Kerstin Preiwuß

[Hab mich ausgesperrt]

Gedichte

• 1 [Aalmutter fang an dann rede ich.] | Übersetzungen: fiensl
• 2 [Die Windsbraut schläft in mir] | Übersetzungen: fiensl
• 3 [Die Wölfin trägt mich am Nacken durch die Welt] | Übersetzungen: fiensl
• 4 [Habt ihr meinen Fisch gesehen?] | Übersetzungen: ensl
• 5 [Wird die Unruhe mich nicht erreichen] | Übersetzungen: fiensl
• 6 [Das ist der Winter] | Übersetzungen: ensl
• 7 [Hab mich ausgesperrt] | Übersetzungen: ensl
• 8 [Außen ist Welt immer das ganz Nahe] | Übersetzungen: ensl
• 9 [ich will was durch meinen mund flattert] | Übersetzungen: ensl
• 10 [Bin leer in mir ein Gefäß innen] | Übersetzungen: ensl

Sprache: deutsch

Übersetzungen: englisch ([Locked myself out]), slowenisch ([Zaprla sem se ven])

[Hab mich ausgesperrt]

Hab mich ausgesperrt.
Für einen Moment sage ich mir
der Winter steht vor der Tür.
Hab mich eingehüllt in ihn
und hör nicht mehr viel
von der Welt.
Ich schlaf in ihr.
Atme kaum dabei.
Im Traum esse ich süßen Brei.
Das ist fast zu viel.
Mein Pelz ist aus Dunkelheit.
Dunkelheit ist ein schönes Gefühl.
Nur im Winter werde ich alt.

Übersetzungen:

Sprache: englisch

[Locked myself out]

Locked myself out.
For a moment I tell myself
winter has arrived.
Wrapped myself inside
and don’t hear much more
from the world.
I sleep in it.
Barely breathing.
Dreaming, I eat sweet mush.
It’s almost too much.
My fur is made of darkness.
Darkness is a pleasant feeling.
I only grow older in the winter. 

Sprache: slowenisch

[Zaprla sem se ven]

Zaprla sem se ven. 

Za hip si rečem

zima je pred vrati. 

Ogrnila sem se vanjo 

in ne slišim kaj dosti

o svetu. 

Spim v njem. 

Skoraj ne diham. 

V sanjah jem sladko kašo. 

To je skoraj preveč. 

Moj kožuh je iz teme. 

V temi se dobro počutim. 

Samo pozimi se staram. 

Kerstin Preiwuß

Foto © gezett.de

* 21.11.1980, Lübz (Meckl.), Deutschland
lebt in: Leipzig, Deutschland

Kerstin Preiwuß, 1980 geboren in Lübz (Meckl.) wächst in Plau am See und Rostock auf. Sie studiert zunächst Germanistik, Philosophie und Psychologie in Leipzig und Aix-en-Provence, und beginnt danach ein literarisches Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig, an welchem sie heute eine Lehrtätigkeit innehat. 2010 hat sie die Herausgeberschaft der Literaturzeitschrift „Edit“ übernommen.
Kerstin Preiwuß ist verheiratet und lebt mit ihren beiden Kindern in Leipzig.

Foto © gezett.de

2006 erschien ihr Lyrikdebüt ,nachricht von neuen sternen', 2012 der vielbeachtete Gedichtband ‚Rede‘ sowie 2014 der Roman ‚ Restwärme‘. Die Lyrikerin Monika Rinck bescheinigt den Gedichten von Kerstin Preiwuß eine „Komplexität in Leichtgesagtem, wobei das Leichte wie in einer Kür dasjenige ist, das am schwersten zu erringen ist.“

Preiwuß erhielt u.a. ein Hermann-Lenz-Stipendium (2008), ein Aufenthaltsstipendium des Künstlerhauses Lukas in Reykjavík (2009), ein Arbeitsstipendium des Deutschen Literaturfonds (2010) und den Mondseer Lyrikpreis (2012).

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