Christian Loidl
falsche Prophezeiungen III [Auszüge]
SCHAU SIE DIR AN: so kannst du
sie nicht sehn
wir sind im himmel
mädchen
still aus dem zweifel und
im stillen still
öffnet die trauer hier
den raum:
den namenlosen
durst,
den zufalls-
hunger
die kindheits-unschuld und
das seelenheil
die blonden flügel lächeln
mit den falten.
als sie uns tauften, banden sie
die unschuld fest
in einem brunnenloch.
es schlägt der herr
die seinen
alle
anders.
DOCH ALS ICH IN DEN SANFTEN DÄMPFUNGEN
der nachmittage engel aufnahm,
die mir die frau als baum des lebens zeigten
und mir den frost vom rippenkorb abküßten,
da half auch oft, was eva nie verscherzte –
das paradies, das mit den tränensalzen
zugleich das meer birgt und den atmungs-tau.
AUS MEINEN DICHTEN LIDERN
sprühn gräsern andre augen,
daß mir ein berg aus mut zuwächst
und die verlorne aufhebt.
von ihr, an der ich meine stimme wärme,
sei auch der name des gestirns entliehn,
in das der augenschein sich schlafend hüllt.
bild, singendes, in dem der mittag ruht –
wir fielen bar des grunds
einander zu.
in weiter klarheit trank
den mund die mündin.
sag mir, wer bist du, daß du tilgst,
was auf der zunge liegt,
jetzt tief, jetzt neckisch-seicht,
graswirr und schlangenhell,
je nach der art, wie wir die göttin wiegen –
seit ich den schlangenchor
aus deinen augen las,
führt jedes buch in dich
und jeder schlaf.
ich wußte nicht, daß ich schon dir gehörte,
als mut und glück vor jeder frage tanzten,
daß ich die stille sah und ihre wärme griff,
und in der wärme leise,
leise
schreie