Martina Weber
Nur eine Straßenecke
Nur eine Straßenecke
Manchmal spielt sich alles nur an einer Stelle ab. Da ist das Haus,
das ist der Gehweg, und hier die Laterne. Der Atem über frisch
gefallenem Schnee. Etwas ist fast nicht sichtbar. Wie der
Schatten der Laterne wandert und das Licht. Eine Ahnung von
Möglichkeiten. Ein Mann stapft über den Schnee, schiebt mühsam
ein Fahrrad. Schuhabdrücke, als wäre es weißer Sand, die Linie
des Reifens, ein Song. Es sind die groben Flocken, die segeln.
Die winzigen, feinen erkennen Sie, wenn Sie Richtung Laterne
schauen, in die Streuung des Lichts. Eine Nacht in Schwarz-weiß,
ohne Bewertung betrachten. Jemand hat den Hund nochmal
rausgelassen. Zoom auf die Spuren der Pfoten des Hundes. Wenn
man das Kind gewesen wäre, und mit genau diesem Hund durch
die Felder gerannt, es wäre immer Sommer gewesen, ein schmales
Stück Wiese, man wäre über die großen Steine gesprungen, bis
es nichts mehr gab, was einen halten konnte, man hätte zitternd
mit fremden Menschen gesprochen, aber da waren gar keine
Menschen, man hätte stolz den Hals des Hundes gestreichelt,
aber da war gar kein Hals, da war auch kein Hund, und niemals
fiel eine Nacht lang Schnee.