Wie soll man ihn auch nicht verpassen, wenn man im Internet
die Zeitung von morgen liest, die Songs der schwach leuchtenden Rock-
Sternchen hört, die sich als Supernovas ausgeben. Wenn man sieht,
wie der Tsunami von vor Jahren immer noch dieselben
Dörfer verwüstet und die Türme des World Trade Centers sich jede Nacht
rasend schnell selbst wieder aufbauen, um dann am Tag faul
wieder einzustürzen. Ja, sag, wie soll man ihn auch nicht verpassen,
seinen Augenblick, in einer Welt, in der eine Zeitung
in vier Versionen rauskommt: einer konservativen,
einer liberalen, einer gemäßigten und einer ohne Text? In Zeiten,
in denen die ungenutzen Minuten aufs Konto des nächsten Monats
gutgeschrieben werden. Ich habe meinen Augenblick verpasst. Wann, wo?
Oder vielleicht hat er mich verpasst? Ist hinter dem
Horizont verschwunden, hat sich ausgebreitet in die Unendlichkeit.
Und wartet.
Aus dem Polnischen von Andre Rudolph
- - - - - - - Alternative Übersetzung - - - - - - -
Ich habe meinen entscheidenden Augenblick verpaßt
Aber wie wäre er denn nicht zu verpassen, während wir im Internet
die Zeitungen von morgen lesen und die Rocksongs weißer Zwerge
hören, die Supernovas imitieren. Während wir zusehen,
wie derselbe verjährte Tsunami wieder und wieder dieselben
Dörfer verschlingt und die Türme des World Trade Centers jede Nacht
blitzschnell wiederaufgebaut werden, damit sie am Tag nochmal langsam
zusammenstürzen können. Mensch, wie wäre der entscheidende Augenblick
nicht zu verpassen in einer Welt, in der jede Zeitung
in vier Versionen erscheint: eine konservativ,
eine progressiv, eine gemäßigt und eine ohne Text. In Zeiten,
in denen wir die unverbrauchten Minuten auf den nächsten
Monat übertragen. Ich habe meinen Augenblick verpasst. Wann, wo?
Oder hat er vielleicht mich verpasst? Verschwunden
hinter dem Horizont, unendlich aufgebläht.
Und wartet.
Deutsche Fassung von Brigitte Oleschinski.
Die Übersetzung entstand im Rahmen des Übersetzungsworkshops Versschmuggel des Poesiefestivals Berlin 2009.