Nadja Küchenmeister
morgenschauer
morgenschauer
nebel überfällt die berge wie im flug und schleicht
metallisch um die spitzen karger bäume. der morgen
ist von tau zerfressen, leckt an einem straßenschild.
dein tier ist wach und lauscht dem rauschen in den
pappeln. von krähen schwer beladen sind die masten
eine schwarze fracht, und ein geräusch ist in den lüften
als würde jemand in der ferne särge putzen, schon die
halbe nacht. die dumpfheit alter schauermärchen, alter
lieder. dein tier liegt ausgestreckt mit aufgesperrtem
rachen und lässt den atem durch die lücken seiner zähne
streichen. ein wagen schleppt die regenfeuchte wie trauer
an den sommerreifen nach. ist auch der himmel wieder
reingewaschen und von so leichter heiterkeit: dein tier
ist müde, will nicht mehr. und es erzählen immerzu
die pappeln und einmal blüht die königin der nacht.