Marcel Beyer
Staub
Staub
Und was ist Staub, will ich dich manchmal
fragen, wenn abends jemand einen Augenblick
auf die Terrasse tritt, wenn er die Fußmatte
am Steingeländer ausklopft, mit kurzen Armen
und mit überzeichnetem Gesicht (Staub ist
doch da, und Staub umgibt uns. Ich
höre ihn, den Putz, die Borsten kratzen, und
weiter unten bellt
der Hund), Staub ist nicht Haare, wenn ein
Dachshund wieder still ist, Staub ist nicht
Schuppen toter Haut, wenn jemand seine Läden
mit der Ferse schließen will, ist auch nicht
Trockenlaub und Lehm, wenn sich davon nichts
mehr erkennen läßt. Was ist das, frage ich dich
manchmal, wenn ich die Staubwolke, den Schatten
sehe, über die Wäscheleinen, den Kamin und
dann, noch immer Schatten, über die Antennen
hin. Staub ist im Blauen, Luft, und meine
Frage, Staub in den Himmel, bis es dunkel ist.