Oliver Mertins
Shikast
Verweigerst deine Geize dem Liebhaber mit purpurnem Haar,
der mir gleichkommt in dir, zum Schein nur, zum Schein,
zwischen Herzhaut und Herzen, im Labyrinth des Granatapfels,
da schwarze Wachhunde um den Fruchtknoten streiten.
Auf der Wabenstraße sah dich der Wächter des Gartens,
von Tränen verbrannt, dein Hungerleibchen unter dem Mantel,
bestickt mit nachtrotem Saft, aus Augenwinkeln nicht,
von vernähten Lippen getroffen, und da ich sang,
Bäume tanzten und Steine, sah ich die blühende Narzisse,
die mir gleichkommt in dir, zum Schein nur, zum Schein,
der du folgtest wider Saaten und umstrittenes Verlangen
um einen schillernden Traum dem sich die Erde auftat,
unberührt vom Hoffen und grünfrisch in sich geschlossen,
und da, Schatten, du mich gekreuzt, dehnte die Haut sich
zum Wimmern der Frucht und der brachen Felder deines Gesichts,
und entblößter Fang, des schwarzen Hundes krause Schnauze,
die mir gleichkommt in dir, zum Schein nur, zum Schein,
stülpte dich aus in namenlose Überzeichnung –
kautest Granatapfelkerne auf der Wabenstraße,
da ich sang, Amselkalligraphien ins Atemgewölbe,
Wolken tanzten und Mähnen wie Schaum, wie Gravuren im Stein,
und fragte mit stroherner Stimme, einem Sirenenton
deinen Ohren, wächserne Fäuste, geschlossen zum Schein nur:
„Und wie ist es mit dir, wenn du mir selbst dich verähnlichst
am Ende meiner Etappen und anredest mich durch mich selbst?“
Und meiner Taube wuchs eine blaue Scherbe durch die Kehle,
da ich Forsythie war und aufschrie vor Farbe,
da ich Falke war und schrie nach Handschuh und Haube
und meine Taube flog schlafwärts, die Sonne im Bauch,
und Mänadengebell erscholl das ich nicht umwiehern konnte,
und mein Haupt wurde ein singendes Schiff auf dem Fluß der uns trennt,
und ich tanzende Rose im Wind die am Galgenbaum lachte,
und entband Nachtigallen vom Grund der entmündigten Dolde,
da es Steine hagelte die Küssen glichen und zerbrachen
am siebentausendjahrereichenden Handrücken der Sehnsucht.