Tom Schulz
Kanon vor dem Verschwinden
Kanon vor dem Verschwinden
die Trauerränder, die nachtblau
zerstochenen Venen; die Geburtstagskarten
ins Jenseits, während du durchgefeuert wirst
im Universalsarg, einfachste Ausführung
wie verrinnst du denn und dein Pferd
Rosinante; ich singe
dass dem Tod kein Scheich
Tum gehören soll, keine wüste
Wüste
wer kippt den Heilerde
Cocktail herunter, der zwischen den Zähnen
knirscht, vor der 24 Stunden globalen Versand
Apotheke, wer nippt am Scheidebecher
und lässt die Heide Einbetten, Umbetten
Ankleiden postmortal erblühen
bei den Tumorspendern, den Asbest
Fenstern eines kranken Hauses am Rande
der Schlafstadt, wo die kranken Schwestern
alle Gestern zurückrufen auf den rational
pharmaverwirrten Tablettenwagen, mit schwarz
verfärbten Handschuhen, bei den endos
kopierten Bildern, auf denen die Geschwür
Blumen zum späten Rot Harnstrauß
Trompetensolo hinwuchern
an den letzten Novembernächten, so mild
dass du mich ausziehst, bis unter die skelettartige
hautfarbene Unterwäsche, als würden wir in
einander eindringen wie lotsenlose Flug
Körper in verletzte dahin treibende Lufträume
wovon singst du denn und dein langer Insel-Eistee
der für keins der Manhattan die Wette annimmt
ich swinge und sage, ich heirate die drei Schwestern
und dem Tod soll keine Gründerzeitvilla bleiben