Christian Filips
Heiße Fusion: Syntaxlehre I
Heiße Fusion: Syntaxlehre I
(Readymade zum Börsenmagazin "Nebenwerte" mit Kommentar)
"Die Geldschöpfung ist auf eine unsterbliche Personengruppe übertragen worden."*
(Readymade aus dem Börsenmagazin „Nebenwerte“, 23.10.2009)
* Kraft welcher Struktur erregt dieser Satz den Widerspruchsgeist, an welchen Anstand appelliert das? Wie zeigt sich darin – sprachlich – die Verfasstheit gegenwärtiger sozialer Umgangsformen? Vielleicht liegt hier eine spezifische Form des Nicht-Gebrauchs vor, eine Art syntaktischer Inaktivitätsatrophie. So als wären die ewigen Gelenke dieses Satzes verkümmert. Und wie sollte es auch anders sein bei unsterblichen Personen, die nur in Satzgruppen ihr Dasein fristen? Es fehlt der Unsterblichkeit ebenso an wendiger Bewegung wie diesem Satz, trotz seiner behaupteten Übertragungsleistung. Gerade das – die ausbleibende, aber verheißene Übertragung – versetzte ihn womöglich in eine Art Stupor. Schreckstarr und ausdruckslos, bei extremer innerer Gespanntheit.
"Die Geldschöpfung ist auf eine unsterbliche Personengruppe übertragen worden."**
**... diese subjektlose Syntax, der maskierte Kult einer Omnimetrie. Die unsterbliche Personengruppe dieses Satzes tritt auf als die Gemeinschaft nurmehr numerisch verfasster Gläubiger in der Kirche der Zahlen und Daten.