tschwirik)
    die Minuten tropfen in das Kompott.

Ein Federball: ein Bogen oben + (wo bleibt er nur?) + ein Bogen unten.
Ein einziges Bein hat die Pendeluhr, hätte da wer gesagt.

Ich aber sage: am langen Hals (unten) ein Kopf – das ist der untere Bogen.

Und so hast du zusammen ein Sommerhausauge.

Denke dir, wir nehmen einen Kessel zum Beispiel:
Heute kocht Marmelade in ihm
und morgen schon Wäsche.
So ist es bei den Leuten:
Du gewöhnst dich an sie,
schaust dann – da sind sie Geflunker
und wehender Wiesenstaub.
(So sprach die Tschwirka).

Der Duft von Flieder schritt durch das Fenster hinaus,
das Zimmer blieb – allein, arrogant und dunkel,
wie ein Foto, hängt nicht an,
wie eine Pendeluhr, steht nicht auf, aber …

Und nur auf den Tapeten die Ewigkeit – schamlos, geblutet.

Aus dem Russischen von Elke Erb und Olga Martynova
Erschienen in: Von Tschwirik und Tschwirka, Literaturverlag Droschl Graz – Wien 2012.