Jürg Halter
Welch ein Missverständnis von Poesie ist das denn bitte schön!
Als kündigte ich mit jedem weiteren Zeichen einem weiteren sympathischen Angestellten einer eingebildeten Werbeagentur die Stelle, so vorsichtig schreibe ich dieses Gedicht - kein Zeichen zu viel darf es sein.
Ich versuche deshalb schon hier ein einvernehmliches Ende zu finden, aber das Gedicht ist anderer Meinung, zieht sich so gegen meinen Willen in die Länge.
Als Verfasser muss ich natürlich nach Außen dafür geradestehen. „Welches Missverständnis von Poesie ist das denn bitte schön!“, rufe ich mit verschränkten Armen, als ob diese Geste das Gedicht aufhalten könnte.
Nichts dergleichen, es schreibt sich weiter ohne mich fort, mir soll es recht sein. – Ab hier spricht das Gedicht für sich alleine. Falls Sie mich suchen, ich bin im Nebenzimmer und sehe schweigend aus dem Fenster der Agentur in meinem vermieteten Kopf und lausche so dem Schluss des Gedichts:
„Du siehst, ich glaub noch immer an dich,
an meiner Existenz zweifle ich allerdings,
je länger ich dir ihren Beweis schuldig bleib.“