Richard Huelsenbeck
[Mit güldenen und roten Segeln]
Mit güldenen und roten Segeln
fuhr ich hinauf Central Park West zu den
wirren Vierteln, wo die Portorikaner mit Huhn
und Hund, zwischen Decken und Diesteln der
alten Heimat geruhsam Bildnis zurückschrein.
Im Traum und auf den Straßen, eingewickelt in
des Golfstroms nördlichen Dunst und Schein,
mit schweißigen Händen und Haupt –
oh Heimat im Busen des Südens und der Windsbraut,
so gedenken wir dein.
Warum fütternde Brüste gabt ihr nicht
Milch genug, die Zukunft zu düngen?
Und warum wurde das Gold des Abendlichts
Kupfer nicht im Hosenbund und Brot
zu brechen für Hunger und Hund...?
Ach, so fuhr ich mit roten Segeln hinauf
Central Park West, auf dem Zement und ge-
wiegt von des Benzins häutigem Schal.
und die Menschen des Alltags begrüßten
mich und die Wehmut des Wassers
um mich herum und sie winkten der Schön-
heit, die ihre Brust nicht gekannt,
und die Gesichter der Frauen in
starrem Hinblick, Musen der Stunde,
sagten sie Ja zu meinem Beginn.
Hier bin ich, Schiffer der Städte,
dem Mastbaum verbunden, den Falter
der Sehnsucht im offenen Knopfloch,
vorwärts stotternder Kämpfer und Künder
des Hafens, der sich verschließt.
Acht Glas schlägt, und wir sitzen bei
Tisch. Wo ist die Bibel und wo ist der Sinn?
Haben wir nicht Meile um Meile der Hai-
fische Gier betrogen und sind wir nicht,
Voraneiler der Wellen, dem Himmel vereint?
Ach, wir wiegen dich auf den Händen, Jahr-
hundert des Sinns, der Qual und der Schön-
heit der Weiber, die uns bedrängt.
Atemumflossenes Bild der Befreiung –
wir sind dir verhängt.